Adventsbloggen, 2. Dezember
2. Dezember 2025
Vermutlich wiederhole ich mich, aber ich muss es nochmal sagen: ich mag meinen Geburtstag und das Älterwerden tut mir nicht weh. Ein bißchen wehmütig vielleicht, weil ich mich damals, als ich jung, stark, straff und unbeschwert war, selbst nicht so mochte. Aber jetzt mag ich mich um so mehr. Faltig, mit den ersten silbernen Fäden im Haar und naja, es wackelt und wabbelt überall, wenn ich mich bewege.

Ich habe den Tag sehr gemütlich verbracht, habe die Familie zu Kaffee&Kuchen und die Freunde zum Abendessen begrüßt. Die Kindelein schenkten mir die Blumenvase, die mir seit zwei Jahren gefällt und die ich der Tochter in Berlin zeigte. Und die ich mir beinahe letzte Woche wegen Black Dingsbums und 35% Rabatt selbst gekauft habe. Dann zum Glück doch nicht, weil ich sie mir zur neuen Küche nächstes Jahr schenken wollte.
Die Freundin überreichte mir ein Blümchen zum Anstecken, der Gatte buk mir köstlichen Kuchen und schenkte mir einen neuen Akku für mein Fahrrad. (den hätte ich sowieso bekommen, er kam halt passend an)
Viele, viele, SEHR viele Glückwünsche trudelten auf verschiedensten Kanälen ein und nach dem dritten Glas Sekt fühle ich mich jetzt sehr wohlig und gut. Danke Ihnen da draußen!
Während des Kaffeetrinkens klingelte das Telefon. Doch statt der erwarteten Gratulation wurde ich von der MFA der Hausärztin meines Schwiegervaters gefragt, ob ich die Frau sei, die immer die Rezepte bestellen würde? Es sei nämlich vermutlich bei einem Medikament eine höhere Dosis nötig und ich solle doch mit meinem Schwiegervater zum Blutdruck messen vorbei kommen. Sie wisse, dass er das ungern täte, aber besser wäre es schon. Mein Schwiegervater geht nicht gerne zum Arzt (wer tut das schon), doch da es sein Ziel ist, gesund zu sterben, geht er halt mit. Zack, hat der Dezember einen neuen Termin, denn zu Arztbesuchen begleite ich ihn. Zum einen weil er fast vollständig gehörlos ist, zum anderen weil er vor lauter Peinlichkeit und „sich nicht wohlfühlen vor fremden Menschen“ so viele Witzchen und Sprüche von sich gibt, dass ein Arztgespräch kaum möglich ist.
Ich bin seit April übrigens offiziell als pflegende Person für meinem Schwiegervater eingetragen. Als er Ende März für ein paar Tage auf der Kippe stand und es nicht klar war, ob und wie er wieder allein leben kann, mussten wir Lösungen finden. Ich habe entschieden, dass es an der Zeit ist, die viele, viele Zeit, die meine Schwiegereltern uns und unseren Kindern schenkten, „zurückzuzahlen“. Und so begleite ich ihn zu Arztbesuchen, räume bei ihm auf, sortiere seine Schränke aus (auf seinen Wunsch natürlich), putze was anfällt, werfe einen Blick in seinen Kühlschrank, kaufe ab und zu ein und leiste ihm Gesellschaft. Die Putzerei bräuchte ich nicht, die macht mir daheim schon keinen Spaß, aber die Gesellschaft genieße ich sehr.
So. Komplett abgeschweift. Aber so geht ja dieses Tagebuchbloggen :)
Adventskalenderbloggen, 1.Dezember
2. Dezember 2025
„Könnte ich doch mal wieder machen“, hab ich mir gedacht und es dann direkt wieder vergessen. Jetzt tue ich halt einfach so, als sei noch der erste Dezember.
Traditionell nehme ich mir am ersten Dezember vor, die Vorweihnachtszeit dieses Jahr etwas ruhiger angehen zu wollen, ganz ohne Plätzchen-, Dekorations- und Basteldruck. Nicht weniger traditionell wird das nicht klappen. Immerhin habe ich fast alle Termine auf den Januar geschoben. Dass dieser damit ebentuell ein kleines Bißchen anstrengend ist … versuche ich zu ignorieren.
Erstmal Dezember also. Was steht denn an?
Zuerst natürlich mein Geburtstag, familienintern als der höchste Feiertag des Jahres zelebriert. (ja, ich mag meine Geburtstag sehr, Alter ist eh nur eine Zahl und 55 obendrein eine sehr hübsche!)
Das zweite Adventswochenende verbringe ich auf dem Niersteiner Advensmarkt. Diesmal nicht privat, ich habe den Stand für die Bürgerinitiative „Nierstein gegen Rechtsextremismus“ angemeldet. Zur Initiative habe ich eine Menge zu erzählen, das werde ich in den kommenden Tagen auch tun.
Mit dem Gatten plane ich einen Besuch der Landeshauptstadt, weil ich mir einbilde, dass das irrsinnig viel Spaß macht, in der glitzernden, besinnlichen Vorweihnachtszeit durch die Geschäfte zu schlendern. Wir haben aber beide von Outdoorausrüstungsladen unseres Vertrauens lohnende Gutscheine und wollen die dieses Jahr nicht verfallen lassen.
Irgendwann trudelt die Tochter für ein paar Tage ein, der Große wird sicherlich auch über die Feiertage bei uns übernachten und die allerbeste Freundin ist eingeladen. Mit letzterer habe ich das Weihnachtsmenü bereits geplant und siehe da, ich bin nicht mehr gestresst deswegen.
Vor Weihnachten werden die Neffen und vermutlich auch die Schwagerfamilie beim Opa eintreffen. Die Neffen kochen sehr gut und gern, wir laden uns also beim Opa zum Essen ein. (Opa besorgt den passenden Wein, die Aufgabe lässt er sich nicht nehmen)
Am 23. Dezember treffen wir die Freunde im Stadtpark zum „Weihnachsblasen“ und Glühwein trinken. Und natürlich um uns die ganz alten Geschichten, jene, die mit „wisst ihr noch …“ beginnen, zu erzählen.
(„Wisst ihr noch, wie wir nach dem Weihnachtsblasen ziemlich angetrunken bei euch im Wohnzimmer saßen und alle überhaupt keine Lust auf den Familienstress an Heilig Abend hatten? Auf die Kocherei und das Aufräumen hinterher und wie wir uns so sehr in unseren Weihnachtsunwillen hineinsteigerten, dass wir beschlossen, den nächsten Flug nach Barcelona zu buchen?“ Beinahe hätten wir das getan, doch dann kam die damals noch recht kleine Tochter der Freunde ins Wohnzimmer, sah die aufgerufene Buchungsseite im aufgeklappten Rechner und rief uns mit ihrem aufgebrachten „Aber es ist doch WEIHNACHTEN!“ in die Realität zurück.)
So blieb es bei „beinahe Barcelona“. Die Gesschichte vom doch nicht englisch sprechenden Nachbarn der Freunde und den ausgekippten „Fischlis“ gewinnt auch keinen Blumentopf und trotzdem werden wir sie uns sentimental, rühr- und glühweinselig erzählen.
Nach Weihnachten feiern wir den runden Geburtstag des Schreinerfreundes und auch dieses Jahr werden wir es an Silvester nicht krachen lassen sondern mit den Haustieren auf dem Sofa unter vielen Decken vielleicht bis Mitternacht wachbleiben. Wir Partylöwen.
Mehr isses nicht, vorläufig.
Jahresrückblick?
31. Dezember 2024
Zum ersten Mal seit siebzehn Jahren gibt es hier keinen Jahresrückblick in Bildern. Auch nicht mit (vielen) Worten.
Anfang des Jahres wurde „LongPostSonstwasCOVID mit Wechseljahr- und Schildrüsenhormonchaos“ heruntergebrochen auf „depressive Episode“. Ich wurde medikamentös „eingestellt“ und alles wurde besser, heller.
Auf einmal war da wieder Kraft (und Lust) für Alltag und Leben. Und für einen tollen Wanderurlaub in der Bretagne.
Nach dem Urlaub war ich erschöpft. Die Erschöpfung wich nicht mehr recht, ich hangelte mich von „Inselchen zu Inselchen“, jedes Inselchen ein besonders schönes Ereignis. Zwischen den Inselchen lag ich auf dem Sofa. Oder im Bett. Das Leben war egal.
Das Wochenende in Nürnberg mit den Freunden war solch ein Inselchen. Ich kratzte Kraft und Laune zusammen und genoß. Bis eine Begebenheit mich so sehr triggerte, dass ich endlich, endlich den Mut fasste, dem Gatten die ganze Tiefe meines „alles egal“ zu offenbaren. Ich konnte eingestehen, dass ich Hilfe brauche. (Damit das nicht nur Lippenbekenntnisse sein sollten, weihte ich die Freunde am nächsten Tag direkt ein. Tat gar nicht weh.)
Mittlerweile weiß ich, dass ich unter funktionaler Depression leide, dies wahrscheinlich seit Kindheit. (Bei Gelegenheit erkläre ich, was das bedeutet. Oder Sie googeln rasch selbst.) Ich gelte als „des Lebens überdrüssig“, aber nicht als akut suizid gefährdet. Meine Medikation soll mir helfen, etwas mehr Antrieb zu haben. Der nächste freie Platz in der Klinik gehört mir, ich warte seit sieben Wochen darauf.
Es geht mir nicht allzu schlecht, eigentlich sogar ganz gut. An Weihnachten habe ich spontan für zehn Leute gekocht und eine kleine Party mit den Kindern gefeiert. Das alberne Pokémon go lockt mich jeden Tag für mindestens eine Stunde aus dem Haus und ich weiß ganz genau, wie ich mich wieder ins „Funktionieren“ hieven könnte. Doch wer weiß, wie lange das gut ginge.
So tanze ich wie eine leicht übergewichtige Seiltänzerin (plus 12 Kilo in drei Monaten) auf meinem Seil herum und versuche nicht ins Heulen, Wüten oder Lachen zu kippen. Stabil ist anders.
Das neue Jahr bringt also erstmal hoffentlich Hilfe, ein paar Werkzeuge und die Entscheidung, ob Kisten im Kopf geschlossen bleiben sollten oder nicht. Ich freue mich auf Freude an Bewegung, Unternehmungen mit Familie und Freundinnen und ein Leben, das mir wieder Spaß macht.
Bis dann, immer die Ihre.
Egoistisch und narzisstisch, Teil XVII
1. Januar 2024
Das letzte Jahr war eigentlich ein grauer, trüber Brei voller Sorge, Krankheit, Mutlosigkeit, Rumhängerei und allgemeinem „Wääh!“, garniert mit bunten, glitzernden Streusel aus Liebe, Freundschaft, Viecherei, Natur, „einfach machen“ und „Mut haben“. Was dann letztlich ein ganz okay-ishes Ganzes ergab.
Für den ganz langen Rückblick fehlt mir das Erinnerungsvermögen und derzeit auch die Energie, weil -um dem Ende vorzugreifen- wir das Jahr nur knapp genesen beendet haben.
Januar:

Das Hundekind lernt Schnee kennen und lieben, braver Hund.
Ich klapperte diverse Ärzte ab, um diesem Long/PostCOVID- Mist vielleicht doch endlich zu entkommen. Nur um zu schauen, ob ständige Kopfschmerzen vielleicht andere Ursachen haben, wurde ein Schädel-MRT angefertigt. Eine Sorge weniger, das sieht in meinem Kopf so aus, wie es im Kopf eine knapp über 50jährigen auszusehen hat und da wächst auch nix, was nicht da wachsen soll. Immerhin.
Die Wucherung an Lolas Bein ist ein Lipom, das können wir vernachlässigen, das entzündete Ding am anderen Bein muss beobachtet werden, fällt aber wahrscheinlich von alleine ab (das Ding, nicht das Bein) , sprach der Tierarzt. Und so war es dann auch.
Den Rest des Monats verbrachte ich mit Hunderunden und damit, dem Hundekind beim rasanten Wachstum zuzusehen. (vermutlich gab es noch zwei, drei andere Sachen, aber ach. Mein Siebhirn.)
Februar:

Zwangsläufig, weil Hunderunde, verbringe ich viel Zeit draußen, obwohl ich das nicht wirklich will. Das trübe Wetter zerrt an meinen Nerven und ich kann den Frühling kaum abwarten. Die blühenden Mandelbäume am Wartturm sind eine leise Vorahnung, aber wirklich nur sehr, sehr leise, denn der Frost kam natürlich zurück und hey! Ist halt Winter. Aber diesmal war er hart.
Wir feierten den 24. Geburtstag des Jüngsten, zum ersten Mal in dessen hübscher, kleiner Wohnung. Noch gibt es eine Nabelschnur in Form der Wendeltreppe zu unserem Wohnbereich, doch die Tage der Treppe sind gezählt (im Mai wurde sie abgebaut!) und dann muss ich es aushalten, dass das Baby ganz alleine sein Leben stemmt.
Apropos alleine:
„Ich würde gerne mal alleine durch den Wald ziehen“, vertraute ich dem Gatten an, woraufhin dieser loszog und mir ein kleines Zelt kaufte. „Mach!“, sagte er.
März:

Während hier endlich, endlich der Frühling aus den Löchern kroch, reiste ich zur Tochter nach München. Die zeigte mir Münchner Highlights und, zum Ausgleich, ein bißchen „ihre“ Berge. So kam ich tatsächlich nochmal in den Genuss von echtem Schnee. Also Schnee, der höher als dreieinhalb Zentimeter liegt. Das war ganz wunderbar!
Gegen Ende des Monats brauten sich sehr dunkle Wolken zusammen. Nicht über unserem Haus, aber über dem von Freunden. Bis heute sind sie nicht verschwunden, das werden sie auch nie wieder tun. Ein bißchen heller ist es immerhin, aber letztlich bleibt zu sagen: Depressionen sind ein Arschloch.
April:

Frühjahrsputz! Es stellte sich als äußerst befriedigend heraus, die Terrasse mit diesem Hochdruckreiniger auf Hochglanz zu bringen und ich fürchte, ein weiteres Hausfrauenlevel wurde freigeschaltet. Zum Ausgleich schliff ich Küchenschränke ab und lackierte neu. Und gleich wieder um, denn das gewünschte Senfgelb deckte nicht. Die Küche wurde anthrazit und mintgrün, ungewohnt seriös, weswegen ich mir sehr sicher bin, dass das nicht lange so bleiben wird.
Ich begann durch den Garten zu robben, um gigantische Ernten vorzubereiten. Und, Sie wissen es ja, je dreckiger meine Hände sind und je lauter der Rücken jammert, desto glücklicher bin ich.
Mai:

Ich kroch weiterhin durch den Garten. Nicht nur wegen der zukünftigen Ernte, sondern auch um eine ordentliche Garty-Party-Location vorzeigen zu können. Letztere fand Ende des Monats stand. Ich habe sie sehr genossen und ich glaube, den meisten Gästen ging es genauso.
Um das mit dem Zelten ein bißchen zu üben, baute ich mein Zelt im Garten auf und wollte danach eigentlich direkt losziehen! Zuerst schliefen wir aber mit den Hunden eine Nacht im Wingert, Neuland für Lutz. Wir stellten fest: das Hundekind ist bereit für Wanderabenteuer und unser großes Drei-Personen-Zelt reicht knapp für das Hundekind allein, wir dürfen uns am Rand dazuquetschen.
Juni:

Der Wandermonat!
Der Gatte, die Hunde und ich zogen mit zwei Zelten auf dem Soonwaldsteig los. Zuerst gemeinsam, dann trennten wir uns. Der Gatte fuhr mit den Hunden wieder heim, ich wanderte drei Tage alleine weiter. Schlief alleine in meinem Zelt auf Trekkingplätzen, lief alleine auf (perfekt ausgeschilderten) Wanderwegen, langweilte mich nicht, hatte keine Angst und war danach total bereit für den großen Weg. der Westweg. Den kannte ich schon, deshalb rechnete ich nicht mit allzu großen Überraschungen. Dass meine Wanderschuhe an Tag vier unbrauchbar wurden und ich das bereits am zweiten Tag hätte feststellen können, als sich die ersten Blutflecken in den Wandersocken zeigten, war dann doch sehr überraschend. Noch überraschender war es, dass mich meine unschön zerfleischten Füße daheim fast zwei Wochen ins Bett zwangen, bis ich wieder einigermaßen schmerzfrei laufen konnte.
Immerhin gab es von der Wanderschuhfirma eine schöne Entschädigung und das Ersatzmodell wird bereits eingelaufen, für das nächste Solo-Abenteuer. Der Westweg will beendet werden.
Juli:

Der Sommer ist da, die Hunderunden finden sehr früh und sehr spät statt, dazwischen liegen alle Tiere, auch die Katzen, in kühlen Ecken herum und schlafen.
Ich genoß die Schattenecken im Garten und kümmerte mich um Gemüsebeete, Beerenernte und das Gewächshaus.
Der Gatte reiste mit den Söhnen zur Tochter. Gemeinsam kletterten sie auf ein paar Gipfel und als krönenden Abschluss auf die Zugspitze. Klettersteige sind nicht meine Wohlfühlorte, ich war nicht traurig, mit dem ganzen Viehzeug daheim zu bleiben.
August:

Der Gatte hatte erneut Stellplatz auf den Trekkingplätzen entlang des Soonwaldsteiges gebucht, doch nachdem wir erst im Juni dort waren und ihn auch im Jahr vorher komplett gewandert waren, überließ ich dem Jüngsten (und den Hunden) meinen Platz im Zelt und blieb daheim. Ich bin nämlich sehr gern allein daheim. Trotzdem war ich dann doch ein bißchen neidisch auf die Zeit im Wald, logisch.
Wir planten den nächsten Wanderurlaub. Diesmal mit deutlich mehr Anteil am Meer und ich hoffe wirklich sehr, dass das alles so klappt, wie wir uns das vorstellen.
Das Hundekind wurde ein Jahr alt und ist definitiv kein kleiner, niedlicher Fellflausch mehr. Ganz im Gegenteil: die Pubertät kickt schwer rein und das Tier fängt an zu stinken. Und der pubertäre Hörverlust macht immer häufiger den Gebrauch der Schleppleine nötig.
September:

Es gab eine Zeit, da war ich hier „die bunte Frau“. Das verliert sich immer mehr, aber ich arbeite am Titel „verrückte Hundefrau mit Hut“, das könnte mir gefallen.
Tatsächlich lässt es sich nicht leugnen: es herbstelt. Die Trauben, die zuerst prall und gesund und in großen Mengen an den Reben hingen, werden durch heftigen, langen Regen sauerfaul. Tag und Nacht fahren die Vollernter und retten, was zu retten ist.
Mein Garten ist unbeeindruckt vom Wetter. Er ist grüner als im Frühling und ich freue mich über reichlich Gießwasser für die Tomaten im Gewächshaus.
Oktober:

Wir starten den Monat mit Freunden in Freiburg. Bummeln durch das entzückende Städtchen, speisen und trinken hervorragend und genießen unseren Miniurlaub.
Danach … wird es grau. Ich krache mit voller Wucht ins PostCOVID-Tal und sehe mir von außen dabei zu. Völlig hilflos trudele ich immer weiter runter und überlasse es letztlich dem Gatten, daheim alles zu stemmen. Es gab über das Jahr hinweg immer wieder Einbrüche, aber dieser ist wirklich heftig. Ich deaktiviere meine Social Media Kanäle, weil sämtlich Reize zu viel sind. (bastele mir einen kleinen Instagramaccount, auf dem ich meine Hunderunden festhalte. Und ja, wer Hashtags nutzt, wird dann halt auch schnell wieder gefunden.)
Der Geburtstag des Gatten geht vorbei, die Tage schwimmen ineinander. Durch die Depression des Freundes sensibilisiert sprechen wir lange, auch im Freundeskreis, über das „was wäre wenn“ und „ab wann“.
November:

Nach langer Planung, vielem Hin und Her und einigen „uppsi“s seitens der Solarplattenfirma ging es dann zackig: auf dem Dach liegen jetzt sehr viele Solarplatten, in der Halle hängen zwei Wechselrichter. Der eine speist den größten Teil des Stromes ins Netz ein, der andere versorgt uns selbst. Haken dran. Nächster Plan: eine Wärmepumpe. Und ein Zisterne im Gewölbekeller. Weil dann kann die große Zombieapokalypse kommen.
Vermutlich waren das schon die Novemberhighlights, ich hing nämlich immer noch rum. Der Gatte hielt weiterhin alles am Fliegen, zusätzlich zu einem durch ein hirnrissiges Projekt heftig angestiegenes Arbeitspensum. Ich beobachtete, wie angesterngt und gehetzt er war und konnte nichts dagegen tun. Was mich noch tiefer trudeln ließ. Aber irgendwann wurde es wieder besser. Einfach so.
Dezember:

Ich sag ja immer, dass wir im Dezember das allerwichtigste Fest feiern, nämlich meinen Geburtstag. Und so ungern der Gatte den seinen feiert, so begeistert mag ich meinen zelebrieren. Und so geschah es. Der Große hatte die obligatorische Binzessinnenkrone gebastelt, es gab Besuch, Glückwünsche auf allen Kanälen, Alkohol und sehr viele Brownies, denn ich hatte zur Brownieparty geladen. Sehr, sehr toll, sehr anstrengend.
Mit mir ging es immer weiter aufwärts, das Stresslevel des Gatten sank, doch meine Weihnachtsfeierlust bewegte sich gegen null. Mit der allerbesten Freundin und der Tochter plante ich ein köstliches Weihnachtsessen und war dann sehr traurig, als die Freundin am 23. erkrankte und absagen musste. Als der Jüngste ein paar Stunden später hustend vor mir stand, irgendwas von Schnupfen sagte und kurz darauf die zweite Linie im Teststäbchen erschien, war ich gar nicht so traurig Weihnachten absagen zu müssen. Erst als es den Gatten erwischte und kurz darauf die Tochter hörte der Spaß auf. Ich spielte dann eben auch mit und einzig der Große hielt weiterhin die Stellung, verbannte uns in unsere Quarantänezonen, die wir nur mit Maske verlassen durften und versorgte uns mit ausgezeichnetem Essen. Wir fieberten, husteten, schnupften und fühlten uns elend, der Große übernahm die Hunderunden und langweilte sich dazwischen auf dem Sofa.
Mittlerweile sind alle Tests wieder negativ, die Kinder wieder in ihren Wohnungen in den verschiedenen Städten verschwunden. Richtig gesund sind wir noch nicht, weswegen wir den Jahreswechsel nicht wirklich rauschend gefeiert haben. Es gab nicht mal Sekt.
(dafür aber eine tote Ente am Morgen, damit hat das scheidende Jahr uns nochmal so richtig eine Nase gedreht.)
Das war also dieses 2023. Ich sags mal so: da ist für 2024 noch Luft nach oben.
Vorsichtshalber habe ich mal keine Vorsätze formuliert. Kein Vorsatz sondern eine Notwendigkeit: die überzähligen Kilos wieder loszuwerden. Ich neige leider sehr zum Frustessen und in Verbindung mit „kann nicht, will nicht, geht nicht“-PostCOVID führt das zu unschönen Ergebnissen. Nicht nur zu kneifenden Klamotten, sondern halt auch zu „ich mag mich so nicht“ und das ist ja eh kontraproduktiv.
Fertig!
Alles Liebe und Gute, Glück und Gesundheit Ihnen da draußen. Sie wissen ja: immer die Ihre.
Was geht (und was nicht)?
4. Dezember 2023
Vor etwas über einem Jahr habe ich über LongCOVID (oder PostCOVID) geschrieben, da wäre es durchaus an der Zeit für ein update.
kurz: Einiges ist besser, Vieles gleich und Manches neu.
Besser ist mein körperlicher Zustand. Der Husten ist verschwunden, das Herz rast nicht mehr ständig und die Kopfschmerzen, die grauenhaften, ständigen, quälenden Kopfschmerzen, sind ganz selten geworden. Letzteres ziemlich sicher aufgrund einer Hormonersatztherapie, die mir auch Schlafstörungen und Hitzewallungen erspart. (mittlerweile ist es mir fast wurscht, weswegen etwas hilft, Hauptsache Besserung)
Gleich geblieben sind Konzentrations- und Wortfindungsstörungen. Mir nahestehende Menschen können damit ganz gut umgehen, wenn ich in Gesprächen etwas planlos durch die Themen hüpfe oder zwischendrin den Faden verliere. Das nimmt mir die Sprechhemmung, die mich bei „Fremden“ befällt. Ich kann also noch immer nicht wieder „frei von der Leber weg schwätzen“ und wirke deshalb in Gesprächen mit Fremden eher hölzern oder auch so, als könnte ich nur knapp bis drei zählen. Das ist schwierig bei Arztterminen, wenn ich mein Anliegen vorbringen muss, Fragen beantworten soll und mir Antworten merken will. Klappt nicht, schaffe ich nur mit Begleitung. Hier also leider keine nennenswerte Besserung, es wird sogar eher noch einschränkender, weil ich mittlerweile versuche, SmallTalk-Situationen zu vermeiden. Zum Frisör habe ich es schon sehr lange nicht mehr geschafft, weil ich diese Schwätzchen nicht hinbekomme oder mich dabei so sehr anstrengen muss, dass ich hinterher zwei Stunden Schlaf brauche.
Ebenfalls gleich sind die Befindlichkeitsschwankungen. Von „eigentlich geht es mir ganz gut“ bis runter ins „LongCOVID-Tal“. Und dort ist es nicht nur anstrengend, sondern auch -seit ein paar Monaten neu im Programm- sehr, sehr finster. So finster, dass ich sowohl mit dem Gatten als auch mit den besten Freunden ein „wenn ich da nicht mehr rauskomme, müsst ihr mich dorthin bringen, wo man mir hilft“-Gespräch hatte. Im finsteren COVID-Tal ist nämlich alles schlecht, nichts mehr lebenswert und auch ein bißchen „wozu das Ganze?“ Noch habe ich das im Blick und im Griff, kann gegensteuern und mich heraushieven, doch meine Angst, dass das irgendwann vielleicht doch nicht mehr klappt, wächst. Und es kostet mich jedes Mal mehr Kraft, das auch zu wollen. (wie grauenhaft, das vor mir zuzugeben!)
Sie ahnen also: vor diesem Tal habe ich Angst. Und ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, wie ich den Flug dort hinein etwas bremsen oder auch umgehen kann. Dazu gehört, dass ich schnell erkenne, was mich stresst. Irritierenderweise kann mich etwas heute amüsieren und schon am nächsten Tag unter massiven Druck setzen. Das ist auch ein Grund, warum zur Zeit mein Instagramaccount ruht. Jetzt muss ich keine Bilder zeigen (jajaja, muss ich sowieso nicht, aber…) und muss mir auch keine ansehen. Muss mich nicht schlecht fühlen, weil ich keine Mandeln gebrannt, Christmas Crunch gerührt (doch, doppeltes Rezept sogar) und nur sehr wenige Plätzchen gebacken habe (nur Spritzgebäck und Schneeflocken). Muss meine Weihnachtsdeko nicht vergleichen (lassen), muss mich nicht über Konsum, Werbung, Black Friday, Influencerhühnchen und Trolle aufregen. Ich knippse meine Hunderunde-Bildchen und bin damit sehr entspannt, auch ohne Kommentare. Kein Druck, kein drohendes Tal. Hoffe ich.
Ich weiß nicht, wohin mich dieser ganze COVID-Mist noch führt. Manchmal denke ich, dass ich gut zurechtkomme, dass meine Strategien funktionieren. Dann haut es mich aus heiterem Himmel wieder um und ich sage zum Gatten „boah, jetzt schwächele ich hier schon wieder seit fast einer Woche herum“ und er sagt „naja, eigentlich sind es mittlerweile fast drei Wochen“. In diesen Zeiten schaffe ich meistens nur eine Hunderunde und vielleicht das abendliche Kochen, den Rest des Tages hänge ich auf dem Sofa, schlafe oder heule, weil ich nur herumhänge und schlafe. Wenn es wenigstens eine Regel gäbe: einmal im Monat, heulendes Elend, Haken dran. Dem ist aber halt nicht so und deshalb versuche ich so „normal“ wie möglich zu leben, plane Wanderungen und Unternehmungen und versuche nicht allzu oft über diesen Scheiß zu jammern.
In einem Jahr dann wieder.
(den Instagramaccount fülle ich ab Januar wieder)
(danke für die vielen (Geburtstags)Grüße, die mich auf teils abenteuerlichen Umwegen erreicht haben, das nächste Mal melde ich mich ganz ordentlich ab)