Adventsbloggen, 2. Dezember

2. Dezember 2025

Vermutlich wiederhole ich mich, aber ich muss es nochmal sagen: ich mag meinen Geburtstag und das Älterwerden tut mir nicht weh. Ein bißchen wehmütig vielleicht, weil ich mich damals, als ich jung, stark, straff und unbeschwert war, selbst nicht so mochte. Aber jetzt mag ich mich um so mehr. Faltig, mit den ersten silbernen Fäden im Haar und naja, es wackelt und wabbelt überall, wenn ich mich bewege.

Ich habe den Tag sehr gemütlich verbracht, habe die Familie zu Kaffee&Kuchen und die Freunde zum Abendessen begrüßt. Die Kindelein schenkten mir die Blumenvase, die mir seit zwei Jahren gefällt und die ich der Tochter in Berlin zeigte. Und die ich mir beinahe letzte Woche wegen Black Dingsbums und 35% Rabatt selbst gekauft habe. Dann zum Glück doch nicht, weil ich sie mir zur neuen Küche nächstes Jahr schenken wollte.

Die Freundin überreichte mir ein Blümchen zum Anstecken, der Gatte buk mir köstlichen Kuchen und schenkte mir einen neuen Akku für mein Fahrrad. (den hätte ich sowieso bekommen, er kam halt passend an)

Viele, viele, SEHR viele Glückwünsche trudelten auf verschiedensten Kanälen ein und nach dem dritten Glas Sekt fühle ich mich jetzt sehr wohlig und gut. Danke Ihnen da draußen!

Während des Kaffeetrinkens klingelte das Telefon. Doch statt der erwarteten Gratulation wurde ich von der MFA der Hausärztin meines Schwiegervaters gefragt, ob ich die Frau sei, die immer die Rezepte bestellen würde? Es sei nämlich vermutlich bei einem Medikament eine höhere Dosis nötig und ich solle doch mit meinem Schwiegervater zum Blutdruck messen vorbei kommen. Sie wisse, dass er das ungern täte, aber besser wäre es schon. Mein Schwiegervater geht nicht gerne zum Arzt (wer tut das schon), doch da es sein Ziel ist, gesund zu sterben, geht er halt mit. Zack, hat der Dezember einen neuen Termin, denn zu Arztbesuchen begleite ich ihn. Zum einen weil er fast vollständig gehörlos ist, zum anderen weil er vor lauter Peinlichkeit und „sich nicht wohlfühlen vor fremden Menschen“ so viele Witzchen und Sprüche von sich gibt, dass ein Arztgespräch kaum möglich ist.

Ich bin seit April übrigens offiziell als pflegende Person für meinem Schwiegervater eingetragen. Als er Ende März für ein paar Tage auf der Kippe stand und es nicht klar war, ob und wie er wieder allein leben kann, mussten wir Lösungen finden. Ich habe entschieden, dass es an der Zeit ist, die viele, viele Zeit, die meine Schwiegereltern uns und unseren Kindern schenkten, „zurückzuzahlen“. Und so begleite ich ihn zu Arztbesuchen, räume bei ihm auf, sortiere seine Schränke aus (auf seinen Wunsch natürlich), putze was anfällt, werfe einen Blick in seinen Kühlschrank, kaufe ab und zu ein und leiste ihm Gesellschaft. Die Putzerei bräuchte ich nicht, die macht mir daheim schon keinen Spaß, aber die Gesellschaft genieße ich sehr.

So. Komplett abgeschweift. Aber so geht ja dieses Tagebuchbloggen :)

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