Hurra!

19. Januar 2016

Die Tochter hat es geschafft! Nach etlichen Seiten Text in Englisch zu schwierigen Fragen wie „Wenn eine Situation in deinem Leben nicht gut gelaufen ist, wie hättest du dich anders verhalten können?“ oder „Welche schwierige Situation hast du gut gemeistert und wie?“, nach einem Seminar und sehr viel Bibbern, Bangen und sehr vielen Twitterdaumen, kam gestern die erlösende Nachricht: sie darf ihr FSJ in Afrika machen! Gestern abend dachten wir noch, dass sie in Johannesburg eingesetzt wird, seit heute morgen wissen wir aber, dass sie in Kapstadt arbeiten wird.

Uff.

Wir Eltern schwanken zwischen großer Begeisterung, weil sich der Traum der Tochter tatsächlich erfüllt und mittelgroßer Sorge, weil wir unser kleines Mädchen alleine in die weite Welt ziehen lassen. Doch das ist wohl irgendwann so: sie packen ihr Zeug und brechen auf. UNd manchmal ganz weit weg. Was mich ganz ungemein tröstet ist die Tatsache, dass sie ihren Freiwilligendienst bei einer Organisation ableistet, die schon seit vielen Jahren vor Ort tätig ist: weltwärts. Behüteter käme mein kleines Mädchen wohl kaum nach Afrika.

(und genauso Hurra! Ich weiß, dass ich nächstes Jahr im Februar nicht in den Schnee fahren werde, sondern in den Spätsommer fliege.)

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Vielen, vielen Dank für die vielen Tipps, freundlichen Worte und konkrete Hilfsangebote für meine Sprachkurse und -schüler, die mich über verschiedene Kanäle erreichen. Ich melde mich, bin nur gerade etwas knapp an Zeit.

Danke auch für den bescheuertsten Kommentar, der jemals hier als Antwort eintrudelte und den ich nicht freigeschaltet habe, weil ich dem keine Plattform bieten möchte. Fremdenfeindliche oder mich, meine Familie und unsere Lebensweise betreffende Kommentare werden nicht freigeschaltet, da können Sie sich die Finger blutig tippen. Und nein, ich bin so voller Glück und Freude, Sie treffen mich nicht. Ätsch.

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Wenig Grund zum Hurra! rufen bietet das Schulbuch des Jüngsten, „Anlagenmechanik. Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Grundwissen. Lernfelder 1-4.“ aus dem Westermann Verlag. Der beste Vater meiner Kinder hat heute abend zusammen mit dem Jüngsten für dessen anstehende Arbeit gelernt, mit Hilfe dieses Buches. Unglücklicherweise wimmelt es in diesem Buch von Fehlern und Erklärungsmangeln und -mängeln.

Beispiel: Die Festigkeitsklasse einer Schraube wird in N/mm² angegeben, d.h. die Belastbarkeit einer Schraube hängt von ihrer Größe ab. Was leider nicht erklärt wird, ist: wie stark darf eine bestimmte Schraubengröße belastet werden? Eine Rechnung dazu findet man ohne weitere Erklärung oder Hinweis auf Zusammenhang in einer Beispielaufgabe.

Beispiel:

mist

Die Erklärungen haben nichts mit den angegebenen Werten zu tun, denn eine M16 Schraube hat nun mal keinen Nenndurchmesser von 12 mm sondern eben von 16 mm. (wie der Name ja schon vermuten lässt)

Auch wie sich die Nennlänge von 90mm aus der Zahl 65 ableiten lässt, wird nicht erklärt.

Es ist ein Elend. Lernen fällt da schwer, wenn sogar die Gefahr besteht, Falsches zu lernen. Wie kann es sein, dass ein solches Buch vom Verlag durchgewunken wird? Und muss es jetzt tatsächlich so laufen, dass wir gemeinsam mit dem Jüngsten bis zum Ausbildungsende recherchieren müssen, damit er keinen Mist lernt? Weia.

11 Kommentare zu “Hurra!”

  1. Evi Balzar sagt:

    Schulbücher werden kaum mehr Korrektur gelesen, sodass derlei Murks nicht mehr auffällt. Wichtig ist, vor dem Konkurrenzanbieter auf den Markt zu kommen, denn wer erst da ist macht Umsatz. Der korrekte Inhalt ist da zweitrangig.
    Gratulation der Tochter und der großartigen Mama.

  2. Monika ZH sagt:

    Glückwunsch an die Tochter!
    Und ein herzliches „oooohhmmmmm“ an die Eltern. Die Kinder sind groß und vernünftig, die machen das! Aber das wissen Sie ja selbst. Gegen die Glucken-Anwandlungen hab ich auch noch kein Mittel gefunden ;-).

    Ein weiteres „oooohhmmmmm“ für den Jüngsten und die vertrackte Schulbuch-Problematik.

    Und zum Schluss ein „Hut ab“ um all Ihre Bemühungen bezüglich des Sprachunterrichts.

  3. Selphie sagt:

    Hm, können Sie evtl. in einem Fachgeschäft nach einem anderen Buch fragen? Bzw. vielleicht gibt’s ja im Ausbildungsbetrieb schon Erfahrungen mit anderen Büchern? Es gibt ja oft verschiedene zugelassene Bücher, vielleicht erklärt ein anderes es besser bzw. vor allem richtig? Ich kann ja mal verraten, dass Lehrer auch oft für Klausuren andere Bücher von anderen Verlagen verwenden, von daher kann es unter Umständen auch in der Hinsicht gar nicht so schlecht sein, mal ein anderes Buch zu konsultieren (wobei ich da wahrscheinlich nichts Neues verrate…). Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn gute Nerven fürs Lernen und lasse Ihnen ein positives Lächeln da! :)

  4. Susanne sagt:

    Herzlichen Glückwunsch dem Töchterlein. Das ist die beste Erfahrung, die sie machen kann. Ich selbst habe 2 Jahre in Südafrika gelebt – diese Eindrücke…(ich fange jetzt nicht an seitenlang zu schwärmen…grins…keine Angst) Schade nur, dass es Kapstadt ist und nicht Johannesburg. Ich vergleiche die beiden Städte immer mit München und Berlin, wobei ich immer das hippe, junge, zwar nicht so traumhaft gelegene, aber so vibrierende Johannesburg der Stadt am Kap vorziehen würde.
    Herzliche Grüße aus dem nahen Nordbayern,
    Susanne

  5. Liisa sagt:

    Hach, nicht nur, dass es für das Töchterlein mit Afrika klappt, sie hat mit Kapstadt auch noch das beste Los für Südafrika gezogen. Kapstadt ist viel schöner als Johannesburg! Das wird toll!!

  6. Brigitte sagt:

    Loslassen muss man üben. Wir haben auch geübt und ich weiß, dass es sich leicht schreibt und schwer lebt. Unsere Tochter reiste nach dem Abi mit einer Freundin durch Australien und Neuseeland (Travel and work) und ich erinnere mich noch an den Bericht über die Giftschlange, die durch die Katzenklappe kam als die Farmerfamilie den Tag ausser Haus war….und die Mail aus Neuseeland, als Tochter und Freundin (Führerscheinneulinge) einen Kombi kaufen wollten zur Durchquerung von Nord- und Südinsel und um Hostelgebühren zu sparen darin übernachten wollten. Aber sie kam heil und gesund wieder – reicher an Lebenserfahrung und Selbstvertrauen (und an Heimwehkummerkilos). Also der Tochter eine wunderbare Zeit in Südafrika.

  7. Eva sagt:

    Unsere Babysitterin war 2012 mit weltwärts in Kapstadt im Kinderheim Rainbow of Hope. Das war das Beste, was sie tun konnte, die war völlig happy. Eltern sind dann Ostern zu Besuch gereist. 1 Jahr später dann ihre Mutter (welche meine Freundin ist), sie und ich zusammen in Südafrika. (Blogbeitrag mit Reiseeindrücken!)Genialst. Ich bin seitdem Afrika -addiccted. Wir alle.
    Freut Euch !!!!! Toll!!!
    LG Eva

  8. Eva sagt:

    Ps. Obwohl ich nicht in Capetown war… Johannesburg ist einfach irre. Aufbruchstimmung und Neuanfang. Symphatisch durch die schmerzlich sichtbare Vergangenheit. Unsere 1.beiden Tage und der letzte ….und sogar einen Freund fürs Leben kennengelernt.

  9. petra sagt:

    Herzlichen Glückwunsch für die Tochter ! Die beste Erfahrung, die sie machen kann. Aber Mütter ( und Väter) tun sich doch etwas schwer beim Loslassen, es wird aber besser mit der Zeit. Alles Gute für das Physik-Abi !! LG. petra

  10. Eva sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    irgendwie verläuft bei ihnen grad so viel parallel zu unserem ALltag, ich bin beeindruckt. Dabei wohnen wir doch in unterschiedlichen Teilen Deutschlands.
    Bei uns steht, wie bereits bei Instagram kommentiert, auch das Abi vor der Türe; ebenso wissen wir seit kurz vor Weihnachten, dass unser Sohn (bald 19) Anfang Juli auch in die große weite Welt aufbrechen wird. Ebenso mit weltwärts, ebenso für ein Jahr, allerdings nach Arequipa (Großstadt im Süden Perus in den Anden). Ebenso weiß ich, dass wir dann im nächsten Winter dort Urlaub machen werden, um unser kleines Kind ;-) zu besuchen, und zwar mit dem großen Kind zusammen. Das große Kind wohnt schon seit ein paar Jahren wegen des Studiums in München, sie wird Lehrerin. Wir fangen schon mal an zu sparen!
    Seit langer Zeit lese ich auf Ihrem Blog mit, da es so viel Ähnliches (aber natürlich auch ganz Anderes) gibt. Ich bin ein Jahr älter als Sie und wir haben „nur“ 2 Kinder, keinen Hund, aber unser Ringelfranz heißt Muckla. Letztes Jahr waren wir auf meinen Wunsch auch auf der Durchreise in Nierstein und haben im Cafe Ernie und Illi vorzüglich gefrühstückt und im Regen durch „Ihr“ Nierstein gelaufen.
    Danke für die menschlich-netten-unaufgeregten Einblicke in normales Familienleben, das mit all seinen schönen und weniger schönen, anstrengenden und tollen Momenten so ähnlich auch bei uns abläuft und einfach zeigt, daß das schon passt so!
    Gutes Gelingen beim Restabi der Tochter und dem beruflichen Finden der Jungs, das wird sicherlich funktionieren (das Wesentliche haben sie nämlich von Ihnen persönlich erhalten: gute Kinderstube, Halt in der Familie, Alltag…), viel Energie bei Ihren Unternehmungen mit den Flüchtlingen, Gesundheit und was man so braucht,
    das wollte ich Ihnen einfach mal wünschen!
    Viele Grüße,
    Eva aus BaWü

  11. Die liebe Nessy sagt:

    Gratulation an die Tochter! Das wird eine spannende Zeit!

    Es ist natürlich auch eine gute Gelegenheit, mit dem Bloggen zu beginnen … :)