Kalt.

31. Januar 2022

Und regnerisch. Und stürmisch. Deshalb haben wir heute die Montagsgegendemo zu den Spaziergängern im Nachbarstädtchen geschwänzt. Mein Gewissen brummelt tatsächlich beschämt vor sich hin, aber da ich seit drei Tagen mehr oder weniger vor mich hinfriere, verzeihe ich mir selbst.

Die Corona-Einschläge kommen wieder näher. Einer der Neffen in Berlin ist dabei, der Sohn der Freunde in Mainz, Arbeitskollegen des Jüngsten. Von „wie ein Schnupfen“ bis „in Woche zwei immer noch echt krank im Bett“ ist alles dabei, sollte es uns doch wieder erwischen, nähme ich gerne die Schnupfenvariante.

Bis dahin werde ich wieder viel Zeit im Nähzimmer verbringen, ich plane ein Osterschaufenster. Vielleicht klappt es ja dieses Jahr.

Irgendwie wird das heute nur eine Aufzählung von Punkten, aber gut, es passiert auch nichts, was sich in längere Texte packen ließe. Wir planen weiterhin unsere Wandertouren, kosten und durch diverse Riegel und Bars, damit wir vielleicht ein bißchen Abwechslung bei den Mahlzeiten unterwegs haben und dem Gatten gelang es, zwei Trekkingplatzübernachtungen für die ganze Familie zu buchen. Das war wirklich schwer, wandern mit Zelt ist derzeit sehr angesagt, fast alle Trekkingplätze in den Mittelgebirgen sind ausgebucht. Unglaublich!

Ab Samstag werde ich hier übrigens mal wieder übers Fasten schreiben. Der Gatte und ich haben „eine Woche ohne Essen“ geplant. Ich habe das schon zweimal gemacht und fand es anstrengend aber ganz gut, um mal wieder in ein geregelteres Essverhalten zu rutschen. Derzeit könnte ich nämlich rund um die Uhr essen, esse sehr viel nebenbei ohne Genuss oder Gefühl für Sättigung, das nervt mich. Fasten ist für mich ein Neustart. Der Gatte will es einfach mal ausprobieren. Derzeit fahren wir schon mal die Koffeinzufuhr runter, d.h. es gibt nur noch einen Kaffee am Tag. Damit verhindern wir hoffentlich die Koffeinentzugskopfschmerzen. Wie der Gatte mit dem Fasten zurechtkommt wird auch ganz spannend. Oder wie ich es mit dem hungrigen Gatten aushalten kann, der hungrige Gatte ist nämlich kein fröhlicher Gatte.

Feierabend für heute, ich muss ins Bett.

Entmutigt.

25. Januar 2022

Ich bin es leid, immer wieder zu erzählen: „Ich bin müde. Ich bin erschöpft. Mir fehlt der Antrieb. Ich möchte nur noch schlafen. Mir macht nichts mehr Spaß. Mein Kopf schmerzt so oft, ich rieche ständig Rauch, wenn es ein bißchen bergauf geht, kann ich schlecht atmen. Der Frust darüber, dass ich meine Pläne und Ideen nicht verwirklich kann, lässt mich mehr heulen, als ich möchte. Ich muss die meisten Tage so einteilen, dass lange Erholungsphasen zwischen den Kraftinseln liegen. Die Kraftinseln fülle ich meistens mit dem, was eben getan werden muss. Haushalt, Hunderunde. Es tut mir leid, dass ich gerade so bin wie ich bin, dass ich es nicht geschafft habe, dass ich das nicht fertig und dies erst gar nicht angefangen habe. Und so weiter.“

Ich weiß nicht, ob es der graue Januar ist, der mich so hoffnungslos macht, ich hoffe es. In der Zwischenzeit versuche ich totalen Optimismus auszustrahlen. Geplante Wanderungen werden super, bestimmt! Und wenn erst die Gartensaison los geht, dann wird eh alles gut. Komm, wir gehen zur Gegendemo und zu den Freunden in den Hof/Garten, wir machen eine extralange Hunderunde, räumen und renovieren, kochen und backen Köstlichkeiten und haben Spaß.

Aber eigentlich will ich mich halt nur im Bett zusammenrollen. Und schlafen.

Der 18. Februar 2021 war ziemlich sicher der Tag, an dem ich mich mit Corona angesteckt habe. Der Scheiß und ich feiern also bald unser Einjähriges. So super, das alles. Lassen Sie sich impfen.

Diese Wochenenden verfliegen, vor allem dann, wenn ich den größten Teil davon Kopfschmerzen habe. Keine Ahnung, ob es am bulgarischen Rotwein lag, den es Samstag Abend zur Spinatquiche gab und der mir sehr leicht vorkam oder ob ich schlicht den Nacken zu lange schief gehalten habe, es ist ja auch egal. Den Sonntag verbrachte ich jedenfalls weitestgehend im Liegen, gefrustet über einen verlorenen Tag und mit leichter Sorge, ob sich diese Schmerzepisode vielleicht doch über Wochen ziehen würde und ein weiterer Long COVID Absturz sein könnte.

Deshalb war ich heute morgen so sehr erleichtert, als ich beim Klingeln des Weckers zwar kein bißchen ausgeschlafen, dafür aber völlig schmerzfrei war. Und da es „nur“ Kopfschmerzen und keine Migräne waren, blieb ich auch vom „Ich habe Millionen von Hirnzellen“-Matschgefühl verschont.

Wegen Müdigkeit schlurfte ich bei der Hunderunde vor mich hin und wäre Oma Eis nicht mitgelaufen, wäre ich wahrscheinlich in Sekundenschlaf gefallen und den Roten Hang heruntergepurzelt. ;)

Lola ist übrigens wieder fit und hat es heute auch unterlassen, sich einmal quer durch den Wingert zu fressen. Sehr gut.

Ich holte nach dem Frühstück etwas Schlaf nach und wurschtelte danach beinahe erholt im Nähzimmer herum. Ob ich ein Osterschaufenster voller Schnickeldi anbiete weiß ich noch immer nicht. Waren hätte ich genug, aber die Abwicklung des Verkaufs und der tägliche Besuch der Postfiliale (samt Sorge, ob auch wirklich alles ankommt) nervt mich schon, wenn ich nur daran denke.

Der Gatte schaffte einen frühen Feierabend, so dass wir pünktlich um halb sechs mit Maske und Abstand auf dem Oppenheimer Marktplatz stehen und (ordentlich angemeldet) gegen Spaziergänger demonstrieren konnten. Das sind mittlerweile erschreckend viele geworden, dafür nimmt die Zahl der Gegendemonstranten empfindlich ab. Vielleicht sollten wir auch spazieren, dabei friert es sich nicht so leicht. Heute gab es keine schlechten rhetorisch nicht so ausgefeilten Reden, stattdessen wurde ein Text von Sascha Lobo vorgelesen. okeee.

Wir harrten eine Stunde aus, dann waren sowohl Spaziergänger als auch Polizei abgezogen und es gab, außer von einem Fuß auf den anderen treten, nichts mehr zu tun. Auf dem Fahrrad war es dann auch bitterkalt und ich phantasierte von Saunagängen. Daheim war ich dafür aber einfach zu schlapp. Außerdem wartete eine Korrekturarbeit auf mich und das Sofa samt Ofenfeuer.

Morgen nähme ich gerne einen weiteren kopfschmerzfreien Tag, ich muss nämlich in den Weltladen und würde sehr gerne das alte Küchenbuffet frisch lackieren.

Ziemlich sicher habe ich mir heute den goldenen Hausfrauenorden am Band verdient.

Ich startete den Tag mit Yoga (die Beweglichkeit ist noch da, aber meine Muskeln zittern nach kürzester Anstrengung. Blöd.) und war danach so aufgedreht, dass ich statt „Shavasana, runterkommen, durchatmen, blöd auf der Matte rumliegen“ selbige zusammenrollte und mir den Staubsauger schnappte. Ich liebäugele immer mal wieder mit einem dieser Saugroboter, doch wenn ich ehrlich bin: staubsaugen oder mal rasch durchgehen ist so schnell erledigt, das Geld für einen Roboter spare ich mir.

Nach dem saugen, Spülmaschine ausräumen und Hundefutter kochen (Huhn mit Reis, nur das Feinste für das magenkranke Viech. Sidenote: Kotzerei ist rum), schleppte ich leere Schraubgläser und kiloweise Gemüse in die Küche.

Die nächsten fünf Stunden spielte ich mit dem Thermomix und braute ein Glas Gemüsebrühenpasta nach dem anderen. Während ich Gemüse putze oder fertigen Gemüseschlonz in Gläser füllte, langweilte ich mich durch die Corona-Staffel von Grey‘s Anatomy. Wahrscheinlich bin ich very late to the party, aber verpasst habe ich ja auch nix. Ich dachte zuerst, dass ich diese ganze Coronageschichte nicht gut aushalten kann, doch ich bin wohl ausreichend abgestumpft oder schlicht aus vorhersehbaren Storyplots mit bewegender Musikuntermalung herausgewachsen.

Oma Eis kam mit Entensalat auf einen Kaffee vorbei und dann begann das Wochenende. Der Jüngste und der Gatte hatten Feierabend, die Küche war von sämtlichen Gemüseabfällen und Kochspuren befreit, der Gatte konnte das Feld übernehmen und zwei Hefezöpfe backen. noch immer bekommt der Schreinerfreund einen Hefezopf gebacken, die Wunde an seinem Bein heilt sehr langsam.

Wir lieferten ofenwarmen Zopf, die Höllenmaschine und ein Glas Gemüsebrühenpaste bei den Freunden ab und waren froh, wieder daheim anzukommen. Ein eklig-kalter Nieselregen hatte eingesetzt. Was gäbe ich für Schnee! :(

Als Ausgleich zur Hühnersuppe kosteten wir vegane Fischstäbchen. Hm. Interessant. Es ist erstaunlich, dass Erbsenzeugs nach Fisch schmecken kann. Vielleicht ist das auch gruselig. Aber da echte Fischstäbchen ja auch eher gruselig sind, anders gruselig, passt das schon. Heißt: sie sind essbar, aber ich finde, dass unsere vegane oder vegetarische Ernährung ohne diese „so tun als ob“-Produkte auskommt. (Was mich nicht davon abhält, mich durch das ganze Sortiment dieser „schmeckt wie Tier, ist aber Gemüse“-Zeug zu probieren. Außer es ist aus Soja. Soja vertrage ich nur in winzigen Dosen.)

Der Tag endet, wie derzeit eigentlich immer, auf dem Sofa. Ich freue mich drauf, in ein paar Monaten wieder draußen im Garten sitzen zu können.

Wider Erwarten schliefen sowohl der Hund als auch ich durch, ich hatte fest mit nächtlichen Gartenspaziergängen oder Putzaktionen gerechnet, doch Durchfall noch erneute Übelkeit quälten das Hundevieh und auch das Katzenvolk schlief friedlich nebeneinander.

Die Hunderunde war herausfordernd, denn der anfängliche Nieselregen gefror sofort auf dem Boden. Ich kam langsam voran, einen Schritt den Berg hoch, zwei wieder runter rutschend. Dann kam die Sonne raus, ein Regenbogen erschien und hach. Jeder Tag, der nicht grau ist, ist ein guter Tag.

Lola verzichtete weitestgehend auf Snacks am Wegesrand, lief fit und fröhlich neben und vor mir her. Daheim fraß sie nicht ihr ganzes Futter und rollte sich sehr müde zusammen. So weit, so gut.

Ich nahm zwei Pakete entgegen, gönnte ihr eine kleine Pause und widmete mich dann der Höllenmaschine (=Thermomix der ehemaligen Freitagsfreundin) Am Samstag wollen wir zur Oppenheimer Freundin fahren, bzw. zu unseren Bienen, die dort stehen. Der Freundin (und uns) mag ich Scones mitbringen und mit Hilfe der Höllenmaschine braute ich ein köstliches Lemon Curd. (jaja, das geht auch ohne Thermomix, MIT ist es aber wirklich easypeasy und ohne Rührei-Panik)

Weil ich den Freunden versprochen hatte, dem Schornsteinfeger stellvertretend für sie die Tür zu öffnen, verschob ich weitere Höllenmaschinenexperimente auf später und machte mich auf den Weg. In der Zwischenzeit war eine Art Schneesturm durch die Straße gewirbelt und hatte in kürzester Zeit alles mit Schnee bedeckt. Doch noch bevor ich mich freuen konnte, war die Pracht wieder verschwunden. Aber immerhin: Schnee. Vielleicht klappt es ja nochmals und sogar länger.

Der Schornsteinfeger kam pünktlich, hatte nichts zu beanstanden und ich konnte wieder heimlaufen.

Daheim erwartete mich ein schlapper Hund an zwei Kotzlachen und somit stand die weitere Tagesplanung fest. Durchfall beim Hund kann zwei, drei Tage ausgehalten werden, Kotzerei nicht. Ich rief in der Tierarztpraxis an und eine Stunde später saß ich schon im Wartezimmer und hörte zu, wie die Besitzerin eines vierbeinigen Patienten ihrer Mutter am Telefon erzählte, diesmal habe es ihren Freund nicht so schlimm erwischt, er sei nicht so schlapp wie beim ersten Mal und sicher bald wieder fit. Das Coronakarussell in meinem Kopf drehte direkt frei.

Lola wurde abgehört, bekam Fieber gemessen und ins Maul geschaut, wurde abgetastet und weil Letzteres nicht ganz so aussagekräftig war („Ich weiß jetzt gar nicht, ob sie ihren Bauch anspannt, weil er schmerzt oder weil sie ängstlich ist“), gab es eine handvoll Leckerlis („magenfreundlich, versprochen!“), die meinen gefräßigen Köter von allem Elend ablenkten. Der Bauch war weich und somit war alles, was wirklich übel ist, ausgeschlossen. Vorsorglich gab es eine Spritze gegen Übelkeit, die Empfehlung, dem Hund zwei Tage lang Schonkost (Huhn mit Reis) zuzubereiten und sollte die Übelkeit nicht vergehen, dürften wir wieder vorstellig werden. Erleichterung!

Der Hund bekam also feinstes Hühnerbrustfilet mit Basmatireis (ohne Petersiliendekor am Schüsselrand), für uns gab es Hühnerbrühe. Einmal im Jahr habe ich da große Lust drauf und die Familie (inklusive Hund) beschwert sich nicht darüber.

Lola fraß beinahe ihre ganze Portion und schläft jetzt selig, ich hoffe sehr, dass der Spu(c)k nun vorbei ist. Ich bin sehr müde, denn ich hatte heute zu mehr fremden Menschen Kontakt, als in ca. den letzten vier Monaten. Schlafenszeit.