vierzehn.

23. Februar 2013

Der Jüngste hat Geburtstag.

Morgen.

Um 1:20 Uhr wurde er geboren, nach rasanten vierzig Minuten von der ersten Wehe bis zum ersten Schrei. Und morgen wird mein letztes Baby schon vierzehn, muss den vollen Preis für die Zugfahrkarte zahlen (weswegen er bereits im Besitz einer BahnCard ist), spricht mit tiefer Stimme, hat einen dunklen Schatten über der Oberlippe und einzelne Borsten am Kinn, die noch mit der Schere gekürzt werden. Er ist nur noch knapp zwei Zentimeter kleiner als seine Schwester, es ist wohl nur eine Frage von Wochen, bis er nicht mehr der Kleinste in der Familie ist. („Wenn er größer ist als ich, kaufe ich mir Schuhe mit Absatz“, spricht die Tochter.)

Die Schule bewältigt er gut, mittlerweile ganz ohne medikamentöse Unterstützung. Ab und zu macht er auch Hausaufgaben, so stand es jedenfalls im Zeugnis und ja, deswegen bekam er ein bißchen Ärger mit uns. Wegen des „ab und zu“ und weil er uns angelogen hat. Und das ist auch das einzige, was man als „pubertären Ausreisser“ bezeichnen könnte, ansonsten ist er nach wie vor freundlich, höflich und liebevoll zu uns. (man hört da so viel anderes, doch ich scheine wirklich großes Glück mit diesem Pubertätsding gehabt zu haben bei den Kindelein, ich kann nicht klagen. Was im Übrigen ein Grund für die Stille hier im Blog ist. Ich kann ja nicht täglich schreiben, wie gut und cool alles ist, das wäre ja wie bei den Einrichtungsblogautoren, denen man nicht abnimmt, dass sie keine Schmuddelecken haben.)

 

Er hat einen Freund, mit dem er gerade im Wohnzimmer sitzt und sich die Zeit bis Mitternacht beim Schauen der supermegaextraveryextremelongextended Edition „Herr der Ringe“ vertreibt. _Ein_ kostbarer Freund, denn noch immer spricht er ein bißchen langsamer als die Gleichaltrigen, sucht und ringt nach Worten. Erwachsene neigen dazu, Sätze für ihn zu beenden, Gleichaltrige sagen: „Du bist doof.“ Dieser eine Freund ist kostbar und ich wünsche ihm und mir, dass die beiden Geduld miteinander haben.

Seinen Platz hat er gefunden. In der Jungschar des CVJM, dort treiben sich die Jungs herum, die keine Fußballer sind. Die wissen, wie man mit Magic-Karten spielt, die die StarWars-Dialoge mitsprechen können und die genauso gern „Rüben ziehen“ wie Computer spielen. Ich bin froh, dass er einmal in der Woche dort ist und freue mich für ihn, dass er sich in den Osterferien eine Woche lang zum Mitarbeiter ausbilden lässt. Damit er igrendwann im im Sommerzeltlager als Jugengruppenleiter mitfahren kann.

Vor ein paar Jahren schrieb ich, dass ich gerne ein bißchen in die Zukunft schauen würde. Um beruhigt zu sein. Oder mich wappnen zu können. Daran hat sich nicht viel geändert, denn noch immer ist der Weg des jüngsten Sohnes ein verschlungener. Garantiert spannender als manch schnurgerade Autobahn, aber eben auch mit gänzlich verborgenem Ziel. Derzeit spricht er davon, ein Praktikum im Altenheim absolvieren zu wollen. Oder im Kindergarten. Wo er jemals landen wird – ich kann es mir nicht vorstellen.

Seine heitere Unbefangenheit von früher ist teilweise verschwunden. Einerseits schmerzt mich das sehr, andererseits gehört das aber ganz sicher zum Erwachsen-werden. Der niedliche, grinsende kleine Kerl mit den langen, blonden Haaren ist ein nachdenklicher junger Mann geworden.

Lass Dich feiern, kleiner Großer. Du bist toll.

*****

Bevor Sie jetzt befürchten, dass die Frau Mutti auf ihre alten Tage nun doch noch schwermütig wird … von wegen. Vierzehn bedeutet im Gegenzug nämlich auch, dass in vier Jahren mein letztes Kind volljährig ist. Volljährig heisst nicht zwangsläufig „auf eigenen Füßen stehen“ und daheim ausziehen, wahrscheinlich auch nicht, dass ich jegliche Verantwortung abgeben und alle Sorgen über Bord werfen kann, aber für mich bedeutet es so etwas wie: offizieller Erziehungsstop. Im Grunde genommen ist es zwar schon jetzt so, dass das Thema „Erziehung“ durch ist, denn mal ehrlich, was ich bisher nicht in die hinreissenden Bestien hineinerzogen habe, das kann ich jetzt auch vergessen. Aber mit achtzehn … ist es eben offiziell.

Und zum Thema Gluckenmutter und Wurzel/Flügel-Geschichte: ich sehe da ein Leben ohne Kinder. Und es sieht gut aus. Langeweile scheint es da auch nicht zu geben, nur möglicherweise zwei leerstehende, bisher unverplante Räume. Durchaus etwas, worauf wir uns freuen können, dieses Leben nur als Paar … bevor wir Großeltern werden.

 

 

 

 

16 Kommentare zu “vierzehn.”

  1. Frische Brise sagt:

    Oje, Frau… äh… Mutti!
    Ganz großer Knieperalarm.

    Alles Gute dem Jüngsten und ein spannendes neues Lebensjahr!

    1.20 Uhr – tolle Uhrzeit! ;-)

  2. Kate sagt:

    Alles richtig gemacht!
    Herzlichen Glückwunsch dem „Kind“! :)

  3. Mel sagt:

    14… Alles gute!

    Wir dümpeln hier gerade erst bei 2 herum, doch hab ich trotzdem das Gefühl das die Zeit viel zu sehr rennt…

  4. Jeanie sagt:

    Ganz herzlichen Glückwunsch an den jungen Mann… 14… wie schnell die Zeit nur rast!

  5. Webschaf sagt:

    Dann wünsche ich dem Jüngsten an dieser Stelle schon mal ganz herzlich alles Liebe und Gute.

    Und ich bin gespannt, ob nicht noch jemand heute Geburtstag haben wird. Mich halten gerade Wehen wach…

  6. aprikaner sagt:

    ganz herzlichen Glückwunsch! einen schönen Sonntag
    Anja

  7. Seifenfrau sagt:

    Ich gratuliere!
    Sie haben das sooo schön gebloggt, da würde ich über den fast 14jährigen hier am liebsten auch gleich losschreiben wollen.
    Aber ich habe eine Art Blogsperre vom Sohn über den Sohn bekommen…
    Schönen Tag noch!

  8. Uschi sagt:

    Ja die vierzehn, kommt bei uns auch in wenigen Tagen- wehmütig blicke ich zurück, aber auch froh es soweit geschafft zu haben. Auch unser Sohn hat „einen“ guten (wertvollen) Freund und auch ich würde gerne in diesem speziellen Fall gerne in die Zukunft schauen…..

    Happy Birthday.

    LG
    Uschi

  9. Birgit B. sagt:

    Dem „Kleinen“ alles Gute zum Geburtstag.
    Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen, meine ist heute 21, studiert und trotzdem frage ich mich immer noch, wo führt das hin, wie wird ihr Weg aussehen.
    Ich genieße mein kinderfreies Zuhause, keine Frage, aber vermissen tu ich sie doch, so 5 Std. von mir weg.
    Ich war nie eine besonders gluckenhafte Mutter und das Kind wurde deshalb immer von ihren Freunden beneidet, aber jetzt fällt es mir doch sehr schwer loszulassen.
    Einen schönen Sonntag noch.
    LG Birgit

  10. claudia sagt:

    Auch unser jüngster geht verschlungene Wege….;-))) und wird im Mai 15…….
    alles bleibt spannend….
    Herzliche Grüße, und Happy Birthday dem Geburtstagskind!

  11. Blogolade sagt:

    Alles Gute zum Geburtstag!

  12. Thea sagt:

    Alles Gute zum Geburtstag. Aber der volle Preis wird bei der Bahn erst mit 15 fällig, da bleibt es noch ein Jahr lang günstiger.

  13. Doris Schmidt sagt:

    Herzlichen Glückwunschen an den Kleinen Großen.
    Ja mit 14 geht das Leben los, so langsam werden die zukünftigen Lebensbahnen gezogen!
    Ich kann es nur zu gut nachvollziehen unser Großer wird im 15 und das mit den ab und zu Hausaufgaben, kennen wir auch.
    Als Mutterglucke neigt man immer dazu in die Zukunft sehen zu vollen. Aber wenn bis hier hin alles gut gelaufen ist, ist nicht falsch gelaufen , dann läuft auch der Rest in dem Tempo des Kindes.
    Man muß sie nur machen lassen.
    So schwer es auch manchmal fällt!
    Tschüss
    Doris

  14. Jazmine sagt:

    Herzlichen Glückwunsch nachträglich!

  15. Sonjaisthesis sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum jüngsten Großen!
    So viel Liebe und Gelassenheit fließt aus Ihrem Artikel. Das tut gut, gibt Kraft und Hoffnung, wo wir uns doch entschieden haben, Leerstand gar nicht erst aufkommen zu lassen für die nächsten 18 Jahre ^.-.
    Und bei uns ist es auch so, dass der jetzt noch 13Jährige wohl seine 16jährige Schwester im Bezug auf Körpergröße einholen wird. Aber die „Große“ kann damit leben. Hat sie mir doch schon gesagt, dass sie sehr froh ist, nicht Mamas 180 cm zu erreichen, sondern bei 170 zu verbleiben …
    Weiterhin viel Spaß beim „Nichterziehen“.
    Sonja

  16. Frau Nordlicht sagt:

    Hallo Frau Mutti,
    das liest sich gut! Herzliche Glückwünsche nachträglich!
    Das Gute an den Kindern ist, dass sie zwar irgendwann ausziehen (und Frau es sehr schwer fällt, sie ziehen zu lassen), aber immer – gerne – und oft – wiederkommen.
    Unser Haus mit seinen 175 qm wird immer noch in genau der Größe gebraucht, nur ist aus einem Kinderzimmer mein Nähzimmer und aus dem anderen Kinderzimmer das Enkelkinderzimmer für unsere noch 3 bald 4 Enkelkinder geworden.
    Sentimentale Grüße aus dem hohen NordNorden – Frauke