Wer abend sehr früh schläft, ist morgens sehr früh wach. Und muss warten, bis es um sieben endlich Frühstück gibt! Eine Stunde Zeit, um den ganzen Kram wieder zusammen zu packen, den Hund zum Pinkeln um die Hütte zu jagen, mit großem Bedauern festzustellen, dass es wie aus Kübeln gießt und dann noch vierzig Minuten herumzuhängen und die Blase trainieren. (Sie erinnern sich, der Hüttenradler vom Vorabend)

Zehn vor sieben eroberten wir die Haupthütte und genossen ein formidables nahezu feudales Frühstücksbüffet mit allem, was der ambitionierte Wanderer zur Stärkung benötigt.

Danach zogen wir alle Kleidungsstücke die wir dabei hatten übereinander, zum Schluss die Regenjacke über die Softshelljacke und versicherten uns gegenseitig, dass uns sechs Grad kalter Regen ü-ber-haupt nix ausmacht.

Und wir wanderten los. Nicht den Steig vom Vorabend, denn Steige bei Regen machen keinen Spaß, außerdem waren wir satt und fröstelig. Wir wählten den breiten, geschotterten Zufahrtsweg zur Hütte und marschierten komfortabel bergab.

Ein kleines Schneefeld am Rande bereitete nicht nur dem Hund viel Spaß …

… und auch. Wir knipsten ein „Schneelfie“ und verschickten Grüße aus dem Schnee. Kalt genug war es ja.

Es regnete so vor sich hin, doch wir fanden unseren Schritt und irgendwie war alles gar nicht so schlimm. Wie immer halt: wenn man erstmal unterwegs ist …

Wir fanden den offiziellen Einstieg zum Lechweg und als da plötzlich mitten in der Wiese ein Bächlein hervorgluckerte …

… beschlossen wir, dass dies die Quelle des Lech ist. Eine echte Quelle gibt es gar nicht, es treffen sich diverse Rinnsale, die dann ab einer bestimmten Stelle eben Lech heißen. Mit Quelle ist es aber hübscher :)

Der Regen ließ immer mal wieder für ein paar Minuten nach und um den Rahmen hier nicht zu sprengen, verlasse ich den chronologischen Weg und fasse zusammen. Der Regen ging und am Ende kam sogar die Sonne.

Der Weg wird in dieser Etappe als „anspruchsvoll“ bezeichnet, aber das ist halt relativ. Ungeübte Wanderer mögen mit Felsen und Wurzeln Probleme haben, vor allem bei Regen, erfahrene Wanderer gehen einen Schritt langsamer und freuen sich über den abwechslungsreichen Weg. Je weiter der Weg ins Tal führt, desto einfacher wird er. Aber niemals langweilig. Er führt über zahlreiche Brücken und Stege, Kinder haben vermutlich genauso viel Freude daran wie Erwachsene!

Die Landschaft und der Lech wechseln ständig zwischen rauh und beinahe lieblich, man möchte ständig Postkartenbilder photographieren.

Und wenn man schon mal da ist, muss man natürlich auch durchwaten …

oder ganz memmenhaft nur die Füße reinstellen.

Und wenn da wieder ein Schneefeld ist, muss man drauf herumtoben:

Wir sahen weder Steinbock noch Gemse, dafür lernten wir, dass Kühe einen Hund als Bedrohung sehen. Und Lola berechtigte Angst vor Kühen hat.

Die Kühe stellten sich im Schulterschluß zusammen und muhten sehr aufgeregt. Kamen auf uns zu, statt wegzulaufen und verfolgten uns. Es war ein klitzekleines Bißchen gruselig. Nicht nur für Lola.

Pferde hingegen fanden Lola toll. (Lola war eher weniger begeistert).

Sie kamen freundlich auf uns zu und begleiteten uns ein Stück.

Genau wie die drei Esel

Die uns durch ein kleines Waldstück begleiteten und die mich immer wieder aufmunternd anstupsten. Gerade als wir überlegten, ihnen unseren Rucksack aufzuladen, blieben sie zurück.

Am frühen Nachmittag kamen wir in Lech an.

Laut Wegweisern hätten wir den Weg in dreieinhalb Stunden gehen können, die offizielle Lechwegbroschüre spricht von fünf Stunden. Bei uns kam letzteres gut hin, wir sind eben keine „schnell, schnell, Kilometer reißen!“-Wanderer, sondern bleiben ständig stehen, schauen rum, knipsen Bilder oder knutschen, weil wir so glücklich sind.

Ein Café, in dem wir die erste Etappe mit Kaffee und Kuchen hätten feiern können, suchten wir nur halbherzig. Das eine, das in Lech auf unserem Weg lag, hat Montags Ruhetag. Aber der Supermarkt hatte auf und dort gab es ein kaltes Kaffeegetränk aus dem Becher und feine Kaffeestückchen. Im Hotelzimmer das volle Pflegeprogramm, ein bißchen Ausruhen und danach eine kleine Abendrunde, damit der Hund abführen kann. Mangels Hotelrestaurant und Lust, ein Restaurant zu suchen, versorgten wir uns erneut im Supermarkt mit Abendessen fürs Hotelzimmer.

Und jetzt: Lesen und bald schlafen.

Der Schrittzähler sagt: 21.37 Kilometer. Morgen werden es ungefähr genauso viele.

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