Für alle, die den Weg des Jüngsten schon lange verfolgen, mag ich heute mal einen kleinen Statusbericht geben. Auch weil mir das heute den Tag erhellt.

Er ist jetzt in zweiten Lehrjahr zum Anlagenmechaniker. Jeden Morgen steht er tapfer um Viertel nach fünf auf, denn sein Arbeitsbeginn ist um sechs Uhr. Zum Glück muss er nur fünf Minuten bis zum Betrieb laufen, sonst wäre seine Nacht noch kürzer!

Da er meistens auf Großbaustellen in Frankfurt oder Wiesbaden arbeitet, kommt er oft auch erst gegen 18:00 Uhr heim. Das ist nicht wirklich nach den Richtlinien des Jugendarbeitschutzgesetzes, geht aber halt nicht anders, die Anfahrtswege sind eben lang. Zum Ausgleich bekommt er dann öfter „Überstundenfrei“ und das ist natürlich klasse. Die langen Arbeitstage schlauchen ihn mittlerweile nicht mehr so sehr, am Anfang schlich er hohläugig durch die Gegend und schlief fast während des Abendessens ein. Nach Feierabend setzt er sich sehr gewissenhaft an sein Berichtsheft und verfasst den Tagesbericht, am Wochenende schreibt er den längeren Wochenbericht. Für letzteren bekommt er Unterstützung von uns, die Tagesberichte schafft er allein.

Man sieht ihm an, dass er hart körperlich arbeitet! Er ist zwar dreißig Zentimeter kleiner als sein großer Bruder, hat aber sehr viel breitere Schultern und eine gigantische Kraft. (das ist er auch verdient sehr stolz drauf)

Er ist sehr zufrieden mit seinem Arbeitsleben. Wenn die Berufsschule nicht wäre, wäre alles nahezu perfekt. Morgen schreibt er eine Arbeit, deswegen hat ihn der beste Vater meiner Kinder gerade abgehört. Er beherrscht seinen ganzen Stoff, kann auf Nachfrage sehr viel dazu erzählen – aber beim Hinschreiben vergisst er die Hälfte. Und bei der anderen Hälfte ist er so langsam, dass er mit Manchem nicht fertig wird. Doch bisher hat er Dreier und Vierer, auch manchmal eine Zwei geschafft und das reicht! Niemand wird nach diesen Noten fragen.

Es macht mich sehr glücklich zu sehen und zu hören, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Wie seine Augen leuchten, wenn er mir erklären kann, wie beispielsweise ein Rückschlagventil funktioniert und wofür man es braucht. Endlich mal was, in dem er besser Bescheid weiß als wir alle.

Er hat da wohl seinen Weg gefunden. Wie toll!

16 Kommentare zu “15.11. – gegen das Novembergrau”

  1. Jana sagt:

    Hach, ich freu mich ganz arg für den Jüngsten und für Sie! Weiterhin alles Gute! :)

  2. Spontiv sagt:

    Das freut mich sehr für ihn!

  3. Monika sagt:

    „Niemand wird nach diesen Noten fragen.“- Richtig, niemand, es spielt überhaupt keine Rolle.

    Ich freue mich sehr für Sie und den jüngsten Sohn!

  4. Sandra sagt:

    Er kann stolz auf sich, aber auch dankbar für diese Eltern sein.
    Noten sind grundsätzlich egal, aber irgendwann kommen ja Zwischenprüfung und Abschlussprüfung.
    Ich kenne jetzt die „Baustellen“ des Sohnes nicht, aber in meinem Bundesland gibt es die Möglichkeit einen Nachteilsausgleich zu beantragen, z.B. Zeitverlängerung, Prüfungsbegleitung…, allerdings muss das bereits bei der Zwischenprüfung erfolgen. Vielleicht kommt das ja den Bedürfnissen des Sohnes entgegen?

  5. Alex sagt:

    So schön, dass er seine Chance doch noch bekommen hat.
    Alles Gute

  6. Helga sagt:

    Das ist wirklich schön zu „hören“.

    Sind unsere Kinder glücklich, sind wir es doch auch.

    Beste Grüße

  7. BohneMone sagt:

    Hach. Wie schön.
    Alles Gute für den Jüngsten weiterhin.

  8. Maufeline sagt:

    Wow, das ist großartig!

  9. Graugrüngelb sagt:

    Das freut mich sehr. Und ich drücke ihm jetzt schon die Daumen für irgendwann anstehende Abschlussprüfungen. Wie lange dauert die Ausbildung denn insgesamt? 3 Jahre?

  10. Sunni sagt:

    Es freut mich ungemein, das zu hören. Gut so für den Jungen, sehr gut. Und echt:Nach diesen Zensuren wird man einen guten Handwerker nie mehr fragen. Das heißt nicht, dass man/er sich nicht anstrengen sollte. Aber da er es tut und der Erfolg sich doch zeigt, ist alles gut, sehr gut! Weiter alles Gute für Den jungen Mann!

  11. Evi sagt:

    Ich habe vor einigen Tagen an den Sohn gedacht. Das mit dem Nachteilsausgleich fiel mir auch spontan ein. In Bayern gibt es das auch an beruflichen Schulen. Die Frage ist halt, ob er selber das will. Ich freu mich für Sie.

  12. kelef sagt:

    wie schön zu lesen! das freut mich sehr.

    und wenn ich hier an den hausbesitzer und seinen generalbeauftragten der renovierungsarbeiten denke, die es schaffen auf einem einzigen anschlag im haus, keine zehn zeilen, ein sattes dutzend fehler unterzubringen, nicht gerechnet die tatsache, dass statt unterschrift und stempel unten drunter die adresse des zu sanierenden hauses steht, und dahinter in derselber zeile ohne jedweden zwischenraum „mit Freundlichen Grüßen“: der jüngste hat definitiv potential zum grossunternehmer.

    übrigens kenne ich eine hochqualifizierte medizinerin, director research international, die schreibt keine elektropost selber, weil sie legasthenikerin ist. was nicht das problem wäre: aber sie meint, bis das rechtschreibprogramm mit korrigieren durch ist, und sie feststellen konnte ob der inhalt noch immer in ordnung ist, da hat die sekretärin das schon getippt und abgeschickt. und jedem ist das egal, weil sie halt einfach gut ist.

    und der carl gustav von schweden schreibt auch nix, aus gründen, aber der ist halt könig von geburt, der darf das (auch ein bekannter legastheniker).

    also: weiter so. jeder hat seine begabungen und seine mankos, daran kann man nichts ändern, am besten erkennen, sich damit abfinden und das beste daraus machen. irgendwas kann sowieso immer ein anderer besser als man selber: aber man selber kann halt auch was anderes besser als die anderen, das muss man sich vor augen halten.

  13. Das Nordlicht sagt:

    Ach, das freut mich sehr!

  14. aprikaner sagt:

    das ist wunderbar zu lesen!
    *mitfreu*

    LIEBE GRÚSSE anja

  15. creezy sagt:

    Menschenskinder. Ich freue mich sehr! Vor allem, dass er Spaß hat an dem was er tut – das ist soooo wichtig!

  16. (erz)Angie sagt:

    Da geht mir das Herz auf beim Lesen. Da ich heute einen ziemlich doofen Tag hatte, war dieses „gegen das Novembergrau“ genau das Richtige.
    Ich freue mich sehr für den Sohn. Er kann sehr (!) stolz auf sich sein.

    Liebe Grüße
    Angie