vorwärts, marsch!

15. August 2006

Ein weiterer „uns ist arg langweilig“- und „mir tut der Hintern vom auf dem Sofa sitzen weh“-Tag stand bevor. Der Himmel grau und tief, lausige 20°C zeigte das Thermometer und, mal ehrlich, die Stimmung war mies.

„Auf, auf, ihr Kindelein, wir wollen uns heute bewegen!“, juchzte Frau … äh … Mutti, stets mit gutem Beispiel vorangehend, „Spiel, Sport, Spaß an der frischen Luft!“
„oh, neee“, jammerten die Kindelein, „darauf haben wir keine Luhust.“

„Ihr faulen Säcke braucht ein bißchen Schwung“, ermunterte der beste Vater meiner Kinder seine Brut, „wir gehen wandern!“
„oh, neee“, jammerten die Kindelein, „darauf haben wir keine Luhust.“

Eltern können so grausam sein, so hartherzig und gemein.

Die Kindelein mussten in die harten, engen Wanderschuhe steigen und gar fürchterlich zetern; bis ins Nachbardorf sollte die Wanderung gehen! Sechs Kilometer! Und dann mit dem Zug zurück.

Zuerst mussten wir durch die Weinberge nach oben:

Da hatte sich die Laune der hinreissenden Bestien schon merklich aufgehellt, denn Laufen ist eigentlich gar nicht so schlimm. Vor allem dann, wenn es gar nicht heiß ist und man von oben trotz trüben Himmels eine tolle Sicht hat. Auf die Grüne Villa zum Beispiel.

Noch höher ging es, die „Himmelstreppchen“ hinauf.

Danach eine große Schleife, ganz oben auf dem „Berg“, mit Blick auf den schemenhaften Odenwald und einem Hauch von Frankfurt. Der Rhein schimmerte grau-grün unter uns und die Trauben waren leider noch ziemlich sauer. Zeit für eine erste Rast auf dem Aussichtspunkt des Brudersbergs.

„Machen Sie in Nierstein Urlaub?“, fragte der Mann mit Hund, der auf der Bank saß.
„Nein, wir wohnen hier.“, antworteten wir freundlich.
Wo man wohnt, da wandert man nicht. Scheinbar.

Weiter ging es, eine Stückchen runter, ein bißchen nach oben, einen großen Bogen, eine scharfe Kurve, asphaltiert und Feldweg. Der nächste Rastplatz war das Nackenheimer Kreuz.

Die Kinder beschlossen, dass sie unbedingt eine Schnitzpause brauchen, die Eltern legten die Füße hoch. Doch der Wind blies immer kühler und die Spiele der Kinder wurden imer waghalsiger

und so gingen wir weiter. Den letzten Kilometer abwärts nach Nackenheim.
Und dann noch eine kleine Schleife Richtung Bodenheim. Doch selbst Rehe und Hasen konnten nicht mehr von den müden Füßen ablenken, ausserdem endete der Weg an einem großen Findling und wir mussten querfeldein … Zeit den Nackenheimer Bahnhof zu suchen, zehn Minuten auf den nächsten Zug zu warten, einsteigen, heimfahren, aussteigen, heimlaufen und entkräftet über einer Tasse Kaffee samt Kuchen zusammen zu brechen.

Ideales Wanderwetter, ideal genutzt und – wir sind verdammt aus der Übung. Kindelein, das machen wir bald wieder, dann in die andere Richtung.

3 Kommentare zu “vorwärts, marsch!”

  1. Papa hans sagt:

    Hey Ihr lieben,
    um diesen Marsch beneide ich Euch. Die Landschaft ist toll und das Wetter ideal(ok 25°C) wäre schöner. Aber einst ist sicher : Heute schlafen die Kids früh und gut *fg* „

    liebe Grüße

    Papa Hans

  2. jette sagt:

    Wir wandern hier auch oft durch Tiergarten und Jungfernheide. Alles sehr eben. Leider.

  3. katja sagt:

    Also mein drei Sprösslinge sind immer ganz begeistert, von Wanderungen :D