„Ich mache mal ein Stündchen die Augen zu, ja liebe Kinder?“
„Mach nur, du siehst müde aus.“

Zehn Minuten nachdem ich mich in eine Decke gekuschelt habe und die Augen wirklich sehr schwer geworden sind, die Füße sich endlich kuschelig warm anfühlen und das Buch schon auf der Sofalehne liegt, klirrt es in der Küche. So als würde ein Teller von einer Schüssel geschubbst, ganz vorsichtig aber beharrlich, wahrscheinlich mit rotbepelzten Pfoten.

„Mistvieh, runter vom Tresen!“ rufe ich vom Sofa, doch das Mistvieh fühlt sich nicht angesprochen. Ich höre Kaugeräusche und kämpfe mich unter der Decke hervor. Ein Blick um die Ecke Richtung Tresen zeigt mir das Katerviech, das vor lauter Frust, weil es den Teller nicht von der Schüssel mit den restlichen Farfalle al Gorgonzola schieben konnte, die Schüssel mit dem Biomüll ausgeräumt hat und an einem Apfelgriebs nagt. „Kschksch, runter!“ und der Kater flieht unter den Tisch. Ich schwöre, er lacht mich dabei aus.

Erneut wickele ich mich in meine Decke, bette mein müdes Haupt auf das Geburtstagsgeschenkkissen des besten Vaters meiner Kinder und träume langsam weg.
Das Telefon klingelt, doch ein Kind geht ran und scheinbar war’s nicht für mich.

Beinahe bin ich eingeschlafen,als sich die Tür öffnet und die Kindelein mit unstillbarem Durst in die Küche schleichen. „Leise!“, ermahnen sie sich gegenseitig, „Mama schläft.“ Dabei rumpeln sie an den Tisch, klirren mit den Gläsern und überhaupt: kennen Sie Schreiflüstern? Flüstern, das ein bißchen lauter ist, damit man es auch gut hören kann. Sogar im Nebenzimmer.

Nur ein halbes Stündchen noch. Der dicke Martin springt auf das Sofa. Ich liege auf dem Sofa, doch das stört ihn nicht. Er platziert seine zierlichen fünf Kilo auf meinen Beinen, die augenblicklich absterben. Franz macht es sich derweil laut schnurrend auf meiner Schulter gemütlich, bis es ihm zu langweilig wird und er stattdessen eine Prügelei mit Martin anfängt. Auf mir. Ich verjage beide Kater und bin fast wach.

„Mamaaaa?“, schreiflüstert die Tochter neben meinem Ohr, „Bist du wach?“
Sie braucht den großen Rucksack und der ist irgendwo in der Halle. Immerhin weiß ich wo und als sie ihn trotzdem nicht findet, empfehle ich ihr, den besten Vater meiner Kinder zu fragen.

„Ist es der hier?“, fragt sie und schleppt meinen Wanderrucksack auf das Sofa. Ich habe den Schlaf aufgegeben und mir stattdessen einen Kaffee gemacht. Und habe noch ein winziges Eckchen auf dem Sofa gefunden, in das ich mich kauern kann, denn während ich kurz Kaffee holen war, hat die Tochter sämtliche Karabiner, Exen, Haken, Ösen, Seile, Klettergurte, Kletterschuhe und Chalkbags dort aufgetürmt. Heute ist nämlich der erste Tag des Bergsteigerkurses, für den sie und der große Sohn sich angemeldet haben. Und für diesen Kurs sollen sie sämtliches Kletter-Equipement, das wir besitzen, mitbringen. Irgendwie gelingt es ihr, meinen 55l Rucksack randvoll zu stopfen, sich das Ding auf den Rücken wuchten und sich durch die Haustür nach draußen zu quetschen. (hoffentlich trifft sie wie verabredet im Zug den großen Sohn, damit der sie hochziehen kann, wenn sie hintenüber kippt)

Mittlerweile sind die Kater eingeschlafen und beinahe könnte ich mich entspannen.
Aber ich habe ja noch ein drittes Kind, das nun mit den Hausaufgaben fertig ist und Spiel, Spaß, Abenteuer wünscht. Zum Glück hatte ich ja ein Mittagspäuschen auf dem Sofa und bin nun wieder vollständig einsatzfähig.

( kurz vor dem Mittagessen:
„Mama, ich hab meine Arbeit in Informatik zurück!“, sprach der jüngste Sohn
„Fein! Was haste?“
„Hab ich vergessen, ich muss nachsehen.“

Eine eins hat er. Kann man ja mal vergessen. Ach.)

(Sie lasen einen Auszug aus „Wenn die Kinder erst größer sind, wird alles leichter. Oder?!“)

25 Kommentare zu “Mittagspäuschen auf dem Sofa”

  1. Ines sagt:

    Liebe Frau Mutti, Sie vergaßen das Telefon zu erwähnen. Klingelt das bei Ihnen nicht auch zuverlässig wenn sie einnicken? Nein? Dann geben Sie mir doch bitte mal Ihre Telefonnumer, damit ich da mal was ändern kann.

    „Schreiflüstern“ ist guuuut. Gespeichert.

  2. Christine sagt:

    Wenn ich das so lese, denke ich mir: Wär schade, wenn Sie aufhören würden zu bloggen, Frau … äh … Mutti!

  3. Brigitte sagt:

    Ist das die Sorte Mittagsruhe, an die sich ausgediente Familienmütter (Kinder sind in echt groß)erinnern und wenn sie gemein sind mit Wehmut???? NACH dem ungestörten Mittagsschlaf? Und wissen Sie, wer ganz besonders gut schreiflüstern kann? Patienten und ihre Begleiter im Wartezimmer einer Arztpraxis. Da könnte ich die Wände hochgehen….
    Und wissen Sie was? Für mich brauchen Sie weder etwas rauszustrecken noch etwas einzuziehen. Ich finde, Sie sehen großartig aus!

  4. moni sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti,
    ganz genauso spielt sich so etwas ab! Besonders das Schreiflüstern beherrschen die lieben Kleinen aus dem EFEF. Einfach köstlich, natürlich nur für den Leser, und das mit dem Größer-und Einfacherwerden kannst Du Dir jetzt schon gründlich abschminken. Das ist wirklich nur ein Trost für alle Mütter/Eltern von Kleinkindern, denn irgendwie müssen die diese Zeit ja auch überleben.
    Jetzt ist es Zeit für einen neuen Trost: „Groß werden sie alle, irgendwie, und vor allem viel zu schnell!“
    Liebe Grüße
    moni

  5. Silke sagt:

    Es wird nicht besser, nur anders! ;)

  6. vierachtel sagt:

    Ich find‘ das außerordentlich entspannend.
    (würde der Zwölfjährige hier eine Eins schreiben, hätte er wahrscheinlich eine Hymne komponiert. Vergessen, klasse…)

  7. vierachtel sagt:

    Postskriptum: Ich würd viel öfter kommentieren, wenn mir das Chapta nicht so einen Mordsrespekt einflößen würde. Das knacke ich nur bei guter Tagesform…

  8. beateelisabetha sagt:

    Ich bin mehr als erfreut darüber, dass es wohl erst mal weitergeht. So ein feiner Artikel.

  9. annilu sagt:

    Und genau solche posts sind es, weswegen Sie – bitte! – niemals das Bloggen aufhören, ja? Das KANN gar nicht langweilig werden!

  10. Elena sagt:

    Köstlich, liebe Frau Mutti! Ich habe laut gelacht, sah die Situationen vor mir – und überhaupt: bitte-bitte-unbedingt weiterschreiben!!

    GLG E.

  11. Renata sagt:

    Ha, jawoll, geschreiflüstert wird hier auch. Von den Brüdern wenn das jüngste Kind mittagsschläft.
    Schreiflüstern – eine köstliche Wortkreation, ich werd mir die merken.

    Liebe Grüße,
    Nata

  12. Stephie sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    Genau so, nur ohne Bergrucksack, ist es auf meiner Couch. Grad heute erst wieder. Aber die 6 Minuten die ich lag und mir überlegte, ob ich nen Wecker stellen muss, waren erholsam. Bis die liebste Tochter nur mal schnell tschüss gesagt hat und dann nochmal mit der Haustür knallte. ;-)
    liebe Grüße und eine erholsame gute Nacht
    Stephie

  13. minibar sagt:

    Sowas von Ruhe, hahaaaaa, das ist ja enorm. Was dir an Ruhe gewährt wird.
    Eine Eins kann man vergessen? Sowas Tolles!?
    Der Junge ist ein As!
    Wenn er sowas nicht so wichtig nimmt, hat auch was, lach.
    Danke für den tollen Nachmittagsbericht.
    Hat echt Spaß gemacht, ihn zu lesen.
    Und die Tochter schafft den Rucksack garantiert allein!
    Frauen sind stark!

  14. lavendel sagt:

    Und nun haben Sie mir meine Träume von erholsamen Schläfchen zerstört, mit denen ich fest rechnete, sobald das liebste Tochterkind größer ist. Hachja.

  15. Ruthy sagt:

    Sie können mir (durch Ihre göttlichen Einträge) doch nicht mein Kopfkino kaputtmachen??? ***schnief*** Bitte, bitte weiterschreiben!!!

  16. Sonja sagt:

    Ja, genau, das Schreiflüstern! Oh ja, das wird hier auch gerne eingesetzt. Aber noch lieber, weil rücksichtsvoller (??,) ist das Fisperflüstern. Vorzugsweise mit Keks im Mund als Verstärkung, damit Mama für schlechte Zeiten was zu Essen im Ohr hat.

    Ganz herzliche Grüße und einen wundervollen Tag,
    Sonja

  17. Nicole sagt:

    Ach ja, mir hat der Arzt diese Woche viel Ruhe und Schlaf verordnet ( blöde Schädelprellung), und meine lieben Kinder haben beschlossen beide krank daheim zu bleiben. Ruhe ade!!! Über Ihren dicken Martin lächle ich, phhh. Unser dicker Tiger hat momentan 7,4 kg. Hat mich die Tierärztin letzte Woche vielleicht angesehen.

    Und bitte, bitte nicht aufhören. Ich bin seit ca. 2 Jahren stiller Mitleser und ich liiiieeeebe ihre Geschichten.

    Liebe Grüße, Nicole

  18. Beate sagt:

    Hallo Frau Mutti,
    sie haben mir gerade ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, das hat diese Woche noch keiner geschafft.
    Köstlich hat der Kater den was erwischt??? und der Kampf mit dem Dicken ich kringe mich…
    Bitte nicht dran denken den Blog nur noch sporadisch zu führen uns würde etwas fehlen.
    Unser Pimpf hatte gestern Thuna aus der Dose des Großen Pizza belegen kann er schon…Jetzt spielt er mit einem Wollknäul und wenn Frau Hund vorbeikommt übt er schon mal das Anschleichen mit Popowackeln und Drohgebährde
    Haben sie einen entspannten Tag vielleicht zwischendurch Sofa???

  19. mama007 sagt:

    Liebe Frau…äh….Mutti,
    Sie machen mir immer wieder Hoffnung was die Entspannung angeht wenn der Kleine Mann erst größer wird.
    Vielen Dank! Ihre Mama007

  20. Tanti Colori sagt:

    liebe frau mutti,
    seit wann wohnen sie hier bei uns???? ich habe sie noch nie hier gesehen!
    einfach nur köstlich, das alles zu lesen.
    und endlich habe ich das mir fehlende wort gefunden:
    schreiflüstern!
    herzliche grüße aus der bitterkalten eifel

  21. Erika sagt:

    Liebe Frau Mutti
    es muss gar nicht viel passieren, damit Sie einen Text zaubern, der mich schmunzeln lässt und ich mir bildlich vorstellen kann, wie sie „total entspannt“ versuchen ein Schläfchen zu machen. Mit grossen Vergnügen lese ich Ihren Blog, erfreue mich an Ihrem Talent, mit wenigen Worten eine Situation zu beschreiben, habe Spass an Ihren Humor und Ihrer Art, die Welt zu sehen.
    Sollte sich jemals wieder der „Herr Zweifel“ in Ihr Leben schleichen und Ihnen einflüstern, mit dem Schreiben aufzuhören, schmeissen Sie ihn zum Bio-Müll. Ihre Katze übernimmt den Fall.
    Vielen Dank für die vielen unterhaltsamen Momente.
    Liebe Grüsse
    Erika

  22. skizzenblog sagt:

    http://www.graphitti-blog.de/2012/01/05/was-fur-katzen-am-wichtigsten-ist-wenn-ihr-besitzer-nach-hause-kommt/

  23. Astrid Laventure sagt:

    Schreiflüstern war und ist meine Spezialität. Schon als Jugendliche (brav, ordentlich und pünktlich, wie ich bin) habe ich vier Stockwerke hoch den Brüdern zugeflüstert, dass die leise sein müssen! Am kommenden Tag wusste das ganze Haus, wie spät es bei uns war. Nein, nicht die Herren der Schöpfung, mich haben alle flüstern hören.
    Kann ich irgendwie heute noch!
    Nicht verzagen, der Sommer kommt und dann werden alle rausgeschmissen während der verdienten Mittagsruhe!
    Liebe Grüße Astrid

  24. Astrid sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    genau DIESE Berichte würde ich sehr sehr vermissen, wenn sie nicht mehr bloggen würden. Nach solchen Alltagsbanalitäten denke ich dann immer, wie schön, daß es anderen auch so geht!
    In diesem Sinne – bitte weiterschreiben, damit wir in der Mittagspause, in der man nicht zum Schlafen kommt, was zum Aufmuntern hat:0)
    Liebe Grüße
    Astrid

  25. kalesco sagt:

    Ich möchte hier darauf hinweisen dass dem armen „dicken“ Martin völliges Unrecht geschieht! – mein Kater hat knapp 6 Kilo. Aber vielleicht ist er ja länger. ;)