27.11. – gegen das Novembergrau
27. November 2016
Den ersten Kaffee des Tages trank ich um halb sieben, nur in Hundegesellschaft vor dem Ofen. Es war noch dunkel und mir war sehr gemütlich zumute.
Kurz nach neun weckte ich den besten Vater meiner Kinder und um halb zehn marschierten wir los. Laufen gegen das Novembergrau, wenn man erstmal unterwegs ist, ist es nicht mehr schlimm. Und der Hund muss ja eh raus.
Die Verdauung des Hundes schrieb uns den ersten Teil des Weges vor, den Mülleimer für die Kackbeutel gibt es nur wenige, da muss man sich schon nach richten. Deswegen gingen wir die große Steig nicht weiter, sondern bogen zur „Roter Hang Hütte“ ab, weil – genau. Da gibt es einen Mülleimer.
Nach der Hütte gingen wir quer.

Im Zuge der Flurbereinigung ist es dort oben ziemlich kahl geworden. Viele Wingerte sind schon komplett ausgemacht, von manchen stehen nur noch die Stöcke in der Erde. Das sieht ein bißchen traurig aus, passiert aber alle paar Jahre mal. Und der gar nicht mehr so kleine Hund fand es super, weil es so viele Knorzen zum Rumschleppen und jede Menge Platz zum Rennen gibt.

(außerdem liegen sehr viele Kleintierkadaver herum. In dreien wälzte sich der Hund hingebungsvoll, was ihm nach dem Spaziergang eine gründliche Dusche einbrachte)
Bis vor ein paar Wochen war ich sehr angespannt, wenn der gar nicht mehr so kleine Hund frei lief. Immerhin ist der Vater ein Pointer und das Jagdgen schien gut durchzuschlagen. Doch mittlerweile hört Lola sehr gut auf den Rückruf, kommt sogar, wenn sie Rehe aufscheucht. Das erleichtert die Hunderunden ungemein, denn die Schleppleine ist schon sehr lästig.

Zum Glück ist der Hund so verfressen, für ein Hundeleckerli ignoriert sie sogar Jagdbeute. Allerdings frisst sie eben auch alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, aber das ist eine andere Baustelle. (eine kleine)

Wir wanderten immer weiter Richtung Lörzweiler, vorbei an abgeernteten Rübenäckern. Es blieb trüb, die einzigen Farben um uns herum waren braun, grün und grau in allen Nuancen. Sehr ruhig, sehr friedlich.

In der Ferne tauchte unser Ziel auf, der „Königsstuhl“.
Konrad der Ältere wurde dort am 8. September 1024 als Nachfolger von Kaiser Heinrich II. zum deutschen König gewählt.

Solch ein schniekes Türmchen gab es damals wohl eher nicht, sicher nur ein Zelt und vielleicht ein Podest. Macht aber nix, es ist schön, dass hier ein bekanntes Stück Geschichte geschrieben wurde.
Wir lockten Lola mit Hundeleckerlis und sehr viel Lob die Eisengittertreppe nach oben und genossen den Rundumblick.

Danach ging es auf dem Betonweg direkt nach Hause. Vorbei am Wartturm und der Kelter an der kleinen Steig. Für Pokémonspieler ganz wichtige Stationen! :)

Zehn Minuten später waren wir wieder daheim, wo uns der von den Söhnen gedeckte Adventsfrühstückstisch erwartete. Zehn Kilometer, zwei Stunden unterwegs und das Grau hatte keine Chance, mir schlechte Laune zu machen.
26.11. – gegen das Novembergrau
26. November 2016
Ein klarer, durchstrukturierter Tag sollte das sein, ich hatte einen Plan.
Diesen Plan hielt ich bis nach dem Frühstück durch. Bis dahin hatte der beste Vater meiner Kinder mit Lola eine Radtour hinter sich und Brötchen geholt. Ich hatte alles durchgesaugt, diverse Felle ausgeschüttelt und gebürstet und durch den Flur gewischt.
Wir frühstückten mit den Söhnen und beschlossen dann spontan dem grauen Wetter zu trotzen und zum Lieblingswinzer ins Nachbardorf zu radeln. Eigene Weinbestände aufstocken und Geburtstagsmitbringsel einzukaufen. Beim Lieblingswinzer darf man natürlich probieren was man kaufen möchte und so nahmen wir ein Schlückchen Secco, ein Schlückchen Sekt (brut), verschiedene Schlückchen trockene Weißweine aus verschiedenen Lagen, weitere Schlückchen halbtrockene Weißweine und einen Portugieser Weißherbst und abschließend einen recht großen Schluck Beerenauslese. Wir kauften dann sehr fröhlich sehr viel Wein für sehr viel Geld und beluden Fahrradanhänger und Satteltaschen. Wahrscheinlich waren meine Satteltaschen ungleich beladen und mir fiel deshalb das Geradeausfahren schwer.
Wieder daheim mussten wir uns aufwärmen, denn es war mittlerweile fies kalt geworden. Und wie wir so aufs Ofenfeuer schauten und unsere kalten Hände und Ohren rieben, fiel uns die Rabattaktion vom Outdoorhändler in Mainz ein, der bestimmt schöne Handschuhe und Mützen hat. Um außerdem fehlten noch Lebkuchen für den ersten Advent und vielleicht blieb ja noch Zeit, um den 100,-€ Gutschein vom Fahrradhändler zu verbraten?
Der Jüngste brachte seinen Wunschzettel für Weihnachten und einige dieser Wünsche ließen sich doch auch noch gleich erledigen und wenn wir schon mal in Mainz wären, könnte ich rasch noch Fleece für Helmohrenschützer, die ich seit Jahren nähen will, kaufen. Und einen Feuerlöscher, denn das ist eine neue Auflage für Weihnachtsmarktstandbesitzer: einen Feuerlöscher griffbereit haben.
Wir fuhren also nach Mainz und erledigten tatsächlich alles was wir uns vorgenommen hatten, fanden sogar ein (Überraschungs)Weihnachtsgeschenk für die Söhne. Nur den Mistelzweig den ich gerne gekauft hätte, den fand ich nirgendwo. Stattdessen kaufte ich einen Pott Rosmarin, meiner im Garten ist nämlich schon wieder eingegangen.
Wieder daheim kochte ich rasch Abendessen, der beste Vater meiner Kinder buk zwei Hefezöpfe. (einen für das Frühstück morgen, einer zum Eingefrieren). Nach dem Essen versuchte ich den ursprünglichen Tagesplan noch ins Programm zu packen und rührte zwei Plätzchenteige. Die Balsamkipferl buk ich noch, der Teig für das Spritzgebäck wird ja im Kühlschrank nicht schlecht bis morgen.
Jetzt sitze ich doch lieber mit dem Gatten auf dem Sofa und versuche es auszuhalten, dass es zum ersten Advent kein Spritzgebäck geben wird. Skandal!
25.11. – gegen das Novembergrau
25. November 2016
Die Flasche Rotwein vom gestrigen Abend zwickte mir ziemlich in den Schläfen, trotzdem stellte ich mich heute morgen in die Küche und buk die ersten Plätzchen. Schließlich ist am Sonntag der erste Advent, da gehören frische Plätzchen zur ersten Kerze, so will es die perfekte Hausfrau in mir.
Plätzchen backen fällt in meinen Zuständigkeitsbereich, obwohl ja eigentlich der beste Vater meiner Kinder der Bäcker im Haus ist. Vielleicht liegt das daran, dass halt früher ich mit den Kindelein buk, als Zeitverbringding und um Traditionen und Erinnerungen zu schaffen.
Es gibt viele Erinnerungen an das Plätzchen backen mit Kindern, eigenen, geliehenen, kurz bei uns wohnenden und zur Geburtstagsfeier eingeladenen. Ich buk in meiner Küche, in Freundinnenküchen und ein paarmal auch zusammen mit der Freundin in der Schulküche. (mit allen Kindern der Klasse, denn alle wollten nur mit uns backen, bei uns durfte man nämlich Teig naschen und rummatschen)
Es gab immer Ausstechplätzchen, weil man die hinterher mit Zuckerperlen überhäufen kann. Es gab Schneeflocken, weil selbst kleinste Kinderhände Teigkugeln rollen und mit der Gabel plattdrücken können. Es gab Spritzgebäck, weil die Teigwurst direkt aus dem Fleischwolf so lecker ist und man Initialen backen kann. Und es gab immer das eine Hörspiel dazu, denn „Plätzchen kommt von platzen“, das weiß der Schweinachtsmann.

Das Backen mit den Kindern war nicht immer nur das reine Vergnügen. Es war keinesfalls idyllisch oder gar stimmungsvoll und irgendwie ergreifend. Flucht ergreifend, ja, das schon eher. Es gab Streit um Nudelhölzer und das eine Ausstechförmchen, das alle haben wollten. Puderzucker und Mehl staubten durch die Küche, Zuckerperlen knirschten bis weit nach Weihnachten unter den Füßen und ja, zu viel roher Teig macht tatsächlich Bauchweh und führt zu Übelkeit. Teig klebte an den Schränken, unter dem Tisch, in den Haaren und sogar im Kinderzimmerteppich und das ist bis heute ein Geheimnis, wie er dort hinkam, vielleicht vom selben Übeltäter dorthin geschleppt, der sich ein Klümpchen in der Hosentasche gesichert hatte.
Heute buk ich ganz allein. Perfekte, kreisrunde Schneeflocken und nicht weniger perfekte Haselnussplätzchen. Zwei Sorten, sechs Bleche, ratzfatz ging das, trotz Kopfschmerzen. Und die Küche war hinterher nicht renovierungsbedürftig.
Es war ein klitzekleines Bißchen … traurig. Morgen lege ich mir zum Backen wenigstens den Schweinachtsmann ein. Und klebe mir ein bißchen Teig ins Haar.
24.11. – gegen das Novembergrau
24. November 2016
Eine Freundin, eine Flasche Rotwein und Zeit.
Nicht mehr, aber halt auch nicht weniger.
23.11. – gegen das Novembergrau
23. November 2016
So sehr ich echte Kerzen in Martinslaternen liebe, so sehr gruselt es mir in Weihnachtsbäumen und Adventskränzen davor. Unser Weihnachtsbaum wird also immer von einer elektrischen Lichterkette illuminiert und ich finde das eigentlich auch ganz hübsch. Für den Adventskranz gibt es zwar echte Kerzen, doch nicht mehr in Kombination mit Nadelgestrüpp, nachdem uns ein Adventskranz in Flammen aufging. Zum Glück saßen wir gerade am Tisch und konnten rasch löschen. Es ist unglaublich, wie schnell und hoch Flammen lodern können!

Dieses Jahr habe ich die Kerzen in eine alte Gugelhupfform gestellt und jede Menge kleine Kugeln dazu gepackt. Auf Instagram wurde angemerkt, dass die Kerzen sich gegenseitig schmelzen werden. Das warte ich mal ab :)
Als der Jüngste noch sehr viel jünger war und deutlich längere Haare hatte, beugte er sich über den brennenden Adventskranz und verlor sehr schnell einige Strähnen seines wunderschönen Haares. Er (und wir) kam mit dem Schrecken davon, doch den Geruch der brennenden Haare habe ich noch immer in der Nase. Ich bin also in der besinnlichen Kerzen-Zeit nicht ganz entspannt und romantisch gestimmt.
Im Nähzimmer habe ich heute noch ein paar Gläser „umnäht“.

Man kann Kerzen in die Gläser stellen oder kleine Lichterkette reinstopfen, hübsch sieht beides aus.

Von den Pinguin-Lichtsäcken wird es noch einige mehr für den Weihnachtsmarkt gegen, ich habe schon elf weitere Pinguine gestickt, doch dann rief der Abendhunger und hinterher das Sofa. Morgen also! (Die Pinguin-Stickdatei ist von Anja Rieger!)
Morgen werde ich fertig mit der Weinachtsmarktnäherei, danach nähe ich mir Röcke aus den wunderschönen Stoffen die in dem Päckchen sind, das unglücklicherweise noch in der Postfiliale liegt.