Gerade mit etwa fünfzig anderen schulkramkaufwilligen Menschen im Schreibwarenladen gewesen. 1.5 Stunden lang, weil der Laden ist nicht groß und an den markanten Sammelstellen von Stiften oder Heften bildeten sich große Menschentrauben. Auf  Zuruf wurden zwar Tintenpatronenpäckchen nach hinten durch gereicht, aber bei Aussagen wie „einen Packen Holzstifte, am Besten ganz günstige, die aber nie abbrechen und eine Hautfarbe muss dabei sein“ wurde man aufgefordert doch bitte zu warten, bis man an der Reihe sei.

Zehn Hefte kaufen, ein Heft gratis dazu, da legt man sich gerne einen Jahresvorrat zu, denn es könnte ja sein, dass es das tolle Kletterinnen-Motiv in einem halben Jahr nicht mehr gibt. Unwillig habe ich zwei Hefte gekauft, auf denen eine riesige Werbung für einen Freizeitpark prangt. Geht irgendwie garnicht und ich gedenke, eine Mail zu schreiben, eine böse. Ebenfalls eine böse Mail bekommt der eine Schulbuchverlag, der seine Arbeits-CDs hinten ins Buch klebt. Und zwar mit einem Kleber, der wirklich gut klebt. Beim vorsichtigen Ablösen der CD vom Buchrücken dröselt dieser in etwa fünf Schichten auf und ja, das ärgert mich. Diese Schulbücher sind teuer, die müsen nicht gleich gefleddert sein.

Im Schreibwarenladen gibt es ein neues Bucheinbindesystem, ähnlich dem Laminieren. Bucheinschläge werden ziemlich genau um das Buch herumgeschweisst. Nicht ganz billig, reiner Luxus oder große Faulheit, denn ich hätte auch eine weitere Stunde am Ständer mit den Buchumschlägen, Sie wissen schon, die durchsichtigen mit dem roten Rand oben und unten, verbringen können. So wartete ich lieber, bis die schweißgebadete Schreibwarenladenbesitzerin den zwanzig Kundinnen vor mir etwa hundertsechzig Bücher eingebunden hatte.

Ich traf Mme Ouvrage, die als i-Dötzchen-Mutter beim Einkauf eines dreieckigen Lernbleistiftes überfordert war und verabredete mich umgehend mit ihr zu einem Glas blutbildenden Rotwein. Auf unsere Kinder und den ganzen Rest und man soll die Feste feiern, wie sie fallen.

Ich traf die Freundin, die nie Zeit hat. So hatten wir kurz gemeinsam Zeit in der Warteschlange an der Kasse. Einzig ein Tässchen Kaffee fehlte zu unserem Glück. Vielleicht sollte man dort nächstes Jahr Stehtische aufbauen und Kaffee/Kuchen verkaufen. Irgendein guter Zweck lässt sich doch immer finden und die Niersteiner Kuchenkette ist rasch aktiviert.

Ich traf den Bruder der allerbesten Tochterfreundin, der sich ganz ohne mütterliche Unterstützung ins  Getümmel stürzen musste. „Grüße daheim!“ rief ich ihm noch über die Menschenmassen nach, doch ich fürchte, dieser Ruf ging unter. Deshalb auf diesem Wege: „Grüße und bis Freitag. Bei mir?“

Ich traf Mütter aus Kindergartenzeiten und aus Grundschulzeiten, ich traf ehemalige Klassenkameradinnen des großen Sohnes, die irgendwie über Nacht schon 18 geworden waren (oder eben so aussahen), ich traf eine Mutter, die mir „auwei, nächstes Jahr sind wir da auch dran“ ins Ohr raunte und eigentlich traf ich eine Menge Menschen, die das ganze Chaos mit Humor und reichlich Geduld nahmen.

Wir sind durch. Morgen holen wir das letzte Buch, vielleicht noch zwei, drei Sonderlinienhefte. (= blanko mit Rand. Oder rautiert. Oder mit Wellenlinien. Oder wie auch immer.) Und damit knacken wir dann auch die 200,- Euro-Marke. Immerhin 200,- Euro weniger als im letzten Jahr, insofern rechnet sich die Schulbuchausleihe. Für uns jedenfalls. Das Land zahlt drauf und deswegen gebe ich der Ausleih-Geschichte noch maximal drei Jahre.

14 Kommentare zu “Neulich, im Schreibwarenladen”

  1. Sandra sagt:

    … wie schön, dass wir noch 4 Wochen Ferien haben.
    Doch zum Büchereinbinden sei zu sagen – manche machen das echt toll, selber und mit wunderschönem, haltbarem Papier – aber das sind eben nur mache.
    Die Umschläge mit dem roten Rand hinterlassen blöde Kleberestespuren nach einem Jahr und da die Leihbücher hier 5 Jahre geliehen werden, geht das leider gar nicht. Seit letztem Jahr gibt es „durchsichtige“ – die sind echt besser und der Praxistest ist bestanden.
    Außerdem finde ich die Kaffee und Kuchenverkaufsidee vor dem Schreibwarenladen toll. Mal sehen, ob ich hier was dazu anleihern kann. Es sind ja noch fast vier Wochen.
    Lieben Gruß und gute Besserung
    Sandra

  2. Frau Brüllen sagt:

    Ich habe ja von meiner Offline-Nähfreundin gelernt, dass man bei ihnen im Schreibwarenladen die Listen abgegen kann und ein paar Stunden später das fertig gepackte Päckchen mitnehmen kann. Ob jetzt auch Wünsche wie „Noch 30 von den Heften mit Kletterinnen“ berücksichtigt werden, das weiss ich nicht. Ich hab ja auch noch ein bisschen hin….

  3. Mme Ouvrage sagt:

    ach Frau…äh…Mutti, was hätte ich nur ohne Ihre kompetente Beratung gemacht? Bin ja ganz blauäugig in diesem Tumult gelandet. Was es alles gibt… Freue mich auf intensivste Blutbildung. Auf Vorrat. Quasi.

  4. cagun aus Laguna sagt:

    Schön, auch das überall gleich ist!

  5. Silke sagt:

    Hallo Frau…äh…Mutti,

    also ich befinde mich ja auf der Kunden wie auch auf der Verkäufer Seite. Arbeite in einem Schreibwaregeschäft das aber auch unter anderem viele anderen Sachen anbietet. Bei uns beginnt die Schule erst in 4 Wochen und wir bereiten uns halbswegs mental auf die Meute vor. Klugerweise haben schon viele Schulen hier im Umkreis die beliebten ellenlangen Zetteln noch vor dem letzten Ferientag ausgehändigt, somit verteilt sich das auf die 6 Wochen Ferien ein wenig. Nichts desto trotz kommt noch der große Ansturm und wir hoffen ihn halbwegs mit Bravur meistern zu können. Das mit dem Kaffee und Kuchen wäre ne Idee………….Kaffeevollautomat wäre ja vorhanden. *lach* …………… naja, wie dem auch sei………….auf ins neue Schuljahr.

    LG Silke aus Niederbayern

  6. Meike sagt:

    Heute im Hessen-Center – unterste Etage – mitten im Mittelgang – ein Riesenzusatz-Stand von McPaper oder Kaufhof oder was auch immer.
    Rundherum und Mittendrin unzählig viele Menschen, die alles offensichtlich ausschliesslich Hefte, Ordner, Stifte, Schnellhefter, Anspitzer, Bleistifte, Malkästen ,….. kaufen wollten. An einer Ecke eine kleine Kasse – davor, daneben, mitten in den restlichen max. 2 Metern, die als Gang zum Durchqueren des HC dienten, noch viel mehr Leute, aus den Regalen gefallene Ordner verziert mit Fußspuren ….
    Liebe Mütter von schulpflichtigen Kindern: Ist das immer so, an Tag des Schuljahrbeginns?
    Das macht einem ja Angst!
    Meike

  7. Kerstin sagt:

    Hach, diese Beschreibung erinnert mich doch glatt an meine eigene Kindheit! Da hatte unser örtliches Schreibwarenlädle zwei Tage lang durchgehend auf (sonst gab es ja aufm Dorf sowas wie Mittagsruhe) und die Besitzerin war garselbst durch die Schule informiert, welche Klassenstufe was benötigt. So geriet das Schulkramkaufen regelmässig zum Happening – und wir Kinder durften sogar selber unsere Schulsachen besorgen.

  8. Seifenfrau sagt:

    …Schulsachen kaufen…hört sich ja nach Ereignis an…
    Da war bin fast ein wenig neidisch auf das pralle Leben im Schreibwarenladen….
    Hier leben wir – immer noch – in der 3. Sommerferienwoche. Und es regnet und regnet.
    Ja, wir könnten uns mal Schulmaterial anschauen in der Stadt….

  9. féizào sagt:

    Ich finde diese Schulbücherkauferei ja schon irgendwie komisch. Bei uns in Ba-Wü gabs zu Beginn des Schuljahres einen großen Stapel Bücher von der Schule ausgeliehen, den man am Schuljahresende tunlichst vollständig wieder zurückzubringen hatte.
    Vielleicht nicht immer die schönsten und aktuellsten, aber wenn man das alles hätte kaufen müssen.. o_O
    Da wird man ja arm bei.

    Und eingebunden wurden die bei uns zu Hause in alte Kalenderblätter. Muttern machte das mit Hingabe und mein Bruder und ich hatten immer unverwechselbare Bücher.

    Ach ja, Schulzeit. Ich vermisse dich doch sehr, manchmal. ;-)
    Ich glaub, ich muss auch mal drüber bloggen.

  10. diba sagt:

    Hier gab´s die Kletterfrau und den Waveboarder für 19 Cent ohne Kassenschlange.
    Jahresvorrat zugelegt.

  11. das Miest sagt:

    Also gegen die Skepsis: Das mit dem Schulbuch-ausleihen klappt in Berlin seit meiner Kindheit hervorragend und nun auch in Brandenburg ohne Probleme. Ich muss dieses Jahr vier Arbeitshefte kaufen, das sind dann insgesamt 41 Euro für 2 Kinder. Statt Heften werden hier glücklicherweise so gut wie nur noch Blöcke verlangt, damit die Zettel dann abgeheftet werden können, die hab ich eh immer da. Ich muss noch einmal einen 10er-Pack Hefter kaufen und eine Ladung Patronen, das war’s dann.

    Das Einschlagen der Bücher übernimmt der örtliche Schreibwarenladen, der dann zwar voll, aber noch überschaubar ist.

    (Die zwei Wochen währenden täglichen Nachforderungen von „nun brauchen wir doch noch einen Zirkel und mein Geo-Dreieck ist weg und für Musik ein Din A3 Notenheft“, die blende ich jetzt mal aus)

    (und was will mir „buschat sciences“ als captcha sagen?)

  12. Muschelsucher sagt:

    Ohja, die dreieckigen Stifte… auch für das 4. Kind wurden wieder dicke dreieckige Stifte angeschafft- bei den drei vorherigen Kindern wurden sie nicht genutzt, mußten aber unbedingt sein, dreieckig mit antirutschnoppen usw.

    Jetzt fragte ich beim Elternabend, ob man wirklich vorhabe sie zu nutzen, oder man sie wieder nur kaufen und schleppen soll. Nein, sie würden unbedingt graucht und nichts anderes – aber es müssen auch nur 6 Farben sein.

    Gut, 6 Farben, dicke antirutsch Stifte mit korrekter Eckenzahl gekauft und habe ein heulendes Kind am ersten Schultag, sie sollen das M in 10 Farben ausmalen, dürfen aber nur die dicken Stifte nehmen.

    Also malte mein Sohn mit den dünnen Stiften und wie vorher auch immer werden die dreieckigen antirutsch Wunderstifte auch am Ende des Schuljahres noch gut aussehen und geschleppt werden,

    Ich suche noch rosa Mappen.

    Liebe Grüße

  13. Diana sagt:

    Hach,
    was bin ich froh, dass hier auch Liste im Laden abgeben reicht und paar Stunden später nur noch abgeholt werden muss. Aber wir können auch noch gemütlich 4 Wochen lang vor uns hinbummeln mit dem besorgen, haben noch solang Ferien. Wenn nur mal das Wetter besser werden würde. Das mit den Büchern ausleihen klappt hier bei uns(Bayern) auch schon seit Jahren hervorragend. Eingeschlagen wird mit durchsichtiger Folie, bin mittlerweile Profi darin. Möchte mir nicht ausdenken das alles kaufen zu müssen zusätzlich zu den 3 Millionen Sonderwünschen an Materialien, für nur mal eben schlappe 100 Euronen pro Kind. Nein, da braucht man nicht wirklich mehr Kinder wie 2. LG Diana

  14. Denise sagt:

    Hi!
    Ja, der Alltag ist ja nun beinahe wieder komplett eingekehrt – und eine der schönen Seiten des Alltags ist ja der Freitag. Gerne bei Dir – und die Freundin, die nie Zeit hat, hat evtl. sogar Zeit und ich bring´ sie mit :-) Übrigens hat mein Großer sehr entrüstet festgestellt, dass ER ja alleine sein Zeug kaufen mußte, während Frau Mutti und auch die Freundin, die nie Zeit hat, IHRE Kinder bei dieser überaus schweren Aufgabe unterstützend begleitet haben. Ich Rabenmutter :-)