Das Kochdrama (mehrere Akte)
26. September 2006
1. Akt „Die Frage“
Gestern abend, Frau … äh … Mutti fragt den besten Vater meiner Kinder, womit sie die hinreissenden Bestien am folgenden Tag verwöhnen kann.
„Kartoffeln haben wir noch“, sagt der beste Vater meiner Kinder.
2. Akt „Die Vorbereitung“
Die Sache mit den Kartoffeln ist so eine Sache. Pellkartoffeln wollen nach dem Kochen geschält werden, Salzkartoffeln vor dem Kochen und Frau … äh … Mutti hat ein äusserst zwiespältiges Verhältnis zu scharfen Gegenständen wie Kartoffelschälern oder Küchenmessern. Obendrein haben die Kindelein ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu Kartoffeln, es sei denn, sie sind mit viel heißem Fett in Friteuse oder Bratpfanne zubereitet.
3. Akt „Spontaneität“
Keine Kartoffeln. Stattdessen Nudeln. Da es gestern aber erst die restlichen Farfalle al Gorgonzola vom Sonntag gab, wird es heute etwas exotischer. Der Vorratsschrank gibt schwarze Nudeln her, Knoblauch liegt auch noch rum und im Gefrierfach liegen Krabben. Lecker!
4. Akt „Was gihibt´s?“
Töchterlein hat das Haus betreten und schreit die alltägliche Frage durch´s Treppenhaus.
„Schwarze Nudeln mit Krabben“, trällert Frau … äh … Mutti, während sie den Nudeltopf auf die Flamme stellt:
„Machst du auch Nudeln ohne Krabben, weil die schmecken mir nicht!“
5. Akt „Fliegende Krabben“
Während Frau … äh … Mutti zu längern pädagogisch-fundierten Vorträgen über leckere und gesunde Meeresfrüchte ansetzt, schüttet sie diese in die Auftauschüssel der Mikrowelle, stellt sie in das Gerät und schaltet an. Töchterlein verspricht, die Krabben zu probieren (mit Todesverachtung) und die Mikrowelle pingt. Frau … äh … Mutti schaut in die Schüssel und will sie erneut in das Gerät stellen. Aufgrund ihrer angeborenen Fehlsichtigkeit (kein räumliches Sehvermögen wegen Einäugigkeit) verfehlt sie das Gerät um Haaresbreite und schubst die Schüssel an die Kante, woraufhin sich die Krabben gleichmäßig über die Spüle, den Tresen und unter der Mikrowelle verteilen.
6. Akt „Schadensbegrenzung“
Frau … äh … Mutti klaubt unter wortgewaltigen Flüchen die Krabben aus allen Ecken zusammen und spült sie unter lauwarmen Wasser ab. Dabei taut auch die letzte Krabbe auf und das Nudelwasse beginnt zu kochen.
7. Akt „Ich verblute!“
Diesen Satz schmettert das große Kind zur Begrüßung die Treppe hoch. Da seine Stimme deutlich nicht geschwächt ist, warnt Frau … äh … Mutti vor Blutflecken auf den fast frisch geputzten Fliesen. Die Wunde erweist sich im Übrigen als kleine Schramme am Finger. Die Nudeln kochen munter vor sich hin und das große Kind rümpft verächtlich die Nase, denn Nudeln haben gefälligst weiß zu sein. Allerhöchstens noch grün oder rot (oder mit Lebensmittelfarbe blau gefärbt). Niemals schwarz, kann man nicht essen.
8. Akt „Die Reue“
Da mittlerweile zwei Kinder dem Essen eher skeptisch gegenüberstehen, bereut Frau … äh … Mutti, dass sie nicht doch lieber Kartoffeln gekocht hat.
Aber es gibt kein zurück mehr und so beginnt sie Knoblauzehen zu schälen und das Öl in der Pfanne zu erhitzen.
9. Akt „Tisch decken, bitte!“
Es duftet für Frau … äh … Muttis Nase hervorragend, auch das Auge ist erfreut beim Blick in die Pfanne: die schwarzen Nudeln glänzen hübsch, dazwischen leuchten rosa Krabben. Das große Kind deckt den Tisch und das mittlere Kind legt gnädig sein Buch zur Seite.
10. Akt „Das Finale!“
Frau … äh … Mutti verteilt kleine Probierportionen an die Kinder und für sich eine deutlich großzügigere Menge. Die ersten Nudel landen in skeptischen Kindermäulchen und bevor das große „Igitt“ kommen kann, landet ein Rettungshubschrauber auf dem Sportplatz gegenüber. Die Kinder schwören, dass sie ihn nicht gerufen haben, denn erfreulicherweise ist das Essen nicht so ungenießbar, wie voreilig geunkt. Während die Vorstellungen der Kinder über das Geschehen auf dem Sportplatz immer blutiger werden, verschwindet eine weitere Portion in ihren Mägen.
Der Hubschrauber startet Richtung Uniklinik, die Kinder Richtung Nachtischschublade und Frau … äh … Mutti hat ein weiteres „Schnell fertig und lecker“-Rezept für ihre Sammlung.
Und der Erdbeerkater freut sich über die vier bestimmt aus Versehen unter den Tisch gefallenen Krabben.
Doch kein Drama.
26. September 2006 um 15:04
An den Kater dachte ich ganz am Anfang, als die Krabben leider runter fielen, ich dachte nämlich, er hätte sich sofort aus seinem Lauerversteck auf sie (und Sie) gestürzt, zum Verschlingen.
26. September 2006 um 17:41
Hm, muss ich außer schwarzen Nudeln, Öl, Knoblauch und Krabben in die Pfanne noch was tun? Gib' doch mal ein etwas genaueres Rezept. Abteilung schnell und lecker wird doch immer gern ergänzt.
Liebe Grüße vom Miest