Draußen im Garten

25. Juni 2009

wuchert es. Der Regen und das relativ warme Wetter haben die Pflanzen explodieren lassen. Leider auch die, die ich nicht so sehr mag. Quecken und Winden, Brennnesseln und Hahnenfuß. Wobei letzterer hübsch blüht.

Auf den letztjährigen Kartoffelacker habe ich eine Wildblütenmischung gestreut, das Gartenstück ist saftig grün mit zartblauen, weißen und rosa Tupfen. Lein und Alyssum blühen und ich bin begeistert! Ausserdem bin ich gespannt auf die nächste Farbwelle. Ich tippe auf gelb- orange.

Im Experimentier-Gemüsegärtchen sieht es beinahe gut aus. Ein paar Kräutchen wachsen da, die nicht sollen und es müsste gehackt werden, doch alles ist im Rahmen. Zuviele Schnecken gibt es auch nicht. Dafür sind Bohnen und Zucchini völlig verlaust, die Bohnen so sehr, dass die Ernte wirklich mager sein wird. An den Kolrabis, Weißkraut, Rotkraut und Blumenkohl tummeln sich die Kohlmücken, doch das scheint den „Köhlen“ nix auszumachen, sie wachsen tapfer.

Ein paar Karotten quälen sich durch die lehmige Erde, dieses Experiment kann ich direkt als gescheitert erklären. Da bräuchte ich ein besseres Beet mit lockerer Erde. Ich träume von einem Hochbeet.

Der Lauch wird dicker, die Zwiebeln haben wunderbares Kraut. Ob sie noch Knollen ausbilden – wer weiß. Macht aber nix, denn wir holen uns gerne das Zwiebelgrün zum Kochen oder für in den Salat. Ein paar Kräuter habe ich, aus Platzmangel, mit ins „finstere Eck“ gesetzt, ein bißchen Estragon, ein bißchen Dill, Sauerampfer und Baldrian. Es gefällt ihnen gut dort, sie wachsen tapfer vor sich hin.

In einem Kübel hatte ich zwei Erdnusspflanzen gepackt. Damit die nicht so allein sind, steckte das jüngste Kind die restlichen zehn Kapuzinerkressesamen dazu. Der Kübel ist wunderbar begrünt mit saftigen Kresseblättern (und ersten Knospen), doch die Erdnüsse wolten das wohl nicht so gerne. Von denen ist nichts mehr zu entdecken. An der Kapuzinerkresse sitzt übrigens kaum eine Laus, was völlig unbegreiflich ist!

Mittlerweile habe ich dreissig Kartoffelpflanzen entdeckt. Vergessene oder nicht gefundene Kartoffeln  sorgen dafür, dass wir auch in diesem Herbst wieder in der Erde wühlen dürfen. Wenn Sie das noch nie gemacht haben: Sie verpassen was! Kartoffeln sind eine tolle Sache im Garten! Sie machen beinahe keine Arbeit: wollen nicht gegossen werden, nur ein bißchen mit Erde angehäufelt werden. Ab und zu muss man scheuen, ob Kartoffelkäfer da sind, die müssen dann abgesammelt werden, zusammen mit Larven und Eiern. Kartoffelkäfer sind sehr hübsch gelb-braun gestreift, eigentlich niedlich. Die Larven variieren in den verschiedensten Pinktönen und die Eier sind leuchtend gelb. Buntes Ungeziefer, also. Kartoffelblüten sind echte Schönheiten in weiß-gelb, alte Sorten blühen sogar lila-gelb. Traumhaft!

Nach und nach vertrocknen die Pflanzen und wenn nur noch Strünke aus der Erde schauen, kann man mit der Grabgabel gaaanz vorsichtig mal die Erde umstechen. Aus einer gesteckten (oder vergessenen) Kartoffel sind dann viele, viele mehr geworden, leuchtend goldbraun mit zarter Schale, kein Vergleich zu den staubgraubraunen, ollen Knollen aus dem Supermarkt.

Auf der Suche nach noch mehr Kartoffeln steckt die ganze Familie bis zu den Ellenbogen in der Erde, zerkrümelt Erdschollen, weil es könnte ja ein Minikartöffelchen drin stecken und jubelt, wenn eine besonders dicke Kartoffel gefunden wurde. (jaja, die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln)  Das Jäger- und Sammler-Gen bricht da voll durch und manchmal kann man erst aufhören, wenn der ganze Acker durchwühlt ist. ;-)

Was von der Kartoffelpflanze noch übrig ist, muss zusammen gesammelt und entsorgt werden, darf nicht auf den Kompost. Die Pflanzen haben meistens mit der Kraut- und Knollenfäule, auch Braunfäule  (oder auch  Phytophtera) zu kämpfen. Das ist ein Pilz, der nicht im Garten verbreitet werden soll. Tomaten kriegen den auch oft.

Der Boden muss nach der Ernte nur noch ein bißchen umgegraben werden … und das war´s. Kartoffeln im Garten sind toll, wiederhole ich gerne :-)

Himbeeren und Walderdbeeren können täglich geerntet werden! Letztere werden sofort verspeist, Erstere auf speziellen Wunsch der Kinder direkt eingefroren, damit ich später größere Mengen Himbeermarmelade kochen kann, vielleicht auch ein paar Gläser Himbeer/Brombeer-Gelee. (oder um gefrorene Himbeeren zu naschen!)

Äpfel gibt es höchtens zwanzig Stück auf dem kleinen Apfelbaum, der große trägt gar nicht. Er trägt nur jedes zweite Jahr.

Birnen gibt es auch wenige, denn ich habe letzten Herbst nicht die verpilzten Blätter aufgesammelt. So konnten der Pilz wunderbar Sporen durch die Gegend pusten, mt dem Ergebnis, dass nun sämtliche Blätter des Birnbaums orange-gefleckt sind und das scheint ihn nicht glücklich zu machen. Die Blätter des Apfelbaums sind dafür mit komisch-braunen, dürren Stellen durchsetzt oder von irgendwelchen Wicklern eingesponnen. Der Pfirsich hat die Kräuselkrankheit und einen Großteil seines Laubs wieder abgeworfen, zusammen mit sämtlichen Minipfirsichen.

Freud und Leid des Gärtners, würde ich sagen. Und immer die Zwickmühle, ob ich nicht vielleicht DOCH spritzen soll. Es gibt Mittel gegen die Kräuselkrankheit, es gibt Mittel gegen verschiedenste Pilze. Ich weiß es nicht. Wie sind nicht auf die Erträge des Gartens angewiesen, ich bin Spaß-Gärtnerin, stecke nicht soviel Kraft in den Garten, dass mich Schädlinge oder Krankheiten in tiefstes Unglück stürzen würde. Wir ernten was da ist und genießen es pestizid- und insektizidfrei. Und verschonen Sie mich mit Brennesselbrühe oder so. Meine Läuse kichern darüber. Und die Karottenfliege fliegt halt um die Zwiebeln drumherum, wenn sie die Karotten quälen will. Knoblauch und Holunder halten keine Wühlmäuse fern (Kater übrigens auch nicht), Schnecken kichern, wenn ich denke, ich hätte da eine Pflanze gesetzt, die nicht von Schnecken gefressen wird, weil´s so auf dem Ettikett stand und dem Rainfarn ist es völlig egal, ob ich ihn Anbinde oder nicht, er fällt immer um. Er lebt halt, der Garten.

Was ich eigentlich schreiben  wollte ist, dass ich traurig bin, noch nicht wieder so im Garten wuseln zu können wie ich will und wohl auch müsste. Stattdessen schwärme ich von Kartoffeln.

(und es blüht ganz wunderbar! Ringelblumen und Nachtkerzen und so was Rosafarbenes und Schafgarbe und Jungfer im Grünen und Muskatellersalbei und Eisenhut und die letzten zartrosa Schlafmohnblüten!  Undundund.)

Nächste Woche vielleicht. Oder übernächste.

12 Kommentare zu “Draußen im Garten”

  1. Brige sagt:

    ich schwelge gerade…

    aber eine frage an die profigärtnerin: was tun sie gegen winden? (die dinger halten sich bei uns zäh und verbreiten sich ü b e r a l l !!)

    lg
    brige

  2. teufelskruemel sagt:

    Ich komm zum wühlen vorbei. Nur zur Befriedigung der Neugier (und evt. zum Abernten…also falls hinterher nichts mehr zu finden ist)

    Hochbeete sind klasse für zu feste Böden. Einfach einen Rahmen aus Bretten uä bauen lassen (sind doch bald Ferien) Den Astabschnitt rein, darüber ne Schicht ziemlich grober Kompost und dann Erde. Man darf nur nicht reine Komposterde zu oberst nehmen, weil zu nahrhaft für einige Pflänzchen, welche dann wild herum schießen. Und zu breit auch nicht, spätestens beim Ernten und rumbuddeln weiß man wieso.

  3. tanja sagt:

    Kartoffeln haben wir dieses Jahr auch! :-) Und undendlich viele Radieschen, Bohnen, Tomaten, Paprika und Chilis. Aber das wissen Sie ja. Was ist aus Ihrer geworden, die fehlte mir in der Aufzählung… ;-)

  4. Regina sagt:

    Hallo an den Rhein,

    gegen die Kräuselkrankheit bei den Pfirsichen gehen wir „manuell“ vor, d.h. wir pflücken (immer wieder) die befallenen Blätter ab. So haben wir nicht gespritzt, und trotzdem guten Ertrag.

    Bei der Kartoffelschwärmerei stimme ich freudig mit ein, *Ratte* ist dieses Jahr schon geerntet (weil früh gesetzt) und als superlecker zu empfehlen.

    Gegen Schnecken und Läuse gehen wir mit Chemie vor. Die Schnecken würden uns sonst nix überlassen, die fressen sogar das Zwiebelgrün und legen die Eier in die Stengel!
    Früh gegen erste Läuse gesprüht hat bisher auch gegen weiteren Befall geholfen. Und Kapuzinerkresse in oder zwischen die Reihen gepflanzt.

    Brennesselbrühe mach ich auch, habe zwar nicht den Eindruck, dass es gegen irgendwelchen Befall hilft, aber die Pflanzen stärkt, also mehr als Dünger. Und ab nächstes Jahr kommt noch Hühnermist als Dünger dazu, dann müsste es ja richtig gut kommen, hoffentlich :)

    Gegen Braunfäule hab ich auch noch nix gefunden, was hülfe, ausser entfernen und verbrennen. Mit Null Ertrag, sehr erfreulich :=(
    Unabhängig davon vertragen sich Tomaten und Lauch sehr gut, die wachsen bei mir jetzt immer zusammen, und überall Ringelblumen dazwischen, soll helfen und sieht auf jeden Fall schön aus. Wobei die dieses Jahr völlig verlaust sind. Eigentlich sollen die Läuse fernhalten … Petersilie wächst dieses Jahr gar nicht, auch Dill nicht, dafür aber Schnittlauch und Estragon wie wild …

    Das waren meine Gartentipps, sammle seit 5 Jahren meine Erfahrungen und freue mich, wenn was was wird. Im Notfall dann eben Zuccini :)

    Grüße aus der Gascogne und gute Besserung fürs Knie

  5. Rebekka sagt:

    Oh Frau…äh…Mutti,

    bitte Bilder von ihrem herrlichen Garten und Beeten und Kartoffelblumen…

    Sie machen mich neidisch und erinnern mich an meine Kindheit bei meine Eltern wie wir jahrelang im Sommer Kartoffeln selber geerntet haben und davon das leckerste Kartoffelgratin der Welt gemacht haben. Es war IMMER lecker.

    LG
    Rebekka

  6. Frau Maus sagt:

    Liebe Frau … äh … Mutti, Ihre wunderbaren Schilderungen lassen einen ja förmlich nach GRÜN lechzen, hach! Und diese Kartoffelgeschichte weckt Kindheitserinnerungen an in Alufolie gewickelte Kartoffeln in der Holzkohleglut gegart, vorher aus der damals-beste-Freundinnen-Eltern-Gartenerde gepult (und auch vor 20 Jahren *ächt* ging’s schon um die dicksten Kartoffeln)… mhhhmmmm, nichts schmeckt so gut und rein. Frau Maus dankt für diesen „grünen Beitrag der Woche“ (und hat gerade vorhin einen Marienkäfer aus einer mißlichen Lage an der Autotür befreit und fröhlich in die verlausten Erdbeeren gesetzt)!

  7. Corinna sagt:

    Gibt’s ein paar Bildchen des bunten Treibens, äh, Blühens?

    Und wie ist das mit der Kartoffelpflanze — wirklich so giftig, wie ich mal gelernt habe, d.h. von kleinen neugierigen Kleinkindern fernzuhalten?

    So long,
    Corinna

    P.S.: apropos virtueller Kaffeeklatsch: werde gleich den Mosche inspirieren, mir einen Kaffee zu kochen und dann könnten wir doch gemeinsam…

  8. seifenfrau sagt:

    Ach ja, sie erinnern mich daran, dass ich ja eigentlich auch viel vor habe im Garten….Ich weiß oft gar nicht, wo ich anfangen soll…bei mir herrscht große Verzettelungsgefahr im Garten…also ich bin jetzt mal draußen…
    (und: Nein-nein – kein Gift spritzen, lieber mal eine Pflanze entfernen….und es gibt ja Bio-Schneckenkorn…und man kann Schnecken auch murksen…)
    Grüße aus dem Unkraut!

  9. Saskia sagt:

    Liebe Frau Mutti, versuchen Sie es doch mal mit Nützlingen. Die gibt es im Fachhandel zu kaufen, Marienkäfer gegen Läuse zB. Meine Kapuzinerkresse war anfang diesen Jahres mit Blattläusen übersät, jetzt tummelt sich wie durch ein Wunder keine Laus mehr in meinem bescheidenen Balkongarten…

    Jaja, die Rätsel des Lebens :)

  10. griselda sagt:

    Die erste Amtshandlung im Jahr ist bei uns das Pfirsichretten. Im Februar, schon bevor irgendwelche Knospen schwellen, spritze ich Euparen, eine Antipilzgeschichte. Die Sporen überdauern auf den kahlen Ästen- wenn man nichts tut, ist der erste Blattaustrieb verloren. Und der zweite, meist unbefallenere Schub Laub schafft es nicht, die Früchte zu ernähren. Mit Euparen hält sich das in Grenzen und der Baum hängt dieses Jahr erfreulich voll.

    Ich bin auch Spaßgärtnerin, aber es mach einfach keinen Spaß, diese ewigen Krankheuten hinzunehmen.
    Manches lässt sich zwar mit der richtigen Sortenwahl vermeiden, aber eben leider nicht alles.

    So, und jetzt gehe ich Himbeeren ernten.
    Und gucken, was die Schnecken von den Erdbeeren übriggelassen haben…..

  11. Frau Zausel sagt:

    Jaja, die Gärtnerfreuden! Wir haben ja frisch gebaut und kämpfen noch für den Rasenwuchs und gegen die unzähligen Wildkräuter. Der lehmige Boden macht es uns hier nicht leicht. Meine ersten Nutzgartenversuche sind sehr durchwachsen und ich musste meine Biogartenwünsche wegen der 4 Millionen Mininacktschnecken schon über Bord werfen. *heul* Aber es frustet ungemein, wenn es die Keimlinge nicht mal mehr durch die Erde schaffen, bevor sie gefressen werden. Aber es macht auch Spass und ich habe schon viel dazu gelernt! Bin ja schliesslich noch im 1. Lehrjahr! LG Frau Zausel

  12. Ruthie sagt:

    Eine sehr schöne Gartenbeschreibung ist das. Wenn man noch keinen Garten hätte, könnte man echt neidisch werden ;)