Hunderunde

30. Oktober 2015

oder warum ein Herbstspaziergang in Rheinhessen dringend auf dem Plan stehen sollte.

Heute morgen war es grau und trüb draußen. Nichts hätte mich freiwillig aus dem Haus gebracht, wäre da nicht der gar nicht mehr so kleine Hund, der seinen großen Bewegungsdrang ausleben wollte. Und so kletterte ich um halb acht in die Wanderschuhe und marschierte los. Die Straße runter, ins Gässchen, an den Schrebergärten vorbei, nach rechts, über die Straße und dann der Blick hoch in die Weinberge.

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Vor mir die „Große Steig“. Der gepflastere Weg ist die „Alte Steig“, links abgehend und asphaltiert ist die „Neue Steig“. Ich wählte die „Neue Steig“, der Aufstieg ist ein bißchen gemächlicher, was meiner Schnupfennase sehr entgegenkommt. Aber hoch wollte ich heute morgen unbedingt!

Nach dem klick! folgen viele Bilder, die Wingerte in verschiedenen Farbschattierungen zeigen, dazwischen ein entzückender Hund. Und jede Menge Aussicht. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.

Von der „Neuen Steig“ ab führt ein unbefestigter (Gras)Weg. Lola findet den klasse, weil dort viele Hunde langmarschieren und sie viel zu schnüffeln hat. Ich finde den Weg mäßig klasse, weil viele Hundebesitzer die Hinterlassenschaft ihrer Lieblinge nicht wegräumen. Tja. Außerdem hüpfen dort sehr, sehr viele Kaninchen herum, so dass Lola und ich das Trainingsprogramm „Nein!“, „Stop!“ und „Komm!“ starten können, auch gut. Ein großer Haufen Trester wurde von einem Winzer abgekippt und wartet darauf, in den Zeilen verteilt zu werden. Ich halte mir die Nase zu und den Hund davon ab, sich ausgiebig zu wälzen.

Der Blick zurück auf Nierstein. Knapp zehn Minuten nur spaziert man gemütlich aufwärts.

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Nach dem Grasweg ging es an der großen Kastanie vorbei und den zweiten Weg rechts. Verlaufen kann man sich bei uns übrigens nicht. Wenn man grob im Hinterkopf hat, in welcher Richtung der Rhein liegt, findet man immer wieder zurück, ein Abzweigung in die entsprechende Richtung kommt immer, notfalls läuft man eine Zeile entlang.
In der Suppe rechts kann man Nierstein erkennen, der Rhein liegt vor mir. Und der graue Himmel sorgt für einen prima Kontrast zu den leuchtenden Wingerten. Ich glaube bei Sonnenschein käme man gar nicht voran, weil man dauernd „Wie SCHÖN! Wie TOLL! Diese FARBEN!“ brüllen müsste.

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Ich musste heute immer wieder stehen bleiben. Obendrein fand ich es sehr schade, dass ich nur das Phönchen zum Knippsen dabei hatte, denn ab hier hatte ich beschlossen, die heutige Hunderunde zu bloggen.

Im Hintergrund erkennt man ganz gut einen weiteren Orientierungspunkt: den Wartturm. Der „bewacht“ Nierstein und wenn man den irgendwo sieht, findet man garantiert wieder heim.

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Rotwein trinke ich am Liebsten, die blauen Trauben schmecken am Besten, so ist es nur logisch, dass auch die Herbstfärbung dieser Wingerte am Spektakulärsten ist. ;)

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Und da ist er auch schon, der Wartturm. Jetzt wohne ich schon seit vielen Jahren hier in Nierstein, liebe dieses Türmchen sehr, trage es gestickt auf einer Tasche mit mir herum und gezeichnet als Ring am Finger und habe es noch nie geschafft, einmal hochzuklettern. Vielleicht im nächsten Frühling, bei einer Weinbergsrundfahrt.

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Hier gab es ein kurzes Päuschen, denn hier liegen sehr viele Strohrollen, denen Lola nicht widerstehen kann. Sie muss darauf herumhüpfen und sich im Stroh am Boden wälzen. (dieses Jahr habe ich das zum ersten Mal gesehen, dass sehr viele Winzer Stroh in den Zeilen verteilen. Warum sie das tun, habe ich noch nicht rausgefunden, muss mal den befreundeten Winzer besuchen.)

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Weiter ging es hinter dem Wartturm Richtung Rhein, immer geradeaus.

Das sieht vielleicht ein bißchen langweilig aus, zumal auf der linken Seite junge Wingerte sind, die noch nicht genug Laub haben, das irgendwie beeindrucken könnte. Doch es ist fast meditativ einfach Schritt vor Schritt zu setzen, ab und zu einem Mäusebussard nachzusehen oder die Hundewutz davon abzuhalten, Scheisselkram zu machen.

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Einfach immer geradeaus. Irgendwelche Menschen haben Samen von Tagetes und Borretsch auf das Brachland, an dem wir vorbeikommen, geworfen. Es blüht leuchtend blau und orange, dazwischen dunkles Pink von den wilden Malven. Keine Zeit ein Bild zu machen, Lola muss kommen und neben mir sitzen, ein Jogger rennt vorbei.

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Ich liebe diesen Blick auf den Brudersberg und den Rhein. Das Bild ist zwar ein bißchen größer, doch es ist trotzdem nicht gut zu erkennen: der Rhein gabelt sich im Hintergrund. Der linke Arm ist fast ausgetrocknet, vermutlich kann man schon wieder auf die Insel in der Mitte laufen. Dieser Blick rückt mir immer mein Wetterempfinden zurecht, denn eigentlich hatte ich das Gefühl, dass es in letzter Zeit ständig geregnet hat.

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Jetzt geht es wieder zurück Richtung Nierstein, immer am Roten Hang entlang. (dieses Bild auch noch mal gößer, weil … so TOLL! So SCHÖN!)

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Der Rote Hang heißt Roter Hang weil … tja: da sehen Sie es selbst. Roter Schiefer, der nicht nur sehr, sehr fruchtbar ist und tollen Riesling wachsen lässt, sondern auch ab und zu großartige Fossilien ausspuckt. Als die Kindelein sehr viel jünger waren, standen sie oft genau hier, Hammer und Meißel in der Hand, auf der Suche nach versteinerten Schätzen. (erfolglos, leider.)

Lola ist nicht auf Fossiliensuche, sondern bemüht, ihrem weißen Fell ansprechende Akzente in Rot, Orange und Braun hinzuzufügen. (erfolgreich, leider.)

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Hier ist nur noch eine klitzekleine Steigung zu bewältigen, bevor es nach links, danach nach rechts und schließlich wieder nur …

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geradeaus geht. Wieder auf dem Heimweg und der gar nicht mehr so kleine Hund muss an die Leine, weil rechts im Wingert immer Rehe liegen und er obendrein so müde ist, dass er nur noch Quatsch macht.

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Blick nach rechts. Keine Rehe zu sehen, dafür noch ein paar Herbstfarben. Und wieder schade, nur die Handykamera dabei zu haben.

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Noch einmal links abbiegen und geradeaus bis genau vor das Hallentor. Knapp zwei Stunden unterwegs gewesen, ich weiß nicht, wieviele Kilometer es waren. (ca. sieben)

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Der gar  nicht mehr so kleine Hund bekam eine dringend notwendige Dusche und ich ein Frühstück. Morgen früh laufe ich in die andere Richtung.

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Die Wingerte sehen vielleicht noch zwei Wochen so toll aus, deshalb: Wochenendausflug, egal wie das Wetter ist!

6 Kommentare zu “Hunderunde”

  1. Conni sagt:

    Liebe Frau Mutti…ich finde „Scheisselkram“ ist ein tolles Wort …auch wenn das evtl. abartig klingt!!!!Es klingt so nach sympathischen Blödsinn !!!!
    PS.Auch wir haben einen Hund der diese Tätigkeit liiiiieeebt…ich meine „Scheisselkram“ machen ….nochmals gesagt …hehehehe
    LG Conni

  2. Frau Mutti sagt:

    Das Wort „Scheisselkram“ hat – glaube ich – die werte Frau Ami geprägt. (deren Präsenz im www mir sehr, sehr fehlt)

  3. Ruth sagt:

    Wunderschoen. Ich komme ja aus der etwas noerdlicheren Ecke, und falle jedes Mal, wenn ich ‚zu Hause‘ auf Besuch bin, in den Rheiner Hecken mit meinem grossen (2 m) kleinen Bruder rum, die von uns sehr geliebt werden. Auch egal bei welchem Wetter. Auch mit Hunden (seinen). Ich kann das ganze nur empfehlen, es ist wunderschoen. Kamera Fotos sind doch okay!
    (und ja, ich erinnere mich auch an die Frau Ami, hoffentlich geht es ihr gut)

  4. Needle litte Balance sagt:

    Ja die Frau Ami… Ich habe auch sehr gerne bei ihr gelesen und muss bei „Scheisselkram“ oder „högscht“ auch noch immer an sie denken.

  5. Graugrüngelb sagt:

    Frau Ami fehlt mir auch. Und Frau Antonmann. Und noch ein paar mehr.
    Gut, dass Frau Mutti wieder da ist. Eine schöne Runde ist das da – und nun haben Sie den Auftrag, die nochmal bei Sonnenschein mit der „richtigen“ Kamera abzulaufen ;-)

  6. Gabi K sagt:

    wow,wie schön! Danke für’s mitnehmen