(und die so unscheinbar und klein sind, dass man nicht denkt, dass sie solche Schufte sein können)

Heute: Unterfadengarnröllchenspulen oder wie auch immer die Dinger heißen, die die Nähmaschine mit dem Unterfaden füttern. Im folgenden Text nur noch Spulen.

 

Meine Spulen oder genauer die Spulen meiner Näh- und Stickmaschinen sind aus unschuldigem durchsichtigen, türkisschimmernden Plastik. Darüberhinaus sind sie allerdings a) entweder mit der falschen Garnfarbe vollgespult oder b) leer in der Maschine, wenn gerade ein kniffelige Stelle kommt, an der man unmöglich aufhören kann zu nähen, ohne das irgendwie alles ruiniert ist. Oder sie sind leer in der  Stickmaschine, tun aber so, als seien sie noch voll, weswegen die Stickmaschine dann mit dem alleine auf sich gestellten und somit völlig nutzlosen Oberfaden 9857 Stiche in den Stoff tackert. (was bedeutet, dass ich etwa zehn Minuten mit dem Zeigefinger auf den „Stich-zurück“-Knopf meiner Stickmaschine drücken muss)

Manchmal allerdings melden sie der Maschine aber auch baldige Entleerung, was diese mit einem Warnpiepsen an mich weitergibt, die neuere Maschine stoppt dann sogar. Sie können sich vorstellen, wie groß mein Erstaunen ist, wenn ich eine halbvolle Spule aus der Maschine ziehe.

Spulen neigen dazu, einfach aus der Hand zu springen. Reflexartig greift man dann zu und reisst die Hand hoch, erwischt aber nur das Fadenende und hält letztendlich einen zwölf Meter langen Faden in der Hand, während das Spulending kichernd unter dem Schrank liegt. Leer und ganz hinten in den Spinnweben.

Nicht wiedergefundene Spulen klackern übrigens zwei Tage später durch das Rohr des Staubsaugers und ich schwöre, auch dabei kichern sie.

 

Beim Sticken verbraucht man riesige Mengen an Garn für den Unterfaden. Dieses Garn kann man fertiggespult und für eine Menge Geld auf Einmalpappspulen  kaufen. Man kann aber auch eine 10.000 Meter Unterfaden-Garnkone kaufen und sich darüber wie ein Schneekönig freuen, weil man ja ein echtes Schnäppchen gemacht hat. Die Ernüchterung folgt allerdings auf dem Fuße, denn die Kone ist so groß, dass sie widerspenstige Spulen nur dann befüllen lassen, wenn man mittels eines chinesischen Essstäbchens und einiger sehr entwürdigender Verrenkungen den Faden über die Maschine auf die Spule lenkt. Manchmal reagieren die Spulen dann sehr eigenwillig, indem sie einfach platzen. Scheinbar spult der Faden nicht wunschgemäß auf, was die Spule als dankbaren Anlass nimmt, einfach auseinander zu platzen. Mit beinahe dramatischem Knall und ernstzunehmenden Schrapnellsplittern.

 

Und kommen Sie mir jetzt nicht mit menschlichem Versagen.

 

*****

 

und bevor ich es vergesse: DANKE! für die vielen Filmtipps! Waren tatsächlich ein paar uns unbekannte Sachen dabei.

16 Kommentare zu “Dinge, die einem das Leben schwer machen”

  1. babska sagt:

    Niemals wäre es mir in den Sinn gekommen die Unterfadenproblematik in meinem blog zu behandeln. Und niemals hätte ich das so brilliant gekonnt wie Sie, Frau Mutti!

    Sie treffen einmal wieder voll ins Schwarze, denn ich, und sicher alle anderen Näherinnen, kennen diese Probleme nur allzu gut. Isch hab misch totgelacht als ich den Text las. Danke dafür!

    Barbara

  2. Uta sagt:

    Hach, liebe Frau … äh … Mutti – Sie sprechen mir aus dem Herzen. Saß ich der Tage vor meinem ersten Handtaschenschnitt und fluchte gerade aus vollem Hals, war froh, die Naht ENDLICH hinbekommen zu haben – um festzustellen, dass die Unterfadenspule leer war.
    Gibt es denn noch keine Maschinchen, an denen man einfach zwei völlig gleiche Garnrollen befestigen kann, einmal wird der Faden nach unten geführt, einmal bleibt er oben?! Wär doch irgendwie nur logisch…..

  3. Brigitte sagt:

    Diesen Text zu lesen macht einfach nur Spass, ohne das ich Ihr „Problem“ herunter spielen möchte. Denn in diesem Text habe ich mich sehr oft entdeckt und mir auch vorgestellt wie das für andere Menschen aussieht, wenn ich mit meinem Besenstiel und erhobenen Hinterteil versuche, die Spule aus der hintersten Ecke meiner Couch heraus zu bekommen.

    Vielen Dank für das Lächeln auf meinen Lippen.

    Lg Brigitte

  4. Germaine sagt:

    Ich habe laut und schallend gelacht!! Super geschrieben, es trifft es auf den Punkt!

    Menschliches Versagen sagt mein Mann nie, Anwenderfehler jedoch häufiger!

    Die Unterfadenspulen gibt es aber auch gut & günstig – bei Bedarf bitte melden!

    Seien Sie gegrüßt & fühlen Sie sich beigepflichtet!

    Germaine

  5. kerstin sagt:

    Hier auch so… nur ohne Stickmaschine! Aber ich bin sicher, das ist ein welteit abgesprochenes Spiel unter den Spulen, nur um uns weich zu kochen! Aber ich halte dagegen!!!

    Solidarische Grüße… ;o)

  6. Rike sagt:

    Ich lach mich schlapp!
    Echt witzig die Geschichte mit den kichernden Spulendingern! Müßte man verfilmen!

  7. Klaudia sagt:

    Diese Story war fast wie ein Geburtstagsgeschenk für mich. Des Weiteren stelle ich mir vor, wie Ihr Herr Kater Martin sich die kleinen verstaubten Dinger dann aus der Spinnenecke rausholt und sie mit einem Karracho durch die grüne Villa schießt – bis auf Nimmer Wiedersehen. Danke und für mich ein Grund, dass ich meine Maschine nur im Notfall auspacke, eben aus den so herrlich beschriebenen Schwierigkeiten mit dem Faden aus dem Unterhaus! :-)

  8. Chris sagt:

    Wie wahr! Ich spule schon immer vor. Aus Sparsamkeit nehme ich unten immer das billige Weiß. Wenn ich schon dabei bin, spule ich gleich x-Röllchen vor, damit ich nicht ständig Garn wechseln muss. Aber immer dann, wenn es einem am wenigsten passt, sind auch diese „Ersatzröllchen“ förmlich in Luft aufgelöst. Einfach weg. Für die großen Konen gibt es übrigens einen praktischen Ständer mit Fädelhilfe. Steht zwar meistens im Weg rum, aber fürs Aufspulen leistet er gute Dienste.

    Nicht aufregen, nicht ärgern lassen, einfach zurückkichern (das bringt die kleinen Biester bestimmt aus dem Konzept!). ;))

    Schönen Tag noch!

  9. Renata sagt:

    Geil, niedersächsische Spulen machen GENAU DAS alles auch :o) Es ist ein Kreuz!

  10. Atelier Kreatissimo sagt:

    So einen Unterfadengarnröllchenspulen-Tag hatte ich gestern. 2 meiner Spulen sind immer noch verschwunden, aber wie gesagt – der Staubsauger findet sich schon!

    Sollten Sie einmal ein Buch schreiben – ich wäre die Erste, die es kauft. Die Berichte, Gedanken – kurz das Leben – auf den Punkt gebracht und immer mit einer Portion Humor!

    Bitte , bitte , bitte weiter so und bloß nicht aufhören!

    Liebe Grüße
    Birgit

  11. Melanie sagt:

    Gottseidank spult meine Stickmaschine für mich….leider nur den Unterfaden fürs Stickgarn. obwohl…das bringt mich jetzt auf eine Idee…warum sollte sie nicht auch Nähgarn….? *grübel* beim Nähgarn kann ich irgendwie garnicht genug Spulchen haben…egal wie viele, egal was für Farben drauf sind…die die ich in dem Moment brauche ist mit Sicherheit NICHT dabei…. hab auch schon mal mit einem von den Sidewindern von simplicity geliebäugelt…Aber ob ich echt noch ein Teil mehr brauche?
    Liebe Grüße
    Melanie

  12. Astridka sagt:

    Ja, so isses! Wie immer so unnachahmlich beschrieben, wie es nur „Frau..äh Mutti“ kann. Sie sollten vielleicht doch lieber mal ein Buch zusammenstellen. Es gibt sicherlich viele Menschen die sich darin wieder finden würden. Ich übrigens auch.
    Liebe Grüße rheinaufwärts!
    Astrid

  13. mamizeit sagt:

    ja die Technik – da weiß Frau manchmal nicht mehr weiter, aber immerhin Sie haben auch Spinnweben unterm Schrank und das beruhigt mich :)

  14. Kate sagt:

    Ein Film war unten nicht dabei den ich Ihnen unbedingt empfehlen kann: „Karate Kid“, und zwar die neue Version 2010 mit Jaden Smith in der Hauptrolle, dem Sohn von Will Smith. Ein wirklich schöner Film für die ganze Familie!

  15. Kirsten sagt:

    *ICH BIN GERADE VOM STUHL GEFALLEN* und tippe hier unter dem Tisch lachend diesen Text.

    Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!!! Same here! Meine Maschine mahnt immer an, dass die Spule fast leer ist (auch wenn sie komplett leer ist und auch wenn sie noch halb voll ist).

    Und die 12 Meter Spulenfaden hatte ich auch schon des Öfteren in der Hand…

    Und die Idee mit der „großen Kohne (Kone?) für den Unterfaden“ hatte ich auch schon. Aufspulen nicht ganz einfach, aber machbar. Nur: Meine Sticki findet den Unterfaden sowas von schick, dass sie ihn oben sehen will – und zwar in Schlaufen. Keine Einstellung hilft, sie MAG IHN NICHT!!! :( So sitze ich also auf zwei riesigen Konen (schwarz und weiß) und nehme weiterhin das Stickgarn zum Aufspulen, weil die harmonieren zusammen…

    LG, Kirsten

  16. Ilona sagt:

    Selten so gelacht. Das Buch bestelle ich hiermit!
    LG und weiter so!
    Ilona