Krone richten und weiter

16. September 2013

„Wir müssen keinen weiteren Gesprächstermin vereinbaren“, sprach der Chef des Ordnungsamtes vor zweieinhalb Monaten, „ich verspreche ihnen in die Hand, dass der nächste Räumungsklagetermin im September der letzte sein wird.“

Heute ist dieser Termin. Die Beamten des Ordnungsamtes waren da, fuhren fünf Minuten später ab. Die Nachbarin lacht.

Es gibt keinen anderen Wohnort für diese siebenköpfige Familie, die den Status „obdachlos“ hat. Und so geht das lustige PingPongSpiel weiter: vierteljährliche Räumungsklage seitens der Hausbesitzerin, Zwangseinweisung in eben dieses Haus zurück seitens des Amtes.

Wir Nachbarn verzichten derweil auf geöffnete Fenster, Gartenarbeit und Schwätzchen auf der Straße. Werden weiterhin ausgelacht, beschimpft und mit unschönen Gesten bedacht.

Vielleicht klappt es ja in drei Monaten. Feiern können wir dann allemal, denn dann sind es drei Jahre seit der ersten Klage.

*****

Ich ließe mich vielleicht beschimpfen, ich könnte Stinkefinger und Hitlergrüße ignorieren, wäre ich nicht gleichzeitig so unbändig wütend, weil ich beobachten muss, wie dreist gegen Auflagen verstoßen wird. Und ich mich frage, warum wir so kreuzbrav oder gar dämlich sind, immer wieder Rechnungen zu zahlen, die Straße zu kehren oder schneefrei zu machen, damit der Bürgermeister nicht schimpft oder nicht unseren Abfall im Ofen verbrennen. (blinde, sinnlose Wut, nicht zielführend, unreflektiert, aber befreiend. Lassen Sie sie mir, mehr hab ich nicht mehr.)

10 Kommentare zu “Krone richten und weiter”

  1. Erzangie sagt:

    (((((frau..Mutti))))))
    es tut mir ehrlich leid. Und mehr gibt´s eigentlich nicht zu sagen :-(

  2. Frische Brise sagt:

    .

  3. walküre sagt:

    Für Ihre Wut müssen Sie keineswegs um Entschuldigung bitten. Genausowenig, wie ich verstehe, dass eine schwer dysfunktionale Familie ein ganzes Grätzl ohne jedwede Konsequenzen terrorisieren darf, begreife ich, wieso z.B. eine Schule (keine Pflichtschule !) nicht in der Lage ist, ein soziopathisches Kind, welches systematisch Mitschüler mobbt, nach erfolglosen Gesprächen mit Kind und Eltern der Schule zu verweisen.

  4. Elena sagt:

    Das kann ja nicht sein, daß diese Personen nicht wo anders hingebracht werden können. Wird halt die Familie getrennt, wäre für die Kinder wahrscheinlich vorläufig ohnehin das beste.
    Das ist ja kalte Enteignung der Hauseigentümerin – geht das denn so „einfach“ in Deutschland?

    Viele Grüße, und resignieren Sie nicht, bitte, geben Sie bei den zuständigen Behörden so lange keine Ruh, bis bei Ihnen in der Straße Ruhe ist

    Elena

  5. babska sagt:

    Ohnmacht.
    Die kenne auch.
    Kein Kraut dagegen gewachsen.

    Mit mitfühlenden Grüßen
    B.

  6. Kirschbluete sagt:

    Das nächste Mal wetten Sie mit dem Ordnungsamttypen um 1000,-.

    Bei solchen Geschichten graust es mir davor demnächst selber Vermieter zu sein. Man weiß ja nie, was man bekommt.

  7. Ulrike sagt:

    Scheiße

  8. Frau Namenlos sagt:

    Wenn man das so liest möchte man nochmal 3 sein.
    Warum?
    Weil man mit drei Leuten einfach mal vors Schienbein treten, die Zunge raus strecken und Blödmann sagen konnte. Und wenn man dabei auch noch klein, niedlich und vielleicht blond gelockt war dann kam man meist auch noch damit durch… aber leider ist man ja keine 3 mehr…man ist erwachsen.

    Bitte halten sie durch!
    Und bitte wünschen sie ihrer Tochter alles gute zum Geburtstag. Auch wenn man sich nie persönlich gesehen hat so ist sie einem doch in manchen Dingen durch ihr schönes Geschreibsel vertraut.

    Liebe Grüße,
    Frau Namenlos

  9. frau burow sagt:

    so ein mist!
    und wenn ihr das fernsehen einschaltet? oder an die zeitung geht? ich finde das immer wieder unglaublich.

    lg, andrea

  10. Petra sagt:

    Solche „Geschichten“ machen unglaublich wütend. Leider sind sie kein Einzelfall. Aber besonders schlimm, wenn man Nachbar einer solchen Familie ist. Sehr leid tut mir in diesem Fall auch der Vermieter. Die Idee, die Sache an die Medien zu bringen, finde ich sehr gut! Vielleicht wäre RTL da ein guter Ansprechpartner. Da können die sich die Schauspieler sparen. grimmigguck…
    Herzliche und mitfühlende Grüße
    Petra