Das Grauen mit den Brauen
3. November 2005
Es gilt ja als gängiges Schönheitsmerkmal, ZWEI Augenbrauen zu haben.
Besonders für Frauen, denn wer möchte schon wie Theodora Waigel aussehen?
Frau … äh … Mutti jedenfalls nicht. Und so tut sie das, was sich viele Frauen antun: sie reisst sich Haare aus dem Gesicht, die ihr gut zwei Zentimeter tiefer als dichte, lange Wimpern ausserordentlich gut gefallen würden.
Augenbrauenzupfen ist eine moderne Form der Folter; eigentlich völlig unnötig, aber ein hervorragender Stoff für Frau … äh … Muttis Schönheitstipps.
Sie wollen also elegant geschwungene Augenbrauen, die Ihnen weder einen ewigen „huch, ich bin ja so erstaunt!“-Ausdruck ins Gesicht zaubern, noch völlig schief, zerrupft und ungleichmäßig an eine grausame Gesichtslähmung denken lassen.
– Nehmen Sie zuerst eine Pinzette und einen dieser grausam-ehrlichen Vergrößerungsspiegel, die jede Pore zu einem schwarzen Loch und jeden Pickel zu einem Vulkan werden lassen.
– Sollten Sie Brillenträgerin sein, balancieren sie Brille auf der Nasenspitze und schielen Sie von schräg unten durch die Gläser nach oben oder hängen Sie das Gestell an einem Bügel über ein Ohr und schielen sie überkreuz durch das Brillenglas auf die zu zupfende Landschaft. Oder setzen Sie Ihre Kontaktlinsen ein. Oder arbeiten Sie doch einfach blind nach Gefühl.
– Vielleicht haben Sie irgendwo gelesen oder kennen eine, die eine kennt, die sich vor dem Zupfen immer erst eine warme Kompresse (oder Waschlappen) auf die Augenbrauen legt, denn das öffnet die Poren und die Haare fallen dann quasi von allein aus. Versuchen Sie es, aber denken Sie auch mal darüber nach, warum Ihr Kopfhaar nicht ausfällt, OBWOHL sie es mit warmen Wasser waschen. Tun Sie doch, oder?
– Ausserdem glauben Sie sich zu erinnern, dass sie Augenbrauen bei abnehmendem Mond leichter zu zupfen sind. Sie verwechseln das mit Unkraut im Garten, welches mit Ihrem Problem letztlich nur das Wuchern gemeinsam hat.
– Es hilft nichts, Sie müssen ran.
– Haben Sie sich überhaupt überlegt, wie Ihre Augenbrauen NACH dem Zupfen aussehen sollen? Toll! Dann Zähne zusammenbeissen und los.
– Es hilft ein bißchen, wenn die Haut ganz glatt gezogen wird. Allerdings fehlt Ihnen dann eine Hand zum Zupfen.
– Es hilft auch ein bißchen, wenn Sie wüste Beschimpfungen, an wen auch immer gerichtet, ausstoßen. Nur spucken Sie dabei bitte nicht auf Ihren Spiegel.
– Wahrscheinlich gibt es eine bestimmte Reihenfolge oder einen ritualisierten Ablauf, wonach Augenbrauen nur von links innen nach rechts außen oder umgekehrt gezupft werden dürfen. Frau … äh … Mutti empfiehlt: zupfen und rupfen Sie so lange an einer Stelle, bis Sie Ihren Vorstellungen entspricht und suchen Sie danach eine völlig andere Stelle, eine, die noch schmerzfrei ist.
– Ja, manchmal blutet es auch aus einem Haarwurzelloch.
– Ja, das hört von allein auf.
– Rötungen, Flecken, alles normal und ein Grund dafür, weswegen Sie nicht zehn Minuten vor der ersten, alles entscheidenden Verabredung mit dem Roden beginnen sollten.
– Wenn eine Augenbraue etwas dünner als die andere geworden sein sollte, dann versuchen Sie NICHT, die breitere Braue anzupassen. Das führt zu einem unschönen Wechselspiel, an dessen Ende der braune Bogen aus Augenbrauenstift-Strichen besteht. Wollen Sie das?
– Es ist sinnvoll kurze Pausen beim Zupfen einzulegen. Natürlich kommen diese Pausen von allein, denn irgendwann wird der Schmerz zu groß. Nutzen Sie diese Pausen, um einen Blick in einen normalen Spiegel zu werfen. Sie werden erstaunt feststellen, dass die schwarzen Balken aus fetten Borsten über Ihren Augen gar nicht so dominierend wirken, wie Sie es die letzten zehn Minuten dachten. Auch die blutenden Wunden klaffen gar nicht so doll, mal ehrlich: sie sind gar nicht zu sehen.
– Berücksichtigen Sie beim Zupfen die natürliche Form Ihrer Augenbrauen. Es sei denn Halloween oder Fastnacht stehen vor der Tür und Sie beabsichtigen als Mephisto kleinen Kindern und deren Eltern schlaflose Nächte zu bereiten.
– Die feinen, blonden Härchen müssen nicht gezupft werden, sie gehören zur Flaumbehaarung, die der derzeitigen Mode nach noch nicht als störend empfunden wird.
– Wenn Sie beinahe zufrieden sind, hören Sie auf. Hier noch ein Härchen und da noch eine Borste führen zu keinem guten Ergebnis, irgendwann MUSS Schluß sein.
Sollten Sie zu den glücklichen Frauen, deren Augenbrauen einen sanften Schwung haben, denen keine fiesen, schwarzen Haare auf der Nasenwurzel und bis zum Augenwinkel hinunter wachsen, dann lehnen Sie sich leise lächelnd zurück.
Den anderen Frauen sei gesagt: Ihr seid nicht allein da draußen.
3. November 2005 um 22:01
Also eigentlich könnte ich mich ja leise lächelnd zurücklehnen (was sich auf dem Gymnastikball jetzt auch nicht so WIRKLICH gut machen würde…), aber ich biete als Ausgleich für blonde, nicht zu dicke und nur selten zu lange Augenbrauen zwei bis vier hartnäckig wiederkommende Hexenhaare um den Mund herum, die wenn ich sie denn lasse, seeeeehr lang und sehr dick und sehr auffällig werden und mich außerdem befürchten lassen, dass ein Damenbart irgendwann mein Schicksal werden könnte, zumindest bei Vollmond…
Kann dich das jetzt ein klein wenig besänftigen?
4. November 2005 um 11:03
Ich empfehle Dentinox für zahnende Kinder: es betäubt, riecht lecker nach Kamille und eignet sich hervorragend auch für die Oberlippe. Allerdings klebt es. Tja, irgendwas ist ja immer…
Leidensgenossin Tanja
4. November 2005 um 14:22
Nachdem auch ich mal drohte wie der Herr Minister auszuschauen, habe ich mich aus reiner gegenseitigen Gefälligkeit unter die Hände einer damals benachbarten Kosmetikerin begeben,um mir das Gesicht reinigen und bereinigen zu lassen.
Auch die Augenbrauen gehörten dazu.
Ich sollte für die mich nicht kennenden Menschen noch erwähnen, daß ich a) männlich, b) körperlich schüchtern und c) eine SEHR haarige Angelegenheit bin.
Frau hatt ihre Mühe mit warmen Kompressen und dann dem Zupfen meiner buschigen und kilometerlangen Augenbrauen, deren Urväter vermutlich die sog. Grannen an Getreideähren sind. Nichts desto trotz sah ich hinterher etwa 20 Jahre jünger aus und fühlte mich sehr frisch. Für Tage. Weil mir der windabweisende Busch über der Neandertaler-Stirne fehlte.
„Irgendwie siehst Du anders aus.“ Ja, ich habe mir die Augenbrauen zupfen lassen!
„Öh …. bist du jetzt schwul geworden?!“
Also, ich werde es nie wieder jemanden erzählen, wenn ich es mal wieder habe machen lassen.
Genug, ich muß ins Bad, die dicken haarigen Raupen über den tiefliegenden Augenhöhlen rasieren …….
8. November 2005 um 07:48
Liebe Frau Weigel,
ich hätte da ja auch einen Tip. Bei DM im Regal entdeckt: Flicker Augenbrauenformer. Wahrscheinlich durch die Kaufkraft südländischer Mitbürgerinnen in unsere Regale gewandert ist das eine echte Alternative, wenn auch zunächst gewöhnungsbedürftig. Bringe ich nächstes Mal mit zum Ausprobieren! Und: die gute alte Luisa, ihres Zeichens italienische Kosmetikerin in WI, die Augenbrauen nicht zupft, sondern mit Wachs entfernt. Sehr geschickt, sehr schnell und sehr effektiv. Und mit den Worten:“Ise nur einemale Smerz, wollen Sie wirkelich bei jede Haar schreie?“
24. März 2006 um 00:17
Grüß Dich Pia … ich habe gerade Tränen gelacht, als ich Deinen Artikel gelesen habe … hoffentlich denke ich beim nächsten Zupfen nicht dran, denn dann geht nichts mehr, weil ich mich lachend verwinde … tröste Dich ich bin mit Weigel-Augenbrauen und Damenbart gesegnet und damit Dauer-Zupferin …. Viele Grüße aus Fürth von Eva
15. April 2010 um 16:12
[…] schmerzhaft: Augenbrauen zupfen. Damit stehe ich schon seit einigen Jahren auf dem Kriegsfuß. Veröffentlicht von fraumutti Abgelegt unter wer schön sein […]
4. Mai 2011 um 10:50
Stimmt genau. Ich hab´ mich halb tot gelacht, ob der Dokumentation. :) :) lg Tina