Keksdosenhals

26. April 2013

Kennen Sie den Ausspruch „Ich hab nen Hals wie eine Keksdose?“ Er bedeutet nichts anderes, als dass man ziemlich wütend ist. Jetzt wissen Sie es. Und mein Hals hat Keksdosenformat. Dies vorangestellt.

Nach wie vor trudeln täglich Anfragen von potentiellen Kooperationspartnern, Agenturen, Versandhandel in mein Postfach. Ihnen gefällt mein Blog und sie sind sich total sicher, dass genau ihr Produkt oder das ihres Kunden supergut in mein Blogkonzept passt und das die Aufmachung und der Inhalt meines Blogs sowieso grandios sind und begeistern. Ich lächele dann müde, lese kurz quer und denke jedes Mal „Recherche rulez!“, wenn mir Stillkissen, personalisierte Babyshirts oder Spielekisten angeboten werden. Und versenke die Mail unbeantwortet im Papierkorb, wissend, dass sie an viele, viele Blogs ging. Vielleicht freut sich wirklich jemand über das Angebot und nimmt es wahr.

Neulich fischte ich eine echte Karte aus Papier aus meinem echten Briefkasten aus Metall an meiner echten, grünen Hauswand: super Blog und ob man mir Fimmaterial zusenden dürfe. Über Geburten. Das war dann beinahe noch witzig.

Aber wie es halt so ist, manchmal werde ich schwach. Vor allem dann, wenn es nicht um blöde Gutscheine oder Krimskram geht, sondern Bares lacht. Und ist der gebotene Betrag dann noch so, dass ich denke: „och jo, schnell verdientes Geld!“ und die geforderte Leistung im Rahmen, heisst keine Werbung für völlige Absurditäten, dann sage ich zu. Schreibe einen hübschen, kleinen Artikel, packe brav den verabredeten Link hinein, schicke den Artikel zum Abnicken, veröffentliche, schicke eine Rechnung und sage artig „Danke für die schöne Zusammenarbeit, gerne wieder!“ und warte auf mein Geld. Schaue nach drei Tagen auf mein Konto, nach einer Woche und danach täglich. Nach zweieinhalb Wochen frage ich freundlich nach, nach drei Wochen angesäuert. Kein Geld, keine Rückmeldung auf die letzte Mail.

Und dann sitze ich mit Keksdosenhals am Rechner und könnte platzen, weil mir da so langsam die Mittel ausgehen. Den Link nehme ich aus dem Artikel, aber der Artikel ist längst im Archiv, kein Hahn kräht mehr danach. Was bleibt da noch? Ich könnte natürlich schreiben, wer mir da Geld schuldet, doch ich weiß, dass es viele Leser gibt, die nur querlesen, den Namen aufschnappen würden und in den Kommentaren meckern würden, dass sie dort auch bestellt haben und enttäuscht waren. Und dann müsste ich wiederum sofort klarstellen, dass ich nicht sauer über eine Fehllieferung oder sonsstige Serviceleistungen bin, sondern „lediglich“ darüber, dass man mir Werbung nicht bezahlt hat.

Tja. Und nun?

17 Kommentare zu “Keksdosenhals”

  1. Maximilian Buddenbohm sagt:

    Für andere Blogger wäre es natürlich schon zweckdienlich, wenn Du die Firma benennen würdest.

  2. Frau Mutti sagt:

    Herr Buddenbohm, ich werde die Firma benennen, wenn ich bis nächsten Freitag kein Geld habe.

  3. Frau Dinktoc sagt:

    Vorauskasse vereinbaren? Zumindest für einen Teilbetrag. Erst Kohle, dann Veröffentlichung. Einen Versuch wär’s wert.

    (Wenn es sich bei Ihren Geschäftspartnern um ganz große Konzerne handelt: da dauern die Rechnungsläufe allein wg. interner bürokratischer Hürden schon mal 4 Wochen oder mehr. Leider. Kenne ich von meinem eigenen Arbeitgeber.)

  4. Leseratte37 sagt:

    Ich würde den Artikel schreiben, ein Vorabexemplar versenden mit der Bedingung, dass veröffentlicht wird, wenn das Geld auf dem Konto eingetroffen ist. Wenn der Werbepartner nicht darauf eingeht, dann den schnöden Mammon schnöde sein lassen und die Zeit mit was schönem verbringen. Wie wär es mit nähen? Macht doch viel mehr Freude.
    Grüßle
    Cornelia

  5. Frau_Mahlzahn sagt:

    Nee, Keksdosenhals kannte ich noch nicht, aber ich bin sicher, dass dieses Wort bald ein fixer Bestandteil des Wortschatzes einzelner Familienmitglieder wird, ;-).

    Leider habe ich keinen Rat, aber die Wut kann ich sehr gut verstehen.

    LG,
    Corinna

  6. Sylvia sagt:

    Kannst du nachweisen, dass die Summe xy vereinbart war ? Dann würde ich die rund 25 € für einen Mahnbescheid investieren. Vordrucke gibt es im Schreibwarenladen, ich bevorzuge diese Variante:

    https://www.online-mahnantrag.de/omahn/Mahnantrag?_ts=1891330-1366965620166&Command=start

  7. Maximilian Buddenbohm sagt:

    Super, danke.

  8. susanne sagt:

    Ich hatte in meiner freiberuflichen Zeit auch oft genug einen Keksdosenhals wegen nicht vorhandener Zahlungsmoral.Wir hatten da zum Glück Rechtsschutz und oft hat schon die erst Mahnung geholfen.Ich gehe mit sowas mittlerweile direkt zum Anwalt dann komm ich mir nicht so hilflos ,wütend und dämlich vor!!

  9. caterina sagt:

    nu, da hilft wohl nur der anwalt.

    aber ich bin nun schon etwas enttäuscht. ich dachte, dass ich hier ihre ehrliche meinung lese (und hab‘ die mit genuss gelesen), und nicht bezahltes product placement oder bezahlte werbung, da ich nirgendwo hinweise auf geldflüsse gefunden habe. ich werde zwar weiterlesen, aber eben mit vorbehalt. schade.

  10. Frau Mutti sagt:

    Caterina, wenn ich Werbung schreibe, ist das stets gekennzeichnet: in der Überschrift und durch die Kategorie „Werbeschlampe“.

  11. moni sagt:

    Dein „Keksdosenhals“ war mir neu und ist eine lustige Umschreibung für total überflüssigen und blöden Ärger, den man hat, wenn man merkt, dass es jemandem gelungen ist, einen „über den Tisch zu ziehen“.

    Ich drücke jetzt mal die Daumen, dass sich doch noch alles zum Guten wendet und Du sagen kannst „Ende gut, alles gut“. Wenn nicht, es wäre schon eine Überlegung wert, Anwalts Liebling zu befragen.

    Lieben Gruß
    moni

  12. vierachtel sagt:

    Ach, blöd.
    Ich würde ebenfalls eine Frist setzen, und dann zur „Antiwerbung“, sprich: Nennung der Firma angehen.

    (Heute flatterte bei mir ein Angebot rein – und ich fands dreist. Gegenleistung: ein „Überraschungsgutschein“…)

  13. Frische Brise sagt:

    Gnah.

    Bei einigen Bloggern habe ich das Paket mit den DVDs auch gesichtet. Ob die dieselben Konditionen haben?

    Ich drücke die Daumen für eine gute Entscheidung.

  14. Blogolade sagt:

    Ich würde den Namen nennen. Als Antiwerbung. Falls wirklich jemand Sie beschei*en wollte, sollen die potentiellen Kunden wenigstens wissen, wie es um diesen Shop/Hersteller/wasauchimmer bestellt ist.

  15. Pepie sagt:

    an den pranger stellen, ohne wenn und aber.

    die großgekupferten erlauben sich heut zu tage immer mehr dreistigkeiten, wozu also kuschen?

    wer sich so wie beschrieben verhält, auf den darf man getrost mit dem finger zeigen.

    also los frau mutti, ich sprech bestimmt nicht nur für mich, wenn se jetzt nen ganzen haufen neugierig gemacht haben ;o).

    lieben gruß,

    Pepie

  16. Steffi sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    ich war neulich auf einem Seminar zum Thema „Telefoninkasso“, da ich auch häufiger das Problem mit nicht-bezahlten Rechnungen habe.
    Haben Sie eine Nummer der Firma? Lassen Sie sich mit der Buchhaltung verbinden und vereinbaren Sie einen fixen, kurzfristigen Zahlungstermin der Summe. Schreiben Sie sich den Namen auf des Ansprechpartners (Sie sind die Frau/der Herr?). Verbindlich bleiben. „Alles klar, Frau XY, ich habe den … als fixen Zahlungstermin vereinbart. Ich bedanke mich für die unkomplizierte Abwicklung.“ (Wichtig zu sagen „Ich habe…“ denn ich persönlich habe mit dir persönlich vereinbart-sprich ich nagel Dich jetzt fest!)
    Falls das Geld wieder nicht da ist, kann auch nochmals nachgehakt werden. Wieder: verbindlich sein – „Frau XY, wir haben am … miteinander telefoniert bezüglich… Leider ist das Konto noch nicht ausgeglichen.“ Nie sagen: Sie haben noch nicht gezahlt (= anklagend!), sondern freundlich bleiben (auch wenn es so verdammt schwer fällt). Noch kein Ausgleich da etc. Anklage in den Worten erzeugt Ablehnung, Freundlichkeit und Hilfsbrücken (ich will Ihnen weitere Unanehmlichkeiten ersparen, liegt vielleicht ein Zahlendreher in der Kontoverbidnung vor?) erzeugen Sympathie. Ausserdem sollte der Satz fallen, daß man weitere Schritte und Kosten für das Gegenüber ja unbedingt vermeiden möchte (Marke: ich will doch nur Dein Bestes und Dir gewiss nichts Böses!). Falls das Geld wieder nicht da ist, muss gehandelt werden in Form von Mahnbescheid oder anwaltlicher Brief. Sonst wird man unglaubwürdig.

    Telefoninkasso ist wesentlich schneller und effektiver als Mahnbescheide. Die Erfahrung hab ich in den letzten Monaten selbst gemacht. Ein Brief wird weggeschmissen oder abgelegt, ein Telefonat mit der Buchhaltung unter Namensnennung bleibt haften. Die Leute wollen das dann vom Tisch haben.

    Das war in kurzen Worten meine Hilfestellung zum Thema. Ich hoffe, es war nicht zu verwirrend. Im Netz ist auch einiges zum Thema zu lesen. Ich finde es sehr spannend und habe das Gefühl, es funktioniert ganz gut.

    Liebe Grüße
    von Steffi alias RoteNina

  17. Kalinumba sagt:

    da ich auch immer wieder solche Anfragen bekomme: ohne Vorkasse mache ich nichts. Die allerallermeisten Anfragen erledigen sich dann von ganz alleine und man hört nie wieder was von diesen Firmen. (sieht man ja auch daran, wieviel Werbung ich tatsächlich so auf meinem Blog mache). Es gibt dadurch zwar kein Geld auf meinem Konto, aber auch keinen Ärger im Hals.
    Der „Keksdosenhals“ ist trotzdem ein nettes Wort, das kannte ich noch nicht ;-) Klingt vermutlich niedlicher als es ist.