Wenn

6. August 2011

das Winzerfest quasi vor der eigenen Tür stattfindet, ist das ganz hübsch. Freunde treffen, Wein trinken, am Rhein, bzw. am Fronhof sitzen und das vorüberflanierende Volk zu betrachten. Und Wein zu trinken, noch mehr Wein. Ohne mit dem Auto fahren zu müssen. Unten am Rhein gibt’s Backfisch mit einer verdächtig neongelben Remoulade, auf dem Marktplatz steht der Bretzelbäcker und der Stand mit den Allgäuer Käsespätzle passt auch irgendwie ins Ambiente. Das Winzerfest ist toll.
Weniger toll sind die Besucher zu später Stunde, die mit steigendem Alkoholpegel nicht wissen, wohin mit der vielen Flüssigkeit und diese dann hemmungslos gegen jede Hauswand pinkeln. Oder sie hinter den ausschenkenden Weinstand kotzen. Immer wieder schön zu beobachten. Nicht, dass man das möchte.
Mein persönliches Highlight an jedem Winzerfest sind die fröhlich heimlaufenden Menschen, die mitten in der Nacht mitreissende Lieder unter meinem Schlafzimmerfenster jodeln oder – achje, wie LUSTIG!! – im Vorbeigehen auf die Klingel drücken. (wer unsere Klingelanlage kennt weiß, dass im Haus zwei Klingeln anschlagen und ausserdem zwei Telefone) Denn wie jedes Jahr vergessen wir in der ersten Nacht die Klingel abzustellen.

Auf den Straßen liegen leeren Kippenschachteln, leere Flaschen und eine Menge Scherben. Ich frage mich ja immer, ob die Leute sich daheim genauso benehmen.

Trotzem. Sollten Sie in der Nähe sein, schauen Sie sich mal auf dem Winzerfest um. Am Schönsten ist es in den einzelnen Straußwirtschaften (= Winzer, die ihre Höfe öffnen) in der Rheinstraße und oberhalb des Marktplatzes. Dort lässt es sich lauschig sitzen, manchmal spielt gute Live-Musik und sowohl Wein als auch kleine Leckereien sind sehr empfehlenswert. Sollten Sie am Montag abend zum Feuerwerk anreisen, dann stellen Sie sich nicht in die Menge am Rhein, sondern nehmen Sie die Mühe eines kurzen Aufstieges durch den Wingert in Kauf. Dort oben ist viel mehr Platz und die Aussicht, auch auf’s Feuerwerk, ist phänomenal.

*****

Und jetzt noch etwas ganz anderes.
Gestern, am Spätnachmittag, prasselte ein Gewitter über uns hernieder, das binnen Minuten Ströme die Strassen hinunter jagte und Keller volllaufen ließ. Die Kanäle sprudelten über (leider auch der bei uns in der Halle) und der Flügelsbach, der durch Nierstein fließt (bei Einheimischen nur „die Bach“ genannt) schwappt über das Ufer und brachte jede Menge rotbraune Brühe vom Roten Hang mit. Noch am späten Abend war der Rhein am Niersteiner Ufer rot.
Unsere Terrassentüren schließen nicht mehr ganz dicht, deshalb ist das Wintergärtchen jetzt ein bißchen sauberer als vorher. Und die drei großen Taubenschisskleckse, vor deren Entfernung ich mich seit zwei Wochen drücke, simd auch abgewaschen. Und das Wasser, dass durch den Gewölbekeller lief, hat sämtliche Katzenkacke weggewaschen. Keine größeren Schäden bei uns, wir sind ja auch auf dem Berg. Aber weiter unten gab’s eine Menge Wasser aus Kellern zu pumpen. „Ein Regen wie früher“, informierte mich die Nachbarin. Und Sie wissen es jetzt auch.

5 Kommentare zu “Wenn”

  1. Dad sagt:

    Guten Morgen,

    das erinnert mich sehr an München – mitten im Zentrum haben wir damals gewohnt, damals, als dinks (double income, no kids). Eigentlich toll, abgesehen davon, dass die Wohnung schon für zwei recht eng war, dass der Feinstaub drohend um uns waberte und dass München Ende September zur offiziellen Biertrinkerhauptstadt der Welt wird. Das Oktoberfest macht für Einheimische den morgendlichen Gang durch Seitenstrassen zur S-Bahn zu einem Hindernislauf. Klar, die lustigen Klingelstreiche gab es auch bei uns.
    Jetzt – mit Kind und auf dem Land – verfärbt sich alles langsam nostalgisch ins pastellfarbige… Gut so!

    Schönes Wochenende,

    Dad

  2. nata sagt:

    Nachdem ich jahrelang Altstadt inklusive Saufgelage vor der Haustür hatte, stand fest: Die nächste Wohnung kriegt eine Klingel, die sich ausschalten lässt. So lebt es sich bedeutend friedlicher.

  3. Melanie sagt:

    So mache ich es bei Festen auch immer. Wobei Klingelstreiche eher nicht so an der Tagesordnung stehen. Die gegenüberliegende Tankstelle ist immer das ziel des Volkes und da wird nicht nach links und rechts geguckt.

  4. Chris sagt:

    Ich hatte erst auf Wicker getippt, aber da ist der Rhein noch etwas weiter weg. ;) Dort haben wir letztes Jahr den Allgäuer Kässpatzenstand entdeckt. Und kaum zu glauben!! Wir haben bei unserem Allgäu-Urlaub vor ein paar Jahren genau dort bei denen in Thalkirchdorf unser Käsediplom gemacht. Wie klein die Welt doch ist! ;)

    Wir wohnen zum Glück etwas „abseits“. Wir fahren gerne mal auf ein Weinchen mit Spezalität in den Rheingau, genießen sonst aber eher den Taunus.

    Einstweilen aber viele Grüße aus dem Urlaub im Norden! :)

  5. Frau Dinktoc sagt:

    Das Feuerwerk lässt sich auch sehr schön vom gegenüberliegenden Rheinufer in Höhe des Campingplatzes am Kornsand beobachten – ohne Menschenmassen auf der Wiese liegen, dem Fluss lauschen und auf die nächste Rakete warten. Nur der Wein fehlt. Ich schicke Ihnen heute abend dann ein „Prost“ über den Rhein!