K(n)ack-Knie

14. Oktober 2008

Als ich siebzehn Jahre jung war, hatten die Gelenke und Bänder meines Körpers schon das doppelte Alter. Die Bänder vor allem in den Knie-, Hand- , Kiefer- und Daumengelenken waren sehr (na gut: sind) ausgeleiert und deshalb hatte ich desöfteren mit Luxationen zu kämpfen. Beim Auswringen eines Putzlappens kugelte ich mir den Daumen aus, der Kiefer renkte beim Gähnen aus. Und das rechte Knie begann zu zicken.

Es begann recht harmlos mit ziependen Schmerzen. Ab und zu verfärbte sich das Knie abenteuerlich in Rot- und Lilatönen, es knackt und knirschte. Manchmal schien es zu haken, nicht mehr sauber abzuknicken.
Ich war mit dem Endspurt der Korsettzeit und wechselndem Liebeskummer beschäftigt und ignorierte das Knie. Gelenke, die immer mal wieder muckten, das war irgendwie normal.
Dann kam der denkwürdige Tag, an dem sich zum ersten Mal die Kniescheibe nicht mehr an der Stelle, an der sie üblicherweise sitzt, befand. Die Kniescheibe hatte sich auf die Innenseite des Beines verschoben. Oh. Logisch. Das schmerzte sehr. Aus einem Impuls heraus griff ich zu und schob. Es knackte und krachte fürchterlich im Gelenk, doch der Schmerz … verging. Das Knie verfärbte sich nahezu schwarz und zwei Wochen lang hatte ich Schmerzen. Bei Belastung, beim Anwinkeln, in Ruhestellung.
Die Schmerzen vergingen, der Bluterguss verblasste und dann passiert es wieder. Und wieder. Und noch einmal. Wenn ich den Fuß nach innen drehte und gleichzeitig das Knie beugte, krachte die Kniescheibe heraus. Mit jedem Mal schmerzloser, doch auch in immer kürzer werdenden Abständen. Schmerzen … tat es, doch nicht so sehr. Das wackelige, unsichere Gefühl im Bein war eigentlich schlimmer.
Als mir eines Abends einfach so, beim Tischdecken, die Kniescheibe heraussprang, war klar, dass mal wieder ein Orthopädenbesuch anstand.

Ich hatte (na gut: habe) eine gewisse Aversion gegen Orthopäden, hatte (na gut: habe) zu viele schlechte Erfahrungen gemacht und zuviel Gegensätzliches gehört. Ich war misstrauisch.

Der Orthopäde fragte nach meinen Beschwerden und ich schilderte sie.
„Das gibt es nicht.“, sagte der Orthopäde. Eine „Luxation nach medial“ sei nicht möglich, jedenfalls nicht so, wie ich sie geschildert hätte. Er würde nun das Knie untersuchen, denn das Röntgenbild zeige keine Auffälligkeiten.
Ich musste das Bein auf der Pritsche ausstrecken, der Orthopäde drückte oberhalb des Oberschenkels nach unten und befahl: „Muskeln anspannen!“. Ich tat es und wurde mit dem grauenhaftesten Schmerz belohnt, den ich jemals erlebt hatte und seitdem auch nie wieder erlebt habe. „Aha.“, sagte der Orthopäde.
Er begann meine Kniescheibe hin- und herzuschieben, drückt die Kniescheibe immer weiter nach innen und fragte, immer ungläubiger werdend, nach: „Tut es jetzt weh?“
„Nein, nicht sehr.“, sagte ich. Die Kniescheibe sagte irgendwann: „Knack!“, woraufhin ich wiederum sagte „ja, JETZT tut es doch weh.“ Die Kniescheibe hing neben dem Gelenk und der Orthopäde fragte etwas entgeistert, was ich denn in solch einem Fall täte. Ich demonstrierte, wie ich mit leicht Anheben und Drücken die Kniescheibe wieder an Ort und Stelle schubbste.
„Oha!“, sagte der Orthopäde, öffnete sie Schublade seines Schreibtisches und entnahm ihr ein Plastikkniegelenk. Vor sich hin murmelnd, begann er das Gelenk von allen Seiten zu betrachten: „Wenn ich hier verkürze und dort entlaste und dann könnte es klappen …“
Ich bekam einen Termin zur Operation.
Man erklärte mir, dass die Bänder an der Innenseites des Knies zu straff seien, während die Außenbänder zu ausgeleiert seien. Dem wolle man Abhilfe schaffen. Ein etwa fünf Zentimeter großer Schnitt, ca. zwei Stunden im OP und mndestens drei Wochen Krücken laufen. Ich unterschrieb.
Die Operation kam und als ich wieder wach und klar war, entdeckte ich, dass mein Knie von zwei Pflästerchen geziert war. Was das sei und warum, wollte ich wissen und erfuhr, man habe spontan athroskopisch, also durch zwei Sonden operiert. Ich war siebzehn, ich hatte keine Ahnung, ich war unsicher und nicht wortgewandt. Aber ich wusste vorher, dass die Athroskopie damals oft zu weiteren Knieverletzungen führte. Deshalb hatte ich keine gewollt. Das hattte ich VOR der Operation gesagt. Man hatte sich über meinen Wunsch hinweggesetzt, hatte anders operiert, als ich unterschrieben hatte. Ich war siebzehn und in Tränen aufgelöst, weil ich mich dieser Willkür ausgesetzt sah. „Na,na, jetzt hast du nur zwei klitzekleine Narben, statt einer großen!“, sagt der Arzt. (und schrieb im Geiste wahrscheinlich schon an der Veröffentlichung über die Fesselung einer Kniescheibe)

Ich verließ das Krankenhaus, durchstand eine heftige Infektion mit Bluvergiftung, ging knapp fünf Wochen an Krücken und lebe seit dieser Zeit mit Schmerzen im Knie.
Man empfahl mir, nicht Auto zu fahren, da die Fesselung der Kniescheibe evtl. nicht auf Dauer sei und sollte die Kniescheibe beim Pedalwechsel im Auto auf Wanderschaft gehen, könnte dies den Strassenverkehr negativ beeinflussen.

Ein paar Jahre später ließ ich das Knie erneut athroskopieren, man entfernte lose Knorpelstückchen, eine Verletzung, die bei der ersten Operation verursacht worden war. Die Arthrose im Knie … konnte und kann man nicht heilen. Das Knie schmerzt immer. Und manchmal, bei Überlastung oder wenn ich mir das Knie komisch verdrehe, dann schwillt es an und wird blau. Bisher habe ich keinen Orthopäde gefunden, der mir sagen konnte, warum das so ist. Oder der mir helfen konnte. Ich habe Salben geschmiert, ich habe Kügelchen geschluckt. Ich habe Krankengymnastik gemacht, Reizstrom ins Knie gejagt bekommen, eine Wärmetherapie hinter mich gebracht, Eis aufgelegt und Spritzen ausgehalten.

Es ist wie es ist und eben manchmal lästig.

Dies ist eine meiner Ärzte-Desaster-Geschichten. Ich wollte sie schon lange mal erzählen. Ich frage nicht nach Ratschlägen, Heilungstipps oder kompetenten Ärzten. Aber erzählen Sie mir gerne von Ihrem Frust mit den Ärzten. Einfach nur, weil dieses „ich bin nicht allein“-Gefühl so schön ist. (ich habe auch noch zwei, drei Geschichten)

18 Kommentare zu “K(n)ack-Knie”

  1. Cecie sagt:

    ich habe bisher immer geglaubt, ich wäre reichlich gestraft, aber was sie hier schreiben stellt alles in den schatten.

    mitgefühl wollen sie eher nicht, oder? ich fürchte auch, DAS kann ich trotz aller eigenen schmerzen nicht mitfühlen. das erlebnis der arthroskopie und dass es hinterher weit schlimmer ist als vorher, das kenne ich auch, nur konnte ich es noch nie so in worte fassen.ich ziehe den hut, dass sie trotzdem ein so kreativer und lebenslustiger, unjammeriger mensch geworden/geblieben sind.

    danke für MEIN „ich-bin-nicht-allein“-gefühl.

    (darf man „gute besserung“ wünschen, auch wenns sich schief anhört und sie wissen wie es gemeint ist oder lieber einfach die klappe halten?)

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    naja, "unjammerig"? Fragen Sie mal die Menschen, die mich gut kennen :-)

    Aber es ist schon so, es bringt nichts, zu hadern oder zu zweifeln. Die gute Besserung nehme ich gerne, weil es WIRD ja auch wieder besser. Danke.

  2. Jacqueline sagt:

    Ach Frau Mutti,

    schrecklich liest sich ihr Bericht. Wirklich schrecklich!
    Ich bin dankbar, dass ich bisher nix mit den Gelenken und Bändern am Hut habe.
    Von mir keine Tipps oder ähnliches, nur die gewünschte Geschichte.
    Es war vor ca. 3 Jahren. Kind 1 war frisch auf der Welt. Ich litt seit der Schwangerschaft unter tauben Händen und Armen. Vor allem des Nachts. Als Krankenschwester, die auf einer handchirurg.Station gearbeitet hatte, war mir klar, was es ist. KTS. Karpaltunnelsyndrom. Als es in der Stillzeit immer schlimmer wurde, ich eh nur noch müde war und des Nachts von einem hungrigen Kind oder tauben Händen geweckt wurde, wagte ich den Schritt zum Arzt. Erstmal Hausarzt. Doch da ich neu zugezogen war, kaum Bekannte, geschweige denn Freunde vorzuweisen hatte, der Arzt meines Mannes Patientenstopp ausriefen ließ, ging ich zum Arzt um die Ecke. Mit Termin. Und saß und saß und saß. Bis die Brust lief.
    Erklärte dem Arzt meine Beschwerden und meine Vermutung, auch meine Fachkenntnisse. Interessierte ihn Null. Er vermutete Eisenmangel. Also Blutzapfen. Ich versuchte meinen chron. Eisenmangel seit der Pubertät zu erwähnen. Interessierte ihn nicht. Stattdessen wollte er meinen Impfpass sehen. Hä? Ja genau. Nur der lag irgendwo im Nirgendwo. Also wollte er mich prohylakt. Tetanusimpfen. ??? Gibt wahrscheinlich mehr Knete bei der Abrechnung. Ich dachte, ich bin im falschen Film! Eine Woche später war das Laborergebnis da, und er verschrieb mir Eisentabletten.
    All meine Einwände, von wegen, vertrag ich nicht, will ich nicht, verpufften.
    Ich ging fast heulend heim. Unverstanden und in meinen Augen falsch behandelt. Aber nicht energisch genug, das zu äußern.Ärgerlich meine inkompetenz in solchen Fällen. 1 Woche später saß ich bei einem anderen Arzt. Uralt Praxis, aber sowas von kompetent… er hörte sich kurz die Beschwerden an,untersuchte meine Hände und meinte KTS-keine Frage. Überweisung zum Neurologen. Er wies mich aber noch darauf hin, dass diese Erkrankung häufiger in Schwangerschaften vorkommt,und sich nach ein paar Monaten verliert. Und siehe da, noch bevor der Neurologen Termin stattfand, war das KTS Geschichte. Bis zu Kind 2…
    Keine lange Odyssee, aber lang genug für mich.
    Wünsche dem Knie und Ihnen alles gute!

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Ich glaube, dass es tausende dieser Geschichten gibt, in denen Patienten nicht ernst genommen oder fehlbehandelt wurden. Das ist unglaublich.
    Danke für Ihre Geschichte.

  3. burning horse sagt:

    Bei mir in der Sanitätsbereitschaft gibt es einen alten, weisen Notarzt, welcher sowas immer mit: „Es würde ja die Gefahr bestehen, das man etwas elementar wichtiges mitbekommen würde.“ kommentiert.

    Ich könnte Ihnen da so einiges erzählen, von an eigenem Leib erlebten bis hin zu erzählten Geschichten. Die absolute Krönung war jedoch vor langer Zeit meine ehemalige Hausärztin, welche auf ein Hilfegesuch meinerseits in dem ich unter anderem Selbstmordgedanken (ist lange her, kann heute offen drüber reden) erwähnte, den Arm tätschelte, und mit den Worten, „Sie haben doch demnächst die neue Stelle in X. Es wird alles wieder gut.“, nach Hause schickte. *Ironie* :ok: :ok: :ok: *Ironie off*

    Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer langen Odyssee. Bei Interesse gerne mehr per Mail, möchte das hier nicht komplett öffentlich schreiben oder mich mit meiner Lebensgeschichte aufdrängen. Sagen mir so, dass ich dies hier jetzt gerade schreiben kann habe ich bestimmt nicht meinen Ärzten zu verdanken. Eher einigen verdammt guten Freunden, zu welchen übrigens auch ein (Not-)Arzt gehört.

    Ich verteufle die Docs nicht per se, zumal ich als kleiner Sani ja faul bin und wenn ein Doc anwesend, er als höchste Instanz dann auch gerne meine Arbeit, oder zumindest mir die Diagnose und Behandlungsentscheidung (und somit auch Verantwortung) abnehmen darf. :D

    In der Hoffnung das sich zumindest der aktuell akute Zustand bald bessern möge,

    Gruß

    Timo, einem eher stillen Mitleser

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    diese "stell dich nicht so an"-Mentalität habe ich bei Ärzten auch schon erlebt. Extrem brisant natürlich in der Situation, die Sie da andeuten. Umpf.

    (ich habe übrigens damals Ihre mail bekommen und werde garantiert irgendwann, irgendwie darauf eingehen)

  4. berliner luft und ostseewelle sagt:

    Phu, schmerzende Knie kenne ich auch! Und als ich nach einem Krankenhausaufenthalt die Spezialisten dort nach einem guten Orthopäden wegen der Weiterbehandlung gefragt habe, haben die zu mir gesagt: „Wollen Sie die Wahrheit wissen? Wir können niemanden empfehlen! Es gibt keinen!“ Oh, äh, so ist das also, ich dachte immer, ich bin an den Falschen geraten…
    Aber Ihre Geschichte ist wirklich nicht schlecht!

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Diese Aussage habe ich auch schon gehört, allerdings von meinem damaligen Krankengymnasten.

    Ich kenne, über den Daumen gepeilt, sieben Orthopäden. Die reinste Mupppetsshow.

  5. Andrea sagt:

    Meine Gynäkologin entdeckte bei einer Routineuntersuchung einen Tumor in meinem Bauch. Da war ich 22. Sie schickte mich für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus. Der Gyn dort untersuchte mich auf eine wirklich schmerzhafte Art und Weise durch sämtliche dort verfügbare Körperöffnungen und meinte am Ende kurz, dass sehr wahrscheinlich meine Gebärmutter entfernt werden müsste. Das ist das, was eine 22jährige Frau, gerade frisch verliebt in den Vater der möglichen zukünftigen Kinder, hören möchte.
    Ich kam für weitere Untersuchungen stationär in ein Krankenhaus in die nächst größere Stadt. Dort wurde ich von der Gyn in die Chirurgie und von dort in die Neurochirurgie weitergereicht. Irgendwann wurde ich operiert.
    Ich hatte einen gutartigen Tumor im Becken der sehr, sehr nah an den Nerven die fürs Laufen zuständig sind lag. Und er wuchs.
    Nun ziert mein Bauch eine 13 cm lange und ca. 1 cm breite senkrechte Narbe.
    Ich danke meiner damaligen Gyn noch heute für ihre Untersuchung und ihr sensationelles Feingefühl, denn sonst könnte ich heute nicht mehr laufen.
    Als ich dann zum Vorgespräch zwecks Entbindung meines Erstgeborenen wieder in das erste Krankenhaus musste, betete ich, dass dieser furchtbare Gyn keinen Dienst hatte. Er war nicht mehr dort tätig.

    Nicht wirklich Ärzte-Desaster (vielleicht der Gyn im KH), aber dennoch immer wieder gut für dieses „Du-bis-nicht-allein“-Gefühl.
    LG und ich will mehr Desaster-Geschichten lesen!

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Wa! Gruselig!

    (tolle Desaster-Geschichte!)

  6. Herkimer sagt:

    Uff, nach dem Lesen war mich übel. Alles was mit Knochen zu tun hat, verursacht bei mir Übelkeit, und Knie besonders.

    So diverse Ärztegeschichten könnte ich auch liefern, angefangen von Neurodermitis und dem Rat eines Profs „damit müssen Sie leben, nehmen Sie Kortison“ – da war ich Anfang 20. Geholfen hat eine ziemlich alternative Behandlung bei einer „normalen“ Allgemeinärztin, die leider nicht mehr praktiziert. Nach 15 Jahren Ruhe ist der Mist wieder aufgebrochen udn die Suche nach einem Arzt oder HP geht wieder los.

    Letztens meine Mutter: schneidet Rotkohl – so wie Mütter das machen, mit viel Schwung, bis der (Mittel)-Finger stoppt. Aber so, dass ein Arzt ran musste. Ab ins Krankenhaus. In der Notfallambulanz hieß es „oh es blutet, da müssen Sie zur chirurgischen Ambulanz“. Sie dappelt rüber, bekommt noch mit wie jemand, der dort geschellt hat, abgekanzelt wird und verkneift sich das Klingeln. Nach einer Weile wird sie wirklich reingeholt udn es schauen der Reihe nach drei (!) Weißbekittelte drüber „das Stüppelchen schneiden wir ab und das heilt ganz schnell“ bis als viertes irgendwann der Arzt kommt. Der tackert ein Klammerpflaster drauf und ein anderes drüber mit der Info, dass das Stück, was nicht anwachsen sollte, von selber abfiele. Damit war sie in Gnaden entlassen. Der Hausarzt am nächsten Werktag schüttelte nur den Kopf, verband den Finger anständig und prüfte den Tetanus-Schutz – das war im Krhs nämlich vergessen worden :( Sie wartet übrigens noch immer drauf, dass das Stückchen abfällt. Schwarz ist es schon.

    Bei solchen Sachen bekomm ich Zorn.

    Ihnen und Ihrem armen Knie trotzdem alles Gute! Es kann ja nur besser werden.

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    urx. Also MIR wird bei der Vorstellung übel, ich hätte ein Stück SCHWARZES Fleisch am Finger und warte darauf, dass es abfällt. Riecht das nicht … streng?

  7. Svenja sagt:

    Ärztedesaster sind das eine, dass sie ein schmerzendes Knie davongetragen habe das andere. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie so ein permanenter Schmerz ist… „Vergisst“ man denn irgendwann?
    Mein Ärztedesaster, das „nur“ eine ausgeprägte Arztphobie bei mir hinterlassen hat:
    Als ich 19 war, und grad von zuhause ausgezogen, wurde ich in einem kleinen hessischen Kaff, wg starken Kopfschmerzen und schlimmen Sehstörungen ins KH eingeliefert. (Die Ärztin die ich vorher aufsuchte, schob alles schön auf ne Erkältung. Ich hätte da schon stutzig werden sollen)
    Die Ärzte im KH waren aber auch nicht besser. Sie „doktorten“ eine Woche an mir rum und ignorierten komplett dass ich fast blind war. Als ich (nach einer Woche!!!) ne Augenarztuntersuchung hatte, wurden Stauungspapillen festgestellt, und die Ärzte sagten mir danach, ich hätte vermutlich einen Hirntumor. Weil das ja auch was ist wo man mal eben so rumvermutet. Ich bin dann auf eigene Verantwortung gegangen und als ich ging rief der Arzt mir hinterher: „60% der Leute die das haben was sie haben, sterben innerhalb von 6 Wochen.“
    Ich bin dann nach einem schrecklichen Wochenende nach Hannover in die MHH. Dort haben sie dann (schon in der Notaufnahme…) Pseudotumor cerebri diagnostiziert. Das ist nicht nett, aber auch nicht schlimm. Ich nehme immer noch Tabletten und werd die auch wohl immer nehmen müssen. Alles ist glimpflich verlaufen. Aber die Woche in diesem entsetzlichen Dorfkrankenhaus war ganz schlimm. Ich hatte echt Todesangst. Seitdem denke ich bei jeder Kleinigkeit ich hätte sonstwas. Und gehe sehr selten zum Arzt, und habe dann oft Panikattacken.
    Soviel zu meinem Ärztedesaster.
    Sie sind nicht alleine :-)

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    die Schmerzen vergisst man nicht, aber sie werden unwichtig.
    Ich frage mich aber, wie man jemals wieder einem Arzt nur irgendetwas glauben kann, nach dem, was Sie erleben mussten. Die Panikattacken sind nur zu verständlich. Weia.

  8. Ute sagt:

    … mit Tipps ist das ja so ne Sache – aber als jahrzehntelange Handballspielerin wird man mit ALLEN nur denkbaren Knieverletzungen konfrontiert. Ich rate Dir: Suche Dir eine oder einen wirklich guten Physiotherapeuten und lass die Finger weg von Orthopäden.
    Die Physiotherapeuten raten Dir wahrscheinlich zu einer Art Muskelaufbau oder ähnlichem. Das macht Arbeit und passt höchstwahrscheinlich nicht unbedingt in Deinen Terminplan. Aber ich glaube, auf Dauer hilft nur das. Ich selbst kann Dir leider nur eine gute Physiotherapeutin im Rhein-Main-Gebiet ans Herz legen – aber das ist Dir wahrscheinlich zu weit ….!?

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Muskelaufbautraining wäre zumindest kein zeitliches Problem. Wenn es denn nutzen würde :-)

    (ich bin austherapiert)

  9. Ini sagt:

    Zu allererst: Viel Geduld, Besserung & Kraft fuer Ihr Knie..bin seit langem stille Mitleserin und einfach nur beeindruckt von Ihrer Energie und Lebensfreude!

    Meine Desaster Geschichte ist mittlerweile mehr als 12 Jahre her. Ich lebte damals alleine in meiner ersten eigenen Wohnung und war im 5. Monat schwanger. Als ich eines Morgens mit schlimmen Unterleibsschmerzen und Blutungen aufwachte, tat ich das was wohl jeder tun wurde: Ambulanz anrufen und darum bitten, ins KH gebracht zu werden.

    Die Sanitaeter kamen an und ohne auch nur zu fragen, was passiert sei und wie es mir geht, maulte mich einer der beiden an: „so, wo issn ihr Mutterpass weil ohne nehmen wir Sie nich mit!“

    In meiner Panik und durch den durch das viele Weinen getruebten Blick, konnte ich den Mutterpass nicht schnell genug finden. Mit lief immer noch das Blut das Bein runter aber ich suchte verzweifelt weiter waehrend die 2 einfach dastanden, auf die Uhr glotzten und dann nach 3 Minuten einfach wieder gingen mit den Worten: „mei, wenn Sie Ihr Zeug ned beinander ham, dann sans a ned gmacht zur Mutter!“

    Ich war total geschockt und hatte soviel Angst mein Kind zu verlieren, dass ich mich mit einem grossen Handtuch in ein Taxi gesetzt habe und den Fahrer einfach nur angefleht habe, mich nicht wieder rauszuschmeissen.
    Er hat mich gottseidank zum KH gebracht und meiner kleinen Maus ging es gut.

    Ein Erlebnis, dass ich nie wieder erleben moechte und niemanden wuensche.

  10. Sven sagt:

    *arghl* Ich möchte Dich bitten in Zukunft bei solchen Blogs ein „ACHTUNG, JETZT KÖNNTS SCHON BEIM LESEN WEH TUN-Fähnchen“ in Erwägung zu ziehen (oder wenigestens so zu schreiben, dass man (ich) es sich weniger genau vorstellen kann) ;)

    LG Sven

  11. Sandra sagt:

    Ja, dann die nächste Geschichte.
    Vor etwa 12 Jahren entdeckte ich eine bewegliche Knuppel an meiner Scheide (nein, man kan ruhig weiterlesen). Der Frauenarzt fasste nichts an sondern diagnostizierte per Sichtdiagnose und verschrieb eine Salbe …. nach 4 schrecklichen Tagen wurde es dicker und dicker und platzte dann von selber auf (immerhin tat es dann nicht mehr weh). Ein Abszess (an dieser heiklen Stelle) – Not-OP … und dann alles gut. Pustekuchen – noch heute habe ich etwas davon, denn die „Naht“ wurde mit zuviel „Haut“ geschnitten (und dort gibt es ja nicht so viel), die Narbe tut weh und in einem regelmäßigem Rhytmus wird alles superdick, eitert (eine kleine Stelle ist noch offen – eigentlich zum Glück) und es kommen „Fäden“ …. nein, echt – da wurde wohl ein Wundtampon vergessen (denn genäht wurde angeblich nicht) und so gebe ich immer mal wieder pinselähnliche Fäden von mir. Erneutes Schneiden geht leider auch nicht …. da sind sich alles konsultierten Ärzte einig. Also abwarten bis alle Fäden raus sind oder wie. Sind ja erst 12 Jahre ….
    Nichts für ungut und das war nur die Spitze des Eisberges.
    LG
    Sandra

  12. Gundi sagt:

    Au, weia je mehr Geschichten ich hier lese, desto mehr eigene Geschichten fallen mir ein. Ich glaube die absolut fiesesten Schmerzen meines Lebens hatte ich hochschwanger (37. Woche) und frisch operiert an thrombosierten Hämmorrhoiden. Dabei habe ich ernsthaft Tag und Nacht geheult und natürlich konnte nichts abheilen, weil das Baby ja immer schön drauf drückte. Ich sah aus wie ein Pavian, falls das diese Affen mit dem knallroten Hintern sind und habe so sehr gelitten, dass ich ab diesem Moment wusste, dass mit diesem zweiten Kind 10000% eine weitere Schwangerschaft ausgeschlossen ist. Abgeheilt ist die Wunde tatsächlich erst nach der Geburt, psychisch hat das noch viel länger gedauert, auch weil das so peinlich war. Stellen Sie sich eine solche Wunde vor, hochschwanger und dann kommt die Visite noch mit ein paar Studen wegen des ungewöhnlichen Befunds. Leider konnte ich der Wissenschaft dann doch nicht dienen, weil ich mich schlicht geweigert habe. Zum Glück ist jedenfalls ein wundervoller fast 15jähriger Sohn daraus geworden, der im Machhinein natürlich jeden Schmerz wert war.
    Bahh, so wat Gruseliges!
    Viele Grüße Gundi

  13. Herkimer sagt:

    Öhm, da habe ich aber Rechtschreibfehler eben eingebaut (war mich übel), da wird mir jetzt ja wieder flau.

    Das Pflaster bleibt übrigens drauf bis alles wieder „ordentlich“ ist, gucken durfte ich nicht, weil sie weiß, dass mir dann schlecht wird. Von riechen hat sie nicht gesprochen. :cool:

  14. Jeanie sagt:

    DANKE für das „Du-bist-nicht-allein“-Gefühl!

    Ich hatte vor 3 Jahren einen ganz dicken Bollen links unten am Kinn und meine Hausärzin (eigentlich total klasse und kompetent!) überwies mich an den HNO. Der wußte nicht so recht, was er mit mir anfangen sollte und ließ mich nur alle 2 Tage zum angucken kommen. Gemacht hat er nichts, obwohl ich Schmerzen hatte und aussah wie ein Monster. Als ich am Wochenende die Schmerzen kaum noch aushielt schickte man mich zur Notfall-HNO-Klinik in eine andere Stadt. Der Doc ließ mich nicht mal ins Sprechzimmer – weil ich die 10 Euro Praxisgebühr nicht dabei hatte und auch keinen Geldbeutel, damit ich das Geld am Automat holen konnte. Der hat mich einfach so wieder weggeschickt….

    Am Montag hatte dann der eine HNO Urlaub und ich bin bei einem anderen gelandet. Der wiederum schickte mich sofort als Notfall ins Bundeswehrkrankenhaus, ca. 40 km entfernt. Der dortige HNO sah sich das an und brachte mich eine Station weiter zur Kieferchirurgie. Das war „einfach nur“ ein eitriger Abzeß unter einem Backenzahn!

    In einer OP wurde dieser dicke Bobbel geöffnet und offengelassen mit einem „Röhrchen“ als Drainage versehen, damit der Eiter ablaufen konnte. Daß der Zahn gezogen werden mußte hat man mir nach ein paar Tagen auch weisgemacht. Als der Kieferchirurg anfing, mir die Krone abzusägen hab ich mich sehr gewundert, weil er auf der rechten Seite gewerkelt hat – die Probleme waren aber links! Nach meinem Einspruch hat er sich das Röntgenbild nochmal angeschaut und gemeint „Oh, ja das ist echt die falsche Seite, aber hier auf dem Bild ist auch ein Schatten, der Zahn muß auch raus sonst bekommen Sie rechts auch so einen Abszeß. Und die Krone ist eh schon hin“ Sprachs und zog mir zwei Zähne rechts… Die Zähne links bekam ich nach einer Woche auch noch raus!

    Daheim beim Zahnarzt zur Nachuntersuchung schlug man die Hände über dem Kopf zusammen… der Schatten auf dem Röntgenbild war der Rest einer Wurzelspitzenresektion, der Knochen mußte erst noch anchwachsen! Also war das Ziehen rechts total umsonst!

    Aber mal ehrlich: Woher soll ich das als Laie denn wissen und beurteilen können? Nun hab ich halt auf beiden Seiten keine Backenzähne mehr… Machen konnte ich gar nichts – denn eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus :-((

    So hatte ich 3 ganze Wochen Krankenhausaufenthalt…… muß ich nicht so schnell wieder haben!

  15. Patsy sagt:

    Liebe Frau … äh…Mutti
    Sie haben mein Mitgefühl!
    Sonst immer nur stiller Leser ihres Blogs, diesmal mit Kommentar.
    Mit 21 hatte ich ständig wiederkehrende Unterleibsschmerzen. Mein damaliger Gyn diagnostizierte Unterleibsentzündung und verschrieb mir Antibiotika Scheidenzäpfen und nach ca 2 Jahren Behandlung meinte er, wenn ich das nochmal bekäme, könnte ich möglicherweise keine Kinder mehr bekommen. Die Schmerzen kamen wieder, aber ich ging nicht mehr zum Gyn. Nach längerer Zeit wurde es dann aus anderen Gründen wieder mal notwendig, einen Gyn zu besuchen und ich suchte mir einen anderen aus. Ihm erzählte ich die Geschichte. Er schlug sofort eine Bauchspiegelung vor. Das Ergebnis war, daß ich durch eine Blinddarmoperation im Alter von 19 Verwachsungen hatte. Also nichts Schlimmes was eine Behandlung nötig gemacht hätte.

    Einen hab ich noch ;-)
    Ich hatte über viele Jahre immer wiederkehrende Furunkel an unangenehmer Stelle. Diese wurden vor 12 Jahren operiert. Einige Jahre war nun Ruhe aber vor 3 Jahren kamen sie vereinzelt wieder. Richtig groß und unglaublich schmerzhaft. In der letzten akuten Phase ging ich in die Hautklinik zur Sprechstunde, die mich damals operiert hatten. Die wollten mich gleich aufschneiden und meinten, das käme dann nicht wieder. Das hatten sie vor 12 Jahren auch gesagt …
    Das lehnte ich ab und sie schlugen mir eine Therapie mit „Vitamin A“ vor.
    Ich fragte genau nach ob das wirjklich nur Vitamine seien, und der Oberarzt sagte „Ja“. Ich müsse nur während der Einnahme ständig meine Leberwerte kontrollieren lassen.
    Hier wurde ich misstrauisch und als die Schwester, sie dachte ich hätte das Medikament schon genommen, mich fragte, wie ich mich damit fühle, ob ich die Tabletten vertrage wusste ich ,da stimmt was nicht. Also ab nach Hause und den Freund jeden Hypochonders konsultiert: Das Internet: In einer Selbsthilfegruppe für diese Krankheit fand ich heraus, daß es kein Vitamin A ist, die Wirkung bezweifelt wird und verantwortlich für Depressionen bis hin zum Selbstmord gemacht wird. Lieber Furunkel im Schritt als Depressionen.
    Ich erzählte einer Freundin, die Reiki macht, am Telefon davon. Sie machte „irgendwas“, am Telefon und sagte, Probiers mal mit Orangen. Dann hab ich 4 Wochen lang jeden Tag frisch gepressten Orangensaft getrunken. Dann nur noch 2 mal die Woche, dann nur noch im akuten Fall. Nun bin ich seit 6 Monaten komplett beschwerdefrei.

    Vielleicht probieren Sie es auch mal mit Reiki, das funktioniert.

    Gruß
    Patsy ;)

  16. hashy sagt:

    Mir klingen jetzt noch die Worte in den Ohren: „Die können Sie bedenkenlos auf Dauer nehmen, gar kein Problem!“

    Nun, der Werdegang war wie folgt: Im Alter von 9 Jahren traten erstmals Allergien auf in Form von Heuschnupfen und bewirkte, dass meine schulischen Noten regelmäßig im Sommerhalbjahr min. 2 tiefer waren. Ärztl. Rat gesucht: Hohe Dosis Cortison gespritzt. Geholfen hat nur der alljährl. Sommerurlaub in Österreich. Vom Cortison Wassereinlagerungen bekommen und Dauerblutungen. Hormonuntersuchung in Gyn.-Klinik in Bonn ergab kein Resultat, an Kortisonspritzen dachte keiner. Fand ich später heraus, als ich mal ausnahmsweise eine Packung in die Finger bekam und den Beipackzettel las. Wg. der Wassereinlagerungen Entwässerungsmittelchen nehmen müssen (das waren die „problemlosen“!) und davon in Kombi mit Cortison Modi-Diabetes bekommen. Danke lieber Dok. für die tolle Dauer-Nebenwirkung der Entwässerungspillchen.

    Erst im Mittelalter wurde festgestellt, dass sich meine Schilddrüse auflöst und wahrscheinlich die eigentliche Ursache aller Beschwerden war. Es wurde immer nur Symptom-Behandlung betrieben, nie Ursachenforschung. Vielleicht wäre es bei rechtzeitiger Behandlung gar nicht zu diesen Kettenerkrankungen gekommen.

  17. Iris sagt:

    Oh Gott! Das reinste Horrorkabinett!
    Da kann man nur hoffen, nie ernsthaft krank zu werden.

    Ich wünsche gute Besserung für das Knie.

    Liebe Grüße von Iris

  18. ichbindiegute sagt:

    Hallo Frau…äh…Mutti!

    Vielen Dank für Ihren wundervollen Blog!

    Auch ich habe seit ich 14 bin zwei Knie, die in unterschiedlichen Lautstärken mit mir sprechen. Die Ärzte (von denen ich in den vergangenen 13 Jahren viele besucht habe) diagnostizierten von 'Wachstumsstörungen' über 'Knorpelschäden' bis zu 'Arthrose' alles mögliche. Behandlung habe ich außer Salben und Schmerzmitteln kaum erfahren. Ein Arzt verschrieb mir – als ich 15 war – Schonung. Also verbrachte ich meine Oster- und Herbstferien nachfolgend lesend auf dem elterlichen Sofa. Was die Knieschmerzen natürlich nicht verbesserte sondern eher verschlimmerte.

    Ich konnte vor Schmerzen kaum Radfahren. Ständig trug ich Kniebandagen, die aber auch nicht halfen. Die Knie knackten und knarrten und (genau wie sie es beschreiben) wollten manchmal keine saubere Beugung zulassen sondern verhakten, wie rostige Scharniere.

    All dies führte dazu, dass ich keinen Sport mochte und ständig im Schongang lief. Und das macht einen wirklich nicht fröhlicher.

    2005 dann hatte ich eine Patellaluxation (allerdings lateral, nicht medial). Und solche Schmerzen habe ich noch nie erlebt. Es passierte auf einer Studentenfete beim Tanzen. Meine untrainierten Muskeln, Sehnen und Bänder waren mit der ungewohnten Belastung überfordert. Ich brach auf der Tanzfläche zusammen und meine Kommilitonen nahmen an, ich hätte wohl zuviel getrunken :-) Irgendwann bemerkte man aber doch, dass es etwas anderes sein musste und trug mich aus der Kneipe. Erst am nächsten Tag (nach einer schlaflosen Nacht) kam ich mit meinem fußballgroßen Knie zum Hausarzt, der mich zum Orthopäden überwies. Bei dem ich nach 3 stündigem Warten einen Zinkleimverband bekam. :-) So nützlich wie ein Kropf. Die Röntgenbilder (die Röntgenassistentin wollte übrigens zunächst das heile Knie röntgen [ich: 'Neinnein! Das linke Knie!' sie: 'Jaja! Mach ich doch!' ich: '?' sie: 'Oh…']) ergaben nichts.

    Am nächsten Tag war ich wieder beim Orthopäden, der den Zinkleimverband abnahm und eine Punktion unternahm. Er: 'Wenn die Flüssigkeit klar ist, ist es nicht so schlimm.' Ich: 'Wie könnte sie sonst aussehen?' Er: 'Wenn Bänder gerissen sind, könnte Blut in der Gelenkflüssigkeit sein.' Die Punktionsflüssigkeit war dunkelrot. Fast schwarz. Er: 'Wenn kein Fett in der Flüssigkeit ist, ist der Knorpel nicht beschädigt.' Darauf schauten wir beide auf das Nierenschälchen mit der Flüssigkeit. Auf der viele Fettaugen schwammen. Fast wie bei einer Hühnersuppe.

    Die anschließenden MRT Aufnahmen zeigten, dass die Kniescheibe herausgesprungen und wieder in ihre ursprünglich Position zurückgesprungen war.

    Danach bekam ich eine Schiene, die das Knie ruhigstellen sollte während die Bänder wieder zusammenwuchsen. Vier Wochen (tag und nacht) trug ich die Schiene. Das linke Bein habe ich komplett geschont. Es wurde zusehends dünner. Ende der vierten Woche hatte ich wieder einen Termin bei meinem Orthopäden. Der war aber nicht da. Da es sich um eine Gemeinschaftspraxis handelte kam ich zu dessen Partner. Der die Hände über dem Kopf zusammenschlug und sagte: 'Wir müssen sofort operieren!' 'Ohne OP können die Bänder gar nicht in der richtigen Länge zusammenwachsen und Ihre Patella wird regelmäßig luxieren!'

    Also hatte ich 5 Wochen nach der Luxation die OP. Endoskopisch übrigens. Die OP ist gut verlaufen (zerstörtes Knorpelgewebe abtragen, gerissene Innenbänder zusammennähen und straffen, angerissene Außenbänder zusammennähen). Danach trug ich wieder die Schiene und schonte das linke Bein. Nach insgesamt 12 Wochen Schiene-Tragen war mein Bein zu nichts mehr zu gebrauchen. Die Muskeln waren quasi nicht mehr vorhanden. Das Gelenk war komplett verklebt und verwachsen. Nur durch die schmerzhafte Reha (bei der sich die Krankengymnastin mit ihrem ganzen schmächtigen Körpergewicht gegen meinen Unterschenkel stemmte) konnten die Verklebungen wieder gelöst werden und nach weiteren 8 Wochen konnte ich das linke Bein wieder um 90 Grad beugen! Was für ein Erfolg.

    Ich gehe heute noch zur Reha und kann schon fast wieder mit beiden Knien in die Hocke gehen. Jetzt werden die Tage, an denen die Knie laut schreien immer weniger. Meistens meckern sie nur leise vor sich hin. Und es gibt auch komplett stille Phasen.

    Was ich aus den vielen Kontakten zu Ärzten, Krankenhäusern und Physiotherapeuten gelernt habe:
    – Sich nicht auf eine Arzt-Meinung verlassen, sondern mehrere Ärzte konsultieren.
    – Selbst recherchieren!
    – Dauerhaftes Ruhigstellen ist tödlich.
    – Bewegung ist das Einzige was hilft
    – Bewegung kann Spaß machen :-)
    – Zucker ist der Feind. (Übermäßig viel Zucker, Kaffee und Alkohol machen die Knie mürbe.)

    Vielen Dank für Ihren K(n)ack-Knie-Post. Ich kann jeden einzelnen Ihrer Sätze nachfühlen. Lassen Sie sich von Ihren Knien nicht die Laune verderben. Und ab 60 können Sie über Knie-Prothesen nachdenken :-) (Meine Mutter [69] hat letztes Jahr eine bekommen und ist damit sehr zufrieden).