Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?
5. März 2014
Frau Brüllen fragt, ich antworte.
Nachdem zwei Drittel der Kindelein das Haus verlassen hatten, legten wir uns nochmal hin. Der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib kränkeln leise vor sich hin. Ein grippaler Infekt – zu wenig, um richtig krank zu sein, zu viel um sich super zu fühlen. Wir schliefen bis halb neun, der Gatte verabschiedete sich und ich kroch aus dem Bett in meine Klamotten und vor den Spiegel für das heutige #609060

Nach Kaffee und Frühstück begann ich das Nähzimmer aufzuräumen. Irgendjemand zieht immer sämtliche Stoffe aus dem Schrank, stapelt sie auf Tisch und Bügelbrett und räumt sie nicht mehr weg. Danach gab ich Geld für Lebensmittel- und Haarfarbe aus, beides schön leuchtend bunt, ich vorfreue mich sehr. Ich schrieb eine Rechnung und schickte sie weg, diesmal sogar im richtigen Format und über den richtigen Zeitraum. Das Buchhaltungsgen hat mir Oma Eis nicht weitergegeben. Ich bloggte über das Fasten und kämpfte ein Schokoladenhüngerchen nieder.
Mittlerweile war auch der große Sohn aus dem Bett geklettert, hatte gefrühstückt und brauchte Beschäftigung. Wir bestellten ratzfatz zwei Hemden für die anstehenden Abitur-Feierlichkeiten. Etliche Stunden hatten wir im Laden verbracht und gingen letztlich mit leeren Händen. Immerhin aber mit einem Zettel, auf dem die Hemdengröße stand und so war das Aussuchen schnell erledigt. Nun muss nur noch der Liefertermin passen.
Wir teilten uns die Arbeit in der Küche: ich bereitete das Mittagessen zu, der Große brachte die Küche danach wieder in Ordnung.

Das Mittagessen ist übrigens eines der Lieblingsessen der Kindelein. Und ich koche das gerne, weil es so rasch nebenbei geht und das muss eben auch manchmal sein, vor allem, wenn man nicht so ganz fit ist:
Jede Menge TK-Spinat wird aufgetaut und mit jede Menge Gorgonzola und ein bißchen Sahne vermengt. In dieses Gemisch schüttet man sehr viele vorgekochte Tortellini, wir nehmen am Liebsten Käsetortellini. Darüber kommt soviel frisch geriebener Parmesan, wie es das Ernährungsgewissen zulässt und das Ganze wird so lange im Ofen überbacken, bis man es nicht mehr aushalten kann.

Kalorien hat dieser Auflauf natürlich keine, die sterben beim Überbacken. Und Spinat ist ja auch sehr gesund.
Nach dem Mittagessen hatten ein paar meiner Kinder Hausaufgaben zu erledigen, andere mussten rasch für mich zur Post. Ich selbst wurschtelte im Nähzimmer vor mich hin, suchte die Schablonen für Osterhasen, fand sie und legte sie wieder weg, legte Stoffkombinationen zusammen und knüllte sie wieder in den Schrank, räumte ein paar Sachen von links nach rechts und war sehr froh, als die ehemalige Freitagsfreundin mit mir einen Kaffee trinken wollte. Endlich eine sinnvolle Beschäftigung.
Richtig fröhlich waren wir allerdings nicht, zu sehr sind wir erschrocken und traurig über das Schicksal von Menschen, die wir beide sehr mögen. Ungaublich, was die aushalten müssen. Hilflosigkeit ist ein fieses Gefühl. (verzeihen Sie mir die vagen Worte hier. Ich kann nicht klarer schreiben, weil ich eine Privatsphäre schützen will, muss aber ein bißchen Druck rauslassen.)
Die Freitagsfreundin verabschiedete sich später als sie es wollte und ich ging ein bißchen raus in meinen Garten. Nichts bringt mich besser zurück und macht mich zufriedener, als ein bißchen im Garten zu sein.
Demnächst kommen die Kindelein und der beste Vater meiner Kinder heim, die einen vom Klettern, der andere von der Arbeit. Unglücklicherweise hat er nicht meine Stickmaschine dabei, die ist wohl immer noch nicht fertig repariert, was sehr, sehr schade ist. Und mit „sehr, sehr schade“ meine ich „scheiße“, denn eigentlich bräuchte ich sie jetzt dringend.
Der Abend wird kurz, mein Bett ruft jetzt schon. Vielleicht leiste ich auch ihm

auf dem Sofa noch ein bißchen Gesellschaft.
Hab ich ein langweiliges Leben …
5. März 2014 um 19:16
Endlich! Endlich setzt sich die Erkenntnis, dass Kalorien beim Kochen sterben, durch. Übrigens kann man sie totschlagen (Sahne für den Kuchen), sie erfrieren in der Tiefkühltruhe, sie ertrinken in der Suppe, verbrennen beim Backen.
Ich sag’s ja, Kalorien sind nicht im Essen, das sind die kleinen Biester, die im Schrank sitzen und nachts die Kleidung enger nähen.
Liebe Grüße
Frau Frosch
5. März 2014 um 19:26
„Kalorien sterben beim Überbacken…“ Ich krieg mich vor Lachen nicht mehr ein.
Das mit den Freunden, was auch immer es ist, tut mir leid.
Liebe Grüße, Nicole
5. März 2014 um 19:33
Ach, die Kalorien sterben beim Überbacken!
Endlich sagt es mal jemand, ich habe es ja schon immer vermutet :-)
Danke für den Einblick in Ihr Leben (und damit auf das, was in wenigen Jahren auch auf uns zukommt).
Herzlicher Gruß,
Britta alias huntjeblöm
5. März 2014 um 20:30
Ich finde Ihr Leben durchaus erstrebenswert, vor allem wegen des Auflaufs und des die Küche aufräumenden Nachwuchses. Und des Nähzimmers. Und der Freitagsfreundin, die Kaffeetrinken vorschlägt.
Besten Gruß
Cati
5. März 2014 um 20:58
…und wieder was gelernt! Danke, danke, danke!!! Die im Backofen sterbenden Kalorien machen mein Leben im doppelten Sinn leichter – juhu!
Liebe Grüße
Brigitte
5. März 2014 um 21:31
Supergeil, die Kalorien sterben im Backofen!
GlG,
Kathrin
6. März 2014 um 10:28
Noch jemand hier der schallend lachte über das Hinleben die Kalorien im Backofen. Die Stoffe die jemand ausräumt und verteilt sind mir ebenfalls bekannt, die Entschlussfreudigkeit ein Nähprojekt anzugehen ebenfalls. Köstlich! You made my day!
LG
me3ko
6. März 2014 um 14:06
ok, ok… ich bin nicht die einzige im bloggeruniversum, die sich an dem satz „Kalorien hat dieser Auflauf natürlich keine, die sterben beim Überbacken“ aufhängt, nach luft schnappt und sich brüllend vor lachen am boden rollt! das ist ja wohl der beste satz überhaupt!
Liebe … äh… Mutti, Sie haben überhaupt so eine erfrischende art zu schreiben, dass es eine Freude ist, an Ihrem „langweiligen“ leben Anteil zu nehmen… das ist übrigens nebenbei bemerkt nicht wirklich langweilig. einfach echt. Weiter so! danke!
kathrin
6. März 2014 um 17:37
Ich finde es wirklich klasse, dass Sie sich all diese Mühe machen und die Informationen aufbereitet für uns präsentieren. Weiter so!
7. März 2014 um 09:23
Herrlich normal klingt Ihr Leben, genauso mag ich es. Und- vielen Dank für das Foto und den daraus entstandenen Mut, mir doch die pinke Strumpfhose zu kaufen, die ich neulich gesehn hab und super fand, aber dachte ich wäre zu alt und nicht der Typ dafür ( bin 43, mit ähnlicher Frisur und gleicher Haarfarbe wie sie). Heute wird sie gekauft, die Strumpfhose :)
LG aus dem Norden
8. März 2014 um 18:13
Leider vergaß Frau Mutti zu erwähnen, dass der besagte völlig kalorienfreie Auflauf süchtig macht…oder zum Glück…(er klappt auch sehr gut mit Roquefort in Ermangelung von Gorgonzola,tote Kalorien etwa gleich)
13. März 2014 um 20:26
Herzlichen Dank für das Spinat-Gorgonzola-Rezept.
Hab es nachgekocht und denke, dass es lange eines meiner Lieblingsspeisen sein wird.