Kerstin fragt …
13. Oktober 2008
hier und Frau … äh … Mutti versucht zu antworten.
„Warum reicht die Natur allein heute nicht mehr aus?
Warum kann man sich nur noch motivieren, eine so wunderbare Landschaft wie auf den Fotos dokumentiert zu erkunden, wenn man mit einem GPS-Gerät nach versteckten Zeugs sucht? Oder selbst Dinge versteckt, die in der Natur – eigentlich – nichts zu suchen haben?“
Für mich ist das wirklich großartig, weil ich zwar jedesmal schier überwältigt bin, wenn ich im herbstbunten Wingert stehe oder im Frühlingswald oder auf einer Sommerwiese … oder auf irgendwas Zugeschneitem, doch verliert sich die Erinnerung an diese Begeisterung rasend schnell und für den nächsten Ausflug brauche ich einen gewaltigen Schubs. Und den bekomme ich mit dem Geocachen. Ich spiele nämlich wahnsinnig gerne. Und Geocachen ist ja nun mal nichts anderes, als eine Schatzsuche. Mit Hinweisen, mit Rätseln, mit Suchen und Finden.
Nebenbei finde ich viel mehr spannende Dinge in der Natur, als ich beim „normalen“ Wandern entdeckt hätte. Das machen nämlich die „Cache-Verstecker“: die verstecken ihre Caches an Stellen, die irgendwie „besonders“ sind, Orte, die eine Geschichte erzählen oder Stellen, deren Schönheit erst auf den zweiten oder dritten Bick offenbar wird.
Geocacher verstehen sich auch als Naturschützer. Es ist „gute Sitte“, Müll aufzusammeln, der um die Caches verstreut liegt. Zerstörend in die Natur einzugreifen ist nicht erlaubt, nur vorhandene Gegebenheiten werden genutzt. Eine Mulde im Boden zwischen den Wurzeln eines Baumes darf vertieft werden, ein Loch in der Baumrinde darf NICHT tiefer gebohrt werden.
Selbst einen „Schatz“ zu verstecken ist für mich die Möglichkeit, vielen Menschen Stellen zu zeigen, die mir wichtig sind. Das sind übrigens nicht nur irgendwelche gigantischen Naturschauspiele :-), unzählige Caches liegen in den Städten und lehren Geschichte. Unser nächster Cache wird viel über die Niersteiner Geschichte erzählen.
„Wie gesagt, ich habe Mühe damit, das nachzuvollziehen. Für Kinder lassen sich aus der Natur heraus genug Anreize für einen Spaziergang finden, warum muss also auch hier noch der „technische Kram“ Einzug halten? Wertet das die „pure“ Natur als Erlebnis nicht ab?“
Ich glaube nicht, dass das technische Spielzeug die Natur as Erlebnis abwertet. Meine Kinder sind gerne draußen unterwegs und sie haben dankenswerterweise den Blick für die besonderen Kleinigkeiten. Blöderweise sind sie aber in dem Alter, da sie nicht mehr allzu große Lust auf den Sonntagsspaziergang haben. Oder auf den Wanderausflug. Kombiniert aber mit dem Cachen sind unsere Ausflüge spannend und harmonisch. Warum sollte ich darauf verzichten? Ich bin, im Gegenteil, sehr froh, dass wir dieses Medium zur Verfügung haben, weil es unsere Familie in die Natur zieht.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen beantworten konnte. Fragen Sie gerne weiter :-), Sie sehen ja, ich rede wirklich gerne über dieses Thema.
13. Oktober 2008 um 20:25
Bis jetzt wandern unsere Kinder bzw. jungen Damen noch ganz gerne mit, vor allem bei Aussicht auf Einkehr und Spätzle mit Sauce :-) Aber es stimmt schon: je älter, desto schwerer lassen sie sich motivieren. Was brauche ich denn so als Ausrüstung in bezug auf das technische Spielzeug?
13. Oktober 2008 um 21:17
Also allen Familien mit Jungen kann ich nur raten:
Sucht euch eine halbwegst verfallene Burgruine oder ähnliches auf der es nicht alzu viele Verbotsschilder gibt. Verstecken/Fangen spielen gekoppelt mit auf der Ruine rumklettern, ein bisschen Feuer machen und sonstigen Jungen-Krams kann selbst 14 jährigen noch Spaß machen. Am besten Abends in der Dämmerung/Dunkelheit dann ist der Spannungsfaktor höher ;)
Was als „Ausrüstung“ unbegingt mitgenommen werden sollte:
– Taschenlampen
– Kletterseil
– Taschenmesser
– Feuerzeug/Streichhölzer
Ich spreche aus Erfahrung xD ;)
14. Oktober 2008 um 02:22
Hallo,
ich finde dieses Geocaching auch große Klasse – vorerst nur aus der Entfernung, denn unsere Jungs sind mit dreieinhalb und fünf noch ein bißchen klein …. aber es weckt auch in mir den „Spieltrieb“. Und spielen in der Natur – was gibts Schöneres?
Natürlich ist Klettern auf einer Burg toll, natürlich ist auch Natur „pur“, also ohne jede Technik schön. Aber Hauptsache ist doch, dass man sich den Blick auf die Schönheit der Natur erhält. Ob mit oder ohne GPS, das ist doch wirklich egal ….
Bitte auf jeden Fall weitermachen mit den Geocaching-Berichten, ich finde das sehr spannend!
Herzliche Grüße,
Ute
P.S.: Ich bin gerade mit meiner Familie für ein Jahr in den USA. Hier bedeutet Natur für viele Menschen, dass man sich zu Hause – natürlich mit Air Condition – einen Film über eine Wandertour anschaut. Oder in einem Outdoorladen die ganze Familie einkleidet, um dann in diesem Outfit mit dem Auto eine schöne Tour zu machen, incl. drive-thru beim Essen, beim Geldautomat und bei der Audiotour durch den Nationalpark…
14. Oktober 2008 um 09:24
Danke, liebe Frau Mutti, für die ausführliche Antwort auf meine Frage(n). Für mich wäre das mit dem Geocachen nichts, aber wenn dann vielleicht in ca. 10 Jahren Enkel da sind und im „Forscheralter“ – wer weiß. ;-)
14. Oktober 2008 um 10:44
Ich kann nur zustimmen (wird Sie jetzt nicht wirklich wundern *g*). Wir haben beim Caching schon Wege betreten und Stellen gesehen, an die wir ohne dieses großartige Spiel nie gekommen wären. Durch das Suchen entwickelt man einen viel genaueren Blick für die Details, wie schöne Astformationen, Muster auf Steinen, Farben im Laub. Man nimmt mehr und bewusster wahr. Ist länger draußen als man geplant hatte. Ist jedenfalls unsere Erfahrung. Danke nochmal ;)