gesucht: Motivation

7. Dezember 2005

Der eine oder andere schadenfrohe Leser wird sich grinsend an meine verlockenden Papilotten-Versuche erinnern, Frau … äh … Mutti tut dies ebenfalls. Mit Schaudern.
Nun ist es aber unumgänglich: ein Besuch beim Frisör steht an.
Was für viele Frauen das absolute Verwöhnprogramm ist, etwas, dass frau sich gerne gönnt, ist für Frau … äh … Mutti der blanke Horror.
Es beginnt beim Eintritt in den „Salon“, beim ersten Einatmen. Haarspray, Parfum, Trockenhaube, Dauerwellenflüssigkeit, Ammoniak – diese Gerüche vernebeln sofort das Gehirn, so dass Frau … äh … Mutti beinahe dankbar auf dem Stuhl vor dem grellbeleuchteten Spiegel zusammenbricht. Weiteres, tiefes Atmen wird verhindert und zwar durch dieses überdimensionale Lätzchen, dass die freundlich lächelnde Frisörin immer ein bißchen zu eng um den Hals des Opfers schnürt. Mit spitzen Fingern zupft sie an der Mähne von Frau … äh … Mutti, zieht einzelne Strähnen nach oben und lässt sie angewidert fallen: „Und?! Wie schneiden wir?“
Während Frau … äh … Mutti noch zwischen blankem Sarkasmus und anerzogener Höflichkeit schwankt, verknotet die Frisören einen Kamm im Haar des Opfers und der gefürchtete Satz fällt: „Sie haben aber DICKE Haare!“
Frau … äh … Mutti lächelt gequält und weist auf kaputte Spitzen hin, diese bitte schneiden und ein bißchen Form reinbringen.
Die Frisörin nickt geschäftig und ruft die Kollegin: „Guck mol, dess sinn mol dicke Hoor!“ und mit Blick zu mir: „Waschen?“
Frau … äh … Mutti nickt schicksalsergeben und lässt sich samt Stuhl ins Waschbecken kippen. Ja, das Wasser ist recht so, ja, eine Spülung darf sein, nein, ich habe kein Schuppenproblem, ja, die Haare sind wirklich SEHR dick. Das Lehrmädchen wird herbeigerufen und darf mal wirklich DICKE Haare anfassen.
Und es fällt der zweite gefürchtete Satz: „Ich wollt´, ich hätt´ die Hälfte davon!“, haucht die Frisörin ehrfürchtig und zieht die Bürste durch´s Gestrüpp.
Während sie Schere klappert und die Frisörin plappert, fragt sich Frau … äh … Mutti, ob ein Zahnarztbesuch nicht angenehmer gewesen wäre.
Danke, keinen Festiger, weder Schaum noch flüssig. Kein Gel, kein Wachs, kein Spray.
„Ist es recht so?“, fragt die Frisörin und wedelt mit dem Pinsel in Frau … äh … Muttis Ohren herum, bevor sie mit dem runden Spiegel um sie herumhüpft. Frau … äh … Mutti tastet nach ihrer Brille, gibt sich beeindruckt und lächelt dankbar. Raus aus dem Umhang, schnell zur Kasse, zahlen, raus aus dem Laden. Durchatmen.

Diese Prozedur habe ich vor mir. Ich wäre gerne schon beim Durchatmen, bin aber leider erst beim Punkt „Termin machen“. Und hierfür mangelt es an Motivation. Wer welche übrig hat, der möge sie mir bitte rüberschieben. Bitte-Danke.

******************

Anekdote am Rande: Meine Schwiegermutter war neulich beim Frisör. Man unterhielt sich über gemeinsame Bekannte und es stellte sich heraus, dass Frisörin und der beste Vater meiner Kinder einst gemeinsam die Schule besucht hatten. Woraufhin die Frisörin haarscharf kombinierte: ACH! Dann kenne ich ihre Schwiegertochter: Frau … äh … Mutti, die mit den DICKEN Haaren. *seufz*

8 Kommentare zu “gesucht: Motivation”

  1. dasMiest sagt:

    *grins* auch das kenne ich. Bis hin zu den „wow, wirklich dicke Haare“-Ausrufen. Nur gehe ich eigentlich ganz gern. Jedenfalls wenn die Frisöse gut waschen kann :) . So eine Kopfmassage ist doch was feines…

    Also nur Mut und ran ans Telefon. Ich mache vor Weihnachten auch noch einen Termin, versprochen ;)

  2. Gabi sagt:

    Willkommen im Club! :D Diese Dicke-Haare- Bemerkungen beim Frisuer kommen mir sehr bekannt vor.

    Und da ich auch nicht gern zum Friseur gehe, trage ich seit vielen Jahren schon keine kurzen Haare mehr, sondern schulterlang. Da fällt's nicht auf, wenn ich den Termin zwei- dreimal aufschiebe.
    Letztes Mal sind die Haare arg kurz geworden – dafür habe ich jetzt reichlich Zeit bis zum nächsten Mal.

    Liebe Grüße,
    Gabi

  3. pünktchen sagt:

    Kopf hoch, ich bin auch im Club der dicken Haare … vielleicht sollten wir mal ein Forum eröffnen :D Und jammern die mit den dünnen Fusseln nicht noch viel lauter?
    Also, ich drehe die Haare momentan wirklich auf die dicken Klettwickel und habe dann ca 2 – 3 Tage Ruhe, aber meine Haare sind ja auch noch nicht wieder lang, sondern in der Phase DURCHHALTEN. Zur Überbrückung habe ich mir neulich in meine naturkastanienroten *oder so ähnlich* burgunderfarbene Strähnchen machen lassen, das hilft und mntert auf. Außerdem wird heute hoffentlich ein farblich auf meine Haare abgestimmter Schal fertig … der lenkt dann ab (stell' ich mir jedenfalls vor …)

    Übrigens habe ich seit einem Jahr eine Heimfriseuse, das ist nicht ganz so anstrengend und eine Kopfmassage macht sie mir auch ….

  4. anabel sagt:

    Wieder einmal KÖSTLiCH, und soooo wahr :-)
    Da ich (leider mit eher WENIG Haaren, ist auch nicht viel besser, aber liegt in der Familie ;) ) ähnliche tolle Gefühle bei Friseurbesuchen habe, kommt zu mir jetzt die Friseuse ins Haus.
    Und das ist auch gut so!!!
    Für die ganze Familie zahlen wir etwas mehr als die Hälfte des üblichen Preises, haben die *gewohnten* Gerüche (ich frage mich, wie man ein Leben lang diesen Friseursalongeruch aushalten kann), müssen uns nicht umziehen, die Kinder können während der Wartezeit in ihren Zimmern spielen oder die Friseurin *mitunterhalten* (bin ein absoluter Friseur-Gesprächs-Muffel, da lalle ich ja lieber noch *mhm–mhm–mhm* beim Zahnarzt, während er am werkeln ist..)
    Und am Ende wird die Küche gefegt und gesaugt und spätestens nach dem nächsten Wischen (dank Tsunami also in spätestens zwei Stunden) ist die ganze Sache komplett erledigt.
    Kann ich nur empfehlen :D

    schöne Grüße aus der Oberpfalz

    anabel

  5. Daniela sagt:

    Ich gehöre auch zu denen die sehr dicke Haare haben und dies auch wirklich immer und von jedem Friseur erzählt bekommen haben. Bis meine Schwester Friseurin wurde und sich zumindest die Friseur-Frage in Luft aufgelöst hat. Die Frisur – kann man eine wilde Lockenmähne überhaupt so nennen *grübel* – ist immer noch nicht zu bändigen aber die Besuche im Friseursalon bleiben mir wenigstens erspart.

    LG
    Daniela

  6. Ulli sagt:

    Huhu Frau…äh…Mutti,

    ja, ich hab auch bei Deiner Löckchenwickelstory gelacht :-D Und ich muss heute auch zum Frisör. Meine Frisur verdient ihren Namen nicht mehr… Und ich gebs mir gleich richtig: Dauerwellen und das bei auch richtig viel Haaren. Die „freuen“ sich immer, wenn sie meine vielen Strähnen auf Wickler drehen müssen. Gottseidank hab ich diese Prozedur nicht oft vor mir im Jahr. Und ich geh auch wirklich nicht gerne zum Frisör…

    Liebe Grüße, Ulli

    PS: Zahnarzt ist noch viel schlimmer als Friseur…

  7. Annette sagt:

    Kann das alles sehr gut nachvollziehen, gehoere auch zum Club der dickhaarigen und ich gehe ueberhaupt nicht gerne zum Frisoer.
    Vor allem liebe ich Kommentare: Ach neee die Frisur geht bei ihrem Haar nicht, das ist vieeeel zu dick…
    Oder Kommentare von Freundinnen,Kolleginnen: DU hast es ja gut, DU hast dicke Haare…
    Mir ist aber aufgefallen, dass ich jetzt, wo ich in Athen/Griechenland wohne und zum Frisoer gehe, diese Kommentare nicht mehr hoere.
    WArum?
    Nun, wie ich festgestellt habe, ist es hier eher die Regel, denn die Ausnahme, dass Frauen soooo dicke Haare haben!

  8. Herkimer sagt:

    Lange nicht mehr bei Dir gelesen – aber jetzt innerlich gelacht. Und wie ich das kenne! Die Krönung war ein Friseurbesuch vor vielen Jahren – so im Alter von 14, 15 Jahren, wo das Selbstbewusstsein noch nicht wirklich gut ausgeprägt war. Die Azubine rief durch den ganzen Laden „kann ich mit der normalen Schere schneiden, oder geht die bei so dicken Haaren kaputt?“. Mittlerweile habe ich einen supernetten Friseur und bin ihm über jede Arbeitsstelle bis in den eigenen Laden gefolgt. Gefunden habe ich ihn vor fast 15 Jahren als ein Friseurladen Modelle für Azubis suchte; frech fragte ich nach jemandem, der auch dicke naturkrause Haare schneiden kann. Und ich gehe jetzt gern zum Friseur!

    Für Dich toi, toi, toi beim Langzüchten!