Führe mich nicht in Versuchung
20. Februar 2010
Die erste Herausforderung des Tages meisterte ich am frühen Morgen beim Bäcker, Brötchen und Croissants für die Familie kaufen. Der Duft nach frischem Brot gehört mit zu den allerfeinsten Dingen, die man (m)einer Nase antun kann! Durch das Fasten ist meine Nase höchstsensibel geworden. Ich habe schon immer gut riechen können, doch im Moment ist es beinahe zuviel.
Die zweite Herausforderung war das Frühstück mit der Familie und das Zaubern eines köstlichen Café au lait für den besten Vater meiner Kinder. Und das Schnuppern an der selbstgekochten Erdbeermarmelade. Wow, das grenzte an Selbstkasteiung.
Mein Magen war zufrieden mit Eisentablette, Orangensaft und Tee.
Kurze Zeit später im Baumarkt, beim Abmischen des Lackes in der Farbe 50.16.07, grummelte es im Bauch. Bei der Auswahl nach der optimalen Nähplatzbeleuchtung knurrte es im Bauch.
Auf der Suche nach Sepiaschalen für die Achatschnecken kam ich an mehren Schütten voller Schweineohren, Rote-Bete-Brösel, Erbsenflocken und „Alles, was der Hund so liebt“ vorbei und ich gestehe, mein Magen brummte noch lauter.
Interessanterweise hatte ich keinen Hunger, nur großen Durst. Und hatte natürlich nichts dabei. Im Winter denkt da ja kein Mensch dran.
Kulinarische Herausforderungen gab es im Elektromarkt keine, erst kurze Zeit später, als wir kurz noch in den Supermarkt sprangen. „Gehe niemals hungrig einkaufen!“, lautet ein weiser Ratschlag. Ich bin tapfer standhaft geblieben, obwohl da diese köstlichen Probierhäppchen auslagen. Habe mir die ganze Zeit eingeredet, dass ich mich sehr, sehr auf meinen feinen Karottensaft daheim freue. Hat nicht allzu gut geklappt :)
Die Grundstimmung heute ist entspannt und fröhlich. Vor allem jetzt, nachdem ich meinen köstlichen Karottensaft genossen habe.
Ich bin weiterhin sehr gespannt, ob dieses unterschwellige Hungergefühl irgedwann verschwindet oder ich mich einfach damit arrangieren muss. Es ist nicht belastend, dieses Gefühl. Wer schon einmal das Rauchen aufgegeben hat, weiß, dass man stundenlang nicht an eine Zigarette denkt und urplötzlich dann doch den Jieper bekommt. So ähnlich geht es mir heute.
So. Und jetzt die nächste Herausforderung: kochen. Immer wieder eine Freude, nicht abschmecken zu können, nicht den Löffel mal eben ablecken zu dürfen und nicht das letzte Karottenstück einfach in den Mund zu stecken, statt es nochmals zu halbieren.
Schon interessant sich bewusst zu machen, was mal eben so nebenbei im Mund landet.
20. Februar 2010 um 16:05
Dürfen Sie in der Fastenzeit auch selbtgemixte Obstbuttermilchkreationen trinken?
20. Februar 2010 um 16:33
peelia, ich hab keine Ahnung, ob ich´s darf :)
Manche Menschen schwören während ihrer Fastenzeit auf Buttermilch oder Molke, um kein Eiweiß zu verlieren. Ich denke, ich brauch´s nicht, freue mich aber auf die Nachfastenzeit, weil gerade Buttermilch kann ich mir prima als Wiedereinstieg vorstellen.
20. Februar 2010 um 17:06
Ja, das geht mir im Moment genauso, ich merke deutlich, wann und wo ich mir angewöhnt habe, immer mal in die Bonbontüte zu greifen oder wo überall ich mir schnell mal nebenher was Süßes mitnehme.
Heute im Coffeeshop lag herrlichster dunkler saftiger Schokoladenkuchen aus und als der Prinz noch allen Ernstes sagte, Kuchen zähle für ihn nicht zu Süßigkeiten, bin ich kurz schwankend geworden. Hab’s mir dann doch verkniffen, weil ich gesagt habe „nix Süßes“ und Kuchen gehört für mich dazu.
Es ist schwer. Aber ich hoffe, man sieht es nachher am Umfang und die Sucht, ständig was naschen zu müssen, ist dann gebrochen.
Ich halte Ihnen die Daumen für’s Durchhalten!
20. Februar 2010 um 17:31
Hallo Frau… äh… Mutti,
der vierte Tag:
Gereizt bin ich nicht-im Gegenteil, es geht mir viel besser als gestern (dazu muss man sagen, dass ich keine Kinder habe und mein Freund übers Wochende nicht da ist ;-) ) Konnte heute sogar viele Sache erledigen, die ich schon lange vor mir hergeschoben habe.
Aber beim Einkaufen setzte ich den „Tunnelblick“ ein. schnurr-stracks zur Gemüseabteilung (Zutaten für die Gemüsebrühe besorgen) und auf dem direktem Weg zur Kasse zurück. Keine Umwege um Verlockung aus dem Weg zu gehen. Ich frage mich jetzt, ob dies überhaupt nötig war, denn der Kühlschrank ist voller guter Sachen und ich habe ja auch kein Bedürfnis „mich an ihm zu vergreifen“.
Hier mein Fasten-Plan:
Morgens: 1 Glas O-Saft (mit stillem Mineralwasser verdünnt)
Mittags: 200g Buttermilch & 1 Glas O-Saft (mit stillem Mineralwasser verdünnt)
Nachmittags 1 l Tee & 2 Tassen Gemüsebrühe
Zusätzlich über den Tag 2-3 Liter Stilles Mineralwasser
Sie verzichten auf die Buttermilch und die Brühe, Ja?
Ein unterschwelliges Hungergefühl merke ich nicht, aber es entwickelt sich wieder ein Bewußtsein dafür, wie schnell mal was im Mund verschwindet.
Viel Erfolg und bis Morgen
Sandra
20. Februar 2010 um 23:08
Ich leide ja mit Ihnen.
Sie beschreiben das so wunderbar, dass ich gar nicht anders kann, als mitleiden. :-)
Weiter alles Gute wünsche ich
21. Februar 2010 um 00:09
Ich warte ob sich die Euphorie so richtig einstellt-dann überleg ichs mir auch mal-aber nur wenn die Kinder bei Oma bekocht werden, das sind ja Tantalusqualen!
LG!
Ela
*kicher,“beer“ bei captcha,das ist ja wohl auch tabu
21. Februar 2010 um 13:20
oh ja diese sache mit dem nschen beim kochen, die ist mir hier auch arg bewusst geworden
ich versuche ja für meine männers so normal wie nur irgendwie möglich zu kochen, ich seh nicht ein, das sie verzichten müssen nur weil ich das ein oder andere halt nicht mehr darf, das abschlecken des löffels ist für mich allerdings auch nicht erlaubt und das ist echt schwer umzusetzen