20. Juni 2020
20. Juni 2020
Heute gibt es viele Bilder, denn heute war ein besonderer Tag! Denn heute haben wir, nach zwei Jahren „Imkern mit ein bißchen Pech“ zum ersten Mal Honig geerntet!
Zur Feier des Tages waren alle Kindelein angereist und irgendwie wurde es damit noch „besonderer“. :)
Die Honigernte begann mit der Kontrolle des Honigraums. Der Honigraum ist eine Zarge, die mit einem Gitter von den anderen Zargen abgetrennt ist. Durch das Gitter passen die Arbeiterinnen, die Königin aber nicht. So wird in den Waben der Honigraums tatsächlich nur Honig eingelagert, die Königin kann keine Eier ablegen.
Am Donnerstag abend haben wir eine Bienenflucht unter den Honigraum geschoben:
Die Bienenflucht ist quasi eine Einbahnstraße für die Bienen, sie funktioniert wie eine Reuse: die Bienen kriechen durch eine immer schmaler werdende Gasse nach unten in die Beute und finden danach den Weg nich mehr nach oben. So konnten wir heute einen weitestgehend bienenfreien Honigraum abheben.
Weil so ein Honigraum eine Menge wiegt, transportierten wir ihn mit einer Schubkarre …
… unwegsamere Strecken mussten aber mit Muskelkraft bezwungen werden.
Die Küche hatte ich am Morgen mit Duschvorhängen und Lacktischdecken präpariert, wir waren also gerüstet für die Honigschlacht!
Zuerst mussten die Waben entdeckelt werden:
Honig wird reif, indem Nektar von Biene zu Biene weitergegeben wird, in Waben gelagert und wieder umgelagert wird, bis er nur noch wenig Wasser hat. Danach werden die Waben mit einem dünnen Wachsdeckel verschlossen.
Diese dünnen Wachsdeckel werden mit einer höllisch spitzen Entdeckelungsgabel geöffnet. Wenn das sorgsam geschieht, werden die Waben nicht zerstört. Dann können die Waben nach dem Schleudern den Bienen sofort wieder zurückgegeben werden. Die Bienen reparieren die Waben sehr schnell und die Königin wird bald Eier hineinlegen.
Die entdeckelten Waben werden in die Honigschleuder gepackt. Hier ist ein bißchen Physikwissen gefragt, denn die Waben werden leicht nach oben geneigt gebaut, weswegen beim Einräumen der Schleuder die Schleuderrichtung und die Zentrifugalkraft beachtet werden müssen.
Die Waben werden vorsichtig angeschleudert, danach gewendet und mit Schmackes ausgeschleudert. Danach noch einmal wenden und erneut kräftig ausschleudern. Das Anschleudern der ersten Seite verhindert, dass die Mittelwände der Waben brechen. Das hat prima funktioniert!
Und dann passiert das Tollste:
Aus der Honigschleuder läuft der Honig! Die Küche duftet nach Honig und plötzlich haben sich diese ganze Arbeit und die Stiche doch irgendwie gelohnt.
Der erste eigene Honig! Selbstvertsändlich der beste Honig, den wir je aßen.
Besonders köstlich auf frischgebackenem Hefezopf!
Beinahe zehn Kilo haben wir von unseren Bienen bekommen. Das ist gar nicht so viel, aber wir sind sehr, sehr zufrieden! (ich werde demnächst erklären, warum es völlig in Ordnung ist, Honig zu ernten.)
Heute mag ich nur kurz auf die Frage eingehen, warum wir nicht im Garten geschleudert haben? Der Honigduft wirkt auf Bienen unwiderstehlich! Würden wir im Garten schleudern, stünden wir binnen von Minuten in einer Wolke nicht besonders freundlicher Bienen. Aus diesem Grund ist es auch keine richtig gute Idee, die mit Honig verklebten Arbeitsmaterialien „zum Ausschlecken für die Bienen“ rauszustellen. Sicher wären die Honigreste in kürzester Zeit weggefuttert, doch die vielen, vielen Bienen, die dem köstlichen Honigduft gefolgt sind, würden sich auf die Suche nach weiterem Honig machen. Den fänden sie vielleicht in einer Beute, die in der Nähe steht. Im schlimmsten Fall würde sie diese überfallen und den Honig rauben. Im allerschlimmsten Fall wäre das Volk der ausgeräuberten Beute zum Tode verurteilt. Es ist also eher rücksichtslos von Imkern, Arbeitsgerät zum Ausschlecken rauszuschlecken, weil benachbarte Imker Schäden davontragen können. Wir haben worletztes Jahr Räuberbienen, die sich auf unser Volk stürzten, erlebt und das war sehr grausam anzusehen.
Ein paar unserer ausgeschleuderten Waben haben wir heute wieder in die Beute gesteckt, haben im Tausch alte, sehr dunkle Waben herausgeholt. BEi Instagram finden sie einen Film dazu.
Ein wahnsinnig aufregender, toller Tag war das! Morgen schauen wir in unseren letzten Ableger und hoffen dort nun auch eine Königin zu finden.
Sollten Sie noch Fragen haben – immer her damit! Ich betone aber immer wieder, dass wir eben auch nur blutige Anfänger sind :)
20. Juni 2020 um 21:11
Keine Frage. Aber ein Dankeschön fürs Mitnehmen. Ich lerne unglaublich viel und werde meinen Honig nun noch bewusster genießen.
LIebe Grüße
Anja
21. Juni 2020 um 09:12
Ich bin etwas überrascht, dass ihr den Honig schon abgefüllt habt. Der kristallisiert doch dann im Glas?
Wir haben unseren noch in Eimern und rühren kräftig und jetzt zeigt sich auch, das unsere Bienen sich überwiegend im Raps aufgehalten haben. Er ist ganz hell und cremig geworden :-)
Es ist eine wundervolle Aufgabe Bienen zu halten und der eigene Honig entschädigt für alles mühselige.
Ich wünsche euch weiterhin viel Freude
21. Juni 2020 um 09:14
Wir haben noch nicht abgefüllt! Das war nur ein Probierglas zum sofort-leer-essen für gierige Menschen :)
21. Juni 2020 um 09:21
Sehen sie Frau Mutti,
das ist doch ein richtiges Bildungsblog hier.
Was man hier alles lernen kann. Wenn das so weiter geht, stell ich mir auch noch Bienenstöcke (oder Beuten?) in den Garten.
Hummeln haben wir hier jede Menge und auch einen großen bienenfreundlichen Garten und ich überlege schon länger, aber für den letzten Anschubser hat es bisher noch nicht gereicht. Ich lese interessiert weiter…
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Christina
21. Juni 2020 um 11:42
Kann es sein, dass die Kindelein sich erneut abgesprochen haben, was die Farbe ihrer Oberteile betrifft? ?
LG
22. Juni 2020 um 10:52
Vielen Dank und Glückwunsch zum ersten eigenen Honig! Mir hat gefallen, dass Sie für alle Schritte eine Erklärung geben, warum man was wie macht (oder eben auch nicht), ich habe viel gelernt!
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, warum es ok ist, Honig zu ernten. Es gibt einiges an Polemik dazu, darum interessiert das Thema aus Sicht von Imkern umso mehr. Kann man Honig z.B. besonders Bienen-freundlich ernten?
Liebe Grüße, Antje