kurzer Kurzurlaub

10. Juni 2007

Geplant und gepackt hatten wir für vier Tage, wobei es eigentlich völlig egal ist, ob man drei Tage oder zwei Wochen zum Zelten fährt: der Berg aus Schlafsäcken, Isomatten, Zelten und Kochern bleibt gleich. Lediglich die Menge der Klamotten variiert ein bißchen.

Am Donnerstag morgen ging es relativ früh los, denn ein Zwischenstop auf der Hoch-Königsburg war eingeplant. Der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib waren dort vor 15 Jahren schon einmal, tapfer vom Tal nach oben gewandert, mit Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher, Verpflegung und Wechselklamotten für eine Drei-Tages-Tour im Rucksack. Diese Wanderung war die erste Bewährungsprobe unserer damals noch sehr zarten Beziehung, denn der Weg führte anfangs durch eher steile Weinberge, die in der Mittagshitze vor sich hin brodelten. Der beste Vater meiner Kinder schwärmt noch heute von den wortgewaltigen Flüchen, die ich angeblich ständig vor mich hinkeuchte.

Diesmal parkten wir, wie echte Touristen eben, knapp vor dem Eingang der Burg und schossen auch die obligatorischen Touristenbilder:

Frau … äh … Mutti führt eine pompadura in der Burg spazieren.

Die Damen knippsten wild durch die Gegend.

Und die Aufforderung: „Stellt Euch mal alle hier vor´s Tor!“, führte zu sehr merkwürdigen Ergebnissen.

Nach dem kurzen Abstecher ging es weiter zum vertrauten Campingplatz in Munster. Zelte aufbauen in der Mittagshitze ist nicht jedermanns Sache, doch mit hilfsbereiten Kindern ging das recht flott. Zur Belohnung gab´s ein Eis hinterher und die ersten Vorbereitungen für die anstehende Wanderung am nächsten Tag wurden getroffen:

Aus dem Kuddelmuddel von zwölf Wanderschuhen mussten passende zusammengesucht werden.

Am nächsten Morgen, sechs Uhr, saßen wir dann voller Tatendrang beim Frühstück:

Kalt war es, die Sandalen vom Regen am Abend vorher nass und die Stimmung schlief noch.

Nach einer kurzen Autofahrt wanderten wir los. Zuerst einen lichten Buchenwald nach oben bis auf den Kamm und dort immer weiter Richtung Hohneck.

Die Sonne war mittlerweile da, es war beinahe warm und wir entdeckten sogar Gemsen.

Vom Hohneck aus ging es wieder runter (wandern ist bescheuert, erst quält man sich den Berg hoch, um dann direkt wieder runterzukraxeln!) ins Frankenthal. Auf dem Weg dahin gab es einen kurzen Abstecher in eine kleine Grotte und viele kleinere Pausen

Fotografieren ist ein hervorragender Vorwand für eine kleine Pause.

Im Frankenthal gibt es eine entzückende, kleine Auberge, in der man frischgemolkene Milch trinken kann.

Nach Milch und einer guten Portion Munsterkäse mit Brot waren wir gerüstet für die eigentliche Herausforderung der Tour: die Col de la Schlucht. Vor zwei Jahren liefen wir diese Tour schon einmal mit den Kindern, damals begann es zu regnen und wir hielten oft den Atem an, wenn die Kinder auf glitschigen Steinen knapp am Abgrund vorbei balancierten. Diesmal schien das Wetter zu halten.

Die Steine waren trotzdem nass und glitschig, weil Wasserfälle und Bäche über den Weg spülten, der Regen der letzten Tage lief ab.

Nach zwei Dritteln des Weges begann es zu donnern, doch das Gewitter blieb im Nachbartal. Spektakulär blieb der Weg mit seinen Graten, Felsspalten, Brücken und schmalen Steinpfaden trotzdem.

Ganze sechseinhalb Stunden (mit Pausen) waren wir unterwegs.

Zurück auf dem Campingplatz brachen der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib erschöpft mit ihrem Kaffee auf den Isomatten zusammen. Die Kinder gingen eine Runde Federball spielen. Und fangen. Und verstecken.

Am Abend kam dann das große Gewitter. Ein Blitz schlug in Munster in die Hochspannungsleitung und legte die Elektrik auf dem Campingplatz lahm. Das kümmerte uns weniger. Auch der Regen, der die ganze Nacht auf´s Zeltdach prasselte, störte nicht weiter. Samstag morgen sah es wieder freundlich aus. Erst nach dem Frühstück begann es zu Regnen und es wollte nicht mehr hell werden. Der Familienrat tagte und beschloss: Regen-Abbau und Heimfahren.

Daheim schien und scheint die Sonne bei kuscheligen 30°C. Nur die Vogesen fehlen.

7 Kommentare zu “kurzer Kurzurlaub”

  1. Ines sagt:

    Ja, klasse! Sehr schöne Gegend da. Ich kenne Col de la Schlucht sogar, allerdings vom Motorradfahren ;)

    Und hätte da gleich noch eine Frage an die erfahrene Mutter: Wann sind Sie denn mit ihren Kindern zu den ersten Touren gestartet? [Soll heißen, welches Alter bzw. wie kriege ich meine Kröten dazu, mitzulaufen?] :D

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Wir sind schon immer mit den Kindern gewandert. Teilweise mit Kraxe oder Kinderwagen :-) Als der Jüngste drei war, haben wir die ersten größeren Touren gemacht, ohne tragende oder schiebende Hilfsmittel. (als der jüngste sechs war, sind wir zum ersten Mal die Col de la Schlucht gelaufen)

  2. Ines sagt:

    Na, das sind doch schon mal gute Aussichten :D !

    Und Respekt vor dem Jüngsten! Die Col sieht ja schon seeehr spektakulär aus *bibber*.

    [Wir hatten ja den letzten „Wander“-Ausflug im Urlaub gewagt gehabt mit zwei Kinderwägen. Dumm war nur, dass wir uns nicht VORHER schon eine Wanderkarte besorgt hatten und dann zwar nur 3 km zum Kleinen Arbersee gelaufen waren, diese sich aber auf etwa 350 Höhenmeter verteilten :ok:! Sie können sich vorstellen, wie die Eltern nach Ankunft in der Fewo kaputt waren ;)…] :)

  3. Ulla sagt:

    Hach, wat schön… :D

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    und das nächste WE wird´s auch, gelle? Ich freu mich drauf! Wann kommst Du?

  4. Klabauter sagt:

    Und wenn du nicht spurst, dann wandern wir im nächsten Urlaub durch die Col de la Schlucht… geisterte mir gerade als didaktisch wertvolle Drohung durch den Kopf. :D

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Und wenn du DANN nicht spurst, dann schubbs ich dich! (?)

  5. Jeanie sagt:

    Alle Achtung!!! Wie bringt man nur seine Kinder dazu OHNE Meckern und motzen, solche Touren mitzulaufen??? Wunderschöne Bilder, dankeschön dafür! Allerdings bricht mir schon alleine beim Gedanken daran, daß meine wilde Meute über solche (eigentlich nicht vorhandenen) Wege balancieren der kalte Angstschweiß aus….

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    es gibt da kein Geheimnis drum, wie man Kinder zu solchen Touren bringt. Wir versuchen interessante Wege zu finden (über Stock und Stein, durch´s Unterholz, durch Bäche, über Wiesen), jeder Mitwanderer hat jederzeit das Recht "Halt, stop, ich muss ausruhen/ an der Blume riechen/ Walderdbeeren essen/ dieser Schnecke zuschauen/ meine Schuhe binden/ etc.pp." zu sagen und der Langsamste bestimmt das Tempo.
    Und das Ganze klappt prima. Allerdings sind die Kinder da auch reingewachsen und deshalb gehen mittlerweile auch richtig alpine Strecken.

  6. Ines sagt:

    Wissen Sie, Frau… äh… Mutti, ich finde das richtig toll, wie Sie das machen (bzw. eins drunter beschrieben haben) :ok: !

    Große Klasse *meinenHutzieh*!

  7. Benedikt sagt:

    Moin,

    dieses Bild hier ist schön:
    Hier klicken
    Eine ganze Familie huldigt der 'einzig wahren Sandale'[TM] :ok:

    Lese Euer Blog immer wieder gerne!