13. Juni 2020
13. Juni 2020
Es reicht nur für Stichworte, mal wieder hält mich die Migräne in ihren Fängen. Die ist derzeit viel zu oft Gast, mein Migränetagebuch sagt, dass ich letzten Monaten genau acht Tage ohne Kopfschmerzen war. Verursacht wird sie einerseits von Nackenverspannungen, andererseits aber auch von Hormonschwankungen. Es ist lästig und manchmal kaum auszuhalten.
Schön heute war, dass die Fortschritte auf der Terrasse rasant sind und dass uns die ausgesuchten Fliesen immer noch sehr gut gefallen. Wir freuen uns sehr, die Terrasse wieder als Wohn-, Ess- und (Sommer)Schlafzimmer nutzen können.
Traurig heute war die Nachricht über einen überraschenden Todesfall in der Familie.
12. Juni 2020
12. Juni 2020
Goldene Internetregel Nummer eins: schreibe niemals etwas ins Internet, wenn Du Alkohol getrunken hast. Nach Aperol, Weinschorle und Whisky Sour befolge ich diese Regel beinahe brav und sage nur: ein wunderbarer Abend mit Freunden. Noch wunderbarer – und da sind wir uns einig – wäre er bei uns auf der Terrasse oder bei ihnen im Hof gewesen, denn im befreundeten Weingut war viel zu viel los. Wir sind das einfach nicht mehr gewohnt, dass am Nebentisch fremde Menschen sitzen. Ich bin ein bißchen erleichtert, dass nicht nur ich das so empfand.
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Nachdem ich die Enten in den Stall gebracht hatte, musste ich einen großen Schritt über frischverlegte Platten in unser Wintergärtchen hinein machen. dabei rutschte ich ab und schrappte mit dem Knöchel über die Schwelle. Zum Abschluss eines wunderbaren Tages sitze ich also mit Kühlpäckchen auf dem Sofa und jammere nur ganz leise.
Bis morgen!
11. Juni 2020
11. Juni 2020
Weil der Gatte heute mit dem Hund rennen wollte, hatte ich den Vormittag frei und somit Zeit für ein ausgiebiges Beautyprogramm. Zu Kaffee und erster Internetrunde (Erkenntnis von dieser Runde: die Blogs kommen vielleicht langsam zurück. Also echte Blogs, solche, deren Inhalte schön zu lesen und nicht suchmaschinenoptimiert sind), lackierte ich meine Fingernägel. Sorgfältig mit Unterlack, Farbschicht und Überlack, so habe ich das im Internet gelernt. Meine Nägel sind jetzt so dick, dass ich Schlitzschrauben drehen kann. Falls ich also plötzlich ohne Werkzeug irgendwo gefangen bin, wird es ein Leichtes sein zu entfliehen. Die vielen Lackschichten haben übrigens nicht die Gartenarbeit überstanden und vielleicht wäre es ja auch klug gewesen, die Kiesel zum Beschweren der Wasserpflanzen mit Handschuhen aus dem Eimer zu klauben. DAS hat mir das Internet nicht beigebracht.
Als die Nägel aber noch hübsch aussahen, also die erste Stunde nach Lackauftrag, frühstückten wir frischen Hefezopf mit frischer Erdbeerkonfitüre, gemütlich zu dritt. Danach begann der Gatte Platz für weitere Bienenvölker zu roden, der Jüngste schob den Staubsauger durch alle Zimmer und ich widmete mich weiterhin meiner Schönheit: neue Farbe für die Haare. Frisörbesuche gehören sowieso nicht zu meinen Lieblingsevents, mit Maske derzeit noch weniger und so ist meine Frisur das Ergebnis eines beherzt angesetzten elektrischen Haarschneiders. Nicht so richtig gelungen, aber so kurz, dass ich sehr unbekümmert mit Farben spiele. Das Türkis der letzten Woche war nun sehr verblasst, neonblau wartete auf mich. Während die Farbe einwirkte (directions, übrigens), war Zeit für eine zweite Internetrunde, diesmal durch das Bilderinternet. Ich weiß gar nicht so recht, warum ich das tue – möglicherweise ist das halt so wie mit den Klatschzeitschriften im Wartezimmer: man schaut sie sich irgendwie fasziniert an. Ich blieb also hängen. Sah Schwangeren beim Bauchreiben, Kindern beim Eisessen und Babys beim niedlich Aussehen zu. Manchmal mit Werbung, meistens kombiniert mit merkwürdigen Fragen. „Findet ihr nicht auch, dass meine Kugel noch größer geworden ist?“ „Ist _das Baby_ nicht supersüß?“ und zum Baby durch die Kamera „oh, du bist SO süß!“. „Kinder dürfen irgendwelche belanglosen Fragen, die ihnen durch die Kamera gestellt werden, beantworten oder sie zeigen irgendwas. Das Spielzeug, das zu bewerben ist, zum Beispiel. Liest sich schon komisch, oder? Habe ich aber nicht erfunden oder auch nur überspitzt dargestellt. Leider.
Es gibt irrsinnig viele dieser Accounts und weil ich neugierig bin, habe ich in meiner Story nachgefragt, warum diesen Accounts überhaupt gefolgt wird, warum sie so erfolgreich sind? Was veranlasst Menschen dazu, „Boah, ja, du hast echt eine schöne Kugel!“ zu schreiben oder sich in sich überschlagenden Superlativen zu fremden Kindern zu äußern?
Zur letzten Frage bekam ich keine Antwort, vielleicht gibt es keine Schnittmenge zwischen mir und Mütteraccounts. Ansonsten ist es wohl eine Mischung aus Sensationslust, Gafferei und verschämtem Stillen von Neugier. Ich bekam etwa hundert Antworten in diesem Stil. hundertTAUSEND Menschen aber folgen diesen Accounts und bejubeln jeden noch so kruden Satz, beantworten jede „sagt doch mal, haben eure Kinder auch schon mal gepupst?-Aufforderung und überschlagen sich bei wirklich horizonterweiternden Fragen wie „Esst ihr lieber rote oder grüne Gummibärchen?“
Ach ja, ich schreibe mich in Rage, dabei ist dieses Thema so egal. Es ist so leicht, ein bißchen Wissen weiterzugeben, ein paar Geschichten zu erzählen, womöglich sogar ein bißchen aufzurütteln oder zum Nachdenken anzuregen. Stattdessen schauen sich die Menschen Lippenstift-, Tee- und Leggingswerbung an und füttern damit dieses ganze Werbungssystem, in dem Kinder arbeiten und Menschen mehr Bedeutung erlangen, als sie es je verdient hätten.
Den Rest des Tages war ich im Garten, vermied es, mich von Bienen stechen zu lassen, trank mit dem Gatten Kaffee, knuffelte Hund und Kater und knipste Blümchen-und-Bienchen-Bilder. War dann auch ok.
10. Juni 2020
10. Juni 2020
Gerade mal vier Stunden dauerte es, dann waren sämtliche alten Fliesen von der Terrasse geklopft! (Ich habe es mir bis gerade eben verkniffen, „das hätten wir schon früher haben können“ zu denken)
Der Gatte und ich haben den Anblick einer völlig leeren Terrasse andächtig genossen, auf der Mauerbrüstung sitzend, mit einem Feierabendbier. Und taten das, was wir beide sehr gut können: die nächsten Terrassen- und Gartenprojektpläne schmieden. Die Rampe von der Terrasse in den Garten runter zum Beispiel. Die braucht sowohl einen neuen Belag als auch ein neues Geländer, das ist vermutlich aufwändiger als wir denken. Und die Polsterboxbank, die an der einen Terrassenseite steht. Die soll neu gebaut werden, länger, damit drei Boxen darunterpassen, nicht nur zwei wie bisher. Wir brauchen nämlich drei Boxen, weil ich ein klitzekleines Gartenmöbel-Kissensammelproblem habe und die Kissen und Polsterauflagen wollen ja gelagert werden. Ein zweites Sonnensegel haben wir angeschafft, das muss bei Sturm oder Regen ebenfalls untergebracht werden. Stabil muss die Polsterboxbank sein, denn wir liegen da sehr gerne drauf. Und weil sie geschützt an der Wand steht, lässt sich darauf auch in der Januarsonne schon ein Kaffee trinken.
Für den oberen Gartenteil habe ich viele, teilweise noch sehr unausgegorene Pläne. Zuerst müssen die dort gelagerten Gartenmöbel wieder auf die Terrasse und dann lege ich dort los. Mit einem „Waldsofa“ liebäugele ich sehr. Oder mit einem Hängesessel. Oder beidem. Der Jüngste muss eine Wasserleitung und ein Abwasserrohr in den ehemaligen Hühnerstall legen, der Gatte ein Starkstromkabel. Der Hühnerstall wird nämlich eine Gartenküche. Zum Honig schleudern, Wachs schmelzen und Konfitüre kochen. Dafür sind die Pläne schon ein bißchen konkreter, aber sehr arbeitsaufwändig. Ich will einen Fliesenspiegel ankleben und vielleicht auch den Boden fliesen. Und wenn eh schon ein Abwasserrohr gelegt wird, können wir direkt auch noch die Gartendusche, die lässig und sehr provisorisch seit vier Jahren an der Schaukel lehnt, fest installieren.
Und zwei, drei weitere Sachen mehr. Alleine im oberen Gartenstück. Das untere Gartenstück wartet auf das Gewächshaus, dessen Liefertermin hat sich nach hinten verschoben, es wird August. Das macht aber nichts, denn bis das Fundament gebaut werden kann, muss noch sehr viel Erde bewegt werden. Und ein neuer Zaun gebaut.
Sie sehen: es wird nie langweilig. Ist es mit einem Garten ja sowieso nicht, denn abgesehen von diesen großen Projekten, ist noch jede Menge Arbeit vorhanden. Obst und Gemüse wollen ausreichend bewässert werden, obendrein auch ein bißchen gehätschelt in Form von Welkes wegschneiden, hochbinden, ausgeizen, anhäufeln, Erde lockern – je nachdem, welches Gewächs welche Zuwendung braucht. Dazwischen muss ein bißchen gejätet werden, vielleicht Mulch gelegt werden oder Grünfläche gemäht. Unser Tümpel muss regelmäßig befüllt werden, Algen herausgefischt und zappelnde Insekten gerettet. (die könnten doch einfach auf den Seerosenblättern landen! Tsss.) Als Bonus haben wir uns ja die Laufenten angeschafft, die zwar das Gras kurz und die Schneckenpopulation klein halten, dafür aber regelmäßig ihren Pool und ihren Stall vollkacken. Viel Arbeit, zum Glück sind die Mistviecher echt niedlich.
So aufgezählt liest sich das fast unschaffbar und stresserzeugend, doch tatsächlich kann ich im Garten wunderbar abschalten. Mich austoben und abarbeiten, Frust verbuddeln und weitere Ideen schmieden. Und wenn ich nicht fertig werde oder etwas länger dauert, kann ich das viel besser aushalten, als die ewige Terrassenbaustelle. Vielleicht auch deshalb, weil ein völlig verwilderter Garten immer noch zum Aufhalten einlädt.
9. Juni 2020
9. Juni 2020
Nach einer eher mittelguten Hunderunde samt aufmüpfigem Hund und gehörten Schwurbeltheorien , wollte ich mich hingebungsvoll meiner schlechten Laune widmen, doch dann kam der Anruf. DER Anruf. Der Chef der Gartenbaufirma teilte uns mit, morgen zwischen sieben und acht käme man, um den alten Terrassenbelag abzustemmen, am Freitag seien die neuen Platten da. Erfahrungsgemäß bedeutet zwischen sieben und acht bei ihm Viertel vor sieben und ach, ich freue mich so sehr, dass es endlich, endlich losgeht.
Begonnen haben wir den Terrassenabriss nämlich schon vorletztes Jahr. Etliche Fliesen waren locker oder gesprungen, bei knapp 60 Quadratmetern Fläche nutzen die tollsten Dehnungsfugen nix, irgendwann lockern sich auch die am Besten verklebten Fliesen. Von denen hatten wir obendrein keine, denn als wir die ersten Fliesen abhoben, entdeckten wir, dass der Fliesenleger sehr mit Fliesenkleber gespart hatte und nicht flächig aufgetragen, sondern ein Kleckschen in der Fliesenmitte platziert hatte. Das war so nicht abgesprochen, aber nun ist es halt verjährt.
„Wir könnten doch mal rasch …“, hatte ich zum Gatten gesagt. Rasch die losen und kaputten Fliesen abnehmen, den alten Kleber abschleifen, neuen Kleber draufschmieren und die Löcher wieder schließen. Egal wie es aussieht, ich würde den Terrassenboden bemalen und wir könnten dann für einen gescheiten Holzbelag, der dann auf die (bemalten) Fliesen käme, sparen.
„mal rasch …“ – Sie ahnen es. Das klappt einfach nie und genauso nie werde ich es lernen. Nachdem die ersten losen Fliesen abgehoben waren, stellten wir fest, dass etwa zwei Drittel der Fliesen nur mit Spucke angeklebt waren und sich mühelos abheben ließen. Der Stapel der Fliesen, die vom Kleber befreit werden sollten, wurde immer höher, ein zweiter, ein dritter und sogar ein vierter kam hinzu. Wir verschlissen zwei Schleifgeräte und etliche Schleifscheiben und -stahlbürsten und doch wurden die Stapel nicht kleiner. Unglücklicherweise beschloss der Gatte seinen Job nicht zugunsten von Kleberabschleiferei aufzugeben, genauso unglücklicherweise stellte sich heraus, dass ich diese Arbeit weder mochte noch so hinbekam, dass sie meinen Anforderungen genügt hätte. Dann regnete es, dann knallte die Sonne, dann waren wir weg, dann hatten wir keine Lust, dann war ein Arbeitsgerät kaputt und irgendwas war immer. Wir stritten uns ziemlich, denn ich war frustriert und ungeduldig, der Gatte war frustriert und genervt und irgendwann war klar, dass wir diese Arbeit abgeben müssen, sonst können wir uns nicht mehr leiden.
Vom gefassten Entschluss bis zum Anheuern von Experten verging ein weiteres halbes Jahr, doch dann ließen sich Freunde die Terrasse erneuern und da Ergebnis überzeugte uns sofort. Nicht der Stil, aber da war so sauber und ordentlich gearbeitet worden, die Abschlüsse so exakt, dass meine innere Perfektionistin, die sich auch gerne hinter „jo, Pia mal Daumen, passt.“ versteckt, jubelte. Am nächsten Tag riefen wir an, am übernächsten Tag kam der Terrassenbauerchef. Kein einziges Handwerkerklischee erfüllend zehn Minuten zu früh und ohne Bauarbeiterdekolleté. Dafür sehr kompetent und mit tollen Ideen. Vielleicht spürte er auch meinen Frust, als ich „Einfach Estrich draufkippen, Hauptsache glatt.“ vorschlug. Er riet zu Feinsteinzeug, weil mit Holz sei das so eine Sache, vor allem weil das Holz gepflegt werden müsse. Und preislich käme das gleich, ungefähr. „Ja“, sagten wir etwas überrumpelt, „Feinsteinzeug klingt super.“
Zwei Wochen später schleppte er uns zwanzig Musterplatten in die Halle. Aschgrau, mausgrau, steingrau. Gelblich, bräunlich, mit und ohne Geglitzer und Steinzeug in Holzoptik. Im Internet sollten wir auch mal schauen, unter „Red Sun“. Und so verbrachten wir zwei doch unterhaltsame Abende mit dem Betrachten von Feinsteinzeug-Videos, schleppten die Musterfliesen auf die Terrasse und betrachteten sie zu unterschiedlichen Tageszeiten und Witterungsverhältnissen. Dann radelten wir zu einem Baustoffhändler, um uns weitere Platten anzusehen und als wir uns ganz sicher waren, bestellten wir.
Der Gatte hat es übrigens ganz gut zusammengefasst: „Wir geben jetzt sehr viel Geld aus, damit unsere Terrasse aussieht wie ein alter Kellerboden.“ Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass uns ein alter Kellerboden auf der Terrasse gefällt. Notfalls bemale ich ihn halt. Mal rasch.