Wenn
3. März 2014
ich mal richtig viel Zeit habe, mache ich all das, was ich dem großen Sohn gerade vorschlage. Der große Sohn hat nämlich ab Ende März bis Anfang August freie Zeit zur Verfügung. Und obendrein, dank einer großzügigen Oma, die zur Volljährigkeit ein prall gefülltes Sparbuch überreichte, auch finanzielle Möglichkeiten, die Welt zu entdecken.
Würde er auch gerne. Aber nicht alleine. Und so träumt er davon, vor dem Weißem Haus zu stehen, während sein Freund und möglicher Reisegefährte sich mit Rucksack irgendwo in Süd/Ostasien sieht. Was allerdings dem Sohn dann doch zu fremd ist, zu weit weg. Da sie aber beide eher Träumer und „wir könnten ja mal …“-Menschen sind, kann es passieren, dass diese wunderbare Zeit, dieses Geschenk, einfach … zerrinnt.
„Sohn!“, sprach ich, „Ihr wandert doch beide gerne. Lauft doch den Jakobsweg! Da trefft ihr Menschen aus vielen Ländern der Welt, findet unterwegs Unterkunft und meistert eine echte Herausforderung, ohne jenseits jeglicher Zivilisation zu sein.“
„Hm. Och jo.“, antwortete der große Sohn, „Schon irgendwie, aber man kann ja mit dem Freund nicht wandern, der jammert ja immer so.“
„Wie wäre es mit Korsika? Berge! Lanschaft! Strand! Meer!“, schlug ich vor. „Oder Mallorca! Das soll im Fühling echt grandios sein und Mallorca ist ja eben nicht nur Ballermann und saufen!“ (als hätte ich Reisekataloge auswendig gelernt)
„Aaaach. Ich weiß nicht. Vielleicht ja oder auch nicht. Mal sehen.“ Der große Sohn blieb eher schwammig, von Entscheidungsfreude keine Spur.
Letztes Wochenende traf ich die Mutter des Freundes.
„Und?“, fragte ich sie, „Wie sieht es bei Euch aus? Was macht der Freund denn jetzt nach dem Abi?“
„Keine Ahnung“, klagte sie und fasste kurz obigen Dialog zusammen, denn sie genaus auch mit ihrem Sohn geführt hatte. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Freund nicht mit dem großen Sohn wandern kann, weil der große Sohn immer so jammert.
Sie werden dann wohl nicht gemeinsam wandern, wir könnten das Ausschlussverfahren starten.
*****
Und weil ich gerne einen Plan B im Ärmel habe, also einen Plan B für den Fall, dass der große Sohn nicht in die Hufe und die in die Ferne kommt, unterbreitete ich ihm einen Vorschlag: Das Stück im Garten zwischen unserem und dem Nachbarhaus soll wieder Gemüsegarten werden, muss aber vorher sehr gründlich bearbeitet werden. Und das Stück Garten, auf dem mein Gartenhüttchen stehen soll, muss eingeebnet werden, der Boden muss gepflastert werden und letztlich muss das Hüttchen auch noch aufgebaut werden. Das alles muss bis Anfang April geschehen sein. Ich habe einen Betrag genannt, den ich zu vergeben habe. Und die Möglichkeit erwähnt, den Freund als Hilfe anzuheuern.
Der große Sohn bewegt diesen Vorschlag nun in seinem Herzen, ist aber nicht gänzlich abgeneigt.
Warum ich einen solchen Vorschlag mache? Weil ich weiß, dass ich sehr gereizt sein werde, wenn der große Sohn ein Vierteljahr daheim einfach nur rumhängt. Und er wird gereizt sein, weil Rumhängen eine Woche Spaß macht, man aber nach dieser Woche derart erholt vom Rumhängen ist, dass man Beschäftigung sucht. Weil der beste Vater meiner Kinder noch immer nicht die Berufstätigkeit zugunsten harter Gartenarbeit aufgeben will und ihm somit ständig Zeit fehlt. Genau wie mir, obwohl ich doch den ganzen Tag daheim bin und Kaffee trinke, so als Hausfrau.Weil ich recht bald mein Gartenhüttchen haben will, aber beim Aufbauen eher ungeschickt bin. Ich kann es immerhin lasieren und hübsch machen. Weil die ganze Familie von einem ertragreichen Gemüsegarten profitiert.
Ich hoffe also auf viele Fliegen mit nur einem (Vor)Schlag.
3. März 2014 um 15:30
England, Irland, Schottland wäre doch auch bestimmt toll. Das kann man sowohl mit als auch ohne wandern machen.
3. März 2014 um 15:53
Jaja, Taktik will gelernt sein ;-)
Ich übe mich auch täglich…
LG,
Kathrin
3. März 2014 um 16:49
Jaja, das kenne ich. Auch mein Tochterkind hatte letztes Jahr von April bis Ende August frei. Sinnigerweise hab ich dann meinen OP-Termin auf Anfang Mai gelegt und brauchte hinterher 7 Wochen lang einen Chauffeur und eine Haushaltshilfe. Damit war sie hinreichend beschäftigt. Danach ist sie mit ihrem Freund noch ein paar Tage ins Sauerland gereist und war Ende August heilfroh, dass ihr Leben wieder geregelter wurde.
3. März 2014 um 18:00
Boah, Jakobsweg… Ich bin dann mal weg, ;-). Nein, echt jetzt. Jetzt, wo ich das gelesen habe, wäre ich am liebsten aufgestanden und losgegangen…
Aber früher war ich auch so wie Ihr Sohn — und heute bereue ich es. Weshalb nun die ganze Familie gezwungen ist, für drei Jahre nach China zu ziehen, damit die Mutter endlich zu ihrem Abenteuer kommt, ;-).
So long,
Corinna
3. März 2014 um 19:00
das wird ein sehr hübscher Garten mit viel Gemüse werden ;-)
3. März 2014 um 19:41
Ich plädiere für Hochbeete. Kein umgraben, kein Bücken!
3. März 2014 um 20:51
Genauso hier!
Ideen, Vorschläge und Tipps werden mit „mal sehen“ oder „joa, vielleicht“ (gleichbedeutend mit „moaah, was wollen die denn schon wieder“) abgetan.
Ich sehe den (laut Lehrerin „schönsten Sommer eures Lebens“) Sommer an uns vorbei ziehen, mit mauliger und nöliger Jungerwachsener die nicht in die Strümpfe kommt.
3. März 2014 um 20:53
Island! Mit Wow-Air ab Berlin günstigen Flug… Im Sommer grandios… Englisch reicht … Mega-Natur … Hauptstadt-Partys usw….. 2007 hab ich mit Seeds Iceland an einem internationalem Workcamp und dann selbst den Laugavegur erwandert. Mich natürlich mit Offroad-Bus noch ein Stück bringen lassen… 2009 Hochzeitsreise mit Mietauto 1x rundrum und 2012 Südisland und Reykjavik zu Festivals. Bei Fragen einfach mailen
4. März 2014 um 07:13
Sehen Sie es doch als Experiment, wie lange der Sohn es aushält, „keine Ahnung“ zu haben. Zählen Sie die Tage seines Nichtstuns. Das kostet natürlich Nerven. Sicher.
Wäre aber auch eine Gelassenheitsübung.
(Ich habe leicht reden: Hier sind ja NUR Faschingsferien.)
4. März 2014 um 20:21
letztendlich habe ich die zeit zwischen abi und der folgenden zeit auch so verbracht: mit hilfe zuhause. den halben haushalt habe ich gemacht, wäsche, betten, einkauf, manchmal kochen. hat mir nicht geschadet, im gegenteil, ich hab ne menge gelernt. zum wegfahren war ich nicht mutig genug.
vielleicht schafft der große sohn ja beides, erst den garten, und dann mit dem freund in die welt.
5. März 2014 um 04:15
Guten Abend Frau… Mutti!
Als stumme Mitleserin möchte ich nun doch einmal hallo sagen. Sollte der grosse Sohn sich doch noch entscheiden, eine Reise zu tun, kann er gerne eine Weile bei uns in Merida, Yucatan unterkommen!
Beste Grüsse,
Katharina (In Mexiko verheiratete Vorarlbergerin)