Schöpfung statt Verzweiflung
17. März 2010
Zwei Stunden in der ziemlich ungeheizten Bartholomäuskirche gesessen und „Die Schöpfung“ von Haydn gehört. Die Freundin, die nie Zeit hat spielte Cello und deshalb muss man ab und zu auf die verzweifelten Hausfrauen verzichten. (man kann sie ja später schauen, sie sind aufgenommen)
Ich bin nicht der allergrößte Fan von Arien und nach dem 18. Rezitativ war ich etwas nervös, weil der Bass aka Raphael doch sehr knödelte. Doch Uriel, der Tenor, lehrte Folgendes:
(…)
Ein Mann und König der Natur
Die breit gewölbt´ erhabne Stirn
Verkünd´t der Weisheit tiefen Sinn
Und aus dem hellen Blicke strahlt
Der Geist, des Schöpfers Hauch und Ebenbild.
An seinen Busen schmiegt sich
Für ihn, aus ihm geformt,
Die Gattin, hold und anmutsvoll.
In froher Unschuld lächelt sie,
Des Frühlings reizend Bild,
Ihm Liebe, Glück und Wonne zu.
(…)
Reichte aus, um die Chorgesang-Gänsehaut durch ein Schmunzeln zu ersetzen.
17. März 2010 um 23:36
*kicher*
Tja, was sagt das über Haydn aus?
Macho!!!!!!!
18. März 2010 um 08:10
Die Gattin, hold und anmutsvoll.
In froher Unschuld lächelt sie,
Des Frühlings reizend Bild,
Ihm Liebe, Glück und Wonne zu…
…und sagte: schatz,
trag doch mal schnell den müll hinaus!
18. März 2010 um 08:18
Ups – bisher mochte ich eigentlich den Haydn. Nun muß ich meine Einstellung zu ihm wohl korrigieren. Ich dachte immer, dass solch schlimme Auswüchse nur bei den Na.z.is vorkamen.
18. März 2010 um 08:51
und in so manchem Manne schlummert wohl noch solch (Wunsch)Gedanke…
schmunzelnde Grüße
PS. Herr Haydn lebte von 1732 – 1809
Zeitgeist – eben
18. März 2010 um 08:55
Frau Rotkraut, da schließe ich mich Ihnen vollinhaltlich an: es war eben früher. Aber trotzdem so gruselig-amüsant. Auch was Adam so alles zu Eva sagt … kräuselt Zehennägel :)
18. März 2010 um 10:49
@Tintenfisch: nicht alles, was Ohren des 21. Jahrhunderts befremdlich erscheint, ist den Nazis entsprungen. In dem Fall wars Anonymus, der die Anfangszeilen der Bibel ersonnen hat…. ;)
In diesem Sinne: Freude schöner Kaffeespritzer, Milchschaum aus Elysion… ;)
18. März 2010 um 11:03
@ Ellen
:-)
21. März 2010 um 12:38
hier fügen Sie und Ihre Mit-Bloggerinnen Haydn und seinem Libretto-Schreiber schweres Unrecht zu. Es geht bei dem Libretto überhaupt nicht um „Na.zi.tum“ oder „Machogehabe“. Das Libretto wurde von einem Freund Haydens, einem Herrn Salomon ins Deutsche übersetzt und stammt ursprünglich aus der Feder eines (ziemlich) unbekannten englischen Dichters. Der wiederum hat Anlehnungen bei der Bibel (1.Buch Moses) und bei dem Epos „paradise lost“ von John Milton genommen. Bei genauem Hinsehen und -hören hätten Sie die Intention dieses bewundernswert modernen Stückes erkannt „der Mann (lies evtl. Mensch“ )und König der Natur … verkünd’t der Weisheit tiefern Sinn „, das ist das Zeitalter des Lichts, das sind die puren Gedanken der Aufklärung: nicht mehr Gott, der Mensch steht im Mittelpunkt. Für die damalige Zeit ist das absolut neues Gedankengut, geradezu revolutionär. Und das schöne Zitat aus der Bibel „… des Schöpfers … Ebenbild“, wie es im griechischen Bibeltext heißt : „Gottes Mime sein“, kann man auch nicht oft genug wiederholen. Ich wüsste nicht, wie man diesen Anspruch Gottes an alle Menschen schöner und wahrer ausdrücken sollte, uns allen zur Erinnerung. Die Worte wirken kindlich, fast naiv, Haydn staunt über das Wunder der Schöpfung. Vielleicht kann man nur so Zugang zu diesem Werk bekommen – wie ein Kind staunen. Danke für’s Nachdenken lassen und vielleicht mal die Blicke weiter schweifen lassen als vom bestickten Schlüsselanhänger bis zum gefühlten Geschlechterkampf
21. März 2010 um 14:07
Liebe Jutta, nicht zuviel in einen Blogeintrag hineininterpretieren, bitte. Und, ich verwehre mich energisch, die Na.zi.tum-Aussage stammt nicht von mir.