Jugendsprech, komisches

24. August 2011

Die Sprache der Jugend ist schon eine merkwürdige. Und damit meine ich nicht mal die angebliche Sprache, für die man sogar ein Wörterbuch braucht. (noch nie habe ich einen Jugendlichen so komische Formulierungen benutzen hören. Allerdings sind wir hier ja auch auf dem Land und möglicherweise hinterher …)
Die Rede ist auch nicht von „sry“ oder „hdgdl“ und wie sie alle heißen, die putzigen Abkürzungen aus facebook oder SMS.

Ich habe Probleme mit der deutlichen Aussprache, der Sprachmodulation oder, um hier mal Klartext zu sprechen: es nervt mich ungemein, dass meine Kindelein nuscheln. Die Zähne nicht auseinander kriegen. Dafür sehr schnell sprechen. Und wenn ich „wie bitte?!“ frage, nuscheln sie schnell lauter. Oder beißen noch mal rasch ins Brot, um dann mit vollem Mund zu antworten. Aber das ist ein eher individuelles Ding.
Das unverständliche Schnellnuscheln (sagen Sie doch bitte dreimal hintereinander schnellnuscheln OHNE zu nuscheln) scheint mir da doch eher ein verbreitetes Problem zu sein. Vor zwei Jahren oder so bemerkte ich es am großen Sohn der Freundin, die nie Zeit hat. Der ist immerhin zweieinhalb Jahre älter als mein großer Sohn und die Prophezeiung der Freundin, die nie Zeit hat, traf wirklich zu. Sie sagte: „Warte mal ab, deine Kinder machen das auch noch“, als ich sie nach dem Grund des Nuschelns fragte. (einen Grund wusste sie nicht, weil es wahrscheinlich gar keinen gibt. Oder gibt es die pubertäre Zungenschlappheit?) Kurze Zeit später erwischte es ihre Tochter, die so alt wie mein ältester Sohn ist. Und dann schwappte es zu uns.
„schweissnich“ statt „ich weiß es nicht“.
„smirgal“ ist kein Elbennamen sondern ist mir egal.
Gebräuchliche Phrasen kann ich mir mittlerweile recht gut zusammenreimen. Schwierig wird es dann bei Worten, die nicht ständig fallen und die deshalb manchmal bis zur Unkenntlichkeit vernuschelt sind. Ich frage einmal, zweimal nach und ernte letztlich empört- genervtes Überartikulieren.

Sie da draußen wissen bestimmt, dass auch das nur eine dieser berühmten Phasen ist, die sich mit dem allzeit-bereit Mütter-Mantra „alles wird gut!“ überstehen lässt. Oder? ODER?! Immerhin haben wir die lustige „ich häng einfach an alles ein i“- Phase überstanden und ganz früher auch die „Sesamstraßen-Phase“ (wieso, weshalb, warum? wer nicht fragt usw.)

Ich jedenfalls erschrecke mittlerweile nicht jedesmal, wenn ich etwas nicht verstehe und hypochondre beginnende Schwerhörigkeit. Wir hatten ja früher so was nicht. Wir haben allerhöchstens mal ganz leise *geil* gesagt. Oder *SAU* in den Schnee auf der Autoscheibe geschrieben. Das schlimmste Schimpfwort war *Arschloch*, aber selbst das wurde so deutlich gesprochen, dass nur die doofsten Kinder das „r“ beim Schreiben vergaßen. Jaja, früher war eben alles besser. (außer die Mode)

20 Kommentare zu “Jugendsprech, komisches”

  1. owlternatives sagt:

    kennen wir, haben wir hier schon seit er 10 ist. besonders am Telefon ist das echt laestig. Und wenn man nachfragt kriegt man ein empoertes „I toooooold you already“… Ich glaube es ist cool so mit Eltern zu sprechen, denn die kids unter sich tun das nicht. Mit familienfremden Erwachsenen wird auch normal gesprochen:))Es soll wohl ein quasi generelles genervtsein andeuten, wenn man von Eltern angesprochen wird. Oder auch nicht. Mal sehen was „danach“ kommt…

  2. conni b. sagt:

    ohhhhhh wie wahr ! Das „Mütter-mantra“ nutze ich auch gerne und viel wenn auch ehr im verborgenen und leise vor mich hin gemurmelt denn es provuziert die anwesenden jungen Menschen zu noch mehr Genuschel und Empörung….
    Der „junge Mann“ bei mir zu Hause ist 15 bald 16 und das mitunter schwierige sprechen hat bereits mehrere Phasen durchlaufen….er kann aber „richtig“ sprechen ….mit den Omas z.B. oder am Telefon wenn nicht gerade ich anrufe denn dann heißt es wieder mmmmmmmmmmrphf waswilsndu ??? z.B. wenn ich gegen Mittag vom Dienst aus anrufe ummich zu erkundigen ob das Kind in den Ferien schon aufgewacht ist…..ein „schönes“ Alter und „alles wird gut “ im Brustton der Überzeugung…..

  3. Maufeline sagt:

    *schreck* wir haben das jetzt schon, und zum „smiregal“ und „schweißnisch“ kommt bei der Tochter noch „möschdschnisch“. Achja, die Tochter ist fast 4, spricht aber schon lange und KANN auch deutlich und klar sprechen. Allerdings ist sie zusätzlich ebenfalls in der „Sesamstraßen-Phase“… Ich bin neuerdings „Mamili“…
    Es wird noch schlimmer???
    Oder sagen wir so- es wird anders, nehme ich an :-)
    Und mir sagte neulich eine Freundin, deren Kinder genau so alt sind wie ich ;-) : Alles wird besser, wenn sie erst mal Mitte zwanzig sind. Na, das beruhigt…

  4. Tanti Colori sagt:

    also frau mutti,
    das ist mal wieder sowas von auf den punkt gebracht. gottseidank sind meine kinder noch ein paar jahre von dieser phase entfernt (HOFFENTLICH!!!), aber die nichte und deren freunde… wobei, wenn ich deren gegenseitigen social-network einträge lese, verstehe ich auch nur noch bahnhof. es lebe die deutsche sprachkultur!

  5. Eva sagt:

    Ja, gab es hier auch schon. Da war das Kind 12. Jetzt mit 14 ist es (vorübergehend ?!) vorbei. Die anderen folgen dem Trend hoffentlich nicht. Unsagbar nervig das.

  6. nic {luzia pimpinella} sagt:

    früher war auch mehr lametta!

  7. birrrd sagt:

    mir geht es manchmal bei meiner arbeit im cafe so, dass ich leute nicht verstehe, nachfrage und es manchmal schlimmerweise selbst dann nicht verstehe, nochmal nachfrage.. peinliche situation. das hat da aber nicht unbedingt was mit dem alter zu tun, auch alte leute nuscheln teilweise ganz furchtbar. ich vermute, dass es hier am ruhrpott liegt, und an meiner „sprecherzieherischen“ ausbildung, die mich gegenüber extremer nuschelei etwas empfindlich macht, und drittens der nicht sehr ruhrpottlastigen sprache meines elternhauses,. was mich in diesen momenten im cafe nervt ist der genervte blick der leute, die nicht verstehen, wieso ich sie nicht verstehe. hallo? bitte mal den mund aufmachen und die zunge aktivieren! ich freu mich schon auf das nächste mal..

  8. Frau Mena sagt:

    Stimmt – die ich-hänge-an-alles-ein-i-Phase … :))) Oh je, die hatte ich schon ganz vergessen (ein Glück !). Mal sehen, wann uns sowas begegnet, wir haben ja noch Zeit, uff.

    Viele Grüße,
    Frau Mena.

  9. Tagpflückerin sagt:

    Ach, dann gibt es dieses Phänomen in allen deutschsprachigen Ländern? Wahrscheinlich in „Allen-sprachigen-Ländern“.
    Ich bin dann mal gespannt, wann diese Phase endet: der Große ist schon 17 und nuschelt inzwischen leise (vorher war er lauter).
    lg Tagpflückerin

  10. kelef sagt:

    mit gleichen waffen zurückschlagen wirkt.

    du unverständlich reden – ich auch.
    du nuscheln – ich auch.

    besonders wirkt das übrigens dann, wenn es gerade um was ausnahmsweise wirklich wichtiges geht.

    unverständlich genuscheltes nicht verstehen ist auch toll. man fühlt sich danach irgendwie befreit.

    „welche sorte eis willst du?“ – „nuschel“: verstehen: kind will kein eis, selberaufessen. ist doch prima.

    „uuups, das mit dem besuch morgen habe ich nicht verstanden.“

    „ich dachte, „wahlweise ungeliebte speise einsetzen“ morgen sei ok, ich hab dich ja gefragt, hast du so leise/undeutlich geantwortet?“

    „besuch am wochenende? uups, da haben wir selber gäste!“

    wird schon. dann haben die einen anderen sepperl im hirn, aber der verläuft sich auch, und dann kommt das nächste desaster.

  11. Sandra sagt:

    Und wissen Sie was wirklich weh tut? (Nicht nur das ich jetzt eine Lesebrille brauche, jetzt heißt es auch noch ganz oft: „Mamaaaahaa, so was sagt man heute vollnichmehr“
    Nur weil ich gesagt hatte: „Ist Dir das unangenehm“ Also was sagt man denn daran nicht? „Du bis doch keine Omaahaa. Man sagt: Findes das nicht voll scheiße.

    ..

    Neeee (oder: Nein) ich nicht. Ich finde das unangenehm. ;-)

  12. Renata sagt:

    Oh wie gut ich das kenne!!!! Manchmal muss ich dreimal nachfragen um zu verstehen, was mir gesagt werden will.
    Weil bei uns auch erst das älteste Kind „betroffen“ ist, weiß ich noch nicht ob das irgendwann besser wird……
    Ich kenne auch sehr erwachsene Leute, die noch immer nicht gelernt sich unvernuschelt zu artikulieren, aber das sind hoffentlich nur Ausnahmen!

    Beste Grüße von hier nach dort!

  13. Renata sagt:

    haben. Das HABEN hab ich vergessen.
    Tztztz.
    Schuldigung, hab ich vernuschelt….

  14. Gabi K sagt:

    *polter* das war der Stein, der gerade von meinem Herzen fiel… Und ich dachte schon, ich hätte mir mit der Spracherziehung nicht genug Mühe gegeben. Meine nuscheln alle 3, mal mehr mal weniger *seufz* Und eigentlich sollten sie aus dem Alter raus sein. Haben sie leider noch nicht gemerkt :-(

  15. meike sagt:

    Hach ja, nuscheln machen unsere auch ich hoffe ja, dass es sich noch verwächst ;-)

    Die I-Phase haben wir (noch) nicht – kommt bestimmt noch.

    Einer, der auch darüber berichtet ist Herr Buddenbohn.
    Nämlich hier: http://www.herzdamengeschichten.de/2011/08/15/i/

    Liebe Grüße
    Meike

  16. Ellen sagt:

    bei meinem Sohn ist das selbe. ich kann ihn und seine Freunde kaum verstehen. die Ursache dafür ist natürlich das Chatten. man soll ja so kurz und schnell schreiben, und das zerstürt die Sprache. ich möchte nicht, das ein Tennager nur das Hochdeutsch sprechen würde, aber das ist doch wahnsinnig wenn ich mit meinem eigenen Sohn taeglich Verstaendligungsprobleme (sprachige) habe…

  17. Gunilla sagt:

    Das gibt sich spätestens dann, wenn sie gezwungen sind, woanders, z.B. beruflich „ordentlich“ zu sprechen. Meinen Sohn hat es beruflich aus dem Sächsischen ins Norddeutsche verschlagen und seither spricht er ein gestochenes Hochdeutsch, was ich zu Hause nie nie niemals so mit ihm hingekriegt habe. Und obwohl ich von mir behaupte, dass ich kaum sächsisch rede, kriege ich jetzt bei seinen Besuchen „daheim“ und beim Telefonieren öfter ein „Mama – du sächselst“ zu hören – hmpf!!! Ich fasse es nicht!!!
    Gunilla

  18. Jana sagt:

    Ähhh – da scheine ich ja ein Frühnuschlerexemplar einer vorher´gehenden Generation als GöGa abbekommen zu haben…denn der hat nun zwar die vierzig überschritten, nuschelt aber immer noch (gerne auch mit Pfeife im Mund).
    Und es gibt sich leider nicht, wenn an im Job deutlich sprechen muss – da kann er es nämlich, aber daheim fagt jeder (!) nach.
    Ich habe sogar schon mal einen Hörtest bei uns im Institut gemacht, weil ich dachte, ich habe es an den Ohren….aber mein Gehör ist sehr gut.
    Tja, damit muss ich mich wohl abfinden…*seufz*

    Viele Grüße!
    Jana

  19. Marc sagt:

    Da haben wir ja noch was vor uns – Wortschatz und Verständigungsbereitschaft (denn um etwas Anderes geht es wohl nicht) unserer Kleinen wachsen gerade mit ihr um die Wette. Ansonsten gebe ich schweren Herzens nic recht. Früher war mehr Lametta.

  20. Birgit sagt:

    Musste mir grad erstmal die Lachtränen abwischen.
    Genauso ist es bei uns seit Jahren (meine ist grad 20 [zwei null] geworden).
    Die Phase Gisela-Schlüter-für-Arme war ja schon schlimm, aber das Genuschel zusätzlich war der Horror.
    Und dann die doofe bzw. sehr laute Antwort, wenn man 5 x gefragt hat…
    Und man muss sich so konzentrieren auf das Gesagte und wenn man was nicht mitbekommt, heisst es hinterher: Nie hörst Du zu.
    ich hoff dann Mal auf Mitte 20.