Ich war vierzehn. Ich trug ein Korsett, eine Zahnspange und die falschen Turnschuhe. Obendrein flüsterten die Mädchen aus meiner Klasse „Flittchen!“ hinter meinem Rücken. Scheinbar ohne genau zu wissen, was das eigentlich bedeutet, denn keine Bezeichnung hätte unpassender sein können. Wusste ich aber nicht, denn ich kannte die Bedeutung auch nicht. Aber es klang fies und böse, so wie es gezischt wurde.
Neben den falschen Turnschuhen trug ich übrigens auch die falschen Sweatshirts und die SWF3 – Hitparade hörte doch niemand mehr, The Cure und The Smith waren angesagt, doch die liefen nicht im Radio und ich bekam nie ein überspielte Kasette ausgeliehen.

Ich war nicht hässlicher als andere Mädchen, ich war nicht dümmer als andere Mädchen. Ich war wahrscheinlich auch nicht klüger, dicker, dünner, kurzhaariger oder hellhäutiger als andere Mädchen. Ich trug eine Brille wie andere Mädchen in der Klasse auch, eine Zahnspange steckte in jedem zweiten Mund (wenn auch keine, die nach außen quer über den Kopf führte) und die Sache mit dem Korsett war nun wirklich nichts Abstoßendes. Man mochte mich nicht. Man unterhielt sich nicht mit mir. Die Götter der Klasse und des Schulhofes blieben unter sich, kicherten ab und zu (vielleicht gar nicht über mich), ließen auch mal ein Gespräch verstummen und zischten Worte hinter meinem Rücken. Sie wurden Klassensprecher ohne Mumm zum Widerspruch, sie wurden Schulsprecher ohne Rückgrat und sie waren beliebt. Ich wurde beliebt, als ich mit dem Rauchen begann und man bei mir schnorren durfte.
Ich interessierte mich eigentlich gar nicht so für Markenklamotten. Oder für wahnsinnig informative Berichte aus der Bravo. Oder für irgendwelche Schauspieler, Sänger, Gruppen. In meiner Freizeit spielte ich mit den Nachbarjungs am Tischkicker, mistete den Hasenstall aus und zog durch die Felder. In der Schule versuchte ich cool zu sein.
Ich blieb in der siebten Klasse sitzen. Wegen Krankheit, wurde beschönigt, denn das Korsett war eine psychische Belastung und ich litt unter besorgniserregendem Unterzucker.
Ich blieb in der neunten Klasse sitzen, weil es cool war, einfach gar nix zu tun. Über Lehrer zu lachen. Über beschissene Noten zu lachen. Über das Leben zu lachen. Ich experimentierte mit Jungs und Männern, mit Alkohol und mit Drogen. Als ich die wiederholte neunte Klasse wieder nicht schaffen sollte, ging ich vom Gymnasium ab. Nicht wegen mangelnder Intelligenz, sondern wegen Dumm- und Doofheit.
Ich landete auf einer Berufsfachschule. Für Hauswirtschaft und Sozialwesen. Dort sollte ich wenigsten den Hauptschulabschluss machen, idealerweise nach den zwei Jahren dort die mittlere Reife in Händen halten.
Und so lernte ich kochen und nähen und wie man Handfeger oder Brotkörbchen reinigt. Ich putzte Fenster und bekam Noten dafür, ich lernte, wie ein Waschmaschine ideal beladen wird und irgendwann fragte mich mein Deutsch- und Klassenlehrer, ob er meinen Aufsatz dem Direktor und den Kollegen vorlesen dürfe. Der sei nämlich klasse.
Ein Schalter in meinem Kopf fiel um und ich war wohl aus der Abwärtsspirale gerettet. Immerhin mittlerweile fast volljährig geworden. Ich war weiterhin die Ökotussi in Birkenstock mit Vorliebe für bunte Haare, verschiedenste Hüte und geflickte Hosen, doch ich war auch diejenige, die die guten Noten schrieb. Ich war glücklich. Endlich angekommen.
(es folgte ein Vorpraktikum im Kindergarten, die Ausbildung zur Erzieherin mit Einser-Abschluss und das Fachabitur und ich bin soo stolz darauf, dass ich angeben darf.)

Das große Kind hat das aktive gemobbt-werden hinter sich. Doch er ist nicht in der Klassengemeinschaft angekommen. Er könnte die richtigen Schuhe und Klamotten tragen, ich würde sie ihm kaufen. Doch das will er nicht. Er steht nicht auf die Musik seiner Klassenkameraden und wenn sie ihm zuzischen, er sei „gay“, dann grinst er, denn „gay“ bedeutet ja auch „fröhlich“. Er ist ein Individualist und einsam. Und es kostet ihn unsagbar viel Kraft, er selbst zu sein.
„Ich versuche mich anzupassen“, erzählte er mir heute und meine Alarmglocken läuten. Er soll nicht meinen Weg gehen, er soll sein Leben nicht in Stücke schlagen, nur um anderen zu gefallen.
„Mach das nicht, denn wenn du ihnen nicht gefällst, wenn du du selbst bist, dann mögen sie den, der so sein will wie sie auch nicht“, versuche ich ihm zu sagen, doch das sind Worte einer Erwachsenen. Da steckt Lebenserfahrung drin und Herzblut, allerdings nur meines. Er kann das nicht nachvollziehen, will seinen Weg gehen.
Es ist so schwer, eigene Erfahrungen nicht auf die Kinder zu übertragen. Zu wissen, dass sie auf die Nase fallen werden, stolpern, scheitern und Kummer haben werden. Ich wäre wohl nicht die, die ich heute bin, hätte ich nicht meine Jugend so erleben dürfen/müssen/können. Ich mag mich heute ziemlich gerne und manches sieht – zurückgeblickt – gar nicht mehr so grausam aus. Doch ich möchte meine Kinder in rosa Watte packen und ihr Leben mit sanfter Klaviermusik unterlegen. Sie sollen glücklich sein und glücklich groß werden und nur glückliche Erinnerungen haben. Wie naiv ich bin.

Ich krieg den Bogen im Text nicht, deswegen eher unvermittelt der Schwenk zu der Frage, die mich nun seit geraumer Zeit beschäftigt: Sämtliche Eltern, die ich kennenlernen durfte, waren darum bemüht, ihren Kindern beizubringen, andere zu akzeptieren, Andersartigkeit zu begrüßen und selbstbestimmte Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden. Warum gibt es dann so viele Kinder, die im Gleichschritt marschieren? Die intolerant sind und arrogant. Liegt das an der Pubertät, an „bloß nicht auffallen“-Wollen oder haben (wir) Eltern da versagt?

(dies hier wäre eigentlich der perfekte Beitrag für einen Passwortschutz)

24 Kommentare zu “Von Göttern und Individualisten”

  1. mondheuterin sagt:

    Haben sie mein Leben abgeschrieben? Bei mir ist es ganz ähnlich gelaufen – bis hin zur Hauswirtschaftsschule und Fachabi. Und jetzt stehe ich vor meiner Tochter und sehe ihr zu, wie sie die selben Akzeptanzprobleme hat, wie ich sie hatte – und würde es ihr am liebsten abnehmen – lieber mach ich das Ganze nochmal durch, als dass sie es ertragen soll. Ich weiß leider auch nicht, warum so viel Intoleranz herrscht – ich versuche ständig auf meine drei einzuwirken, dass sie offen für andere Menschen sind – und auch im Bekanntenkreis sehe ich, wie die Eltern sich in der Richtung abmühen. Aber mit wievielen Eltern pflege ich schon Kontakt – vielleicht mit 5% von allen Schülern, mit denen meine drei in Verbindung kommen – und ich denke, dass ich auch nur mit denen Umgang pflege, die meines Geistes sind – also gibt es noch viele, viele, die ganz anders denken und ihren Kindern auch anderes vorleben – ich nehme mal an, dass sind dann die, mit denen unsere Kinder sich reiben. Ich möchte nicht glauben, dass meine Bemühungen so umsonst sein sollen, dass man das im Verhalten meiner Kinder nicht doch auch bemerkt.

    Geben sie nicht auf Frau Mutti – das wird schon – vielleicht auch erst, wenn die Kinderlein erwachsen sind – aber unsere Mühe wird sicherlich Früchte tragen. So long – mondhueterin

  2. Sylvia sagt:

    In der Pubertät ist das Gehirn bekanntlich ein Chaos. Die Jugendlichen versuchen sich selber zu orientieren, sich selber zu finden. Und zwar – ganz wichtig – ohne dabei auf die Eltern zu hören. Nichts ist einem pubertierenden Jugendlichen peinlicher, als jugendliche Eltern mit trendy Klamotten, die wömöglich in die gleichen Diskos gehen etc. Sie versuchen eigene Vorbilder zu finden. Weil so ganz orientierungslos mag eigentlich auch niemand sein. Und so gruppieren sich die Jugendlichen in Grüppchen, die sich in Ansicht und Äußerem ähneln. Einige wenige Spätpubertierende lassen sich ein wenig länger von den Eltern „gängeln“, aber meines Wissens nach rebelliert jeder früher oder später mehr oder weniger heftig. Bloß nicht sein wie die Eltern. Das ist wohl irgendwie genetisch vorgegeben *seufz* . Und auch wenn ich versuche meinen Kindern eine entspannte Mutter zu sein mit möglichst wenigen Regeln… so erwische ich mich doch immer öfter dabei, dass wir aneinanderrasseln. „Mama, du bist gemein.“ heißt es dann. „Ja, das ist mein Job. Und den mache ich gut!“, ist dann meine Antwort. Also rotten sich die Jugendlichen zusammen, um gegen ihre Alten zu wettern. Das verbindet. Und der MEnsch ist immerhin ein soziales Wesen, Einzelgängertum ist nicht die Regel. Und wenn man zuhause schon Reibungspunkte sucht (und findet), dann braucht man im Freundeskreis Rückhalt. Und den gibt es normal nur unter Gleichgesinnten. Daher dieses teils von außen peinliche uniforme Verhalten unserer lieben Pubertierenden. Gegen Ende dieser Rebellionsphase finden die meisten dann doch zu sich selbst – und erstaunlicherweise oft genug zu den Ansichten der Familie zurück.

    Und nein, wir Eltern haben da sicher nicht versagt. Es ist oft Glückssache, in welcher Gruppierung man als Jugendlicher so landet. Man verliert als Eltern da den Einfluß. Wobei ich bin davon überzeugt, dass wenn man ein Kind grundsätzlich „richtig“ erzogen hat, dann hat man ihm auch die richtigen WErte mitgegeben, um sich aus dem Chaos der Pubertät auch heile wieder herauszuwinden.

  3. scrapleo sagt:

    Die Antwort auf die Frage zu den anderen Kindern und Eltern ist einfach: Man lernt nur die (freiwillig) näher kennen, die einem ähnlich sind. Und ich habe selbst schon die Erfahrung gemacht, dass die Ähnlichkeit oft vorgetäuscht wird und scheinheilig ist.
    Da wird über mein Kind häufig gesagt „Ach lass sie doch, sie ist prima wie sie ist, sie muss keine besseren Noten haben“ etc., und das eigene Kind wird gedrillt und gezwungen und man ist nur noch halb so entspannt. Wohl dem, der dies durchschaut :D

    Konformität wird allerorten gepredigt, das erleben die Erwachsenen doch schon an eigener Haut in der Arbeitswelt. Bloß nicht auffallen, die eigene Meinung nur den Kollegen, aber bloß nicht dem Chef mitteilen, bloß keine eigenen Ideen einbringen sondern immer schön im Trott mitlaufen… und wenn es nicht passt, dann das erste mal aufmucken in Form von „Ich kündige, mir passt es hier nicht“, dann auf eine ähnliche Stelle wegbewerben und dort den gleichen Stiefel durchziehen… Ich bin gerade ein wenig frustriert.

    Ich glaube aber, mit Pubertät hat das ganze nichts zu tun. Anpassung ist das Credo überhaupt, die Orientierung nach anderen, auch immer haben zu wollen, was die anderen haben :(. Individualität wie in Ihrer Familie ist ganz sicher eine Seltenheit (die Sie sich bewahren sollten)…. :ok:

  4. Frau Suppenklar sagt:

    WOW, das ist doch mal aus der intimen Lebensschublade geplaudert und wirklich ein Passwort wert, da das bestimmt nicht leicht gefallen ist!

    Vor kurzer Zeit hab ich mir dieselben Gedanken auch im Zusammenhang mit einer Einladung zum Klassentreffen gemacht. Die Liste der Teilnehmer las sich wie ein Who-is-Who der damals beliebtesten Mitschüler, wozu ich mit dicker Brille, Doppelzahnspange als pummelige Leseratte nicht gehörte und heute sollte ich sie wiedertreffen. Da waren schwere Bauchschmerzen angesagt – waren diese Mitschüler doch der Grund für meine überdachten Erziehungsansätze: ein starkes, selbstbewußtes Kind mit Freude zum Lernen (Auch wenn das eher Wunschdenken ist), damit es nicht wie ich auf dem Schulhof verkloppt wird.

    Aber ich war mutig, ging hin und ich traf sie, die Beliebten, zum Fasching als Madonna-Gestylten, Klassensprecher und Rauchereckencoolen, die Zuerstknutscher und Jackenripper, die Cliquenführer und arroganten Schulhofschubser.
    Es hat nicht fünf Minuten gebraucht, um die Bauchschmerzen verfliegen zu sehen und sich über immer noch Madonnafrisurentragende zu wundern, ehemalige Punker als glatzköpfige Versicherugnsmakler zu treffen und überall geplatzte Träume und Unsicherheiten vor mir zu sehen, die mir gezeigt haben, dass ich viel selbstbewußter hätte sein können. Warum hab ich mir nur gewünscht, dazu zu gehören ? Aus ebenso großer pubertierender Unsicherheit Verständnis für mein Dasein zu finden! Wären Bücher cool gewesen – ich wäre der Cliquenanführer geworden.

    Gott, bin ich froh, dass ich über dreißig und nicht mehr Teenager bin. So kann ich nur ein Auge auf das Umfeld für meine Tochter haben und ihr zeigen, dass
    innere Stärke das Coolste ist, was man besitzen kann. Unsicherheit schlägt die unmöglichsten Blüten…aber ich hab gelernt, meine Schwächen zu meinen Stärken zu machen und das gebe ich als Wert an meinen Murkel weiter.

    Vielen Dank Frau…ähh…Mutti für diesen wertvollen Einblick!

  5. ursula sagt:

    Hut ab, Frau Mutti :ok: da gehört sich einiges dazu, so offen über eigene Ängste und schmerzvolle Erfahrungen zu schreiben. Wieviel einfacher wäre es doch, die Leser vor Neid erblassen zu lassen, weil man als SuperHausfrau und Übermutter alles so dolle hinkriegt. (nicht, dass Sie das nicht täten)

    Innerlich trug ich selbst die falschen Schuhe, obwohl ich das äußerlich recht gut kaschieren konnte, durch mein damaliges, ach so mutiges Outfit. Halb Hippi, halb Punk, jedenfalls grell genug um sich dahinter zu verstecken. So kam ich einigermaßen durch meine Schul- und Studienzeit. Nicht so, anscheinend mein Sohn, der schon als Ersklässer unter diesen typischen „Wilde-Kerle-Klons“ leidet. Da trägt er wohl zu offensichtlich die falschen Schuhe :(
    Wer findet schon einen 8-jährigen cool, der immer noch am liebsten mit seinen Stofftierchen spielt. Noch hat er den Bonus, dass ihn die Mädchen mögen. Aber ich mach mir jetzt schon Sorgen um mein verträumtes, stilles Kind und könnte deshalb heulen, wenn ich lese, wie es ihrem „Großen“ so ergeht.
    Mit Sicherheit wird der Junge daran wachsen, er hat ja jetzt schon soviel Rückrat, da können diese Dumpfbacken ihm nie das Wasser reichen. Aber das ist im Moment wenig hilfreiches „BlaBla“, weil es trotzdem schöner wäre, er müsste diese Erfahrung nicht machen. Schließlich muss er da erst noch durch, um in ein paar Jahren lässig darauf zurückschauen zu können und das ist bestimmt nicht angenehm.
    Guter Gedanke auch, dass man nur Eltern kennt die ihre Kinder zu Toleranz und Rücksicht erziehen, den anderen geht man wohl unbewusst aus dem Weg. Den geben tut es sie trotzdem. Da braucht man nur mal den Fernseher einzuschalten,um zu wissen „sie sind unter uns“ Ich arbeite selbst im Schuldienst und sehe, dass es nicht gerade wenig Eltern sind, die ihre Kinder zum Gebrauch der Ellbogen ermutigen und das nicht nur im übertragenen Sinne.
    Sie haben allen Grund Stolz auf ihren Sohn zu sein, er kann womöglich besser damit umgehen als Sie selbst. Das soll keine Kritik sein, ich möchte sie damit trösten, weil ich mir so gut vorstellen kann, wie weh es einem als Mutter tut, wenn man sich da nicht schützend vor das „Kind“ stellen kann. Sie setzen sich mit seiner Situation auseinander, haben ein offenes Ohr für ihn, stärken ihm den Rücken, das wird ihm eine große Hilfe sein. Ich hoffe, dass diese Kerle an ihm abprallen und es ihnen dann irgendwann zu langweilig wird.
    Der Vorteil: Dumpfbacken langweilen sich schnell :D ;)

    mit guten Wünschen
    Ursula

  6. ursula sagt:

    Sorry – um einem Missverständnis vorzubeugen, weil ich mich so blöd ausgedrückt habe. Ich meine, Sie bekommen mit Sicherheit auch alles wunderbar hin, aber sie müssen das in ihrem Blogg nicht dauernd hervorheben.
    Das macht es so angenehm hier zu lesen und Sie so überaus sympathisch, liebe Frau Mutti :)

  7. Meinigkeiten sagt:

    Ja! Man ist halt anders (schön, dass Sie aus dem Nähkästchen geplaudert haben, Frau … äh … Mutti).
    Ich war als Kind anders, mich mochte man auch eher nicht. Ich war nie Klassensprecher, nie IN.
    Und jetzt, wenn ich meine Kollegen so ansehe, mag man mich auch nicht.
    Aber jetzt ist mir das egal. Ich lache trotzdem freundlich. Es geht mir gut. Und die wenigen, die mich mögen, die mag ich darum besonders (auch Sie :))
    Mein Kind ist anders. Das hat das Charisma-Gen vom Papa bekommen, aber auch bei stehen die Freunde nicht schlange, um sie zu treffen, nur die Erwachsenen sind begeistert.
    Egal. Sie wird ihren Weg gehen. Ich versuche sie stark zu machen. Soweit ich kann.
    Aber mein Rückhalt ist die Familie. Und was gibt es besseres als ein Mann, der einem immer wieder versichert, dass er einen liebt, obwohl man nicht so ganz versteht, warum eigentlich ;)

  8. Kerstin sagt:

    Beeindruckende Worte!
    Die „Gleichschritt-Mentaliät“ kommt in meinen Augen von mangelndem Selbstbewußtsein, Phantasielosigkeit und Langeweile. Lieber in Gruppen stark sein wollen und sich einen „Dummen“ in der Klasse suchen, als eigenständig und manchmal auch alleine seine Standpunkte und Sichtweisen vertreten zu müssen! …leider…
    Lg Kerstin

  9. Nebelkrähe sagt:

    So viel Offenheit beeindruckt, ich selbst gehörte auch nie wirklich zu den coolen Kids war immer anders und wollte mich nicht anpassen. Ich hatte das grosse Glück, dass ich nie wirklich gemobbt wurde- jedenfalls nie so, dass ich es mitbekommen hätte. Aber eins weiß ich ganz sicher, wenn ich meine Mutter nicht hätte die mir soviel Halt gibt (auch heute noch, auch wenn ich jetzt studiere und nicht mehr ständig zuhause bin), wie sie Liebe Frau Mutti ihrem Sohn und den andren beiden Kindern, dann können aus diesen Kindern nur gute und starke Personen werden. Das wichtigste was meine Mutter mir gesagt hat war der Satz „ich war immer schon stolz auf dich, weil du individuell warst“. Sichersind die Phasen in denen man gemobbt wird schlimm, aber es kommen auch andre Zeiten. Zeiten in denen man als Individualist bewundert wird, weil man sich eben nicht angepasst hat. Ich merke jetzt mit 25 an der Uni erst wie sehr mich die schwerere Schulzeit micht gestärkt hat.
    Ich bewudere Sie Frau Mutti sehr dafür, dass sie solch ein Kind haben (und auch für die andren Kinder) und freue mich, dass ihre Kinder solch eine starke Mutti haben

    lg aus dem Norden :D

  10. Möwe sagt:

    Ich fühle mit Ihnen Frau…äh…Mutti. Ich stelle es mir unheimlich hart vor zu sehen dass das eigene Kind durch die selbe harte Schule gehen muss wie man selbst.

    Wie man sich fühlt, wenn man nicht „cool“ „hip“ oder „trendy“ ist weiß ich aus eigener bitterer Erfahrung. Ich gönne es keinem…

  11. Ute Gerhardt im World Wild Web sagt:

    Qualität bedroht
    Pia fragt: "Sämtliche Eltern, die ich kennenlernen durfte, waren darum bemüht, ihren Kindern beizubringen, andere zu akzeptieren, Andersartigkeit zu begren und selbstbestimmte Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden. Warum gibt es dann…

  12. Ute sagt:

    Mich würde auch mal interessieren, wie diese Eltern das angehen. Das Lehren von „andere akzeptieren“, meine ich. Werden diese Kinder auch genügend in ihrer eigenen Einzigartigkeit unterstützt und ihnen ihr eigener Wert deutlich gemacht? Oder wird ihnen nur immer eingebläut, daß sie die „anderen anderen“ gefälligst zu akzeptieren haben? Eventuell liegt da der Hase im Pfeffer? Zumindest zu einem guten Teil?

  13. Frau Suppenklar sagt:

    Danke Ute
    für diesen Beitrag in Ihrem Blog. Das kleine auf dem Schulhof verhauene, jetzt aber große, intelligente und sehr kreative Mädchen freut sich über solche Bestätigung! Ehrlich! Aber weh getan hat es trotzdem! Damals! Und die vielen Tränen möchte man gern ersparen…

  14. Zeitlos sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti,

    auch wenn ich eigentlich schon schlafen sollte, muss ich Ihnen noch etwas zu ihrem wunderbaren Blogeintrag schreiben. Zuerst einmal zu Ihrer abschließenden Frage: Warum Kinder so sind wundert mich eigentlich nicht, denn Erwachsene sind schließlich auch so. Vordergründig predigen alle Toleranz, in Wirklichkeit leben wir aber in einer großen Schafherde mit vielen kleinen Unterherden. Und die großen Leithammel mit dicksten Fell geben den Ton an und die kleinen, dummen Schafe folgen ihnen, weil sie den Schutz der Herde suchen. Und dann gibt es da noch die kleinen, klugen Schafe, die keinen Wert auf die großen Hammel legen. Und trotzdem tut es ihnen weh, wenn die anderen sie mit den Hörnern stoßen. Dabei müssen die kleinen, klugen Schafe gar nicht schlecht in der Schule sein und Drogen nehmen. Ich darf Ihnen versichern: Mit sehr guten Noten und eigenwilligem Modegeschmack kann man sich auch so ganz prima ins gesellschaftliche Abseits kegeln. Oder um im Bild zu bleiben: Von der Herde verstoßen werden.
    Ich glaube, so sind wir Menschen. Das ist nicht schön, aber nicht zu ändern. Und den Menschen ohne Pubertätstrauma habe ich auch noch nicht getroffen. Die großen Hammel sind in der Schul-Herde vielleicht cool, werden aber in der Familien-Herde dafür vollkommen untergebuttert. Auch das kenne ich aus meiner ganz persönlichen Schulherde.
    Das Leben ist leider, leider nicht angefüllt mit rosa Watte und Klaviermusik. Aber ich bin mir sicher, dass Sie Ihren Kindern nicht nur rosa Watte mit auf den Weg gegeben haben, sondern auch viel Liebe und Rückgrat, damit sie nicht im Gleichschritt marschieren müssen.
    Eine gute Nacht wünscht
    Frau Zeitlos

  15. Veety sagt:

    Da gibt es ja doch einige Gemeinsamkeiten zwischen und, wie ich lese *zwinker*

    Vielleicht hat der Älteste die Nase voll vom ständig daneben stehen müssen. Es ist nicht einfach, sich selbst treu zu bleiben, egal was die anderen sagen. Quer zum Strom war schon immer schwierig – und ich gehörte auch nicht zu den Angepassten und Trend-Diktierten, den Ja-Sagern (die so oft weniger die Coolen sind, obwohl sie es glauben).
    Dafür braucht man Kraft, Nerven, Zähigkeit – wie die liebe Frau … äh … Mutti aus eigener Erfahrung weiß, wie deutlich aus den Zeilen zu lesen ist.

    Die Angst, uncool zu sein, nicht mehr dazuzugehören, ist schwer zu bewältigen. Es geht, aber man muss es auch wollen wollen (gewollte Wiederholung).
    Daher wohl – nicht nur in der Pubertät – der Hang zum Mitmachen im so genannten Gruppenzwang. Er hört nicht nach der Pub auf, sondern geht weiter – in Markenklamotten, Markengestinkse und ähnlichen „IN“-Artikeln.

    Und „gay“ … *g* Soll er mal den Text von „No Milk Today“ von Hermann's Hermits seinen Unkenrufenden zum Übersetzen geben *lach* – Hatte bei mir damals eine durchschlagende Wirkung und das Gefrotzel hörte auf.

    Das Beste wünscht
    der Veety

  16. Barbara sagt:

    und ich bleibe ich und auch wenn ich lange und viel allein war während der Schulzeit und auch kaum noch Kontakt besteht – ich habe inzwischen meinen Weg und meine Welt gefunden und Menschen, mit denen ich klarkomme und Menschen, denen es egal ist, dass ich nicht die neueste Jeans habe und dass ich am liebsten Docs trage.
    Menschen, die akzeptiert haben, dass ich fast nie jemanden in die Augen sehen kann und Menschen, die meine Hibbelei ertragen und mich mit meinen allgegenwärtigen Stricknadeln
    Ich habe es geschafft, den Beruf zu ergreifen, den ich mir gewünscht habe und lebe das Leben, das zu mir passt.
    Ich wünsche Ihrem Sohn alles Gute auf seinem schweren Weg und hoffe, dass er das bleibt, was er ist.
    Liebe Grüße
    Barbara

  17. Pe sagt:

    Ich setz mich mal mit 2 großen Tassen Kaffee neben dich und nicke zustimmend während ich mich erinnere…
    Zuviele Gedanken um sie nieder zu schreiben…. aber man sieht sich ja mal wieder mit 2 realen Kaffeetassen ;)

    LG Pe

  18. Ami sagt:

    ich glaube die eltern knicken früher oder später ein, weil sie nicht aushalten können, was ihrem kind durch seine andersartigkeit (wobei ich den begriff schwierig finde, impliziert er doch, dass die anderen normal sind – was sie aber m.e. nicht sind…) widerfährt. und ein stück liegt es nachvollziehbarer weise an den kindern, die sich den stress des „aufallens“ ersparen wollen…..
    ich hab keinen rat. ich finde nur, dass sie mit dem thema sehr transparent und offen umgehen – das tut ihrem kind auf dauert sehr gut, ihnen und durch den nichtpw-schutz sicher auch dem oder anderen hier! danke!

    ami, die früher klumpfuss gerufen wurde und gegen die ein „anti-ami“-club gegründet wurde. i survived:)

  19. walküre sagt:

    Es liegt vermutlich an beidem; es gibt einige wenige Kinder, die den Mut zu Toleranz aufbringen (meine Tochter gehört dazu, und darauf bin ich sehr, sehr, sehr stolz), dann einige, die sich halt anpassen, um nicht aufzufallen, obwohl von den ELtern andere Impulse kommen – und jene, deren Eltern sehr materiell eingestellt sind sich und andere nur über Äußerlichkeiten zu definieren in der Lage sind.

    SIE haben sicher nicht versagt, soviel steht fest.

  20. monika sagt:

    Die Geschichte Ihres Sohnes ist meine Geschichte, bloss liegt die 40 Jahre zurück. Ich wurde in der Schule (HH) bis aufs Blut gemobbt und verspottet nur deshalb, weil ich grösser und dünner als andere Kinder war und mich auch nicht biegen lassen wollte. Nur hat damals, obwohl darum gebeten, kein Lehrer eingegriffen. Andere Zeiten… Es besserte sich erst, als ich dann in Brasilien zur Schule ging. Die Toleranzgrenze der Brasilianer ist extrem hoch und sie leben nach dem Motto: Leben und leben lassen.

  21. eva sagt:

    ach, frau mutti,
    meine hochverehrte kunstleistungskurs-lehrerin(die gute!) sagte zu mir, als ich bei der abiturzeugnisverteilung leer ausging, dass ich mich nicht grämen soll, denn die menschen, die umwege im leben gehen müssen, sind diejenigen deren leben und geist die interessanteren sein werden, ich sollte mir doch mal die künstler anschauen, was die alles durchgemacht haben ;) kaum jemand, der konform ging.
    in diesem moment dachte ich mir „was will die jetzt von mir??!!“ aber im späteren (umwege, niederlagen,aufstehen,trauerarbeit, viel party, erfolserlebnisse, auf-abs, ankommen, 3 kinder,…) leben fiel mir dieser satz ein.
    nicht, dass ich jetzt ein fulminat tolleres leben habe, aber ich bin jedenfalls eine frau geworden, die leben wagt. behaupte ich. ich geniesse mein leben. wir uns. unsere kinder sind unsere seismografen! wir versuchen, unser ding zu machen. fahren wir halt nach thailand mit 3 kindern, leben wir halt ein wenig chaotisch und nicht perfekt-stylish-cool-hip!
    ich finde, JEDER muss durch ein tal gehen im leben. natürlich habe ich jetzt schon angst davor, wenn meine kinder auf die nase fallen werden. aber ich möchte unbedingt dabei sein, wenn sie wieder aufstehen und ihnen sachte dabei hilfestellung geben. ich möchte ihnen jetzt schon einpflanzen, daß „man nicht alles haben/können/erleben muß“. ich finde es schön, daß sie eine playsation zwar kennen (zumindest samuel) aber noch keine haben wollen. daß freunde auch keine haben.
    ein leben MUSS gelebt werden. höhen und tiefen gehören dazu. sonst lebt man nicht, sondern zombiet in einer reihenhaussiedlung gleichförmig vor sich hin und endet wie bei american beauty ;)
    no, je ne regrette rien !
    lg eva

  22. Louffi sagt:

  23. Louffi sagt:

    Man sollte nicht return drücken, wenn man noch nix geschrieben hat…

    Ich nicke sehr zustimmend und mit nassen Augen zu dem, was Frau Pe sagt: „Ich setz mich mal mit 2 großen Tassen Kaffee neben dich und nicke zustimmend während ich mich erinnere…
    Zuviele Gedanken um sie nieder zu schreiben…“

    Ach ja. Bei mir waren die zweimal Sitzenbleiben schiere Angst, vor der Schule, dem Leben… Ansonsten alles sehr ähnlich. Und ich hatte Angst, ein Kind zu kriegen, weil ich immer dachte, ich könnte keine gute Mutter sein, die ihr Kind beschützt. Heute weiß ich, dass man das nur begrenzt kann. Aber wenn es beschützte und behütete Kinder mit Klavierhintermalung gibt, sind es Ihre. Echt. Sie haben großartige, liebenswerte, sympathische Kinder und sie sind es deshalb, weil sie alle drei sie selbst sind.

    Ach, und ich bin ob der vielen Gefühle und Erinnerungen, die da hochschwappen, ganz wirr im Kopf. Ab, Teemachen.

  24. selma sagt:

    Meine Eltern hatten eher diesen amerikanischen traum im Kopf. also ich musste kämpfen um etas besonders zu werden. Irgenwo habe ich aber gelesen, dass 2 Ideale des amerikanischen Traumes SCHON LANGE aufeinander stoßen: Freiheit und Gleichheit. Soll man historische Unrecht korrigieren bei Minderprivilegierte und Gruppen, um ihren Lebensstandard auf das Maß des amerikanischen Traumes zu bringen, oder soll der freie Wettkampf die Regel bleiben, schwer tun sich da die Amis.
    Ich finde ein bisschen mehr WAHRES „Amerikanischen Traum“ hat man momentan eher in Deutschland, trotz Krise, aber eher für Frauen. So habe ich mich auch nach vielen Jahre auch mein Weg gefunden, dank andere Frauen, trotz die falsche Erziehung, ich meine trotz dieser kamf im mir… Frauen tun sich in schwere Zeiten zusammen, und gründen Dingen, die Männer erstmal garnicht verstehen. Während Männer krampfhaft versuchen, etwas sinnloses zu verkaufen, bekommen die Frauen die Chance, der Markt selber zu gestalten. Es gibt unendlich viel mehr EU-Zuschüsse für Frauen die sich organisieren als für Männer, oder es gibt momentan mehr Webseiten (beispiel: konsumgöttinnen.de) die wirklich eine normale Hausfrau zu eine mitenscheidende Kraft für die Wirtschaft machen …