Das Faltboot in Seenot

19. November 2008

Früher habe ich Kinder in Zeltlagerfreizeiten betreut, späterhin auch Lagerfreizeiten geleitet. Bei der letzten Leitung war ich im sechsten Monat schwanger mit dem großen Kind, der letzte „Notfall-einspring-Einsatz“ in einem Zeltlager war mit drei Kleinkindern, das jüngste Kind gerade mal ein halbes Jahr jung.

Ich denke gerne an die Zeltlagerzeiten zurück. An Gesang am Lagerfeuer, an Schnitzeljagden durch den Wald, an Bachwanderungen mit bis zum Rand mit Wasser gefüllten Gummistiefeln, an Wasserschlachten, an Heimwehkinder, Schminktage, Kinderdisco, Haare färben mit Krepppapier, Lagerolympiaden, Bastelnachmittage und Stehgreifspiele.

Stehgreifspiele sind Spiele, die man sich mal eben aus dem Ärmel schüttelt, wenn sich Langeweile breit macht. Bei längeren Fahrten zum Beispiel. Oder beim Warten auf irgendetwas Tolles.
Ich zeige Ihnen mal eines meiner Liebsten: Das Faltboot in Seenot

Als Kapitän Fürchtnix mit seiner Papierbraut über das blaue, weite Meer segelte, ahnte er noch nichts von dem fürchterlichen Unglück, das ihn erwartete und das sich hinter seinem Rücken zusammenbraute.

(lassen Sie das Boot gemütlich auf und ab schaukelnd herumfahren)

Dunkle, beinahe schwarze Wolken zogen auf und verschluckten das Sonnenlicht. Welle um Welle türmte sich auf und die Papierbraut hüpfte auf den Wogen als sei sie aus federleichtem Papier gebaut.

(Lassen Sie das Boot heftig auf und ab schaukelnd fahren)

Kapitän Fürchtnix runzelte die Stirn und warf finstere Blicke gen Himmel, doch es half nichts. Der fürchterliche Sturm hatte die Papierbraut in seinen Klauen, warf sie hin und her und das Undenkbare geschah! Das Heck brach ab und versank in den Fluten!

(reißen Sie eine Seite des Papierbootes ab)

Die Papierbraut begann zu trudeln und zu schlingern, das Wetter war unbarmherzig. Eine riesige Welle türmte sich auf, schlug über dem Schiff zusammen und riss den Bug mit sich in die Tiefe!

(reißen Sie die andere Seite des Bootes ab)

Kapitän Fürchtnix befahl seine Mannschaft in die Rettungsboote. Die Papierbraut war rettungslos verloren. Ein greller Blitz fuhr vom Himmel herab und zerschmetterte den Mast.

(reißen Sie die Spitze des Papierbootes ab)

Das Rettungsboot mit Kapitän und Mannschaft schaukelte wie eine Nussschale auf den Wellen davon und die Papierbraut versank in der tosenden See.

(lassen Sie das Boot „untergehen“, vielleicht unter die Tischkante)

Der Sturm beruhigte sich in der Nacht und als am nächsten Morgen sie Sonne aufging, war von dem Unglück, das hier geschehen war, nichts mehr zu sehen.

Nur ein kleines Hemd schaukelte noch auf den Wellen.

(wenn Sie die Reste des Bootes auseinanderfalten und zusammenlegen, erhalten Sie das Hemd. Vorher üben!)

Nun, liebe Kindelein, ich frage euch … geschah das Unglück im Sommer oder im Winter?

(das Hemd hochhalten, dann unter dem Tisch verstecken, aufklappen, um 90° drehen und erneut zusammenfalten)

Es geschah natürlich im Sommer, denn im Winter hätte das Hemd lange Ärmel gehabt:

Anschließend ausreichend Papier zum Falten von Booten bereit halten.

Viel Spaß beim Spielen.
(und vorher mal falten, reißen und rumklappen üben!)

9 Kommentare zu “Das Faltboot in Seenot”

  1. Chris sagt:

    Liebe Frau… äh… Mutti,

    das kenne ich sogar noch sehr viel erweitert :o)

    Die Geschichte ist:

    Vater, Mutter, Sohn und Tochter (gefaltet) machen einen Sonntagsausflug, mit dem Boot. Sie kommen in eine Stadt, wo sie shoppen gehen. Für Frau Mutter eine neue Tischdecke bekommt (gefaltet), der Sohn einen Norwegerpulli (gefaltet). Danach gehen sie Segelboot fahren auf dem See (gefaltet). Plötzlich fällt der Mutter die Handtasche (gefaltet) ins Wasser. Darauf meint der Vater: „Du bist aber auch eine alte Schachtel!“ (gefaltet).

    Zeigen geht schlecht, hm?!

  2. Erzangie sagt:

    *staun* ich bin begeistert. Das geb ich an meinen Pubertätsengel weiter, die Kinderferienfreizeiten betreut und sowas aufsaugt wie ein Schwamm. Kann man ja immer mal brauchen, so ne Idee. Danke dafür, liebste Frau..äh..Mutti.

    Viele Grüße
    Erzangie

  3. smokediver sagt:

    Vorzüglich, ich bin begeistert. Das muss ich mir unbedingt merken, betreue ich doch, wenn auch selten, mal ne Horde Kinder. Jetzt muss ich nur noch lernen, wie man so ein Bötchen faltet, aber das krieg ich auch noch hin.

    Gruß

    smokediver aka (Ex)burning horse

  4. Musematschka sagt:

    Das ist ja großartig!
    Danke dafür!

    Wie konnte ich nur bislang ohne überlebt haben?!! Ich warte gespannt auf den nächsten Miristsolangweiligmoment mit mehreren Kids…

  5. berliner luft und ostseewelle sagt:

    Das ist aber eine schöne Fotostory! Ich kenn das auch, es ist immer der Renner!

  6. tanja sagt:

    Nochmal, nochmal! :D

  7. Cornelia sagt:

    Toll:ok: , wunderschön :) , vielen Dank.
    Das werde ich mir merken, denn obwohl die Kinder größer werden, sind sie manchmal für so was doch ganz dankbar. Warten kann ja sooooo langweilig sein.

  8. Ulrike sagt:

    Zuuugaaabe! Zuuugaaabe! Den kann das Töchterlein nächste Woche für's Praktikum im Kiga prima brauchen. Müssen wir morgen gleich üben … danke für`s zeigen. :D

  9. Evelyn74 sagt:

    ECHT SUPER!!! Noch nie gesehen, sowas! Schau überhaupt immer wieder gern hier vorbei! Lg