Real-Soap
22. März 2007
oder
„Die Privaten könnten das nicht besser“
Die Busfahrerin des jüngsten Kindes hat sich spontan zu einem kurzem Gespräch angemeldet. Als treusorgende Mutter leuchten da sämtliche Alarmglocken! (Hat sich das Kind nicht ordentlich benommen? Müssen wir für die Reinigung von verpinkelten Sitzpolstern aufkommen? Hat es einen Kaugummi ans Fenster geklebt?)
Doch das jüngste Kind ist brav wie ein Lämmchen, lediglich über ihre Kündigung beim Busunternehmen wollte sie uns informieren. Kündigung wegen menschenunwürdiger Zustände, schlechter Bezahlung und sozialer Ungerechtigkeit und der vorgeschriebenen Behandlung der Kinder („unserem wichtigsten Gut!“, haucht sie mit tränenerstickter Stimme) wie Gepäckstücke. Das Land Rheinland Pfalz habe sie verklagt, das Busunternehmen sowieso und 35 Behörden seien angeschrieben. Obendrein bestünde Kontakt mit einem Minister, denn da müsse sich was ändern.
Sie beschreibt ihre Arbeitsbedingungen, die so dargestellt, tatsächlich jeder Beschreibung spotten: keine Gespräche mit den Kindern, keine Hilfestellung bei Erkrankung, sondern sofortige Information eines Arztes und einige Schoten mehr, von denen ich leider nicht zuordnen kann, ob sie auf einer etwas verzerrten Wahrnehmung beruhen oder tatsächlich der Realität entsprechen. Fakt ist, dass die Busfahrerin eine Desinfektion des Busses nach dieser Läusegeschichte (man erinnert sich vielleicht daran) aus eigener Tasche bezahlte und dies, obwohl das Unternehmen mir am Telefon zugesichert hatte, dass alle notwendigen Schritte zur Läuse-Entkontaminierung eingeleitet würden. Nun denn.
Ich warte nun gespannt auf die angekündigten Memoiren der Busfahrerin, die obendrein aus adligem Haus stammt, wie uns mehrmals unauffällig nebenbei mitgeteilt wurde oder wenigstens auf eine Zeugenaussage vor Gericht, denn damit ist zu rechnen.
Die Geschichte ist so merkwürdig, dass ich nicht weiß, ob ich Lachen oder Weinen soll. Einerseits ist da das Busunternehmen, welches der allgemeinen „Geiz ist geil“-Mentalität Futter gibt und aufgrund schräger Arbeitsbedingungen und schlechter Bezahlung trotzdem damit verdienen kann und andererseits ist da eine Frau, die, vorsichtig ausgedrückt, leicht durchgeknallt erscheint und ihr Herz den Kindern in ihrem Bus geschenkt hat. Auf eine Seite kann ich mich nicht stellen, da ich von der einen Seite zuwenig und von der anderen zuviel Verworrenes gehört habe.
Bleibt die Hoffnung, dass ein neuer Busfahrer bis nach den Osterferien gefunden wird und dass die bisherige Busfahrerin letztlich ihre Gerechtigkeit findet.
22. März 2007 um 17:12
Vl ist ein Teil wahr. Wer weiss. Vl ist es auch nur gekränkt sein, weil die Kündigung kam.
24. März 2007 um 20:12
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das wahr ist. Habe bis vor kurzem selbst im Büro eines solchen Unternehmens gearbeitet. Leider gibt es sehr viele Vorschriften von Verbänden, noch dazu solche Chefs wie eure Busfahrerin wohl einen hat. :( Ich spreche da aus Erfahrung…..von der schlechten Bezahlung der Fahrer will ich gar nicht erst reden…