1991 haben sie sich kennengelernt, der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib, auf dem Open Ohr im Mainz. Dass ich damals den großen Bruder des besten Vaters meiner zukünftigen Kinder deutlich attraktiver fand und diesen mit einem sensationell dämlichen Spruch von der Seite anmachte – ist dabei eine völlig andere Geschichte :)

Entschieden jedenfalls habe ich mich für den jüngeren Bruder und bereut habe ich es nicht.

Im Gedenken an die gute, alte Zeit und geschuldet der  Tatsache, dass es nun endlich doch auch Tageskarten für´s Festival gibt, planten wir einen Familienausflug zum diesjährigen Open Ohr. Zum letzten Mal waren wir dort vor elf Jahren, mit zwei Kleinkindern und einem quasi frischen Baby. Mit Zelt und Kocher und Bollerwagen.

Diesmal mit deutlich weniger Gepäck und ganz ohne Batikklamotten, man wird eben reifer . Und älter. Auf der Wiese herumliegen und anderen beim Kiffen zusehen oder im Schlamm am Hang sitzen und Musiktheater schauen … war früher besser. Vielleicht, weil die eigenen Kinder nun schon so groß sind und ins Open Ohr -Interessenloch fielen: zu groß für das Kinderprogramm, zu jung für Diskussionsforen, zu wenig an Musik interessiert, um wirklich Spaß zu haben. Gegen die ganz große Langeweile halfen die vielen Ständchen, die heute noch genauso wie vor zwanzig Jahren nach Patchouli duften. Und die kleine Kamera, zur freien Verfügung. Hier ein paar Bilder der Tochter:

auf der Wiese rumliegen und Leute anschauen … das Beste, immer noch.

32°C in der Sonne

und der Schlamm vom Regenguss am Abend vorher

Die Langeweile der Kinder stieg, deswegen setzten wir sie in den Zug nach Hause. Sie waren nicht beleidigt deswegen, ganz im Gegenteil, wartete doch daheim ein Liter Stracciatella-Eis und der erste „Men in Black“-Film.
Freien Ausgang hatten wir, doch die Musik ging nicht recht ins Ohr, plötzlich waren die vielen Menschen zu viel und kühl wurde es obendrein. Und so verbrachten wir den den freien Ausgang dann doch lieber hinten im eigenen Garten mit einem Glas Wein. Bis mein Zeigefinger wieder anfing zu bluten und wir uns sehr schnell auf die Suche nach gescheitem Verbandsmaterial machen mussten.
Diese elegante Überleitung macht es möglich, dass ich Ihnen mein Leid klagen kann. Denn der Finger ist zwar nun ganz gut geheilt, geblutet hat seit Sonntag auch nix mehr, doch wird eine dritte OP unumgänglich, da bei der ersten OP die Nerven in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das sollte korrigiert werden. Aller guten Dinge sind drei und ich sage Ihnen, sollte jemals der Blinddarm entfernt werden müssen, lasse ich direkt einen Reissverschluss einbauen.

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Am Freitag hatte ich das Vergnügen, die talentierte Frau Fijn kennenzulernen. Mme Ouvrage hatte sie nämlich zum Freezerkurs geladen und damit sich die Sache auch lohnt, lud ich Töchterlein und mich dazu ein. Am Besten konnte ich Muffins (pardon!! Cupcakes!!) essen und blutbildende Getränke wie Prosecco und Rotwein zu mir nehmen, diese Freezerfolie habe ich mir für spätere Versuche mit heim genommen.

Herr Skizzenblog zeichnete einen allerliebsten Drachen für seinen Spross und irgend etwas hasenähnliches für Tochterkind und „freezerte“ mit Frau Fijn als hätte er nie etwas anderes getan.

Mme Ouvrage blieb die Sorge ums leibliche Wohl und das spontan erkrankte Kind, mir lediglich ehrfürchtiges Staunen und einige wenig hilfreiche Kommentare. Ein ganz und gar gelunger Nachmittag/Abend/sehr-spät-Abend und ich danke nochmals herzlich dafür. Und ausserdem blüht der Holunder und nächstes Wochenende gibt´s hier Eis.

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Das sollte es im Großen und Ganzen gewesen sein, liebe neugierige, besorgte, interessierte Leser und Leserinnen. Ich kann allerhöchstens noch erzählen, dass unser Erziehungsversuch ganz kläglich gescheitert ist.

Der dicke Martin duftet nun stets wie eine mediterrane Antipastiplatte, weil er am Liebsten zwischen Thymian und Oregano im Kräuterkasten auf der Terrasse schläft. Aber man kann ihm ja auch nie böse sein.

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Geschrieben habe ich diesen weltbewegenden Blogeintrag am großen Rechner im Nähzimmer und ich sage Ihnen, das macht keinen Spaß. Aber morgen … teste ich eine neue Tastatur und eine neue Maus und  dann wird alles viel besser. Bestimmt.

12 Kommentare zu “heute und gestern und vorgestern und …”

  1. Seifenfrau sagt:

    Na endlich sind Sie wieder DA

  2. Daniela sagt:

    :-)

    Hier steht das große Kind gern am Kräuterkasten, greift rein und freut sich, wenn die Hände duften.

  3. Martina61 sagt:

    Schön,sie wieder zu lesen,hab sie schon vermisst(lächel)

  4. carmen sagt:

    So richtig viel ist ja nicht dran an so einem Zeigefinger, das man das Bisschen so oft aufschneiden kann …

    Ich persönlich bevorzuge Mittlerweile bestuhlte Konzerte, das ist so ähnlich wie Automatikauto fahren. Früher verpönt, da was für alte Leute. Heute könnte ich stehenderweise nach der Vorgruppe wieder nach Hause gehen wegen Rücken… *gerade fühle ich mich wie 100*

  5. Katha sagt:

    …ah, der große Rechner =)
    Doch nicht von der Zivilisation abgeschnitten…

    Das mit den Festivals kenne ich irgendwie.. nur war ich noch nie auf „meinem“ Festival, seit die Kinder da sind. „Meine“ sind irgendwie nix für Kinder, zumindest nicht in dem Alter…
    Begeisterte 14jährige sieht man allerdings häufiger ;-)

    Irgendwann, in 3 Jahren oder so, wenn die Kinder groß genug sind, werde ich mir einen Freund schnappen und losziehen, die Kinder und der Ehemann bleiben dann zuhause!!
    Mal sehen, ob ich dann schon „zu alt“ dafür bin- das befürchte ich fast schon ;-)

    Wieder mal gute Besserung dem blutenden Finger!

  6. Frau ausBerlin sagt:

    Mensch Frau Mutti, da sind sie ja wieder! Schön! Das mit den Konzerten/Festivals kann man doch auch irgendwie auf andere Sachen übertragen oder? Kennen Sie das nicht? Also das man die eigenen Kinderlein oft nicht wirklich für das begeistern kann was man selber früher in dem Alter „tooootaaal tollll!!!“ fand… Ichc hab das schon gelegentlich mal festgestellt… ist wohl irgendwie so ein Eltern-Kind-Problemchen-Dings….aber ja auch irgendwie sinnig, sonst geht’s ja nicht wirklich weiter mit uns allen.
    Ihre Festival-Bilder haben mich so ein bisschen an den Karneval-der-Kulturen vom letzten Wochenende hier in der großen Stadt erinnert….
    Ich grüße Sie mit besten Wünschen für den Finger!

  7. Christiane sagt:

    Ich sitze hier gerade mit zwei fürchterlich neidischen Katern, die auch ganz schrecklich gerne im Kräuterbeet sitzen würden und auch absolut erziehungsresistent sind!
    Sonnige Grüße,
    Christiane ;O)

  8. Lakritz und Schokolade sagt:

    Was ist ein Freezerkurs und was lernt man da? Sachen einfrieren?

    Schön, dass es dem dicken Martin gut geht. Sein Bruder, der schöne schwarze Nalus, ist vorgestern an Leukose gestorben, trotz Impfung. Da macht es doppelt Freude, ein lebenspralles Martin-Foto zu sehen.

    Nach der Praxiseröffnung kommt endlich ein Besuch bei euch!

    Liebe Grüße!

  9. angelakr sagt:

    Ich möcht emich heute einfach mal bedanken!

    Durch diesen tollen Blog habe ich wieder Lust bekommen zu nähen. Viele Ideen auch über „Die Anderen“ bekommen und Farbenmix und andere entdeckt.

    Weiter so – und alles Gute für den Finger.

    Liebe Grüße

  10. Muschelfrau sagt:

    …:-) Das Mainz ausgerechnet DA Sperrmüll hatte. Ein haufen Sofas wurde da hoch geschleppt. Hinter der Absperrung sah es schon ziemlich lustig aus mit den ganzen Sofas nebeneinander, und in tausend verschiedenen Farben und Modellen :-)

    Liebe Grüße
    die Mainzer(Umland) Muschelfrau ;-)

  11. minibar sagt:

    Oooh jeee, Ihre OP’s sind ja immer Fortsetzungsgeschichten, gar nicht schön für Sie. Wünsche von Herzen gute und schnelle Besserung.

    Interessante Fotos vom Festival :-)

  12. Wortteufel sagt:

    Oh, das sieht doch nach Zitadelle aus :D