Adventsbloggen, 12. Dezember
13. Dezember 2025
Trotz des Rotweins gut geschlafen und erfrischt und, was noch toller ist, ohne Kopfschmerz aufgewacht! Perfekter Start!
Der Gatte schnappte sich die Hunde für eine Joggingrunde, ich wuselte einmal durchs Haus und ging danach unter die Dusche. (ohne würdelos mit dem Abzieher hinterher die Duschwand von innen bearbeiten zu müssen, der Gatte musste nach dem Joggen ja auch duschen. Blieb das Abziehen ihm überlassen.)
Die Freundin hatte sich für neun Uhr zu einem schnellen Kaffee angemeldet. Eine Stunde hatten wir Zeit, danach hatte sie Termine und ich Opa-Dienst. Diese Freitagmorgen-Kaffee-Treffs haben wir seit 25 Jahren (mit Unterbrechung, als sie Vollzeit arbeitete). Anfangs tauschten wir uns über Trotzphasen und Windelmengen, Magen-Darm-Grippe und Läuse, Verletzungen, Polypen und Paukendrainagen aus. Dann für eine sehr lange Zeit über Hausaufgaben. Vokabeln lernen, pubertäre Phasen und die Zukunftspläne unserer Kinder aus. Heute sind unsere Kinder erwachsen, leben ein tolles Leben und sind glücklich, dafür klopfen wir uns gegenseitig auf die Schultern: alles richtig gemacht.
Jetzt durchleben wir zusammen die Phase der Elternsorge. Ihre Mutter baut ab, mein Schwiehervater braucht Unterstützung. Unsere Themen sind jetzt Rollator, Pflegegeld und betreutes Wohnen. Vermutlich schaffen wir auch diesen Lebensabschnitt, gemeinsam, mit einem Kaffee und viel Humor.
Als ich kurz nach zehn bei meinem Schwigervater eintraf, wurde ich schon sehnsüchtig erwartet. Er habe ein Computerproblem, bei dem ich dringend helfen müsse. Er wolle nämlich, dass ich ihm zeige, wie er in den Computer sprechen könne und dieser dann sein Niersteiner Platt in eine in sauberem Hochdeutsch formulierte Mail umwandele. Er habe nämlich der Tochter eine lange Mail geschrieben und diese sei aufeinmal verschwunden und er habe keine Lust, sie wieder mühsam zu schreiben. Ich erklärte, dass ich seinen Wunsch nicht erfüllen könnte, zeigte ihm aber die wundersame Welt der Sprachnachrichten. Und entschuldigte mich gleichzeitig bei der Tochter, weil ich da evtl. eine Lawine losgetreten habe. Die erste Sprachnachricht an die Tochter war 46 Sekunden lang und bestand zum größten Teil aus „JETZT KANNST DU REDEN!“-Rufen von mir und einem abschließenden „UND JETZT DEN FINGER WEGNEHMEN!“. Die Nachricht kam an, die Tochter antwortete prompt und mein Schwiegervater strahlte. Jetzt muss ich es ihm noch etwa fünfmal erklären, dann sitzt die Sache.
Bevor ich mich verabschiedete, warf ich noch einen Blick in die Mikrowelle. Mein Schwigervater wärmt nämlich sehr gerne seinen Kaffee darin auf, wobei „aufwärmen“ eine Verniedlichung ist. Tatsächlich stellt er die volle Tasse auf höchster Stufe für vier Minuten in die Mikrowelle, um das brodelnde und zur Hälfte eingedampfte Gebräu mit kaltem Wasser trinkbar zu machen. Etwa ein Drittel des Tasseninhalts brennt sich in die Wände der Mikrowelle und wird von mir pflichtbewusst abgeschrubbt. Heute war es kein Kaffee, sondern irgendeine Sahnesoße mit Schinkenwürfelchem, deren Beseitigung ein scharfes Messer, zwei Lappen, ein Knäuel Stahlwolle und sehr viele Flüche brauchte. Aber am Ende ist das alles nicht schlimm, ich muss nur einen Blick darauf haben, damit die Mikrowelle nicht in Flammen aufgeht.
Wieder daheim gab es einen kurzen Austausch mit dem Gatten bezüglich der anstehenden Aufgaben rund um seinen Vater und danach eine kleine Pause für mich. Der Gatte buk die wöchentlichen Hefezöpfe, einer für uns, einer für die Freunde.
Meine Mutter klingelte zum Freitagskaffee. Sie kommt immer nach ihrem Dienst bei der Tafel, bringt den Enten Salat (im Moment nicht, es ist noch grün genug im Garten) und uns Lebensmittel, die übrig geblieben sind und bei Food Sharing landen. Das ist natürlich kein Wocheneinkauf. aber mal ein Päckchen Trauben, ein paar Paprika oder, wie heute, ein Glas vegane Nuß-Nougat-Creme. Außerdem brachte sie Kaffeestückchen mit, wir haben uns nicht beschwert.
Zwanzig nach drei wurde ich abgeholt, um halb drei öffneten wir wieder das Handarbeitsbüro. Großes Thema heute der „europäische Weihnachtsmarkt“, den die A*D am Sonntag in Gauersheim zelebrieren will und wird. Es werden viele „Politiker“ erwartet, gleichzeitig soll eine Jugendvertretung gegründet werden. In Antifa-Kreisen brodelt es, wie von „Nierstein gegen Rechtsextremismus“ versuchen den Ball flach zu halten und warten ab, ob und was als Gegenveranstaltung geplant ist. (ein ruhiger Adventssonntag daheim wäre schon auch schön, aber geht ja nicht.)
Nach Schließung des Handarbeitsbüros (heute habe ich immerhin zweieinhalb Reihen gehäkelt) hatte der Gatte die Hunderunde erledigt und wir konnten gemeinsam den Freunden ihren Hefezopf bringen. Beide waren gerade von Arbeit und Einkauf für die Mutter heimgekommen, genervt und müde, aber mit Redebedürfnis. Und so ließen wir den örtlichen Dönerlieferanten Falafel Dürüm, Pide und Pommes für uns zubereiten und hinterher gab es noch einen Film auf dem Freundesofa.
Und jetzt ist Schlafenszeit, ich bin müde vom vielen Hin und Her.