Tu was ich will.

6. Februar 2014

Ganz ehrlich?

Ich bin sehr, sehr froh, dass ich diese Schwangerschaft-Geburt-Baby-Kleinkindzeit hinter mir habe. Jedenfalls hier im Internet.

Stellen Sie sich mal vor, Sie sind ganz frisch schwanger. Sie haben eine Menge Fragen, schwanken zwischen Vorfreude, Unsicherheit und heller Panik und machen sich jetzt im www auf die Suche nach Hilfe.

Man wird Ihnen erzählen, dass es völlig egal ist, wieviel sie zunehmen. Und dass es nicht mehr als sechs Kilo sein sollten. Essen Sie, worauf Sie Lust haben und es ist wichtig, auf ausgewogene Ernährung zu achten. Sie dürfen keine einengende Kleidung tragen, aber solche, die den Bauch stützt. Und die Brüste. Die künftigen Stillbrüste, denn nur Stillen ist das Beste für das Baby. Allerdings ist Flaschenernährung auch super, weil die Eltern sich dann die Verantwortung beim Füttern teilen können. Gehen Sie zur Geburt unbedingt ins Krankenhaus. Oder ins Geburtshaus. Ober bleiben Sie doch einfach daheim, falls kein Wald vor der Tür ist. Verzehren Sie den Mutterkuchen, lassen Sie ihn zu Kügelchen pressen, pflanzen Sie einen Baum drauf und Achtung, das Ding ist eklig und Sondermüll. Lassen Sie den Damm nicht schneiden, der reisst von allein, aber denken Sie dran, ein Schnitt lässt sich besser nähen. Gebären Sie im Sitzen in der Wanne oder während Sie am Seil baumeln. Wenn Sie sich auf den Rücken legen wollen, dann ist das falsch, weil das gegen die Natur ist. Hören Sie einfach auf Ihren Körper und Ihr Gefühl und folgen Sie den Anweisungen von Hebammen und Ärzten, die müssen es ja wissen. Schreien Sie laut und veratmen sie puffend. Schön die Kräfte sparen und atmen Sie zum Muttermund aus. Schneiden Sie die Nabelschnur sofort durch oder lassen Sie sie ausbluten, entnehmen Sie umgehend Blut, falls Ihr Kind an Leukämie erkranken wird, dann brauchen Sie es. Und wenn Sie einen Kaiserschnitt hatten, dann ist das eben so, seien Sie froh, Wehen sind furchtbar. Wobei natürlich nichts über eine natürliche Geburt geht und Frauen haben seit Anbeginn der Zeiten ohne PDA oder Schmerzmittel Kinder zur Welt gebracht, sogar ohne geplanten Kaiserschnitt. Sie werden nach der Geburt total fröhlich sein, voller Energie und eine Kindbettdepression kommt eben vor. Wickeln Sie Ihr Baby in Stoff und Wolle, Frottee und Neopren, gebleichte und ungebleichte Einmalwindeln. Waschen Sie mit Seife, milder Seife, Olivenöl, Babypflegeprodukten, Muttermilch und klarem Wasser, handwarm. Schmieren Sie Babypopos niemals mit Creme ein, schon gar nicht mit einer, in der Erdöl drin ist. Nur pflanzliche Cremes und solche, in denen Lanolin drin ist. Tragen Sie Ihr Baby aufrecht liegend in Spreizhaltung auf der Hüfte, nehmen Sie dazu ein Tuch oder diverse Tragehilfen. Oder schieben Sie es in einem Kinderwagen. Schlafen Sie alle in einem Bett oder im Stubenwagen, in getrennten Zimmer im Babybett oder in der Hängematte. Lassen Sie das Baby auch mal schreien, weil das kräftigt die Lungen, aber trösten Sie sofort, wenn es mal piepst. Lassen Sie das Baby nicht impfen, denn geimpfte Kinder werden authistisch. Impfen Sie nur gegen Keuchhusten und Tetanus, aber nie in der fünffach-Kombination. Impfen Sie direkt alles nach der Geburt, das Baby ist in Gefahr. Stillen Sie, bis das Baby nicht mehr will. Oder sie. Oder die Schulpausen nicht mehr zum Stillrhythmus passen. Oder nur noch nachts, zum Einschlafen, zum Trösten oder weil das Baby Hunger hat. Karotten sind perfekt für den ersten Brei und das Baby soll selbst entscheiden, welche Nahrung es zu sich nehmen will. Kein Fleisch und wenn, dann nur püriert. Keine grünen Lebensmittel wegen Nitrit und kein Salz, Gewürz und Zucker wegen der Geschmacksknospen. Es ist unnötig, dem Kleinkind eigene Mahrzeiten zu kochen, es isst das, was Sie essen. Spielzeug nur aus Holz oder pflegeleichtem Plastik, Puppen für Jungs und Autos für Mädchen und lassen Sie die Kinder wählen, womit sie spielen möchten. Wenig Spielzeug regt die Phantasie an und richtig klasse spielen kann das Kind nur, wenn es wirklich eine Menge Spielsachen hat. Schicken Sie Ihr Kind nicht in den Kindergarten und gehen Sie so bald wie möglich wieder arbeiten, wenn schon Kindergarten, dann Waldkindergarten oder wenigstens in den Waldorfkindergarten. Der Regelkindergarten ist toll, so lange er konfessionell ist. Oder besser nicht.

Fragen Sie ungehemmt alles was Sie bewegt auf Twitter, Facebook, in Foren oder im eigenen Blog. Sie werden neben einigen wertvollen Ratschlägen unzählige Belehrungen, Beschimpfungen und Angriffe erfahren. Allen voran der Rat „Handele am Besten aus dem Bauch heraus!“, was in den meisten Fällen aber nur „Handele nach meinem Bauch, denn ich weiß es besser“ bedeutet. Als werdende oder junge Mutter kann man sich nur entscheiden, zu welcher „Mütterfraktion“ man dazu gehören will, das komische Gefühl, irgendwas vielleicht doch nicht richtig zu machen gibt es gratis dazu. Ich glaube mich zu erinnern, dass es _früher_ nur mit der älteren Generation schwierig war, wenn Oma oder Mutter etwas besser wussten. Heute beschimpfen sich gleichaltrige Mütter, nur weil die eine in Stoff wickelt und die andere bei Plastik bleibt. (was ist eigentlich aus dem Trend geworden, Babys gar nicht mehr zu wickeln und stattdessen auf Babys eindeutige „ich mach jetzt gleich in die Hose“ – Signale zu achten?)

Abschluss, pathetisch:

Ist es nicht möglich, andere Lebensweisen interessant, womöglich spannend zu finden, ganz ohne zu werten? Muss immer missioniert und gepredigt werden? Wir wünschen uns aufgeschlossenen, tolerante, neugierige Kinder. Ob wir auf dem richtigen Weg sind?

Frau Brüllen fragt und heute denke ich rechtzeitig dran, obwohl dieser Tag so ruhig und entspannend war, dass ich nichts dazu zu schreiben habe. Lieber würde ich berichten, wie ich die Welt gerettet, Krebs geheilt und den kompletten Garten umgegraben habe. Nichts davon.

Der Tag begann wie üblich: Eisentablette, Orangensaft und Kaffee am Bett. Danach blieb es üblich: aufstehen, waschen, anziehen, Spiegelbild fotografieren. Erfreulich heute: der große Sohn hatte nur eine Stunde Unterricht (die er nicht zu schwänzen gedachte) und da der beste Vater meiner Kinder auf einem Seminar in Böblingen weilt, stand ein Auto vor der Tür. Der große Sohn durfte also seine Mutter zu verschiedenen Geschäften im Nachbarstädtchen fahren. Ist ja auch wichtig für ihn, dass er seine Fahrpraxis schult. Mitte März hat er sein Abitur, Anfang September beginnt sein Freiwilliges Soziales Jahr. Falls er sich nicht entschließt, dazwischen ein bißchen die Welt zu entdecken, fallen mir wirklich viele, tolle Sachen ein, bei denen er mir helfen kann.

Der große Sohn radelte nach unserem Einkauf zur Schule, ich verstaute Eingekauftes, räumte und kruschelte vor mich hin und begann das Wunschessen der Söhne zu kochen: Hähnchenfleisch, Knoblauch, Lauch scharf anbraten, mit  Asianudeln vermengen und mit Ei überbacken. Ein bißchen Sojasoße dazu und eine nicht raffinierte aber feine Mahlzeit ist fertig.

Die Söhne kamen zum Mittagessen, räumten danach die Spülmaschine aus und wieder ein und verschwanden in ihren Zimmer. Ich verzog mich ins Nähzimmer und stickte jede Menge Bären aus der Origami-Serie, denn vor längerer Zeit nähte ich mir einen Rock, der immer ein bißchen so aussah, als fehlte ihm was.

Die Söhne verabschiedeten sich, Mittwochs gehen sie immer klettern.

Ich platzierte Origamibären am Rocksaum und begann sie aufzunähen.

(Einschub: im Nähzimmer dudelt immer irgendeine Serie nebenbei. Aktuell ist es Emergency Room. Unglücklicherweise gerade Staffel 8 in der Dr. Greene stirbt und deshalb konnte ich nicht so schnell nähen wie ich wollte, weil ich dauernd hinschauen und schniefen musste.)

Irgendwann war der Rock dann aber doch fertig und ich freue mich auf´s erste Tragen!

(es handelt sich bei dem Rock wieder um das berühmte Filtertütenrock-Modell, für das es nur diese grandiose Nähanleitung gibt. Garantiert nie ein E-Book. Tut mir leid.)

Mittlerweile wurde aus dem verdächtigen Ziehen am Zahn so etwas wie ein richtiger Zahnschmerz und ich fürchte sehr, dass ich sämtlichen Mut zusammen nehmen muss, um zum Zahnarzt zu gehen. Passenderweise war es ja Mittwoch nachmittag, da haben die Ärzte – hier auf dem Land jedenfalls – die Praxen geschlossen. Und so hoffe ich, dass ich morgen entweder genug Schmerz oder ausreichend Mut haben werde, um beim Zahnarzt den Mund aufzumachen.

Viel mehr ist heute nicht passiert. Ich habe viel im Internet herumgelesen, habe mich gefreut, dass dieses kalte, gefährliche Internet schon wieder eine Hilfswelle ins Rollen brachte, diesmal für eine Großfamilie, deren gesamtes Hab und Gut verbrannt ist. Mit großem Vergnügen habe ich den Artikel „Sind wir nicht alle Andersesser?“ von NutriCulinary gelesen. Vor ein paar Tagen teilte ich auf facebook bereits eine link zu hunderachtziggrad°, in dem es ebenfalls um´s Essen geht: Heute gibt es Schichtsalat! Oder: Auch Veganer fahren Auto! Beide haben meine Gedanken zum Thema ganz wunderbar zusammengefasst.

In der nächsten halben Stunde kommen die Kindelein nach Hause, die Tochter sehe ich damit heute zum ersten Mal. Es wird Abendessen geben (Brot und irgendwas für drauf, dazu Gurke, Paprika und Mandarinen), danach zieht sich die Jugend in ihre Zimmer zurück. Der Jüngste wird direkt schlafen, die Tochter muss mit den Freundinnnen und dem Freund per whats app den Tag im jeweiligen Praktikum teilen und der Große wird das Internet nach neuen Nachrichten leerlesen und sicher nicht vor halb eins schlafen. Der beste Vater meiner Kinder wird irgendwann zwischen halb neun und neun heimkommen, müde und hungrig wahrscheinlich. Wir werden die wichtigsten Neuigkeiten austauschen, bevor ich Wäsche aufhänge und er der künftigen Sauna weitere Grundierungs-/Lasierungs/Imprägnierungs-Anstriche verpasst.

Wahnsinnig spannend, mein Tag. Morgen wird es auch nicht  ereignisreicher, allerdings kann ich Ihnen vielleicht morgen abend zeigen, ws ich im Nähzimmer gewurschtelt habe. (falls ich nicht als Häufchen Elend nach Zahnarztbesuch schmollend den ganzen Tag auf dem Sofa liegen muss.)

Lesen Sie doch bei Frau Brüllen, was andere Menschen so den ganzen Tag über machen.

neues Kleid für´s Phone!

3. Februar 2014

Mme Ouvrage und Herr Skizzenblog haben etwas ausgetüftelt: mit wenigen Stichen und minimaler Näherfahrung können kleine Kompaktkameras oder Handys hübsch verpackt werden.

Ich habe meinem Phone ein Kleid gegönnt und dabei direkt improvisiert, denn eigentlich wird mit Filz gearbeitet. Schönen, dicken Filz hatte ich aber nicht im Haus …

… deshalb habe ich Wachstuch genommen und dieses von innen für mehr Stabilität …

… mit dem weniger schönen, aber vorhandenen Filz, verstärkt. Mme Ouvrage hat ihre Hülle …

… fein säuberlich per Hand genäht, doch dafür hatte ich keine Geduld, deshalb …

habe ich meine mit der Maschine genäht. Abnäher am Rand sorge für zusätzliche Stand.

Ob SIE ihre Tasche per Hand oder mit der Maschine nähen wollen, bleibt Ihnen ganz überlassen. Die Nähanleitung finden Sie jedenfalls bei Prophoto-Online.de als .pdf zum kostenlosen download. Vielen Dank dafür, Mme Ouvrage und Herr Skizzenblog! <3

mal eben,

1. Februar 2014

mal wieder.

Gestern abend, kurz vor elf, packte es mich. Ob das die Frühling-vorgaukelnde milde Luft von draußen war oder der vierteljährlich auftretende Umräumwahn – wer weiß das schon. Tatsache ist, dass ich unmöglich hätte ins Bett gehen können, ohne mal eben zwei Regale im Flur gegen zwei Regale aus dem Nähzimmer zu tauschen, rasch das wackelige Schuhregal rauszuschmeissen und Millionen von Handschuhem, Mützen, Buffs und Halstüchern auszusortieren. Gegen eins war ich fast fertig und konnte beruhigt schlafen gehen.

Heute morgen war es mir unmöglich weiterzuleben, wenn nicht sofort schmale Regalbretter im unnützen, weil von der anderen Seite zugebauten, Türrahmen angebracht würden. Ausserdem wollte ich diese hinter diesem netten Stoff aus dem blaugelben Möbelhaus verstecken, der mit dem knapp zwei Meter hohen Tannenbaum. Der hängt bereits in meiner Küche und ich mag ihn dort sehr, hatte deshalb einen guten Grund, mal wieder ins schwedische Möbelhaus zu fahren. (zwei Meter Stoff sind beinahe ein ausreichender Grund.)

Kurze Zeit später im Bad stellte ich fest, dass das eine Regal zu unpraktisch und dieser Schrank zu groß ist. Und überhaupt: das Bad ist wirklich kein Kinderbad mehr, das darf jetzt endlich mal hübsch gemacht werden. Und wenn wir doch sowieso Stoff für den Flur brauchen, könnten wir ja auch mal eben das Bad …

Während wir Kaffee trinkend den IKEA-Katalog wälzten, hatte ich die Idee, dass es wahrscheinlich sinnvoll wäre, wenn ich den Inhalt des Küchenvorratregals in den Schrank über der Spüle räume und dessen Inhalt in das Regal. Könnte ich mal eben tun, dachte ich, aber dann fuhren wir doch mal eben nach Badmöbeln schauen. Und weil es heute dauernd regnete, hatten viele, sehr viele und noch viel mehr Menschen die Idee, sich neue Badmöbel zu kaufen. Schon nach drei Stunden standen wir mit fünf Artikeln an der Schnellkasse und hatten trotzdem sehr viel Geld zu zahlen.

Auf der Heimfahrt knallte es fürchterlich gegen die Windschutzscheibe und ein Scheibenwischer war verschwunden. Zum Glück der auf der Beifahrerseite. Die Müdigkeit war damit schlagartig verflogen.

Daheim verabschiedeten wir die Kindelein, die sich zum Filmabend mit Freunden trafen und widerstanden nur sehr schwer dem Sofa. Doch im Nähzimmer stapelten sich ausgeräumte Stoffe auf dem Nähtisch, ein Vorhang wollte dort genäht werden und „mal eben“-Umräumaktionen verlangen eben auch immer gründliches Putzen an den Stellen, an denen vorher Schränke standen. Der beste Vater meiner Kinder schleppte sich in die Halle um ein weiteres Drittel der Saunateile zu grundieren. Zweimal müssen alle Teile grundiert werden, dann zweimal lasiert und zweimal imprägniert. (Immerhin soll die Sauna ja viele, viele Jahre in unserem Garten überstehen) Da ist es dann doch nicht schlimm, wenn es Bodenfrost gibt, zum Betonieren kommen wir sowieso nicht.

Morgen bauen wir mal eben ein paar Badmöbel zusammen, räumen aus und um und ein. Am Ende bleiben ein Regal und ein Schränkchen übrig, die dann in der Halle verstaut werden müssen. Es sei denn, mir fällt mal eben ein, wo beispielsweise das Schränkchen auch hübsch aussähe. Möbel-Tetris, immer wieder gerne. Immer spontan.

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Was Handarbeiten im Gartenhüttchen anbelangt (und ich weiß, dass Klöppeln nix mit Häkeln zu tun hat, das ist hier so ein Ausdruck für „selbst-/nachmachen“) – Wenn die Sauna steht, kommt das Hüttchen dran. Und heute fiel mir die perfekte Farbe ein!  Ich sage dann rechtzeitig Bescheid, wann ein Handarbeitskränzchen im Hüttchen stattfindet, dann können wir ja was planen. Es braucht auf jeden Fall Sommer und Wärme, weil da hinten im Garten ist es schattig.