Warum das Ganze?
11. Oktober 2008
Frau … äh … Mutti, was soll denn diese Sache mit dem ominösen Geocaching? Und was ist das überhaupt? Und was bloggen Sie da für´n Kram, ich versteh´ ja nur die Hälfte.
Dass Geocaching eine moderne Schatzsuche ist, schrieb ich bereits. Man wandert mit technischem Gerät durch die Gegend und sucht Plastikdöschen, die entweder mysteriöse Zahlencodes enthalten oder das, was man regelmäßig aus Kinderzimmern räumt. (und heimlich wegwirft)
Für mich ist Geocaching ein Lockmittel, um meinen Hintern hochzukriegen und auch den der Familie. Motivation, um sich zu bewegen, draußen zu sein, Natur zu erleben. Und natürlich ein Lockmittel, um die Kindelein noch ein paar Kilometer weiterzuziehen. Obendrein entdeckt man Ecken, die etwas abseits der üblichen Wanderwege sind. Oder Stellen, bei deren Anblick man spontan applaudieren möchte. Die Freude über den gefundenen Cache und den wunderschönen Platz schreibt man in einem Logbuch nieder. Das Logbuch liegt den „finalen Caches“ bei, meistens ein kleines Heft oder Buch. „TFTC“ ist die allerkürzeste Rückmeldung, „Thanks for the cache“, meistens schreibt man aber noch ein paar freudige Worte zum Versteck und seiner Umgebung. Dann vermerkt man noch, ob man dem Schatz etwas entnommen hat und was man im Gegenzug hineingelegt hat. Hinterher muss der Cache wieder ordentlich versteckt werden. Ganz wichtig ist es, immer auf der Hut vor „Muggels“ zu sein, ahnungslose Spaziergänger und Wanderer, die nichts mitkriegen dürfen. Gerade für Kinder ist diese Heimlichtuerei eine ganz große Sache, meine Kinder arbeiten gerade an einem Warngeräusch. :-)
Wenn man mit dem Such-Virus infiziert ist, dann ist der nächste Schritt nicht fern: der Wunsch, einen eigenen Cache zu verstecken.
Wir leben in einer ziemlich hübschen Gegend und ich denke oft: „IST das schön, wenn das doch noch viel mehr Menschen sehen könnten!“
Deswegen habe ich ständig den Photo dabei und knippse wie wild durch die Gegend. Aber Sie wissen ja, Bilder sind nur ein Teil. Gerade jetzt im Herbst ist es hier großartig! Es duftet nach Trester (wobei viele Menschen behaupten, dass Trester = das, was nach dem Keltern von den Trauben übrigbleibt = Traubenmatsch stinkt) und dieses Licht, das durch die Zeilen (= die Reihen im Wingert) glänzt, ist einfach zauberhaft.
Obwohl ich das weiß, kann ich mich nur schwer motivieren. Immerhin sind Weinberge ja auch „steil“, man muss bergauf laufen. Und bis man erst die Schuhe angezogen hat. Und welche Jacke denn? Sie wissen ja, der Kampf mit dem Schweinehund.
Nun haben wir unseren ersten Cache versteckt. An einer Stelle, die wir alle sehr lieben und von der wir denken, dass sie eine der schönsten in unserer Kante ist. (einige LeserInnen ahnen ja bereits, wo).
Um diesen Cache zu verstecken, mussten wir zunächst die wirklich ideale Stelle ausfindig machen. Überall wachsen Heckenrosen. Die blühen zwar wundervoll im Frühling/Sommer und im Herbst leuchten die Hagebutten, doch die Dornen verleiden die Suche. Brombeeren sind aus dem gleichen Grund unbeliebt, mit Brennnesseln kann man sich arrangieren.
Wir haben diese, UNSERE, Stelle längere Zeit beobachtet, denn natürlich verändert sich die Vegetation im Laufe des Jahres und es ist wichtig, dass der Cache zu jeder Jahreszeit zugänglich ist.
Als wir ganz sicher waren, dass alles stimmt, mussten die Koordinaten bestimmt werden.
Und ein kleines Rätsel um den Cache gebaut werden, damit es einen kleinen Anreiz für die Kniffelfreaks gibt.
Danach musste der Cache angemeldet werden und ein Hinweisschild für die Cachedose ausgedruckt werden. Darauf steht, dass diese Dose und ihr Inhalt Teil eines Spiels sind. Und dass der Finder, so er nicht „mitspielt“, die Dose bitte nicht entfernen oder beschädigen möge, sondern an Ort und Stelle lassen soll.
Ein Logbuch hatten wir vorbereitet (Sie sahen ja ein Bild hier im Blog) und ein paar Kleinigkeiten als Schatz zusammengestellt.
Mit einer kleinen Hacke und einer Schaufel marschierten wir los, um ein Loch für unsere Dose zu graben. Ein Cache darf nicht komplett vergraben werden, da die „Sucher“ sonst binnen kürzester Zeit für Brachland sorgen würden. Aber ein Loch, welches dann mit Steinen abgedeckt wird, ist in Ordnung.
Steine fanden wir auch. Roter Schiefer ist hier zu finden, damit lässt sich ein Loch prima abdecken und ausserdem fügen sich die Steine unaufällig in die Landschaft ein.
Heute morgen war es dann soweit. Im Nebel wanderten wir mit unserer Dose los und versteckten sie. Und tatsächlich wurde bereits ein paar Stunden später der Cache als gefunden gelogged. Als Anfänger hatten wir prompt einen Fehler im Rätsel, doch Dank Beschreibung war unser Cache gut zu finden. Sie da draußen ahnen jetzt vielleicht ein bißchen, wie stolz wir sind. Und wie erfreut!
Am Spätnachmittag gingen der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib nochmal los. Der nächste Cache, diesmal mit vier Stationen, wird bereits geplant.
Wenn Sie keine Geocacher sind (oder NOCH nicht), dann kann ich Ihnen unsere Gegend trotzdem sehr ans Herz legen. Die Vollernter, denen man immer mal wieder begegnet, lassen nicht nur Kinder staunen.
Bei schönem Wetter und mit „ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm“ (kennen Sie dieses Spiel?) ist auch die langweiligste Wanderung auszuhalten und wenn Sie ganz großes Glück haben und es vielleicht auch schon ein bißchen dämmert, dann entdecken Sie zwischen den Zeilen Rehe. Die sind gar nicht scheu und lassen sich ausgiebig bewundern.
Ja, ich bin ein bißchen verliebt in meinen Wohnort und die Gegend drumherum. Und jetzt, wo dort auch noch Schätze herumliegen, ist es mir noch kostbarer, hier zu leben.
(und die Sache mit dem Geocaching, damit anzufangen … das war eine unserer besten Ideen seit langem)
11. Oktober 2008 um 20:03
Sie – gell, ich hab fei nix von Kram geschrieben! Außerdem bin ich halt ein bissel langsam – es hat auch grad gedauert, bis ich den Vollerneter als Vollernter indentifizieren konnte :D :D :D
11. Oktober 2008 um 20:15
„ich bin ein bißchen verliebt“
Ein 'bisschen'… Jaja… xD
Geocaching war mir zwar schon vorher mal ein Begriff aber irgendwie hatte ich ihn wieder vergessen. :(
Mal schaun, vielleicht schaffe ich es in Zukunft mal mitzuspielen =)
11. Oktober 2008 um 20:57
Jaaa… und DANKE VIELMALS, dass Sie uns angesteckt haben! Waren heute wieder unterwegs, drei Caches gefunden, wunderbar entspannt und einen Wald kennengelernt, von dem ich nicht mal wusste, dass es ihn gibt.
Wie heißt denn euer Cache? Wäre ja dann GLEICH mal dran :)) :D
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Schau´n Sie einfach mal nach fraumutti.
(Stairway to Reben)
11. Oktober 2008 um 22:25
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zum ersten eigenen cache!
Die Aufregung kann ich gut nachvollziehen – und es war ja dann auch nicht zuuuu lange. Und die tollen Sachen, die Sie ins Versteck getan haben.
Bleibt die Neugier, was steht im ersten Eintrag?
Werde das mal zum Anlass nehmen, das hier auch nochmal anzugehen. Habe mir extra aus D ein gps mitbringen lassen, aber dann waren da immer irgendwelche Hindernisse … mosche gehts los. Leider ganz weit weg von Ihnen, sonst wäre es doch ein besonderes Vergnügen, den Ihren zu finden. Da wäre ich sogar gleich heute losgerannt, der erste cache Ihr erster cache – das wärs doch gewesen!
Herzliche Grüße aus der Gascogne
:ok:
12. Oktober 2008 um 11:15
Mein erster Kommentar, zu Ihrem ersten Cache. Ich habe Ihre Erklärungen heute Nacht in einen Traum eingebaut. Nur warum der Cache unbedingt in einer Bank war, ich die Daten etwas vertauscht hatte und die Cacher daher Löcher in den Boden bzw. von der höhergelegenen Etage nach unten gruben… das soll mir bitte mein Unterbewusstsein erklären.
Ich wachte jedenfalls grinsend auf. :D
12. Oktober 2008 um 19:27
Ich wohne ja auch in einer Weingegend und finde auch nicht, dass Trestergeruch so schlimm ist, das gehört halt zum Herbst. Aber noch besser ist der Trester dann halt gebrannt als Grappa bzw. Tresterbrand :D
12. Oktober 2008 um 22:46
Wunderschöne Bilder!
Ich kenne das Lied/Spiel so: „Ein Hut, ein Stock, ein Damenunterrock“. ;)
Lieben Gruß, Anna
13. Oktober 2008 um 09:03
Jetzt habe ich länger über dieses Thema nachgedacht und es mal von vorne und von hinten betrachtet, doch ich habe immer noch Mühe damit.
Deshalb werfe ich mal eine etwas provokante Frage in die Runde: Warum reicht die Natur allein heute nicht mehr aus?
In jeder Jahreszeit gibt es wunderbare Dinge zu entdecken – Tiere, Pflanzen, Früchte. Warum kann man sich nur noch motivieren, eine so wunderbare Landschaft wie auf den Fotos dokumentiert zu erkunden, wenn man mit einem GPS-Gerät nach versteckten Zeugs sucht? Oder selbst Dinge versteckt, die in der Natur – eigentlich – nichts zu suchen haben?
Wie gesagt, ich habe Mühe damit, das nachzuvollziehen. Für Kinder lassen sich aus der Natur heraus genug Anreize für einen Spaziergang finden, warum muss also auch hier noch der „technische Kram“ Einzug halten? Wertet das die „pure“ Natur als Erlebnis nicht ab?