Fasten – Tag 1

5. Februar 2022

Wunderbar ausgeschlafen! Ausschlafen amWochenende bedeutet übrigens, dass der Wecker spätestens um halb acht klingelt, weil die Enten möchten aus dem Stall gelassen und mit Futter versorgt werden. Das übernimmt meistens der Gatte, weil er nach Gartenspaziergang zu den Enten und zehn Klimmzügen an der Reckstange einfach wieder ins Bett kriechen und weiterschlafen kann. Ich bin, wenn ich einmal aufgestanden bin, hellwach. (Und kann keinen einzigen Klimmzug) Wir schliefen bis halb neun weiter, Lola lag noch zusammengerollt auf ihrem Platz neben meinem Bett, für sie war aufstehen nicht dringend.

Statt Morgenkaffee gab es nur ein Glas Wasser, das war sehr unbefriedigend.

Der Gatte verabschiedete sich zur Hunderunde, ich suchte mir eine längere Yogaeinheit und bereute das nach kürzester Zeit. Ich war weder beweglich noch kraftvoll und ziemlich froh, als ich alle Übungen durchgebissen hatte. Zum Abkühlen schnappte ich mir den Staubsauger und saugte durch Küche und Wohnzimmer. Katzen und Hunde verlieren Fell und sorgen für Teppichfeeling auf dem Parkett. (möchten wir nicht)

Ich kochte mir eine Kanne Tee, leerte die Spülmaschine und freute mich sehr darüber, dass diese Aufgabe in der kommenden Woche entfallen würde, das bißchen anfallende Geschirr lässt sich per Hand spülen.

Der Gatte kam heim und wir versicherten uns gegenseitig, dass wir kaum Hunger hätten und alles absolut super sei. Seit ein paar Tagen esse ich sowieso erst ab mittag etwas, vorher habe ich keinen Hunger. Der Tag unterschied sich also bisher nicht von den vorigen, außer dass bis mittags schon zwei Kaffees fehlten, doch wir tranken zusammen „für das Gefühl“ einen Getreidekaffee. (das tun wir „normalerweise“ auch. Vor einem Jahr, als wir zum ersten Mal beschlossen hatten zu fasten, ersetzten wir Kaffee nach und nach durch Getreidekaffee, um den Koffeinentzug milder zu gestalten. Aber dann kam ja Corona ins Haus und Fasten war egal. Kaffee auch.)

Den Mittagshunger bekämpften wir mit Gemüsesaft, 250ml für jeden. Der Gatte war kein bißchen begeistert und phantasierte von Hefezopf mit Erdbeerkonfitüre. Ich mag Gemüsesaft, aber eine Scheibe Hefezopf dazu wäre fein gewesen.

Wir machten ein ausgiebiges Mittagsschläfchen und danach hätte ich mir gerne Käse auf Käse gelegt und das Ganze mit Käse überbacken. Stattdessen gab es halt die zehnte Tasse Tee des Tages und weil die Sonne schien, gingen wir in den Garten. Der Gatte schnitt Sträucher und schredderte den Rückschnitt, ich räumte das Gewächshaus auf, jätete Sauerklee und säte Radieschen. Danach machte ich den Entenpool frisch und goss das Entenpoolwassser ins Gewächshaus. Dort werden Monsterradieschen wachsen! Ich zupfte welke Blätter vom Mangold und freute mich sehr über fünf vollgepackte Rosenkohlstrünke. Übernächste Woche werden wir sehr viel Rosenkohl essen.

Der Gatte hatte noch zu tun, mir war kalt und beschloss den Gartentag zu beenden. (vorher presste ich noch rasch zwanzig Anzuchtballen, denn Paprika und Chili kann jetzt gesät werden. Da mache ich aber erst morgen, die schuppenkalte Erde muss erst im Wintergärtchen anwärmen.

Nach der Gartenwuselei war ich müde und sehr fröstelig und ja, ein paar Waffeln oder wenigstens eine Scheibe Brot wären echt fein gewesen. Stattdessen duschte ich mir Gartendreck vom Leib und ließ ein paar Minuten heißes Wasser über mich laufen. Danach war alles wieder gut.

Die Sonne ging unter, der Gatte beendete die Gartenarbeit, ein Ofenfeuer wurde angezündet, ich kochte mir Tee, wir kuschelten uns aufs Sofa und kurz nach acht gab es 250ml Gemüsebrühe für jeden. Die machte für knapp zwanzig Minuten satt, danach fragten wir uns, warum wir uns das eigentlich antun?

Egal. Morgen geht es weiter.

Ich gehe mit leichten Kopfschmerzen ins Bett und hoffe, dass die morgen vorbei sind.

Bei Instagram kam heute von einer Followerin die Warnung, dass Fasten sich evtl. nicht gut mit Long Covid verträgt, weil Letzteres sowieso schon Abgeschlagenheit und Energielosigkeit verursacht. Das könnte durch Fasten verstärkt werden. Wahrscheinlich ist das so, doch im Moment bin ich in einem „Hoch“, das heißt es geht mir gut, ich habe viel Kraft. Wenn das umschlägt und mir das Fasten zuviel raubt, werde ich es einfach aufgeben. Es gibt ja nichts zu verlieren.

Morgen geht es los und weil Samstag und Sonntag die schwersten Tage sein werden, haben wir uns grob ein Programm zusammengestellt, das uns ein bißchen ablenken kann. Das Wetter soll außergewöhnlich warme Temperaturen bringen, ich hoffe auf Zeit im Garten.

Die letzte Tasse Kaffee gab es am Nachmittag mit meiner Mutter zusammen. Ich habe gestern schon keinen Kaffee mehr getrunken und litt erfreulicherweise nicht unter Kopfschmerzen. Der Gatte ist „auf eine Tasse runter“ und hat Kopfschmerzen, bis er diese getrunken hat, danach ist er beschwerdefrei. Ich hoffe, dass es ihm morgen und übermorgen nicht schlecht geht. (Der Kaffee heute war aber sehr lecker und ja, er wird mir fehlen.)

Einkaufen waren wir vorhin auch, in einer Regenpause radelten wir rasch zum Drogeriemarkt und erstanden verschiedene Gemüsesäfte und Magnesium zum Auflösen, der Gatte will nämlich viel mit dem Hund rennen und braucht das dann eventuell. (normalerweise gehen wir nicht zu zweit einkaufen, aber heute musste das sein, denn wir mussten uns ja Säfte aussuchen)

Wieder daheim kochte ich aus sämtlichen Kartoffel- und Gemüsevorräten einen sehr großen Topf dicke, köstliche Suppe, während der Gatte zwei Hefezöpfe buk. Das Bein des Schreinerfreundes ist noch immer nicht vollständig geheilt und so lange es das nicht ist, bekommt er jeden Freitag einen frischen Hefezopf. Einen Zopf lieferten wir ofenheiß an die Haustür der Freunde, den anderen froren wir ein. Eingefrorene Hefezöpfe lassen sich leicht wieder aufbacken und sind von frischgebackenen kaum zu unterscheiden, das kann der Schreinerfreund nächsten Freitag ausprobieren.

Nach der Zopflieferung würfelte ich das letzte Drittel eines Hokkaidos, rührte Würfel, Knoblauch, Olivenöl, Garam Masala, Kreuzkümmel und ein bißchen Salz zusammen und packte alles auf ein Blech in den Ofen. Während der Kürbes garte und duftete, putzte der Gatte den Ofen, damit wir es nächste Woche schön warm haben.

Den Kürbis gab es als Vorspeise, die dicke Suppe als Hauptgang, beides schmeckte großartig. Im Supermarkt hatte ich eine vegane Crème fraîche entdeckt, die erfreulich wenig Soja enthält (Soja vertrage ich nicht gut), dabei aber angenehm säuerlich schmeckt und die Suppe perfekt abrundete. Der Jüngste kann jetzt noch drei Tage lang Suppe essen, mit ein bißchen Käse überbacken oder ein paar Scheiben Chorizo kann er sich Abwechslung reinbringen. Verhungern wird er vermutlich nicht, aber dass er sich eine Woche lang nach einem Arbeitstag selbst versorgen muss, ist neu für ihn. Assistieren werde ich ihm nämlich auch nicht.

So. Dann kann das Fasten losgehen. Ich habe schon zweimal gefastet und weiß, was auf mich zukommt, der Gatte ist sehr gespannt. Motiviert und irgendwie aufgeregt sind wir beide.

Dornröschen

2. Februar 2022

Nach der Hunderunde setzte ich mich kurz aufs Sofa und wachte drei Stunden später wieder auf. Immer noch müde. Ich kann nicht in Worte fassen, wie mich dieser Zustand nervt, denn zusätzlich zur Müdigkeit ist es unglaublich anstrengend, längere Sätze zu formulieren.

Immerhin waren die Kopfschmerzen auf ein erträgliches Maß geschrumpft und deshalb gelangen mir auch ein paar Sachen im Nähzimmer.

Für das Abendessen (und für das morgige noch dazu) kochte ich einen Pott Kürbisrisotto und das waren alle Aktivitäten des Tages. Wie gerne hätte ich die Sonne im Garten genutzt oder eine deutlich längere Hunderunde gemacht, aber vielleicht geht es mir morgen wieder besser.

Der Schnelltest heute war negativ und auch wenn dem nicht hundertprozentig zu trauen ist, bin ich erleichtert.

Schlafenszeit.

(Long Covid ist ein Arschloch)

Weltladen und Nähzimmer

1. Februar 2022

Der Gatte rennt dienstags und freitags mit dem Hund, das bedeutet für mich: ausschlafen. Oder gemütlich mit einem (derzeit Getreide-)Kaffee und das Internet auslesend im Bett sitzen zu bleiben. Ich sprang sehr erholt aus den Federn, beschloss aber, die Yogaeinheit zu schwänzen. Die letzten drei Einheiten dehnten sehr viel an meinen Hüften herum und jetzt wollen meine Hüften eine Pause.

Mein anderes Morgenprogramm, das „einmal durch Küche und Wohnzimmer wuseln„ war schnell erledigt und wiederholt stand ich in meiner blauen Küche und fragte mich, wieso ich ausgerechnet diese Farbe ausgewählt hatte?! Ich habe kaum blaue Kleidung, nur einen blauen Nagellack, sehr wenige Blautöne im Stoffschrank und noch nicht mal blaue Haare. Eigentlich mag ich Blau nicht gern genug, um eine ganze Küche davon zu haben. Jetzt muss ich für mich klären, ob ich vielleicht noch ein Jahr dieses „irgendwie nicht richtig“-Gefühl in der Küche aushalten mag oder es einfach mit einer anderen Farbe versuche. Der Gatte kichert resigniert.

Nach dem Haushaltsgedöhns radelte ich rasch in den Weltladen, das Päckchen, das ich verschicken wollte, musste noch mit Keksen befüllt werden. Ich räumte das Schaufenster und ein Regal auf, trank mit meiner Mutter noch einen Kaffee und brachte danach das Päckchen zur Post. Radfahren macht bei diesem Wetter nicht viel Spaß, ich hatte sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg Gegenwind, auf dem Rückweg in Kombination mit eisigem Nieselregen.

Daheim verzog ich mich direkt ins Nähzimmer. Mit kurzen Unterbrechungen (Hunger!) blieb ich dort bis sechs Uhr, dann hatte ich ein Telefondate mit der Tochter. Es ist schon merkwürdig, sie so selten zu sehen und zu hören. Jetzt bin ich wieder auf dem neuesten Stand und sie weiß, wie wahnsinnig spannend das Leben in der Grünen Villa ist. Kein bißchen nämlich. Sie ist gut in der neuen WG angekommen, kann mit Aussicht auf die Alpen vom Küchenfenster aus und Schnee auf dem Balkon prahlen und würde nicht demnächst ihre Klausurenphase starten, wäre ich fast ein bißchen neidisch. ;)

Nach dem Telefonat kochte ich ein Kichererbsencurry mit knusprigem Spitzkohl. Knusprig wurde der Kohl erst, als ich ihn von der Siliconbackmatte aufs Blech kippte und zurück in den Ofen schob. Dem Gatten und mir schmeckte es hervorragend, das Urteil des Jüngsten steht noch aus. Wegen einer CVJM-Vorstandssitzung per Zoom flitzte er nur rasch in die Küche, schaufelte sich eine Schüssel voll und verschwand wieder in seinem Zimmer.

Wir sind wieder auf dem Sofa versackt, mittlerweile bei der fünften Staffel „Modern Family“. Immer noch nett und lustig, leichte Kost für mein müdes Hirn. (morgen früh werde ich lange mit Lola laufen und bin jetzt schon gespannt, ob dann noch Kraft für Yoga und Nähzimmer übrig ist)

Kalt.

31. Januar 2022

Und regnerisch. Und stürmisch. Deshalb haben wir heute die Montagsgegendemo zu den Spaziergängern im Nachbarstädtchen geschwänzt. Mein Gewissen brummelt tatsächlich beschämt vor sich hin, aber da ich seit drei Tagen mehr oder weniger vor mich hinfriere, verzeihe ich mir selbst.

Die Corona-Einschläge kommen wieder näher. Einer der Neffen in Berlin ist dabei, der Sohn der Freunde in Mainz, Arbeitskollegen des Jüngsten. Von „wie ein Schnupfen“ bis „in Woche zwei immer noch echt krank im Bett“ ist alles dabei, sollte es uns doch wieder erwischen, nähme ich gerne die Schnupfenvariante.

Bis dahin werde ich wieder viel Zeit im Nähzimmer verbringen, ich plane ein Osterschaufenster. Vielleicht klappt es ja dieses Jahr.

Irgendwie wird das heute nur eine Aufzählung von Punkten, aber gut, es passiert auch nichts, was sich in längere Texte packen ließe. Wir planen weiterhin unsere Wandertouren, kosten und durch diverse Riegel und Bars, damit wir vielleicht ein bißchen Abwechslung bei den Mahlzeiten unterwegs haben und dem Gatten gelang es, zwei Trekkingplatzübernachtungen für die ganze Familie zu buchen. Das war wirklich schwer, wandern mit Zelt ist derzeit sehr angesagt, fast alle Trekkingplätze in den Mittelgebirgen sind ausgebucht. Unglaublich!

Ab Samstag werde ich hier übrigens mal wieder übers Fasten schreiben. Der Gatte und ich haben „eine Woche ohne Essen“ geplant. Ich habe das schon zweimal gemacht und fand es anstrengend aber ganz gut, um mal wieder in ein geregelteres Essverhalten zu rutschen. Derzeit könnte ich nämlich rund um die Uhr essen, esse sehr viel nebenbei ohne Genuss oder Gefühl für Sättigung, das nervt mich. Fasten ist für mich ein Neustart. Der Gatte will es einfach mal ausprobieren. Derzeit fahren wir schon mal die Koffeinzufuhr runter, d.h. es gibt nur noch einen Kaffee am Tag. Damit verhindern wir hoffentlich die Koffeinentzugskopfschmerzen. Wie der Gatte mit dem Fasten zurechtkommt wird auch ganz spannend. Oder wie ich es mit dem hungrigen Gatten aushalten kann, der hungrige Gatte ist nämlich kein fröhlicher Gatte.

Feierabend für heute, ich muss ins Bett.