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8. Dezember 2010

Das Weihnachtsschaufenster leert sich und das erfreut Oma Eis und mich natürlich ungemein. Am Wochenende verschwindet es wieder, bis … mal sehen, wann es sich wieder füllt. Ostern vielleicht.

Ich danke für Ihr eifriges Einkaufen und vor allem danke ich für Ihre Geduld, denn es ist manchmal doch etwas chaotisch hier, wenn beispielsweise vier mails gleichzeitig eingehen und alle mir mitteilen: „Ich will unbedingt diese Tasche.“ Alle vier bekommen dann eine Antwort, in der der Preis steht und eine Bitte um Zu- oder Absage. Während ich diese mails schreibe trudeln fünf weitere ein, in denen Stern-, Herz- und Monsterwünsche stehen, gerne sich überschneidend, weil alle gerne den Stern haben wollen, von dem nur noch einer da ist. Ersatzweise darf es dann ein anderer sein, der aber womöglich auch just in diesem Moment verkauft wurde. Während ich Sterne verteile und die Anzahl der im Schaufenster vorhandenen verringere, trudeln die ersten Antworten zur Tasche ein und die erste mail, die „JA!“ sagt, hat sie. Den anderen muss ich dann herzblutend Absagen schreiben. Kurz bevor ich die Tasche als verkauft markiere, kommen etwa drei mails, mit dem Wunsch nach genau dieser Tasche. Achach, schwer.

Oma Eis und ich saßen gestern sechs Stunden parat, mit Laptop, iPad, Block und Bleistift. Sie, die geborene Buchhalterin, versuchte Ordnung ins Chaos zu bringen, ich, die geborene „ich kann mir das schon merken und ich schmeisse einfach die mails in den „gelesen-Ordner“, da finde ich sie schon wieder und ich bin mir sicher, dass ich irgendwo noch die Adresse stehen habe“-Vertreterin sorgte für steten Chaos-Nachschub. Ich hoffe sehr, dass ich die Grasmonster nicht fünfmal verkauft habe, obwohl nur noch drei davon da waren und dass ich nicht zuvielen Menschen eine pompadura pünktlich zu Weihnachten versprochen habe. Denn wenn Sie wirklich mal eine pompadura knapp verpasst haben, dann werde ich weich und schreibe „Soll ich sie nochmal nähen?“, nicht bedenkend, dass sich solch eine Frage viel leichter schreiben lässt, als genau diese Tasche sich nähen lässt. Nun, Sie hatten Glück, Sie die Sie mich weich gemacht haben :)

Heute morgen schaltete ich den Rechner an und seit zwei Stunden arbeite ich mails ab. Das ist ungaublich. Toll! Mein Nähzimmer riecht wie die Provence im Hochsommer, weil gefühlt Tausende von Lavendelherzen in farblich geordneten Häufchen den Tisch belagern. Viele, viele Sterne fläzen auf dem Sofa herum und mit Zetteln versehene Taschen baumeln an der Gardinenstange, an arbeiten ist da erstmal nicht zu denken. Morgen früh werden wir die ersten Sachen eintüten und wegschicken.

*****

Der Weihnachtsmarkt dagegen … war stellenweise langweilig :) Sonntag zum Beispiel, zwischen 11 und 13 Uhr, als genau niemand kam. So wie es aber dämmerte drängten sich die Menschen um unseren Stand. Nächstes Jahr werden wir Plätzchen verkaufen, denn die kleinen Plätzchentüten, die Oma Eis für Viel-Einkäufer als kleines Dankeschön gepackt hatte, die hätten wir meistbietend versteigern können, mehrfach. Ausserdem werden wir nächstes Jahr eine Kinderspielecke einrichten, damit gestresste Mütter in Ruhe stöbern können. Und vielleicht auch eine Männerecke mit Bier und Hochglanzmagazinen, denn die Männer werden noch quengeliger und ungeduldiger als so manches Kleinkind. Eine Scannerkasse wäre hilfreich und wir denken über eine Kundenkarte nach ;)

Das Sortiment wird um Muffs erweitert, denn meiner erwies sich als Objekt der Begierde, er wurde herumgereicht und wer seine Hände hineinsteckte, dem entfuhr ein verzücktes „Ooh!“. Was wahrscheinlich auch am Taschenofen, der darin steckte, lag. Der beste Vater meiner Kinder reagierte leicht irritiert, als ihm der SchwagerderMutterderallerbestenTochterfreundin „Ich stecke jetzt meine Hände in den Muff deiner Frau!“ zuraunte.

Das Wetter spielte hervorraged mit, Schnee, Sonnenschein und milde Kälte bis Sonntag abend, erst dann setzte fieser Nieselschneeeisregen ein.  Es gab hervorragenden Glühwein, nur einmal wurde „Last Christmas“ am Nachbarstand gespielt (dafür knödelte Mariah Carey mehrere Stunden lang), viele bekannte Gesichter aus Kleinbloggersdorf und einige neue lächelten freundlich und waren dann im moralischen Zugzwang etwas zu kaufen :) Freunde reichten Kaffee, Kuchen, Glühwein und Haustürschlüssel, falls Aufwärmen oder eine saubere Toilette nötig wären und insgesamt hat dieser Weihnachtsmarkt so viel Spaß gemacht, dass ich überhaupt nicht zum Frieren kam.

Nächstes Jahr wieder und diesmal fange ich garantiert im Januar schon mit dem Nähen dafür an. Oder im Februar. Spätestens März.

„Und nächstes Jahr …“

5. Dezember 2010

so sprach Mme Ouvrage, „fangen wir schon im Januar mit dem Nähen für den Weihnachtsmarkt an.“

Weil wenn die Füße erstmal tot sind, macht das Ganze mächtig Spaß. (und ich wage mal zu behaupten, dass wir a) einen der allerschönsten Stände an der b) idealsten Stelle mit c) den nettesten Verkäufern haben)

Statt neue Spiegelmutti hier dann die vermummte Frau … äh … Mutti. Falls Sie mich suchen sollten: ich bin die unter den vielen Schichten.

Mme Ouvrage bat mich darauf hinzuweisen, dass ihr Skianzug a) eine Leihgabe ist und b) nicht ihr übliches Outfit. Aber Hauptsache warm.

Wir haben Spaß. Wirklich.

(und jetzt wieder los, um elf geht´s weiter)

Hallo Wetter,

4. Dezember 2010

ich hatte wenigstens 5°C für heute bestellt. Hast du nicht hingekriegt und ich nehme das persönlich. Ausserdem hast du einen Himmel gezaubert, der so aussieht, als seie ihm schneespeiübel. Vergiss bitte nicht, dass ich heute noch sieben (!!) Stunden unter diesem „Hauch von nix“-Plastikdachpavillon stehen muss und strenge dich mal ein bißchen an, du! Schnee liegt genug, fehlt noch Sonnenschein, damit ich mir Wärme wenigstens einbilden kann.

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Habe kurz überlegt, den Elektroradiator unter den Tisch am Stand zu schmuggeln, doch mit Rücksicht auf das arg überlastete Stromnetz im Park habe ich die Idee verworfen. Gab letztes Jahr schon dauernd Stromausfälle. Und das Kabel vom Heizdeckchen ist leider nur so kurz, dass ich mich unter den Tisch kauern müsste. Ist wahrscheinlich wärmer da unten, aber eben auch ausgesprochen unkommunikativ.

„Ich bräuchte eine Heizdecke ohne Kabel, eine wireless-Decke sozusagen.“, nöhlte Frau … äh … Mutti.

„Wireless-Decken nennt man Wärmflaschen und davon haben wir zwei.“, erwiderte der beste Vater meiner Kinder, gnadenlos und hämisch kichernd. Weil er ist zwar auch draußen heute, aber in Bewegung. Dreissig Kubikmeter Holz wollen in ofengerechte Stückchen gesägt werden.

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Das, was ich bisher gerichtet habe, um damit unseren Stand hübsch zu machen, ist deutlich mehr als das, was ich zu verkaufen gedenke. Jetzt habe ich leichte Panikattacken, ob ich nicht womöglich zu wenig Zeug habe. (andererseits: wenn das weinige Zeug verkauft ist, gehe ich eben heim. Und freue mich)

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Werde noch zwei Stunden mit dem Ofen kuscheln, um Wärme für den Resttag zu speichern.

Und?

3. Dezember 2010

Was hast du gekriegt?

Tiefrote Rosen, Schokolade, ein beinahe fertiges Vogelhaus, eine Winterjacke, einen echten Christstollen, zweimal Kaffeeklatsch in irgendeiner Stadt, eine Pilzkerze, ein Glitzerschnickeldi, eine Tasche, ein Bild und jede Menge Post, elektronisch und auf Papier. Danke!!

Oma Eis bracht mir noch ein paar Schätzchen mit, die ich Ihnen gerne zeigen möchte. Auch um zu erklären, weswegen es so wichtig ist, scheinbar Unwichtiges aufzuheben.

Die Decke, die die Spiegelmutti heute im Arm hält zum Beispiel. 144 Granny Squares, gehäkelt in neun Monaten und genau rechtzeitig zum 2.Dezember 1970 fertig geworden.

144 Quadrate, es gibt nur zwei Pärchen. Das habe ich irgendwann als Kind mal herausgefunden, als ich fiebrig, in die Decke eingemummelt, auf dem Sofa saß. Und wahrscheinlich eines der drei Fernsehprogramme konsumierte :)

Oder das hier:

(click!)

Vor zwanzig Jahren, als ich zum ersten Mal richtig flügge wurde. Alleine nach Spanien, ganz weit weg.

Oder den hier:

(click!)

Ich kann nicht begründen, warum mich diese Kleinigkeiten so erfreuen. Oder ob es vielleicht nur an der Flasche Crémant liegt, die ich heute morgen mit der Mutter der allerliebsten Tochterfreundin und der bösen Frisöse köpfte, dass ich so „hach!“ bin.

Jedenfalls weiß ich jetzt, was ich bisher nur ahnte: diese Erinnerungskisten, die wir für unsere Kindelein angelegt haben, die werden irgendwann ein wunderbares Geschenk werden. Keine Ahnung zu welcher Gelegenheit, doch der richtige Moment wird kommen :)

Hoch die Tasse XXXX

1. Dezember 2010

Das Tässchen steht im Schnee, das ärmste. Gekaffeeklatscht mit Leipziger Lerche wurde

Da.