Trendsetterin!
17. Februar 2017
Endlich bin ich mal eine Trendsetterin! Damit meine ich nicht, dass Sie jetzt plötzlich alle geringelte oder quietschbunte Strumpfhosen tragen, sondern die Tatsache, dass es seit letztem Jahr total in sein soll, sich ein sogenanntes „She Shed“ in den Garten zu stellen. Oder einen vorhandenen Schuppen zu einem solchen umzubauen. Ein Shed ist nichts anderes als ein Gartenhaus/Schuppen/Unterschlupf, ein She Shed ist ein von Frauen gepimptes und geschmücktes Gartenhaus. Für Frauen.
Ein Trend der aus den Staaten schwappte, den aber eigentlich ich vor zweieinhalb Jahren setzte, als ich das Rosa Gartenhüttchen baute. (bauen ließ, ich lackierte und richtete ein)
Die She Sheds sollen der Gegenpart zu den Man Caves sein, den Bastelkellern und Hobbyräumen oder eben auch den klassischen Gartenschuppen voller Werkzeug, die angeblich als letzte Männerdomaine gelten.
Das Ganze wird spottend beobachtet, manch einer sieht den Untergang des Abendlandes nahen, weil es jetzt plötzlich Gartenhäuser für Männer oder Frauen geben wird und ja, natürlich könnte das merkwürdige Blüten treiben, doch der klassische deutsche Garten lässt ja neben Schaukel und Trampolin kaum noch Platz für einen Minigeräteschuppen.
Aber was treibt denn die Frauen jetzt dazu, sich Rückzugsorte zu schaffen, Platz für Yoga oder einen Platz zum Lesen, Malen oder Handarbeiten? Vielleicht auch zum Schnitzen, Töpfern, Kiffen oder Pornos lesen, die Vorlieben sind ja unterschiedlich.
Hier kann ich nur von mir sprechen, denn was andere Frauen bewegt … geht mich ja auch erstmal nix an, habe ich nicht zu beurteilen.
Ich wollte ein Gartenhüttchen ganz hinten im Garten, da wo ein unverbauter Blick in den Wingert und auf den Sonnenuntergang möglich ist. Und ich wollte es in der Farbe streichen, die mir am Schönsten zum vielen Grün drumherum erschien. Ich wollte gemütlich sitzen, mit Polstern, Decken und Kissen. Ich entdeckte, dass auch ich eine romantische Ader habe, als ich mich für Spitzenvorhänge entschied. Dass diese eine prima Mückenschutz sind zeigte sich erst später.
Ich wollte Platz für liebgewonnene Dinge und für das Schnickeldi, das auch in der Grünen Villa verteilt ist. Gemütlichkeit, Ruhe, Leichtigkeit, Entspannung wollte ich, den kleinen Urlaub am hintersten Gartenende.
Rosa herrscht vor und ich merke jedesmal wenn ich im Gartenhüttchen sitze, wie glücklich mich die Stimmung dort macht. Dass ich einen Hang zu Kitsch habe, kann ich nicht abstreiten. Dass es einen Ort gibt, an den ich ihn ausleben kann, ist großartig und ein Privileg.
Das Rosa Gartenhüttchen ist die Entschädigung dafür, dass ich mir als Kind/ Jugendliche niemals mein Zimmer so gestalten durfte, wie ich es wirklich wollte. Albern, vielleicht. Doch das ist letztlich egal, weil es eben mein Beweggrund ist.
Wir verbringen sehr viel Zeit im Rosa Gartenhüttchen. Wir alle, auch die Männer der Familie. Obwohl es rosa ist. Und blumig. Und zart. Und kitschig. Weil aus „meinem“ Rosa Gartenhüttchen eben „unser“ Rosa Gartenhüttchen wurde und ich bestimme, was dort wie verändert wird.
Ich kann nicht verstehen, dass gespottet werden muss über eigene Räume, die sich Frauen und Männer schaffen, es irritiert mich sogar sehr, dass der Spott über Männerhobbykeller eher liebevoll ist, der über Frauengartenhäuser aber voller Häme. Und auch hier habe ich heute hauptsächlich von Frauen gelesen, wie albern und überflüssig dieser Trend doch ist. Keinen einzigen Kommentar der in Richtung „wie cool, da verwirklichen sich Frauen und leben ihre Träume!“ ging.
Wie traurig.
17. Februar 2017 um 21:55
Allein für den letzten Absatz mag ich Sie ganz unvorstellbar gerne!
LG Claudia
17. Februar 2017 um 21:55
ICH.WILL.AUCH.SO.EINE.HÜTTE!!!
muss ich aber wohl noch 20 Jahre warten. die Schwiegers haben aktuell noch Vorrecht
Liebe Grüße Nicola
17. Februar 2017 um 22:00
Ui. Das was ich da sehe von Ihrem rosa Gartenhüttchen das gefällt mir sehr. Sehr sehr sogar. Und ich finde Selbstverwirklichungsdinge ziemlich gut und wichtig. Für Ihn und für Sie. Sieht halt bei jedem anders aus oder ist manchmal nicht so greifbar und in Farbe.
Hier aber!
Große Klasse.
17. Februar 2017 um 23:08
Ich finde lediglich die Benennung „She Shed“ merkwürdig ;-) Warum sich aber nicht jedeR BewohnerIn einen eigenen „Traumort“ schaffen dürfen sollte, ob im Garten oder im Keller oder auch auf dem Dach, verstehe ich nicht. (Meiner kommt in den Keller und bekommt gelbe Wände. Und vielleicht Blumen. :-) )
18. Februar 2017 um 07:43
Seh’n Se mal: Hab ich doch gerade was bei Ihnen gelernt: She Shed kannte ich bisher gar nicht. War/ist mir neu, finde ich aber klasse, ganz egal, wie es heißt, obwohl mir dieses Traumort von Gecko noch passender erscheint. Warum auch nicht sich etwas erschaffen, was man so noch nicht hatte, wenn man die Möglichkeit dazu hat? Ich finde diesen Querverweis auf ein Kinderzimmer, dass man nie so einrichten konnte, wie man wollte, gar nicht schlecht, aber eben nur als einen Aspekt. Ein Ort zum Träumen, Seele baumeln, Gutgehnlassen eben.
Und die negativen Kommentare und Schwingungen dazu, dann letztlich doch wie bei den Beinen wohl auch Neid. Der wird ja gerne in Häme verpackt, kann/sollte jeder/jedem deshalb egal sein. Ist ja für das eigene Wohlfühlen, nicht für das der anderen.
Trendsetten Sie also weiter, bleibe gespannt :)!
Liebe Wochenendgrüße,
Ev
18. Februar 2017 um 08:08
Verlockend!
Ich denke gerade nach, welches unserer vorhandenen Nebengebäude/Hüttchen ich zu solchem rosa Rückzug dazu verwenden könnte. Aber da steht überall so viel Zeug drin.
Das wird bei mir wohl nichts.
Liebe Grüße!
18. Februar 2017 um 09:14
Häme ist immer schlecht. Immer.
Ich zucke zusammen, wenn ich die Verstärkung eines schädlichen Geschlechter-Stereotyps wittere: Dass Menschen bitteschön ihre Sehnsüchte und Vorstellungen ausleben sollen, halte ich für sehr wichtig, doch dass ihnen dafür nach Geschlechtern getrennte Angebote gemacht werden, schränkt sie meiner Befürchtung nach ein.
Vielleicht ist es also das „She“ in „She Shed“, dass meine Augenbraue erst mal Richtung Stirn treibt. Hieße es Pink Shed, Gemütli-Shed, wäre das anders – zumal ich Männer mit ausgesprochen flauschigen Rückzugsecken kenne. Und das Frau…äh…Mutti’sche Hüttchen ist ein absoluter Traum.
(Zudem war meine erste Assoziation mit „She Shed“ der Film „Room“ und damit „Gefängnis für entführte, missbrauchte Frau“.)
18. Februar 2017 um 10:33
Ich denke mal der Spott bezieht sich nicht auf den Schuppen, bzw den individuellen Gebrauch eines solchen, sondern auf die fragwürdige Bezeichnung. Mir wiederstrebt diese explizite Werbung für Frauen und Mädchen. Wenn ich die Werbung für Ü Eier für Mädchen (und Jungs) sehe krieg ich das Grausen.
Diese Art von Klassifizierung ist einschränkend. Wozu bemühen wir uns denn Mädchen und Jungs als gleichberechtigte Menschen zu erziehen, wenn dann mit solchen Mitteln alle Bemühungen wieder mit dem Hintern eingerissen werden.
Ich bin keine radikale Feministin und trotzdem stört mich so was. Wohl wissend dass diese Werbung garantiert nicht auf dem Mist einer Frau gewachsen ist.
Eine Frage stellt sich mir grad. Wie hoch ist denn der Preisunterschied zwischen „his and hers“?
Das Gartenhäuschen ist sicher sehr gemütlich. Meine Mutter hatte auch lange so was im Garten stehen. Nur in naturfarben, aber auch mit Spitze in den Fenstern und Schnickeldi an den Regalen ?
18. Februar 2017 um 10:37
Ups. Ich nehme das „e“ aus widerstrebt wieder mit ?
18. Februar 2017 um 10:41
ich kenne diese Art von Sheds (oder studios) aus England, dort gibt es wunderschöne Häuschen:) Leider habe ich keinen Garten, sonst würde ich mir auch eins bauen.
Ansonsten halte ich es mit der großartigen Virginia Woolf: Ein Zimmer für sich allein.
Für kleine und große Menschen und in allen Farben.
18. Februar 2017 um 10:46
Ich stimme der Kaltmamsell zu. Mich nerven die Zuschreibungen.
Aber in Ihrem Text arbeiten Sie eigentlich heraus, dass die Sehnsucht nach einem Rückzugsort zum Seele baumeln lassen, nicht nur was für Frauen ist.
Niemals würde ich auf die Idee kommen, solche hübschen Eckchen mit Deckchen und Kissen, wie ich sie auf Pinterest immer bewundere, als ausschließlich für Frauen interessant zu halten.
(Pink sieht zum Gartengrün halt einfach famos aus. Tiefes Dunkelblau oder Türkis aber auch. Das wäre ja eher mein Traum.)
18. Februar 2017 um 15:30
Danke. Du hast mir erstmals zu verstehen gegeben, wieso Rosa so eine Trendfarbe ist. Ich hatte es nie verstanden, weil es so nicht auf mich wirkt. Aber jetzt bin ich klüger! ;-)
18. Februar 2017 um 17:39
Ich lese hier seit einiger Zeit mit und ertappe mich bei vielen Themen mit dem Kopf nickend- zustimmend, grinsend oder nachdenklich..
Gerade in heutiger zeit (obwohl- solche Zeiten gibt es immer wieder) sind Rückzugsorte wichtig- egal in welcher Form und an welchem Ort- wo man ganz „bei sich“ (blöder Ausdruck, aber ich finde keinen besseren) sein kann und auch mal die Seite ausleben kann, die sonst im Leben keinen Platz hat. (Rosa, Spitze, Plüsch, feng shui, was auch immer). Und wie so oft, Überraschung, findet dieser Rückzugsort auch andere Liebhaber. Find ich schön. Es ist ausserdem tatsächlich oft so, dass Männer und Kinder eigene Orte haben (Kinderzimmer, Bastelraum, Büro), Frau muss sich dann was suchen oder sich am Küchentisch verwirklichen…
18. Februar 2017 um 17:57
Ich habe ein eigenes Zimmer hier im Haus und ich gebe es freiwillig nicht mehr her.
Aber: Eine Wand ist dunkelgrau! Eine hellgrau! Schnickeldi gibt es kaum. Die restlichen Farben sind weiß und Edelstahl.
Ich bin eigentlich ein Mann!
LG,
Britta
18. Februar 2017 um 20:30
Ich finde den Rückzugsort toll und beneide Sie ein bißchen darum. Hätte ich auch gerne, aber bei mir muss der Strandkorb im Garten reichen. Ist im Winter ein Problem ;-)
18. Februar 2017 um 21:54
Aber so neu ist das doch garnicht? Kemmenate und Boudoir, Rotunde im Garten. Immer schon brauchte und hatte aFrau Rückzugsorte! Liebe Grüsse Brigitte
19. Februar 2017 um 14:17
Seit vielen Jahren habe ich ein Buch, welches Frauenzimmer zeigt, von bekannten und nicht bekannten Frauen. So etwas habe ich mir auch immer gewünscht, aber in der Wohnung ist es etwas schwierig.
Aber Ihre Beitrag mit der Gartenhütte gefällt mir sehr, denn im „Schwesterngarten“ steht ein Pavillion, der zu solch einem Ort werden könnte… Nebendran steht übrigens der Geräteschuppen, der noch Vaters Geräte enthält und aus Zeitgründen noch nicht entrümpelt und aufgeräumt wurde.
20. Februar 2017 um 09:35
Verspottungswürdig finde ich daran höchstens, dass clevere Marketingmenschen gleich wieder einen „Trend“ ausrufen müssen…
Jemand baut sich ein rosa Gartenhüttchen? Total klasse.
Jemand will mir weismachen, das müsse man jetzt als Frau so haben? Total doof.
20. Februar 2017 um 20:46
Oh, hätte ich einen größeren Garten, hätte ich wohl auch ein ähnliches Häuschen, ich mag das sehr.