Sie ist daheim!
8. Januar 2008
Vor knapp zehn Minuten stürmte ein rotbackiges Mädchen in die Küche: „BOAH!! Das war SO dumm!“
Dumm war, dass der Zug zwei Stationen vor dem heimatlichen Bahnhof kein Signal mehr hatte und es gar nicht so sicher war, ob er weiterfährt. Tat der dann aber doch, wenn auch mit Verspätung.
Dumm war, dass der Fahrkartenautomat in Nierstein keine Kinderfahrkarten hergeben wollte.
Dumm war, dass die beiden Damen keine Uhr dabei hatten und die Handyuhr des Töchterleins fünf Minuten nachgeht.
Dumm war, dass das Lösen der Rückfahrkarte völlig schief ging und die falsche Fahrkarte am Hauptbahnhof, also eine Station weiter, am Info-Schalter umgetauscht werden musste.
Dumm war, dass ein in Tränen aufgelöstes Töchterlein daheim anrief und das Beamen immer noch nicht erfunden ist.
Dumm war, dass die Mutter einer Klassenkameradin die beiden etwas planlosen Mädchen, also mein Töchterlein samt liebster Freundin, aufgabelte und quasi an die Hand nahm. Nein, diese Tatsache ist großartig, dumm ist nur, dass ich jetzt garantiert den Kinder-Vernachlässigungsstempel auf der Stirn habe. In leuchtendem Rot.
Toll war der Film! (Der Fuchs und das Mädchen)
Toll waren die Gummibärchen.
Toll war das ganze Abenteuer!
Toll war der Tag mit der Freundin!
Und klar wird das wiederholt, denn nun weiß sie ja, wie es funktioniert. Sagt die Tochter und die Mutter nickt lächelnd, geht ins Bad, wirft sich drei handvoll kaltes Wasser ins Gesicht, schnauft tief durch und fährt die Adrenalinproduktion auf Normalpegel.
Jepp, Töchterlein, gut gemacht, aber …
wenn die Kinder sich abnabeln, altern die Mütter. Schlagartig.
8. Januar 2008 um 20:02
Denke mal, beide großen Mädel haben heute jede Menge gelernt für's Leben! Die vergessen nie wieder eine Uhr ;) Das ist „learning by doing“, ja! *heftignick*
Und roter Stempel? Wieso? Höchstens für bewiesene Nervenstärke.
LG
Gabi K, die diesen Alterungprozess fast durchgestanden hat ;)
8. Januar 2008 um 21:26
Das erinnert mich daran, wie ich mit 12 Jahren in Ffm-Eddersheim in den Zug gestiegen bin um nach Wiesbaden auf die Eisbahn zu fahren, wo ich mit meinen Cousins verabredet war. Und in den falschen Zug stieg und in Frankfurt Konstablerwache landete. Ein netter Mann hat mir dann erklärt, dass ich in die falsche Richtung gefahren bin und ist mit mir durch die Warteschleife gefahren (damals war die S-Bahn an der Konstablerwache zu Ende und die Züge fuhren unterirdisch einen Kreis um dann wieder zurück zu fahren; man darf da als Passagier natürlich nicht drin sitzen)ist damit ich heil wieder zurück fahren kann. Was er mit mir hätte anstellen können, alleine in einem leeren Zug mag ich nicht erahnen. Das ich ca. 2 Stunden zu spät in Wiesbaden ankam und niemand wusste, wo ich war mag ich kaum erwähnen. Riesenaufregung, weil Handy gab es ja noch nicht.
So gesehen, haben die Mädels das gut gemeistert. Und Fahrkartenautomaten sind ja auch für uns reichlich undurchdringlich. Ich bin stolz auf das Kind, das den ersten Ausflug gut gemeistert hat. Und auf die Frau Mama, die es ausgehalten hat, keine Vorwürfe und gute Ratschläge zu erteilen (und ich habe das Erbleichen gesehen, als das Kind dieses tolle Geschenk von der Freundin bekam).
Prima, ich freue mich schon auf den Bericht über den ersten Disco-Ausflug. ;)
8. Januar 2008 um 22:00
Meine herzlichen Glückwunsch an Euch beide, an Töchterlein für das überstandene Abenteuer und speziell an Dich, dass Du erfolreich Gelassenheit simuliert hast….
LG
Susanne (die das erste Mal Töchterchen-abends-ins-Kino schon hinter sich und die erste Disconacht noch vor sich hat)
8. Januar 2008 um 22:08
Höhöhö, die allerbeste Freundin ist in Eddersheim aufgewachsen. Schöne Grüße auch aus Okriftel :D
Wenn es dann erst dumm ist, dass die Pille ungenommen im Nachtschrank liegt, dann wirst du mal sehen, wie blass du werden kannst ;)
9. Januar 2008 um 06:04
Soifz! Da setz´ ich doch gerne noch einen dazu:
Wie ich meinen Sohn mit zwei Jahren mit bestem Freund spielend im Garten wähnte, bis mir ein aufgebrachter Autofahrer die Beiden entnervt zurück brachte. Er hatte sie auf dem Mittelstreifen der mehrere hundert Meter entfernten Bundesstrasse eingesammelt…… :( :( :(
9. Januar 2008 um 18:03
huch…jetzt wo Marcus es erwähnt:
Sohn1 (damals 4) wurde auch mir schon „frei Haus“ geliefert – Herbst, Regen, 10 Grad, sockfuss ohne Jacke an der Bushaltestelle ca. 200m von zu Hause weg.
Ich wähnte ihn in seinem Zimmer – er wollte nur seine Schwester vom Bus abholen. Und das in unserem jeder-kennt-jeden-Dorf….
Soweit zu „Steige nie zu Fremden ins Auto“… aber ist ja gut gegangen…
LG
Susanne
9. Januar 2008 um 19:13
Meine Tochter dürfte älter sein, ist aber noch nie alleine mit ner Freundin von zu Hause aus ins Kino gefahren. :(
Sohnemann ist auch schon mal „ausgebüchst“. Er wollte ursprünglich zu Hause bleiben, als ich Tochterkind von der Erstkommunionsvorbereitung abholen wollte. Wir Abkürzung genommen, kommen heim, kein Sohnemann da. Wir gesucht und ihn bei der Kirche (wo Tochterkind vorher war) gefunden. Es ging ihm zu lange.
12. Januar 2008 um 09:15
Und, tragen wir jetzt alle den Kindervernachlässigungsstempel oder unsere Kinder den Elternherzinfarktverursachungsstempel? ;)