Wie gewonnen, so zerronnen

24. August 2007

Mit großen blauen Augen, in denen Tränen schimmern, schaut mich das Töchterlein an und sagt: „Ich hätte soooo gerne dein Zimmer, Mama!“
Frau … äh … Mutti überlegt kurz und antwortet: „Aber du hast DEIN Zimmer doch erst ein knappes Jahr? Was ist daran verkehrt?“
Töchterlein: „Das ist im Keller*, dort ist es so kalt und ich bin immer so allein.“
Frau … äh … Mutti zückt den Zollstock, tauscht im Geiste ihr Sofa gegen Töchterleins Bett, ihren Nähtisch gegen Töchterleins Schreibtisch, schiebt ein paar Kommoden hin und her, räumt Aktenordner in ein anderes Regal, entwirft einen begehbaren Kleiderschrank samt Kuschelecke, nickt und verspricht es dem besten Vater ihrer Kinder schonend beizubringen.

Was nun geschehen ist.

Seufzend hat er den Kopf über seine Weiber geschüttelt, kurz nachgemessen, ein paar pfiffige Ideen gehabt, das Computerspielregal auch noch gut untergebracht und einem neuen Bodenbelag zugestimmt.

Demnächst dann. Frau … äh … Mutti muss in den Keller*. (Hauptsache das Kind ist glücklich und Mutti darf nähen.) Jetzt werde ich es dem Kind erzählen, damit es sich nicht, wie jede Nacht zuvor, in den Schlaf weinen muss, das arme Mädchen, das im Keller* leben muss.

*unter der Terrasse, neben unserem Schlafzimmer

Fertig!

23. August 2007

Sehr glücklich, sehr stolz.

(nur ein bißchen pink)

Spätfolgen

23. August 2007

des Besuches im blaugelben Möbelhaus sind die nervösen Zuckungen Richtungen Farbeimer. Aber die Kücher war jetzt auch wirklich lange genug blau. („Mama! NEIN! Ich will keine pinkfarbene Küche!“, schreit das große Kind und droht mit kompletter Nahrungsverweigerung.)

Am Wochenende fährt die Familie ins Mittelalter, Frau … äh … Mutti bleibt daheim und tut irgendwas gegen das Kribbeln in den Fingern.

Das Nähzimmer ist übrigens fast fertig! Drei, vier Kleinigkeiten warten darauf, dass sie mit Schrauben und Dübeln verankert werden und zwei Kisten Stoffreste wollen durchgesehen und ggfs entsorgt werden. Die Wände sind und bleiben vorerst weiß. Nicht weil weiße Wände furchtbar inspirierend auf mich wirken würden, sondern weil die richtige Farbe noch nicht gefunden ist. (pink? grün? türkis? orange? Es gibt so viele hübsche Farben.)

Für´s Leben gezeichnet

23. August 2007

Grund für diese dramatische Überschrift liefert Frau Brüllen, die wissen möchte, welche Narben den fast makellosen Körper der Frau … äh … Mutti verunstalten.

Von oben nach unten:

– Irgendwo im dichten Haargestrüpp verbirgt sich eine drei Zentimeter lange Narbe. Folge des ersten und bisher einzigen „Kopfloches“, das ich mir zuzog, als ich beim Kulissenschieben (für die Aufführung „Tanz der Vampire“) unter der Bühne durch die Seite wechseln musste und da dieser Balken war, der nicht ausweichen wollte. Ein Handtuch stoppte die heftige Blutung und nach der Aufführung wurde die Wunde mit fünf Stichen genäht. Keine große Sache, den Haarverlust an dieser Stelle überstand ich glänzend, einzig die Erklärung für den Arzt, warum ich in schwarzem Kunstleder-Minirock und Netzstrümpfen erschienen war und dass mir diese Wunde nicht von einem enttäuschten Freier zugefügt worden war, bereitete etwas Mühe. (auch die Bühnenbildner mussten sich in Vampir-Outfit schmeissen, falls beim Umbau der Vorhang aufging)
– Am rechten Schulterblatt eine flächige Narbe von etwa fünf Zentimetern Durchmesser. Verursacht von einem nicht ganz so fähigen Arzt, der eine Zecke entfernen sollte. Er betäubte mir die Bissstelle mit Eisspray und sorgte damit für eine Erfrierung zweiten Grades, die sich a) entzündete und b) zu verständnislosem Kopfschütteln bei neugierigen Menschen führte. Immerhin betrug die Aussentemperatur damals im August knapp dreissig Grad und die Anzahl der Erfirerungen war stark rückläufig.
– In der linken Achselhöhle eine vier Zentimeter lange Narbe von der Entfernung meiner überzähligen Milchdrüsen im November letzten Jahres.
– auf dem rechten Arm viele weiße Punkte und Striche auf ansonsten zart gebräunter Haut. Erinnerung an den dämlichen Unfall, der unseren hübschen silbernen Bus (mit den blauweißkarierten Vorhängen) zu einem wirtschaftlichen Totalschaden machte. Und bei dem mir die die Scheibe auf der Beifahrerseite komplett sozusagen in den Schoß fiel.
– Der rechte Zeigefinger hat an der Kuppe eine tiefe Einkerbung. Seit etwa 32 Jahren. Beim Versuch, eine Kastanie mit einer Schere zu schälen, kam die Warnung meiner Mutter wenige Sekunden zu spät.
– an den Innenseiten der Brüste mehrere Narben, weil da die Stange des Korsetts scheuerte.
– Am linken Rippenbogen klebt meine einzige Windpockennarbe, am rechten Rippenbogen ein wulstige Narbe, die entstand, weil ich als etwa achtjährige die Treppe hochfiel. Mit einer Wasserflasche in der Hand. Mein Lieblings-T-Shirt zerschnitt ich mir damals und darüber war ich untröstlich. Dass mir unter dem T-Shirt das Blut über den Bauch lief, registrierte niemand so recht. Die Wunde blieb unversorgt (sieht auch entsprechend aus) und ich wurde wegen meiner Ungeschicklichkeit geschimpft un d musste die Scherben zusammenkehren. (ja, Oma Eis, unvergessen, unverziehen)
– im Bauchnabel zwei kleine Löcher, aber da steckt noch ein Ring drin. Ein Piercing, das ich mir Mithilfe einer Braunüle, sehr viel Desinfektionsmittel und einem Nylonfaden stach, als ich zehn Kilo nach der letzten Schwangerschaft abgenommen hatte. (ach, die leichtsinnige Jugend)
– In der linken Leiste eine fünf Zentimeter lange, sehr schmale Narbe vom Ziehen der Krampfadern im Bein. (über das Bein hinweg dann noch einige kleine, kreuzförmige Narben.) Diese OP muss wiederholt werden, so wie ich wieder mutig genug bin, sechs Wochen lang mit einem blauen Bein in erotischem Stützstrumpf herumzurennen.
– Auf dem linken Knie eine fast verblasste Narbe einer typischen Kinder-Stürz-Wunde. Die Wunde hatte nie eine Chance zu verheilen, weil ich immer wieder daraufdotzte. Das letzte mal in der Küche meiner Mutter. Während sie ein großes Pflaster zuschnitt, drohte sie mir mit Prügeln, sollte ich noch ein einziges Mal auf dieses Knie stürzen. Daraufhin verheilte die Wunde wunderbar. (und Prügel habe ich von meiner Mutter nie bezogen, weder für nicht verheilende Wunden, noch für echte Vergehen. Einmal eine Ohrfeige, aber das ist eine andere Geschichte.)
– An der Innenseite der linken Wade kann man ganz schwach die Konturen eines Mofaauspuffes sehen, auf der Innenseite der rechten Wade die Konturen eines Motorradauspuffes)
– Das rechte Knie hat vier Narben, zwei davon sind tiefe Löcher, die anderen beiden sind kreuzförmig. Beide stammen von Knie-OPs, bei denen mit Sonden in meinem zarten Knie gestochert wurde, auf der Suche nach immer neuen Anomalien und bei dem Versuch meine Kniescheibe zu fesseln, damit sie sich nicht immer selbständig macht. Bisher ist das gelungen.
– Oh, ich habe meinen entzückenden Hintern vergessen! Darauf befinden sich nämlich auch einige Narben, die durch Quetschungen entstanden, verursacht ebenfalls vom Korsett. (Hartplastik auf Holzstuhl, dazwischen zarter Mädchenspeck)
– Auf dem linken Fuß ist eine Narbe, die mich immer daran erinnert, dass man Kinder nicht auf dem Gepäckträger eines Fahrrades transportieren soll.
– Meine linke kleine Zehe ist vernarbt, wegen des missglückten Versuches einer Amputation neulich.

Die vielen kleinen Närbchen, entstanden durch Ungeschick im Umgang mit schärferem Gerät als einem französischen Buttermesser oder durch unsachgemäßen Gebrauch von Gartenwerkzeug werden nur am Rande erwähnt. Fertig.

(Drei Nähte von mehr oder weniger großen Dammrissen. Nur der Vollständigkeit halber)

Der Stock (die Krücke) geht weiter an Tanja und Frau Miest, die ihn direkt morgen bei mir fangen darf oder nach dem Auspacken daheim, zwischen den Urlaubsberichten.

Früher war alles besser

22. August 2007

Früher kaufte man im blaugelben Möbelhaus einen „Moppe“ und bekam ein fertiges Holzdingens mit unzähligen Schubladen, in denen sich Krusch, Kram und Krempel für immer versenken ließ.

Heute kauft man „Fira“, die Minikommode, die behauptet ein Moppe zu sein. Damit sie auszusieht wie ein echter Moppe muss man aber zu Hammer, Nagel und Schraubenzieher greifen oder den besten Vater meiner Kinder mit einer Million Holzteilchen in die Halle schicken, damit er mal macht.

Ausserdem ist Moppe ein viel hübscherer Name als Fira, weil man moppert immer ein bißchen mit dem Partner rum, weil er seinen Krusch, Kram und Krempel einfach in die Schubladen steckt, statt sie wegzuwerfen. Fira passt nicht, sind mehr als vier Schubladen.

Desweiteren erstanden:
– Pappkisten zum Zusammenschrauben (sechs Stück, einmal fehlte eine Schraube, einmal eine Mutter)
– eine zauberhafte Blumenvase („Oh! Seid ihr auch beim Altglascontainer gewesen?“, fragt der beste Vater meiner Kinder interessiert.)
– Zwölf Minikerzenhalter samt Kerzen (superdupermegageileskannstenichtdranvorbeigehen Sparangebot) und eine Packung Ersatzkerzen (türkis)
– ein ich-weiß-nicht-was-es-ist-aber-es-ist-schön-und-Stumpenkerzen-passen-rein-Ding (weißes Schälchen mit hübschem Muster aus der Geschirrabteilung)
– ein Regal für den großen Sohn (für Lego-Raumschiffe und Staubratten)
– ein bißchen Stoff (gibt keine schönen) und einen Stoffrestesack (noch mehr nicht-schönen Stoff)
– zwei pinkfarbene Gummidingens, eigentlich für´s Bad, jetzt aber für´s Nähzimmer (riechen wie ´ne olle Badekappe)
– eine Stange, um die ollen Badekappen dranzuhängen
– lustige Reflektortiere aus dem Family-Shop (mehr so aus Versehen)
– einen giftgrünen Babybettbezug mit Nilpferden drauf (der lag in der Fundgrube und sah so … äh … verlassen aus)
– Chips für den besten Vater meiner Kinder (und ich sage Ihnen, die haben die Rechnung extrem in die Höhe getrieben.)

In zwei Wochen kommt der neue Katalog, verriet man mir gerade per mail. Es wird lila, bourdeaux, petrol und grün. Back to the 80ies.