Fahr´n wir doch mal wieder

24. Januar 2007

in die Uniklinik.

Denn genau wie damals und auch Letztens … krümmt sich das jüngste Kind vor Schmerzen, kann nicht mehr stehen, nicht mehr richtig atmen und ist käseweiß im Gesicht.
Es ist kurz vor 19:00 Uhr, die beiden großen Kinder beschließen, dass sie unmöglich allein daheim bleiben können und dringend ihrem Bruder beistehen müssen. Familie R. aus N. fährt also komplett Richtung Uniklinik.
Erfreulich leer ist es in der Notaufnahme.
Frau … äh … Mutti gibt an der Anmeldung alle Daten und Fakten bekannt, verweist auf den letzten „Besuch“ und die daraus resultierenden Ergebnisse. Dem jüngsten Kind wird Fieber gemessen (kein Fieber) und in einen Becher darf es pinkeln (Mittelstrahl, ohne Befund).
Dann beginnt das Warten.
Das jüngste Kind darf sich auf der Pritsche krümmen und ein bißchen weinen, die beiden großen Kinder beginnen sich zu langweilen. Im Behandlungszimmer gegenüber wird einem Kind Blut abgenommen, es schreit erbärmlich und der anwesende Arzt beruhigt immer verzweifelter und erfolgloser. Irgendwann gelingt die Blutabnahme, das arme Kind wird auf Station eingewiesen und der Arzt verschwindet. Für lange Zeit.
Mittlerweile weint mein jüngstes Kind nur noch ein bißchen, aber die Schmerzen sind nach wie vor schlimm. Nach einer Stunde beginnt Frau … äh … Mutti etwas ungehalten in der leeren Notaufnahme auf und ab zu wandern, die anwesende Schwester piept den Arzt an und dieser verspricht sofort zu kommen.
Er kommt nach ein paar Minuten und wir beantworten die Fragen vom letzten Mal. Nein, er hat keinen Schnupfen, ja, er hatte Stuhlgang, nein, er hat keine Nahrungsmittelunverträglichkeit, ja, er ist ansonsten gesund. Anamnese halt.
Das jüngste Kind wird abgehört und abgeklopft und schreit vor Schmerz, als der Arzt in die richtige Stelle piekt.
„Aha!“, sagt der Arzt und sieht zum Glück nicht sehr besorgt aus. „Da fühle ich eine mächtige Verstopfung!“
Dass mein jüngstes Kind, der Meisterkacker, der, der alle Kloschüsseln und bisweilen auch Unterhosen sprengt, tatsächlich eine Verstopfung haben soll? Nahezu unvorstellbar.
Er bekommt ein Klistier, kneift tapfer fünf Minuten lang die Pobacken zusammen und sitzt dann zehn Minuten auf der Klobrille. Hinterher springt er fröhlich zurück ins Behandlungszimmer, zieht sich an und möchte heim.
Das darf er auch, zusammen mit der müden Familie.
Im Gepäck haben wir den Rat, ein Notfall-Klistier im Haus zu haben und sofort wieder zu kommen, falls die Schmerzen sich auf die rechte Seite konzentrieren. Es ist halb zehn.

Ach, ich bin froh. Einerseits.
Andererseits nagt da ein leiser Zweifel. Die letzten Anfälle verschwanden „einfach so“, ganz ohne Klistier. War das diesmal vielleicht auch so und das Klistier kam nur zufällig zu diesem Zeitpunkt? Nun, wir werden es wohl in Erfahrung bringen.

(allerdings bestehe ich nicht auf eine weitere Erfahrung)

4 Kommentare zu “Fahr´n wir doch mal wieder”

  1. blogout sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti.

    Mein sehr sensibles großes Kind (weiblich) zeigt die gleiche Symptomatik. Alles vorher prima, und plötzlich denkt man als Mutter oder Arzt, das Kind geht gleich hinüber, weil es so starke Schmerzen hat. Weiche Bauchdecke, keine Temperatur, nichts. Unser bester aller Kinderärzte hat in seiner jahrzehntelangen Laufbahn immer mal wieder Ähnliches erlebt, sagt er. Der Darm soll es sein. Plötzliches Auftreten von starken Schmerzen, die nach Stunden von alleine wieder verschwinden. Naja. Wir leben nun einfach damit und die plötzlichen „wir müssen in die Notaufnahme“-Situationen sind sehr selten geworden.

    Liebe Grüße,

    blogout

  2. Bini sagt:

    hmmm… Blähungen können auch sehr fies sein *soifz*… und die haben die Angewohntheit aus dem Nichts aufzutauchen, sich festzusetzen, den Menschen ordentlich zu plagen und malträtieren um dann urplötzlich wieder zu verschwinden *soifz* Da es mich auch in und wieder anfällt, habe ich immer Lefax (Kautabletten) im Haus sowie Kümmel-Anis-Fenchel-Tee.

    Zum Schluß meiner Zeilen wünsche ich Euch, das Ihr auf weitere Besuche diesbezüglich verzichten könnt *hoffundwünsch*

    Alles Liebe

    Bini.

  3. Tin@ sagt:

    Sowas hatte Annika auch mal: ich holte ein schrecklich krankes Kind bei meiner Mutter ab, fuhr zum Arzt und wir wurden als eilig dringender akuter Bauch in die Klinik geschafft.

    Keine Entzündungswerte, kein Fieber, US ok, aber Bauchdecke hart und Allgemeinzustand schlecht. Sie sollte trotz unauffälligem US sicherheitshalber den Blinddarm entfernt bekommen, brauchte vorher aber noch einen Einlauf.

    Sie bekam ein Klistier, sprengte die Kloschüssel und war wundersam genesen. OP abgeblasen.

    Der Kinderchirurg sagte damals, dass es vorkommen kann, dass sich eine Darmschlinge „verklemmt“ und der Kot sich dort staut. Es gibt außerdem sehr selten Kinder, bei denen in kleinen Teilen des Darmes die Muskulatur nicht funktioniert und sich dort wiederum Kot stauen kann. Beides sollte man tunlichst herausfinden und etwas dagegen tun. Wie wäre es mit ein paar diagnostischen Tagen in der Uniklinik? So mit Kind von innen nach außen stülpen?

    Viele Grüße von Hobbyhypochonder zu Hobbyhypochonder (und hinterher hatten wir doch recht…)

  4. Karin sagt:

    Tja, da has hätte ich nicht gedacht, dass ich das mal erzählen würde: ich hatte das auch als Kind. Mit mir ist zwar niemand in die Notaufnahme gefahren, aber nach einigen solchen Krümmattacken (die Schmerzen sind wirklich mörderisch und es fühlt sich gar nicht nach „kackenmüssen“ an) hatten wir rausgefunden: wann immer ich mal den „richtigen Zeitpunkt “ fürs Klo verpasst hatte, mir es sozusagen verdrückt hatte, fing es ein paar Stunden später mit diesen höllischen Schmerzen an. Klistier kam damals auch keines zum Einsatz, ich wurde aufs Klos geschickt und hatte den Spass rauszuquälen. (hmmm, ich hätte auch gern eine Frau Mutti gehabt, die mich zum Arzt fährt)… Tja, immerhin kam ich in der 5. Klasse, neu auf dem Gymnasium so um meine allererste Sportstunde in der neuen Schule: ich habe sie gekrümmt auf der Liege im Krankenzimmer verbracht, bis sich ein Lehrer (mein späterer Mathegrundkurslehrer) erbarmt hat, mich heimzufahren. Natürlich nicht, bevor meine Mum die Sekretärin am Telefon angewiesen hatte:“Fragen sie sie mal, ob sie schon gekackt hat!“….Naja.
    Ich krieg das übrigens immer noch ab und an.