gewettert

25. August 2009

Sie tut´s schon wieder, die Mutti, sie schreibt über´s Wetter. Aber – tschuldigung – das geht eigentlich gar nicht, das Wetter. Ich bin mir auch ganz sicher, dass es früher solches Wetter noch nicht gab. Das ist eine neumodische Erfindung, wahrscheinlich ein Virus aus dem Internet.

Wenn man durch die geschlossenen Fenster nach draußen schaut,  beginnt man automatisch zu frösteln. Der Himmel ist grau mit einem fahlen Gelbstich, irgendwie leichenfarben. Die Blätter an den Bäumen hängen schlapp herum, die Blütenfarben wirken gedämpft, der Griff nach Fleecejacke und Wollsocken folgt automatisch.

Öffnet man dann Fenster, um den Raummief rauszulassen, wundert man sich ein bißchen. Eigentlich hat man sich auf eine kühle Brise eingestellt. Und in Erwartung dieser Brise die Jacke vor dem Bauch übereinandergeschlagen und die Arme um den Körper gewickelt. Und die Hände in die Jackenärmel hochgezogen.

Die kühle Brise kommt aber nicht.

Statt dessen kommt ein Schwall feuchter Luft in Körpertemperatur, der die Fleecejacke augenblicklich an den Körper klebt und einen Schweißfilm in den Nacken zaubert.

Jede unvorsichtige Bewegung, ein Wimpernaufschlag zum Beispiel, oder das Heben und Senken des Brustkorbs beim Atmen, führt zu weiteren Schweißausbrüchen. Der Schweiß kann aber nicht verdunsten und den Körper kühlen, weil die Luft nasser als der Schweiß ist. Und wärmer.

Der Kreislauf sagt deshalb: „Du kannst mich heute mal gern haben, ich leg mich flach“ und  der Kopf sagt „Ohne Kreislauf kneif ich dir von innen in die Schläfe.“ Die Augen pienzen rum, weil sie nicht wissen, ob es eigentlich hell oder dunkel ist und die Frisur ist mir heute auch nicht gelungen. Auch daran ist das Wetter schuld. Wahrscheinlich.

Und wenn jetzt eine gute Fee käme, die mir einen einzigen Wunsch gewähren würde, dann wünschte ich mir: Schlaf. Ein traumlose, durchgeschlafene Nacht, sieben Stunden am Stück süßer Schlaf, dem ein erfrischtes Aufwachen folgen kann. Graues Wetter macht Schlafmangel noch grauenhafter.

8 Kommentare zu “gewettert”

  1. Frau_Mahlzahn sagt:

    Ich muss korrigieren, es ist nämlich nicht so, dass es früher _das_ Wetter noch nicht gab — sondern es gab schlicht und ergreifend das Wetter noch nicht. Also, ich meine: das Wetter als Gesprächsthema. Weil es darüber nämlich gar nichts zu reden gab, das war nämlich einfach nur.

    Und zwar: normal.

    Aber _das_ Wetter, das da, das einem entweder überflutete Keller oder Migräne oder Jacke im Hochsommer beschert, davon könnte ich auch einiges erzählen. Abendfüllend.

    So long,
    Corinna

  2. Frauke von WASANDRES sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    Ich stimme Dir uneingeschränkt zu!

    Frauke von WASANDRES

  3. Geli sagt:

    …ach herjeh, das klingt alles nach so viel Hitze und Feuchtigkeit, daß ich gerade dabei bin, einige Sonnenstrahlen, deren wir hier ja seit Wochen so viele haben, einzubündeln und zu euch zu senden–als Trockner und so ;-)…jedoch kann auch ich bestätigen, *dieses Wetter* war früher eben anders…einfach Sommer und Sonne und alle anderen Jahreszeiten hatten auch nur die Erscheinung, wonach sie benannt wurden, heute stimmt da nix mehr…aber wo stimmt schon heute noch etwas?…ich denke nach und finde kaum etwas…lG …also durchhalten wäre da die Devise…

  4. Daniela sagt:

    Und jetzt stellen Sie sich vor, dass dabei das Emilkind an Ihnen klebt und schwupps: schon fühlen Sie sich leicht, unbeschwert und es ist merklich kühler geworden.

    :-)

  5. Allerleirauh sagt:

    Ja,ja, Sie haben meine volle Zustimmung!

    (Captacha sagt: morge gomorrah – muss mir das Angst machen?)

  6. Allerleirauh sagt:

    *urks* – more nicht morge (meine Tastatur und ich, wir können manchmal nicht so gut miteinander ;-))

  7. Zimtapfel sagt:

    Hier auch. Eklig schwülwarm, alles klebt (und ausgerechnet bei so einem Wetter muss man Büroumzüge machen). Seit ca. zwei Stunden fallen hin und wieder ein paar Regentröpfchen vom Himmel, aber zur Abkühlung tragen die nicht wirklich bei.

  8. Javea sagt:

    Fahren Sie nach Cairns, Australien. Kommen Sie in einem wunderbar klimatisierten Flughafen an. Setzen Sie einen Fuß nach draußen und… haaach. 37 Grad im Schatten, Luftfeuchtigkeit irgendwo nahe der 100%. Esdauert etwas drei Sekunden, dann fühlen Sie sich wie frisch geduscht- nur klebriger. Schlafen Sie vier Nächte auf einem Campingplatz im Auto, alle Türen offen, verstaut in einem Sleepy. Wenn Sie mögen, lassen Sie sich dabei noch von Mücken zerstechen und lauschen Sie dem prasselnden Regen, der alle zwei Stunden einsetzt, weil die Luftfeuchtigkeit zu hoch geworden ist.

    Daran denke ich bei solchem Wetter zurück und schlagartig finde ich es gar nicht mehr ganz so schlimm. Wirkt, ganz ehrlich! :D