Erst nachdem

21. November 2008

ich nun schon zwei Wochen im neuen Schlafzimmer, dem ehemaligen Zimmer der Nomadentochter (und ganz früher mal in dieser Reihenfolge: Küche, Spielzimmer, Arbeitszimmer, Nähzimmer), schlafe, weiß ich die ruhige Abgeschiedenheit des klammen Kellerraumes, in dem das Schlafzimmer vorher war, zu schätzen.
Gegenüber des Schlafzimmers ist nämlich die Kindergarderobe, an der sich jeden Morgen drei Kinder fröhlich mehr oder weniger laut vor sich hinschwätzend Schuhe und Jacke anziehen. Heute morgen weckte mich ein „Wer hat Angst vor´m schwarzen Mann?!“ und gerade wollte ich zaghaft „ich“ unter dem Deckbett hervormurmeln, als schallendes Gelächter und ein „weißt du noch, das haben wir früher immer im Leichtathletik gespielt!“ hinterher kam. Ein Kater kratze an der Tür und verlangte Einlass und ein Kind sprach: „Psssscht Matze! Mach nicht solch einen Lärm, die Mama schläft doch noch!“ Tat sie nicht.
Kurz darauf knallte die Haustür ins Schloß. Da die Tür zum neuen Schlafkämmerchen einen Glasscheibeneinsatz hat und eher alt und ausgeleiert in ihren Angeln hängt, ist dies jeden Morgen ein hübscher kleiner Adrenalinstoß, denn das Knallen der Haustür lässt die Glasscheibe scheppern und ich sehe sie in tausend Scherben fliegen.
Nach der Haustür rummste das Hallentor. Zum ersten Mal. Denn es ist so: zuerst verlässt das jüngste Kind das Haus durch die Haustür. Danach fährt die Mittlere mit dem Rad los, durch die Halle. Fünf Minuten später folgt ihr der Große. Der muss allerdings erst im Flur mit seinem Vater ein paar wichtige Dinge klären, ihm zum Beispiel erzählen, was damals in der dritten Klasse dieses Mädchen aus der anderen Klasse gesagt hat, als … wasweißich. Jeden Morgen. Mittags ist er eher maulfaul, aber das ist ein anderes Thema.

Als alle Kinder das Haus verlassen hatten und die Katerlinge das Maunzen und „lass-uns-rein-unsere-Pfoten-sind-beinahe-sauber“-Jammern aufgegeben hatten, orderte ich eine Kaffee beim Roomservice und schwelgte in alten Schlafzimmererinnerungen. Scheinbar habe ich ein Umräum-Hormon. So wie es das „ach, Schwangerschaft, Geburt und die ersten siebzehen Lebensjahre waren doch gar nicht so schlimm, lass uns noch ein Kind machen“-Hormon gibt, das für gnädige Amnesie sorgt. Ich muss mir zum Beispiel dringend in Erinnerung rufen, dass ein nicht unerheblicher Grund zum Zimmertausch der war, dass die Bettwäsche immer ein wenig klamm war. Oder dass ich nachts lieber nur mit zweibeinigen haarigen Lebewesen kuschele und die achtbeinigen gerne draußen bleiben dürfen. Und dass es für die Kindelein nun viel leichter ist, uns am Wochenende zu wecken und Kaffee ans Bett zu bringen. Vor allem das Wecken ist viel leichter geworden.

Doch das habe ich, glaube ich, schon erwähnt.

Ein Kommentar zu “Erst nachdem”

  1. der allerbestern Freundin sagt:

    Hab ichs nicht gesagt? Ha!

    Sehr freundlich, dass ich jetzt in klammer Bettwäsche und mit Krabbeltieren schlafen kann. Dafür habe ich jetzt am Morgen Ruhe und muss den Jüngsten nicht diskret darauf hinweisen, dass Besuch da ist!!! :cool: