Adventsbloggen, 14. Dezember
14. Dezember 2025
Heute lauter erste Male!
Zum ersten Mal:
- von der Polizei vor einer Demo kontrolliert worden
- an einer Demo teilgenommen, die von doppelt so vielen PolizeibeamtInnen wie DemonstrantInnen begleitet wurde
- mit Polizisten gebrannte Mandeln geteilt
- als „Zecke“ beschimpft worden (nicht von der Polizei)
Sehr, sehr kurzfristig wurde bekannt, dass die A*D nicht nur ihren ominösen „europäischen Weihnachtsmarkt“ in Gauersheim feiern wollte, sondern auch den Landesverband ihrer Jugendorganisation gründen wollte.
Dass gleich drei Gegendemos angemeldet wurden und mit Kundgebungen stattfanden, halte ich für sehr beachtlich! Im Vorfeld hatte die Polizei von „Klein-Gießen-Vermeidung“ gesprochen und vielleicht war das Aufgebot deshalb auch so hoch. In einem kurzen Gespräch mit einem Beamten äußerte ich mein Mitgefühl, den dritten Advent bei usseligem Wetter auf der Straße verbringen und ein paar Demonstranten beim Singen zuhören zu müssen. „Augen auf bei der Berufswahl“, war seine resignierte Antwort und ich war sehr erleichtert, dass der Große die Augen letztlich sehr weit geöffnet hatte und nicht bei der Polizei gelandet war, wie ursprünglich angedacht.
Es wurde friedlich demonstriert, starken Vorträgen gelauscht und gemeinsam gesungen. Weil die Haupstraße, an der sich die von der A*D belegte Gaststätte befindet, gesperrt war, zog ein langer Zug Menschen den weiten Weg über matschige Wege durchs Feld auf die andere Seite der Straßensperrung. Und weil dort nichts los war, marschierten die jüngeren, engagierten der Antifa wieder zurück.
Wir folgten der Einladung einer Gauersheimerin zum Kaffee trinken. In ihrem Hof stellten wir Biertischgarnituren, Stühle, Hocker und Kisten auf, packten alle Kekse, Nüsse, Plätzchen und sonstigen Demoproviantvorräte auf einen Tisch und saßen über eine Stunde zusammen. Das Konzept „After-Demo“ erfreute uns alle sehr, denn der Austausch frischer Gefühle und Erlebnisse tat gut. Ab und zu gingen kleinere Grüppchen vor das Hoftor, um vorbeiziehenden A*D-Sympathisantinnen, die zum Weihnachtsmarkt gingen, Liedchen vorzusingen. Der Einsatzleiter der Polizei saß mit Kollegen in seinem Bus gegenüber des Tores. Gegen die Langeweile hielten wir kleine Schwätzchen mit ihnen, gegen den Hunger reichten wir gebrannte Mandeln und Erdnußfudge. (dürfen sie nicht annehmen, behaupteten sie. Taten sie aber doch und fragten nach mehr. LOL.)
Mit dem Versprechen, weitere Aktionen in Gauersheim tatkräftig zu unterstützen, verließen wir unsere Gastgeberin wieder und fuhren heim.
Ich bin sehr erleichtert, kein „Klein-Gießen“ erlebt zu haben, gleichzeitig aber auch sehr erschüttert, dass, nach Aussage unserer Gastgeberin, nur VIER Menschen aus Gauersheim unter den Demonstrierenden waren. Und auch wenn Gauersheim nur 680 Einwohner hat: das ist traurig. Ich weiß nicht, ob es Lethargie oder Angst ist, die Die EinwohnerInnen fernhält, aber ich hoffe sehr, dass sich da was bewegt. Immerhin hat die A*D dort ihren Treffpunkt „Nordpfalz“ und das ist leider ein (viel zu) große Kiste für das Dörfchen.
Daheim … Ruhe! Selige Ruhe und Einsamkeit. Der Gatte war bei seinem Vater, der Jüngste übernahm die Hunderunde, ich versank mit einer Tasse Kaffee unter meiner dicksten Decke auf dem Sofa. Und schlief prompt ein.
Aber nur kurz, denn der Gatte kam wieder heim, wir hatten Erlebnisse auszutauschen und dann war auch schon Zeit zum Kochen. Der Schwiegervater und der Jüngste waren eingeladen, es gab Käsespätzle. Da ich ja eine Milcheiweißallergie habe, bezahle ich dieses Vergnügen gerade mit heftigen Bauchschmerzen, aber wow! Die waren SO GUT.
Mein Schwiegervater verabschiedete sich, der Gatte und ich blieben noch für ein Glas Wein auf dem Sofa. Noch vier Tage arbeiten für den Gatten, dann hat er Urlaub. Mein von Ehrenamtlichen Terminen sorgsam freigeschaufelter Dezember (haha) hat bereits wieder zwei neue Termine und auch das nächste Wochenende füllt sich schon wieder. Keine Ahnung, wann wir in besinnliche Stimmung kommen sollen.
(mit Käsebauchweh eh nicht)