Strasbourg im Advent

1. Dezember 2013

„Wir machen mal was ganz Tolles!“, schlug der Gatte der Mittwochsfreundin vor, „Wir fahren früh morgens nach Strasbourg, frühstücken dort, bummeln ein bißchen, gehen über den Weihnachtsmarkt, gehen noch was essen und fahren spät wieder heim.“

„Au ja, prima!“, jubelten der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib. Und die Freundin, die nie Zeit hat hatte auch Zeit, zusammen mit ihrem Gatten.

Wir organisierten einen Sechssitzer und fuhren Samstag morgen um sieben Uhr los. Zweieinhalb Stunden später hatten wir das Auto in einem versteckten Parkhaus untergestellt und waren auf dem Weg zu „Paul„. Bei „Paul“ gibt es leckere Sachen zum Frühstück, wussten die Freunde und viele andere Menschen auch. Wir ergatterten den letzten freien Tisch.

Mit den letzten Resten des Schulfranzösisch bestellte ich mir fließend mein Frühstück und da ich auch wenn ich muttersprachlich unterwegs bin gerne „äähs“ einbaue und wild gestikuliere, ging ich beinahe als Einheimische durch.

Ich verspeiste übrigens ein Schokoladencroissant und diese Blaubeertarte, die jede Sünde wert war.

Es war warm und gemütlich und wir hätten noch lange sitzen können. (und immer weiter essen), aber dafür waren wir nicht angereist. Immerhin wollten wir Bummeln.

Die Gässchen um das Munster herum lassen jede Menge weihnachtliche Stimmung aufkommen, sehr viele Häuser sind liebe- und phantasievoll geschmückt. Bei Manchen sieht das wirklich großartig aus,

bei anderen dann eher nicht so sehr. Ein Hingucker ist die Eisbär -Dekoration aber ganz sicher! („Und was passiert mit den Plüschtieren, wenn es mal regnet?“, fragte der Gatte der Mittwochsfreundin. Wir wissen es nicht.)

Weil wir als Touristen unterwegs waren, durften wir auch das tun, was wir sonst streng bei den Touristen in unserer Gegend verurteilen: Glühwein trinken, bevor es dunkel ist. Zu unserer Entschuldigung sei gesagt, dass eine feuchte Kälte unter die Jacken kroch und so ein Glühwein dagegen ganz prima hilft.

Der Weihnachtsmarkt ist … wie ein Weihnachtsmarkt eben. Viele Stände an denen es viele nicht so sehr wichtige Sachen gibt, dazwischen Sachen, deren Verzehr nicht immer gesund ist und überall blinkt und glitzert es.

Wir froren ein bißchen und machten uns deshalb auf den Weg zu diesem kleinen Restaurant, das sich hinter der riesigen Platane direkt an der Ill versteckt. An der Ill entlang ist das Strasbourg, das ich so liebe, sogar im Winter. (am Schönsten ist es aber im Frühsommer, wenn man dort mit Freundinnen und einer Schachtel voller Törtchen sitzt.)

Wir bestellten tarte flambée, also Flammkuchen. Damit macht man eigentlich nix falsch. Beinahe wie beim Pizzaessen, es passt irgendwie alles drauf und alles schmeckt lecker. Ich hatte Ziegenkäse mit Feigen und Honig und habe jetzt, hier beim Tippen, jede Menge Mundwasser beim Gedanken daran.

Wir saßen gut, wir aßen vorzüglich und hätte man uns ein Bett für einen kleinen Mittagsschlaf angeboten, wir hätten wohl nicht abgelehnt. Stattdessen tranken wir einen Espresso und wagten uns wieder in die Kälte.

Die Stadt füllte sich merklich. In den Geschäften drängten sich die Menschen, trotzdem mussten wir rasch in den Laden, in dem es diese Köstlichkeiten gibt: Nougat! Wagenrädergroße Nougatlaibe. Wir ließen uns ein gutes Stück abhobeln, der Winterspeck soll nicht vernachlässigt werden.

Während wir ein Café suchten, das Platz für sechs Menschen und Kaffee oder heiße Schokolade und diese französischen Minitörtchen im Angebot hatte, wurde es langsam dunkel. Alle Cafés waren restlos überfüllt und wir begannen ein bißchen zu schmollen.

„Trinken wir eben noch einen Glühwein!“, hielten wir für eine prima Idee, genau wie dreitausend andere Menschen auch. Ich erklomm ein Mäuerchen, Glühwein gegen die Panik trinkend. Zu viele Menschen sind mir einfach zu viel.

Da wir schon wieder hungrig waren (die Kälte war schuld!), kämpften wir uns durch die Menge, denn wenn wir schon mal auf dem Weihnachtsmarkt waren, mussten wir choucroute essen. Choucroute ist Sauerkraut, das mit Kartoffeln, Bauchfleich, zweierlei Würstchen und Spätzle gegessen wird. Super, wenn der Glühwein schon in den Kniekehlen steckt.

Irgendwann hatten wir den Ausgang des Weihnachtsmarktes gefunden und konnten den wirklich großen Weihnachtsbaum in voller Pracht bewundern.

Strasbourg. Weihnachtshauptstadt.

Nur ein klitzekleines Bißchen verfuhren wir uns auf dem Weg raus aus Strasbourg. Zweieinhalb Stunden später waren wir wieder daheim und ich fiel quasi umgehend ins Bett.

Wenn man davon absieht, dass ich weder Bummeln, noch Menschenmassen mag, dem Winter in Städten nicht allzuviel abgewinnen kann und der Glühwein nicht schmeckte, war es ein ganz großartiger Tag, den wir so nicht, dafür aber ganz anders dringend wiederholen werden.

6 Kommentare zu “Strasbourg im Advent”

  1. Daniela sagt:

    Ach wie schön, noch eine Straßbourg Liebhaberin! Liebe Frau Mutti, versuchen Sie ihr Glück beim nächsten Mal im Cafe „Roi et son Fou“ in der rue du vieil hopital. Klein, versteckt in einer Seitengasse, aber leicht zu finden weil in der Nähe vom Münster. Vielen Dank für den Reisebericht und eine schöne Adventszeit wünscht Daniela (eine sonst stille Leserin)

  2. Deborah sagt:

    Hach, schön! Da bekomme ich ja glatt Heimatgefühle. Aber dieses Jahr mit zwei kleinen Mäusen gibt es nur die abgespeckte Version in Wissembourg, die ich aber auch wärmstens empfehlen kann. ;o)

  3. Frau_Mahlzahn sagt:

    Aaaah, schön. Einmal im Jahr kann man für so einen Tag auch Menschenmassen aushalten… Bin fast ein wenig neidisch (obwohl wir am Wochenende auch durchgehend adventsmäßig unterwegs waren. Aber Strasbourg ist dann doch noch mal etwas Besonderes…“

    So long,
    Corinna

  4. Tina sagt:

    liebe frau mutti,
    ich wünsche ihnen von herzen alles liebe zum geburtstag.
    verbringen sie einen schönen tag im kreise ihrer liebsten.

    lg
    tina

  5. Kirschbluete sagt:

    Hach ja, ein bißchen Neid kommt da auch bei mir auf. Ich würde gerne mal nach Straßbourg. Wie das schon klingt… so… gemütlich und romantisch und nach Café und feiner Patisserie und chic und chichi und so… *seufz*

  6. Gabriela sagt:

    Und wie jedes Jahr: F*E*L*I*C*I*D*A*D*E*S auch wenn sie nun aus dem Norden anders klingen mögen, herzlich sind die Geburtstagswünsche allemal gemeint.
    Alles Gute, Ruhe in der Nachbarschaft,bei Frau Knie und Konsorten und Unruhe in der kreativen Ecke, alles Liebe sendet
    Gabriela