Der Tochter neue Schuhe

15. Januar 2016

Gestern kam die Fahrkarte für den Zug, der die Tochter und ihre beiden Freundinnen von Paris nach Saint Pied de Port bringt. Ende März geht es los, die drei wandern den Jakobsweg. Und weil die Wanderschuhe der Tochter fünf Jahre alt sind und schon in einigen Mittel- und sogar Hochgebirgen treue Dienste geleistet haben, bestand ich auf Ersatz. Ich stelle es mir nämlich wirklich unschön vor, mitten auf dem Jakobsweg die Schuhsohle eines Wanderschuhs in der Hand zu halten. (so ging es mir vor vielen Jahren, ganz oben auf dem Hohneck, kurz vor dem Abstieg in die Col de la Schlucht. Hat keinen Spaß gemacht)

In Nierstein gibt es einen Schuhladen, der sogar eine große Auswahl an guten Wanderschuhen hat. Leider arbeiten dort auch einige ambitionierte Schuhverkäuferinnen, denen man viertelstündlich sehr nachdrücklich sagen muss, das wir wirklich, ganz ehrlich gut zurecht kommen und wir uns garantiert, versprochen umgehend an sie wenden, wenn wir Hilfe oder ein Paar Schuhe in anderer Größe benötigen. Weil wir schon mal da waren, probierte ich auch neue Wanderschuhe an. Meine sehr alten sind nicht mehr wasserdicht (nicht ganz so schlimm) und haben kaum noch Profil (was sie dann wirklich unbrauchbar macht). Eine Stunde stapften die Tochter und ich in verschiedenen Schuhen die Gänge auf und ab und trampelten über die Wanderwegattrappe aus Rundhölzern. Wanderschuhe auszusuchen ist eine schwierige Sache, immerhin trägt man diese Schuhe meistens für mehrere Stunden hintereinander und kraxelt darin durch unwegsames Gelände. Da sollte nichts drücken, kneifen oder reiben.

Letztlich wurden wir fündig und ja, die Schuhe der Tochter waren sehr, sehr teuer. Doch sie hat sehr empfindliche Füße und wenn wir Schuhe finden, die sie nicht reiben, dann kaufen wir die. Basta.

Den ersten Teil der Tagesaufgabe hatten wir somit erfüllt. Der zweite Teil war auch im Schuhgeschäft zu erfüllen, allerdings auf der anderen Seite. Die Abiballschuhe! Das Kleid der Tochter ist blau-changierend, knielang, weitschwingend, wunderschön. Passende Schuhe dazu zu finden, deren Absatz und Form geh- oder sogar tanzfreundlich ist … ein schier unlösbares Problem. Nach 15 verschienden Paaren zog die Tochter kurz in Erwägung, Chucks, die neuen Wanderschuhe oder ihre Doc Martins unter dem Kleid zu tragen (die Docs und vielleicht geringelte Strümpfe dazu wären meine Wahl im Alter der Tochter gewesen, aber ach, das Kind ist brav). Tatsächlich zogen wir aber doch noch ein paar nicht ganz so hochhackige Schuhe aus dem Regal, in hübschem Dunkelblau, mit ganz wenig Geglitzer und nach Aussage der Tochter etwa drei Stunden tragbar, bis das Blut aus dem Schuh quillt.

An der Kasse wurde ich dann etwas blass, weswegen uns direkt noch ein Imprägnierspray geschenkt wurde. (und vermutlich hat man uns auch verziehen, dass wir so beratungsresistent waren)

*****

Da Wanderschuhe einige Jahre halten, war das heute wohl eines dieser „zum letzten Male“. Zum letzten Mal der Tochter Wanderschuhe gekauft, die nächsten muss sie alleine, vom eigenen Geld kaufen. Kleine, unbedeutende Sache, aber trotzdem: huch.

 

6 Kommentare zu “Der Tochter neue Schuhe”

  1. Hannah sagt:

    Wenn der Abiball dann erstmal da ist, ist man erstaunt, wie lange man es doch in den Schuhen aushält. Ich hatte ebenfalls ein blaues Kleid und sehr schicke, allerdings auch sehr hohe Schuhe an, bei denen ich mir nicht sicher war, obwohl sie im Laden und beim Einlaufen zuhause recht bequem waren, wie lange ich darauf ohne Schmerzen würde laufen können. Tatsächlich bin ich in ihnen bis zum „bitteren“ Ende morgens um halb vier durch die Location „gestiefelt“ – weh taten die Füße dann erst am nächsten Tag ;-)

  2. MonikaZH sagt:

    was Hannah sagt.

    Und, ein heisser Tip wenn wieder mal (halb)hochhackige Schuhe gebraucht werden die bequem sein sollen (sprich: gut gebaut, stabil, Absatz an der richtigen Stelle): Tanzschuhe. Also die die die Mädels beim professionellen Tanzen tragen. Gibt es in offen, also Sandale (wahlweise auch mit geschlossener Ferse, also nicht nur so ein Riemchen um den Knöchel) (Latin) oder geschlossen (also klassischer Pumps) (Standard). In wirklich guten Tanzschuh-Läden gibt es viel Auswahl, und wenn der Schuh zwar dem Fuss, nicht aber dem Kleid passt: Modell und Grösse aufschreiben und dann im Netz mal auf der Website des Herstellers auf die Suche gehen: die guten, professionellen Schuhe kann man, wenn man mal das richtige Modell gefunden hat, blind bestellen. Auch in Farbe x passt dieses Modell genauso wie das Schwarze das man anprobiert hat.

    Und ja, die mögen etwas teurer sein als die Dei…mann-Schuhe, dafür halten sie aber auch länger und sind bequem.

  3. kelef sagt:

    was die beiden damen schon sagten.

    tanzschuhe findet man übrigens unter charakterschuhe, z.b.: http://www.dancewear-and-shoes.com/schuhe/charakter?p=2 – und verhältnismässig sind die gar nicht so teuer. jedenfalls nicht gemessen am komfort.

    das weiss ich deshalb so genau, weil ich zu studentenzeiten sehr sparen musste und dann doch die billigeren schuhe kaufte (dabei kannte ich eine menge balletttänzer, ich hätte es wissen müssen …). stundenlang tanzen ging trotzdem, aber gehen ging dann nicht mehr. während des balls begann es ziemlich zu schneien, und es gab und gab kein taxi, nicht für geld und gute worte, und so endete der ballabend damit, dass ich im bodenlangen kleid, gehüllt in eine sündteure (geerbte) persianerjacke, mit ballfrisur, mit perlen und brillanten behangen, barfuss und mit zerrissenen strümpfen fast drei kilometer durch wien lief. um drei uhr früh. im schnee. auf eis und streusplitt. bei minus 5°C. mein tanzpartner winselte lauter als ich. aber: ich ging so schnell dass ich mir weder einen schnupfen noch einen blasenkatarrh noch sonstwas holte, nur meine sohlen waren ein wenig blutig. ein paar wochen lang ging ich dann sehr, sehr vorsichtig in zu grossen stiefeln (charakterstiefeln, das waren die weichsten) und mit einer dicken einlegesohle aus schaumgummi. hach ja. charakterschuhe können gar nicht zu teuer sein, das weiss ich seither ganz genau.

  4. PeSch sagt:

    Hach, Schuhe für den camino kaufen… Da kriegen mein Mann und ich glänzende Augen. Wir waren beide schon unterwegs, sowohl auf dem Frances als auch auf dem primitivo. Eine tolle Entscheidung der 3 Mädels. Das wird garantiert sehr nachhaltig sein. Ich wünsche schon jetzt Bon camino.
    Ich freue mich übrigens auch riesig, dass Sie hier wieder schreiben. Ich mag Ihren Schreibstil, so frisch und frei. Und ich ziehe den Hut, was Sie alles leisten, ganz besonders beeindruckt bin ich von Ihrem Engagement in Sachen Sprachschule.

  5. Eva sagt:

    Und, liebe Frau Mutti, unsere Tochter hatte einfach für nach dem „offiziellen Teil“ bequeme Ballerinas dabei. Das geht auch immer. Da sind normalerweise alle Fotos gemacht ;-)
    Viele Spaß dann beim Rest-Abi-Schreiben: wie schon bei Instagram gesagt, hier wartet der neidische Sohn noch auf April, um endlich mit dem Abi anfangen zu können. Er würde es so langsam auch lieber hinter sich gebracht haben!
    Alles Gute,
    Eva (Findusine) aus Ba-Wü

  6. stahldame sagt:

    Ich schließe mich der Tanzschuh-Empfehlung an – ich habe regelmäßig ein Paar gut eingetanzte Schuhe für Bälle aufgehoben, es gibt nix Bequemeres.
    Nebenbei bin ich aber auch mit jemand verwandt, die unter dem klassischen weißen Brautkleid weiße Chucks getragen hat. Warum nicht? War sehr authentisch, und man hats erst spät abends gesehen.