falls …
3. Juni 2014
Sie dachten, dass die Frau Mutti immer noch feiernd in ihrem Garten tanzt, dann haben Sie beinahe recht.
Am Samstag zu Beispiel saß ich eine Stunde in meinem Gemüsegarten und sah den Kohlrabis beim Wachsen zu. Die Familie war zum Klettern ins Morgenbachtal gefahren, ich hatte mir keine lange to-do-Liste geschrieben, sondern nur einen einzigen Vorsatz: im Gartensitzenliegenstehenspazieren. Den habe ich erfüllt und ich sage Ihnen, es war ein Fest.
Noch immer treffen wir Nachbarn uns mit ungeheurem Mitteilungsbedürfnis. Alle alten, uns so stark belastenden Geschichten aus der Nachbarschaft werden wieder und wieder erzählt und immer wieder enden diese Gespräche mit dem Stoßseufzer „Es ist vorbei.“
Gestern war ich in dem Haus. Die Besitzerin war zur Übergabe angereist, zusammen mit Anwalt, Ordnungsamt und Chef des Ordnungsamtes. Von Hausfenster zu Garten schwätzten wir kurz. „Mir ist ganz schlecht“, sagte sie und da wurde ich doch sehr neugierig. Später bekam ich Gelegenheit, meine Neugierde zu stillen. Das Haus muss saniert werden. Mutwillige Schäden neben Abnutzungsschäden neben „ich wertschätze nichts und niemanden“-Schäden. Ein Container muss kommen, denn ausgeräumt ist da noch lange nicht. Und als Abschiedsgruß waren beide Toiletten bis um Rand … ach lassen wir das. Die Besitzerin will das Haus nun verkaufen, denn bevor sie es erneut vermieten könnte, müsste sie es renovieren lassen. 50.000€ schätzte der eine Anwalt, ich als Renovierungserfahrene sage: das Doppelte.
Und so hoffen wir darauf, dass sich irgendjemand in dieses Häuschen mit dem wunderbaren (derzeit natürlich verwilderten) Garten, in den niemand reinschauen kann, verliebt und bereit ist Zeit, Arbeit und Geld zu investieren. Wohnen kann darin derzeit niemand mehr und deshalb ist die bange Frage „wer kommt danach?“ erstmal aufgeschoben.
Die Besitzerin ließ das Schloss am Tor auswechseln, den von den ausgegebenen zehn Schlüsseln bekam sie nur zwei wieder. Eine leise Angst haben wir alle noch, dass die Nachbarn einfach wieder einziehen und das Haus „besetzen“. Wahrscheinlich ist das nicht, aber doch – wir trauen den Ex-schrägen Nachbarn alles zu.
(noch eine kleine Begriffserklärung, weil man anmerkte, dass „schräg“ doch zu milde sei: schräg bezieht sich auf die Wohnlage. Schräg gegenüber wohnten sie, genau gegenüber von dem Gartenstück, das jetzt mein Gemüsegarten ist.
Und das war der letzte Blogartikel zum Thema „schräge Nachbarn“. Geschafft, überlebt. Weiter geht´s.
Danke für Ihre zahlreichen mitfreuenden Worte!
3. Juni 2014 um 09:24
Ahaaa. Aha aha ahaaaa. Merci für die Erklärung – „schräg“ ist perfekt! :)
3. Juni 2014 um 09:55
Folgt noch eine nachbarliche Survival-Party?
Die Besitzerin tut mir sehr leid. Ich frage mich bei solchen Geschichten immer, was ist bei Menschen so schief gelaufen, dass sie fremdes Eigentum so runter rocken müssen?
3. Juni 2014 um 10:05
Ich möchte soviel dazu schreiben, lasse es aber lieber. Mich beschäftigt die Frage, wer für die Schäden und den Wertverlust aufkommt, den die Vermieterin erlitten hat, aber dazu werde ich nie eine Antwort erhalten. Was macht einen Menschen so… so… gesellschaftsunfähig und kalt, selbst den eigenen Kindern gegenüber?
Unverständnis, Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit.
Tief durchatmen, es ist vorbei.
3. Juni 2014 um 14:07
Mir wird ja schon beim Lesen schlecht, weil mir der Endzustand bekannt vorkommt und ach, mir tut es so leid für die Vermieterin.
Ich drücke die Daumen für die Dame, dass sie Kaufinteressenten findet, die renovierfreudig sind und gleichzeitig in die Nachbarschaft passen! Ihnen, Frau Mutti, drücke ich dafür übrigens auch die Daumen ;)
@Katja:
aus direkter Erfahrung kann ich sagen, dass da zu 99,9%iger Wahrscheinlichkeit niemand für Schäden und Wertverlust der Vermieterin aufkommen wird. (Meine Eltern hatten in einer Mietwohnung mal einen derartigen Mieter – kein Nomade, „solider“ Student/Künstler, er blieb leider zu lange um ihn als Nomaden betiteln zu können, seine Tante übernahm immer wieder kurzvorRausschmiss die anwaltlichen Mahnrechnungen und ach, am Ende sah nicht nur die Toilette so aus wie von Frau Mutti beschrieben und trotz Anwalt & Gericht blieben die Kosten für die Komplettsanierung an meine Eltern hängen.)
3. Juni 2014 um 18:29
Ich wünsche Ihnen, Frau Mutti, nette Nachfolger für das Häuschen und freue mich mit, dass das nun ein Ende hat. Der Hausbesitzerin wünsche ich noch gute Nerven beim weiteren Kampf …und mir wünsche ich so ein Häuschen hier in greifbarer Nähe :-)
3. Juni 2014 um 21:34
Vermieten ist leider heute zu einer Mutprobe geworden….
Wünsche Ihnen und der Vermieterin alles Gute!