Es rüttelt, es bebt.

14. September 2010

„Lang-wei-lig!“, werden Sie vielleicht sagen. Und mir erklären, dass ich seit Wochen ständig über Baulärm jammere.

Aber was soll ich denn tun? Es rüttelt und bebt eben. Das Geschirr klirrt, die Scheiben klirren, die Lampe im Flur klirrt und die Fußsohlen kribbeln, weil der Boden vibriert. Um das Ganze als entspannende Reflexzonenmassage zu genießen, fehlt aber eindeutig der Ruhefaktor. Und die Gelassenheit, denn es ist die Bauphase erreicht, in der die Häuser Schaden nehmen. Zuerst das Dach des Nachbarn, dann ein Torpfosten. Der Putz ist von den Haussockeln geflogen und die Wasserzuleitung zu unserer Küche hoch hatte sich gelöst. Ich bin in echter Sorge um die Grüne Villa, die ihre besten Jahre ja eigentlich noch nie hatte. Und hoffe gleichzeitig, dass das olle Glasbausteinfenster im treppenhaus in tausend Stücke fliegt, weil das soll dieses Jahr noch ersetzt werden. Wenn da eine Entschädigungszahlung dazu käme, wäre das ganz in meinem Sinne. Und in dem meines Geldbeutels. Wussten Sie, Fenster irrsinnig teuer sind? Und dass „gemusterte“ Fenster, die man einbauen muss, weil der Nachbar zu nahe am eigenen Haus ist, noch irsinniger teurer sind und das Muster irritierenderweise „Chinchilla“ heißt? Es sind aber keine pelzigen Fenster, meine ich verstanden zu haben, als der Schreiner zum Abmessen und Erklären da war.

Sollte ich jemals zuviel Geld haben und auf die Idee kommen, ein Haus bauen zu wollen: halten Sie mich bitte davon ab. Ich weiß schon jetzt mehr, als ich jemals über Renovierungen, Putz, Estrich, Beton und Hohlblocksteine wissen wollte. Und über Dämmung, Isolierung, Energiesparen. Über Heizungen, Solarplatten und Wasserspeicheröfen.

Naja. Wer weiß, wofür ich´s nochmal brauche.

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Eigentlich wollte ich heute eine zweite dochkeindach-pompadura nähen, eine zum Verkaufen, damit es vielleicht irgendwann DOCH für ein Dach reicht, aber stattdessen ratterte die Stickmaschine. Wenn Oma Eis nämlich da ist, sticke ich gerne in-the-hoop- Schnickeldi, weil Oma Eis kann ganz toll so die Wendeöffnung schließen, dass man nix mehr sieht. Und sie ist dabei auch deutlich geduldiger als ihre Tochter.

Was Oma Eis da frickelt, das zeige ich demnächst. Logisch :)

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Zwei Seelen wohnen – Ach! – in meiner Brust, denn morgen abend könnte ich mich vergnügungssüchtig ins Getümmel stürzen, Wein und Pizza zelebrieren und ein neues Sofa testen. Ich könnte aber auch zur Wahl des Schulelternbeirates an der Schule des jüngsten Kindes gehen und  mich zur Wahl stellen. Denn diese Schule ist klein, der SEB übersichtlich und die Konzeption der Schule ändert sich halbjährlich, derzeit ist sie eine  Realschule+ in integrativer Form. Das ganze Konzept ist höchst spannend und noch lange nicht ausgereift, so weit ich das bisher überschauen kann und deshalb reizt es mich ungemein, da neugierig hinter die Kulissen zu schauen. Und ein paar Kulissen zu schieben.

Sie ahnen es und ich merke es auch beim Schreiben: Pizza, Wein und neue Sofas werden überbewertet. Oder auf Donnerstag verschoben,  dann auch gerne ohne Pizza, Mme Ouvrage und Herr Skizzenblog.

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Und dann wollte ich noch sagen: Ja, klar, bearbeite ich die Spiegelmuttibilder. Ich schneide sie aus, verkleinere sie. Ich schraube an den Kontrasten und gebe eine Prise Schärfe dazu. Das alles tue ich, weil ich ohne Blitz in einem eher dunklen Flur knippse und die Bilder sowieso schon von eher bescheidener Natur sind.

ABER.

Ich retuschiere nicht. Mal davon abgesehen, dass ich nicht weiß, wie das geht, sehe ich auch keinen Sinn darin.

Es erweist sich aber als hilfreich, Gegenstände (Körbe, Staubsauger) vor den dicken Bauch zu halten oder den Blick auf niedliche Kater zu lenken. Oder den Bauch einzuziehen.

Blöde Fragen kriegt man manchmal gestellt.

17 Kommentare zu “Es rüttelt, es bebt.”

  1. streckenweise sagt:

    Wußten Sie schon, daß man normale Fenster mit Klebefolie in nicht-durchschaubare Fenster verwandeln kann? Könnte etwas preiswerter sein.

  2. Christine sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti,

    ich wollte nur mal sagen, dass ich Ihr Mutter-Tochter-Ding total schön finde.

    Ich mache mit meiner Mama zwar auch schöne Sachen zusammen, aber diese Nähtage sind schon wirklich toll !

    Alles Liebe für Sie und Ihre Mutter !

    Christine

  3. Sabine sagt:

    … ähm, welcher dicke Bauch bitte? Ich habe heute nur den dicken Martin gesehen. Er war’s doch, oder?!

  4. Frische Brise sagt:

    Ha, ha, unter SO EINEM Verdacht stehen Sie?!
    Auf was für Ideen manche Leute kommen *kopfschüttel*

    Außerdem ist retuschieren gar nicht nötig ;-)

  5. cagun aus Laguna sagt:

    Gerade Gestern haben wir uns hier, in unserer neuen Heimat, die Frage gestellt: Würden wir je wieder ein Haus kaufen? Unsere Antwort ist eindeutig ausgefallen, nein. Mal abgesehen davon, dass wir uns HIER sowieso nie ein Haus leisten können, kam mir unsere Hausbesitzerphase wie eine Geldverbrennungsphase vor. Kann man doch nie abwohnen, das ganze Geld das man in die Hütte steckt … und ständig diese Angst ums Eigentum … Aber freiwillig hätte ich unser Häuschen nicht verkauft, man hängt ja dann doch dran.

    Also dann, Augen zu und durch Frau äh Mutti! Die Bauarbeiter verschwinden auch wieder.

  6. owlternatives sagt:

    das ist ja eine supertolle Kombi im Spiegelbild heute. Ton in Ton, von der Haarfarbe bis zum Kater:)) Der Rock ist Spitze, liebe Gruesse aus USA

  7. Renata sagt:

    Oma Eis hat schöne Hände. Ja echt. Gar nicht omamäßig.

  8. Mme Ouvrage sagt:

    Sehr löblich, wenn auch schade. Für Donnerstag kann ich allerdings kein makelloses Sofa mehr garantieren. Eventuelle Rotwein- oder Tomatenflecken bitte ich dann zu entschuldigen.

  9. Sunni sagt:

    Genießen Sie die Zeit mit Oma Eis! Wundervoll, dass Sie beide so kreativ sind.
    Retusche? Klar doch, jeden Tag `nen anderen Rock draus gemacht…Manch einer hat zuviel Zeit beim Fragenerdenken,oder?Grüße aus dem Herbstregen, Sunni

  10. Tina sagt:

    Haha, Chinchilla – hab mich damals bei der Bestellung der neuen Fenster auch beömmelt ob des Namens. Wir haben uns für Mastercarree entschieden, Klassiker No.2 nach Chinchilla. dc-Fix-Folie, wie hier schon nicht namentlich erwähnt kann ich auch sehr empfehlen, haben wir auch schon in Gebrauch gehabt.

    Im übrigen kann ich Ihr Klagen über die anstehenden (oder sollte ich sagen: drohenden) Kosten zwar nachvollziehen, aber nicht verstehen. Wenn Sie wohl dringend nötige Reparaturen (Stichwort: Dach, Fenster) aus finanziellen Gründen immer weiter aufschieben, stellt sich doch für mich die Frage, ob die eigenen 4 Wände Sie so glücklich machen, wenn Sie oft nur die EUR-Zeichen in der Luft wabern sehen.
    Vielleicht doch zur Miete (jaa, ich weiß, mit drei Kindern eigentlich unmöglich was zu finden) oder Lotto spielen oder ich weiß nicht was. Aber wenn die Sorgen ums Geld und den Erhalt der Villa Sie so beschäftigen (so kommt es bei mir an) – das gibt mir zu denken.
    BIn selbst zu 50% Hausbesitzerin und habe erst letzten Monat zusammen mit Göttergatte 15 TEUR für die lange geplante Dachsanierung (75 qm) lockermachen müssen – es hilft ja alles nix. Und ich freue mich, dass unser Häusel so langsam in Schuss kommt.

    Nix für ungut und: Kopf hoch – es gibt ein Leben nach der Baustelle!

  11. minibar sagt:

    Es gibt doch so eine Art Folie, die man aufs Fenster kleben kann. Recht preiswert, wenn mich nicht alles täuscht.
    Ich werde demnächst mal ein Foto von solch einem Fenster machen, ok?

    Die Spiegelbilder finde ich echt prima.

  12. Monika sagt:

    @Tina: Dachsanierung für 15 TEuro? – Das würde mich jetzt aber wirklich interessieren wie Sie das hingekriegt haben, meine Eltern haben vor über 10 Jahren über 40TEuro bezahlt, für eine ähnlich grosse Dachfläche. Und nein, weder Dach noch Regenrinnen waren aus Gold…

  13. Sabine sagt:

    So der Morgenkaffe ist gesichert und die gute Laune auch! Ich danke Ihnen Frau äh Mutti!!! Zu der Baustelle muss ich sagen: hatten wir vor ein paar Jahren auch hier als der älteste gerade 0-1,5 war. Daran sehen sie wie lange es bei uns gedauert hat :-( für Ihn war es spannend am Fenster zu stehen und den vorbeifahrenden Baggern etc zuzuschauen, war gut für die Wortbildung würde jetzt unsere Erzieherin sagen :-) aber mich hat es manchmal auch an den Rand meiner Nerven gebracht!

    Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag und freue mich darauf neues von Ihnen zu hören!

    Gruß Sabine

  14. Jana sagt:

    Liebe Frau Mutti :)

    Ich schleiche ja schon ewig um Ihr Blog herum, hab es aber bisher noch nicht geschafft, eine der heißgeliebten Pompaduras zu ergattern.
    Solle es jemals dazu kommen, dass ich die erste bin, die mit den Armen fuchtelnd „hier“ schreit, wollte ich fragen: Wie läuft das denn? Wird sie getauscht/bezahlt/von-Muttis-Amazon-Wunschliste-erschenkt?

    Vielen Dank!
    Jana

  15. Tina sagt:

    @Monika:

    das glaube ich Ihnen gerne, dass Ihre Eltern mehr bezahlt haben – wir hatten Preisspannen von bis zu 10 TEUR in den verschiedenen Angeboten, kaum zu fassen (ok, es waren auch nur 68 qm, hab nochmal geguckt). Mal war das Gerüst deutlich teurer, der eine wollte unbedingt Dixie-Klos für seine Leute aufstellen, der näshte hat sich seinen guten Ruf nochmal zusätzlich bezahlen lassen, der eine hat höhere Lohnkosten die er weitergibt (da kostet der m/qm dann gleich ein paar Cent oder sogar 2, 3 EUR mehr …), der nächste hat die superduper-Ziegel vorgeschlagen etc. pp. – die Kleinigkeiten läppern sich, die Liste ließe sich endlos weiterführen.
    Man lernt mit jedem Angebot nur dazu :-)).
    Wir haben verglichen zwischen 4 Angeboten – es gab welche die noch etwas billiger waren – und uns für den entschieden, der einen guten Preis bieten konnte und zu dem wir auch Vertrauen hatten. War auch ein Fachbetrieb (Zimmermann), selbstverständlich mit Rechnung. Es würde jetzt den Rahmen sprengen, zu erörtern, wieviel eine Dachsanierung kosten kann/darf, warum wir dafür „so wenig“ bezahlt haben, wie der Ausgangszustand des Daches war (sprich – wie groß der Handlungsbedarf) – und was wir wirklich alles haben machen lassen und wie – und was nicht (Dachfenster z.B. nicht. Die waren noch top. Wieder mindesten 2 TEUR gespart). Und gehört ja auch gar nicht hierher.

  16. the-sun sagt:

    Liebe Frau..äh…Mutti, glauben sie niemandem der ihnen fiese DC-Fix-Folien für nicht-rein-guck-Fenster andrehen will.
    Schön, ist vielleicht billig, wird aber mit den Jahren nicht schöner und schon mal versucht sowas nach Jahren wieder abzupopeln?

    Nein nein, kaufen sie sich lieber ordentliche Fenster mit ordentlichem Ornamentglas. Chinchilla ist schön und klassisch, das wird ihnen nie zum Hals raushängen.
    Master Carre ist für die grüne Villa glaub ich zu modern, das würde ich nicht empfehlen (Und ein anständiger Tischler würde auch immer gucken, ob das gewählte Ornament ins Umfeld passt) :-)

    Lg, Britta – die Pubertät zwischen Fensterproduktion und Ornamentgläsern verbracht habend :-D

    Ps. Ich glaube ich brauch ne neue Brille, die Captchas sind so unscharf heute…

  17. Frau … äh … Mutti » Archiv » Weihnachtliches im Herbst, erneut sagt:

    […] erwähnte es bereits letzten Dienstag: die Stickmaschine rattert eifrig und Oma Eis schließt nicht minder eifrig […]